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gestiegen. Als sie aber Hand an den Mond legen wollte, habe er sie in seine Arme geschlossen und halte sie jetzt noch gefesselt1. Ja die Kiebinger werden noch heutigen Tages als „Mondfanger und Stangenstrecker" geneckt, weil sie einmal den Mond aus dem Neckar herausfischen und ein andres Mal den Mond mit einer Stange vom Himmel stoßen wollten, wie einen Apfel vom Baum“ (!). War so der Mondbaum oder seine Frucht für Menschen begehrenswert, so war es eine ganz natürliche Vorstellung, daß selbst überirdische, himmlische Wesen Verlangen nach ihm trugen.

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Wie der Mond Inbegriff aller Weisheit ist, so kann er, was er selbst ist, auch andern mitteilen und daher „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen" was Gut und Böse hier bedeutet, davon weiter unten! oder Baum der Weisheit heißen. Er ist auch ein Baum des Todes. Das Essen von ihm, ja schon die Berührung (Gen. 2, 17; 3, 3) bringt den Tod, weshalb Ewa in der „Schatzhöhle" geradezu sagt, sie äßen nicht von ihm, weil der Tod in ihm sei". Da der Mond zugleich als menschenähnliches Wesen galt, so kam man dazu, die Ursache für das Verschwinden Sterben des letzteren in dem allmählichen Verschwinden Gegessenwerden der Mondfrucht zu suchen (vgl. den Apfel Schneewittchens). Ebenso aber wie Baum des Todes ist der Mond auch „Baum des Lebens". Wie er selbst nach einigen Tagen wieder zum Leben erwacht, so wurde ihm auch die Kraft zugeschrieben, andere zum Leben zu erwecken, oder ihnen das Leben zu erhalten (so Gen. 3, 22), Krankheiten fernzuhalten oder zu heilen, Alte wieder jung zu machen. Man vergleiche bei den Iraniern den im Meer Wo"rukašam (= dem Himmelsozean) stehenden Baum Allheil (Alls amen) und den Gaokrna 5, der gleich dem weißen, heilsamen, unvergänglichen Homa ist, aus dem bei der Auferstehung die Unsterblichkeit

1) Peschel, Über den Mann im Monde. Abh. zur Erd- und Völkerkunde 1878 S. 330. 2) Ernst Meier, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben 1852 S. 361. 3) So z. B. Äth. Henoch (deutsch v. Beer bei Kautzsch, Apokr. u. Pseudepigr. II, 217 ff.) 52 „von dessen Frucht die Heiligen essen und großer Weisheit kundig werden". *) Anm. 35 zu S. 6. — 5) = Kuhohr oder wohl eher Kuhhorn s. Grill, Erzväter 187 A. 4.

bereitet wird; bei den Germanen die die Götter verjüngenden Äpfel der Iduna1. Analog der Vorstellung vom himmlischen Todes- und Lebensbaum ist die von der Lanze des Achilleus, die die Kraft hat, nicht allein zu verwunden, sondern auch zu heilen 2.

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Auf die Frage, von welcher Sorte denn der Paradiesesbaum war, stellen uns unsre Quellen, namentlich die rabbinischen, vor eine reiche Auswahl. Bald war's ein Feigenbaum, bald eine Rebe, eine Dattel usw. All dies führt jedoch nicht weiter. Instruktiver sind schon Schilderungen wie die folgende: Und in der Mitte der Baum des Lebens, an dem Orte, an welchem der Herr ruht, wenn er hingeht in das Paradies, und jener Baum ist unsagbar an Schönheit und Duft und geschmückt mehr als alle Kreatur, welche ist und von allen Seiten an Gestalt aussehend wie Gold und Purpur und feurigen Aussehens und er bedeckt alles. Erzeugnisse aber hat er (vgl. wieder den iranischen Baum „Allsamen“) von allen Früchten usw."8. Wie sonderbar wäre diese Schilderung, wenn der Verfasser gewußt hätte, einen solchen Baum gibt's nirgends in der Welt, wie schön ist sie, wenn man weiß, daß die Anschauung des Mondes die Anregung dazu gegeben hat! Dasselbe ist zu sagen, wenn ein arabischer Schriftsteller den Baum als einen Weizenbaum mit goldenem Stamme schildert und schreibt: „Vor Adams Sünde wuchs nämlich der Weizen auf dem schönsten Baum des Paradieses. Der Stamm sah wie Gold aus, die Zweige wie Silber, die Blätter wie Smaragd. Jedem Zweige entsprossen 7 (!) Ähren, wie Rubin und jede Ähre enthält Körner weiß wie Schnee, süß wie Honig, wohlduftend wie Moschus und so groß wie ein Straußenei4." Oder man nehme die bei den Ssabiern heimische Mär, Adam habe von Tscham bei Indien einen Baum mit goldenen Blüten, Blättern und Zweigen nach Babel gebracht und einen gleicher Art von Stein, auch ein Blatt eines so frischen Baums, daß Feuer dasselbe nicht verbrennen konnte. Ferner das Blatt eines Baumes, der 10 000 Menschen

1) Siehe Gering, Edda 352 ff.; Siecke, Drachenkämpfe 95 f. 2) Siehe Gruppe a. a. O. I, 616. 669. 3) Das Slavische Henochbuch übers. v. Bonwetsch c. 8. 4) Weil, Bibl. Legenden der Muselm. 26.

von der Höhe Adams bedecken konnte, endlich zwei Blätter, deren jedes zur Bedeckung zweier Menschen hinreichend war. Weiter habe es nach der Behauptung Adams in Indien einen Baum gegeben, dessen Zweige, auf die Erde geworfen, schlangenartige Bewegungen machten (vgl. den Stab Moses), desgleichen einen anderen Baum, dessen Wurzel eine Menschengestalt, eine laute Stimme habe und vernehmliche Worte spreche, endlich ein gewisses Kraut, das denjenigen, der ein Blatt davon um seinen Hals legt, unsichtbar mache (vgl. Siegfrieds Tarnkappe, ein unverkennbares Bild für den dunklen Neumond). Köstlich ist der Ernst, mit dem Chwolsohn zu diesen Angaben des Maimonides bemerkt: „Ein berühmter Botaniker versicherte uns, daß diese Angaben teils bedeutende Übertreibungen, teils absolut Falsches enthalten." Wir glauben es gerne.

Nicht minder deutlich als derartige Schilderungen sind. jene Stellen, die den wunderbaren Glanz des Lebens- oder Erkenntnisbaumes preisen. Ich erinnere an das oben (S. 48) über die Paradiesesbäume überhaupt Erwähnte. Was den Lebensbaum speziell betrifft, so ist er (nach Apok. Mos. § 18) „von großer Herrlichkeit umgeben" und heißt bei Ephraem vermöge seines Glanzes (wie bei Ambrosius Adam) „die Sonne des Paradieses"; seine Blätter sind leuchtend und in ihnen sind eingedrückt die geistigen Schönheiten des Gartens" 3. Noch in Miltons Schilderung ist zu lesen, daß der Lebensbaum voll goldiger Ambrosiafrucht war und daß am Erkenntnisbaum rotgoldne Früchte hingen, die übrigens für Adams und Ewas Arm zu hoch waren. Das Essen vom Erkenntnisbaum befähigt in den Himmel zu steigen das Paradies ist nach Milton auf der Erde er ist offenbar gött

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1) Nach Beresch. r. 15 breitete sich der Baum des Lebens über alle Lebenden aus und hatte einen Umfang, daß man 500 Jahre brauchte, um ihn zu umgehen und alle Gewässer der Schöpfung breiteten sich von seiner Stelle aus; es war auch ein Weizenbaum. - 2) Nach Maimonides übers. v. Chwolsohn, Die Ssabier II, 454. 458. 3) Bei Ephraem vgl. Uhlemann a. a. O. 162 f. - ) Paradise lost 4, 216 ff.; 9, 575 ff. Es ist daher wohl anzunehmen, daß die Schlange einen Zweig herunter biegen mußte, was zwar Milton nicht erwähnt, wohl aber in Apok. Mosis § 19 berichtet ist. 5) 5, 78.

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licher Natur, denn Ewa verneigt sich tief vor ihm und gewiß ist auch das nicht von ungefähr, daß Ewa - vor dem Fall — einen Traum hat, in dem sie sich vom Satan im Vollmondschein zum Erkenntnisbaum geführt sieht.

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Von den vielen sonstigen heiligen Bäumen der Mythologie, die dem biblischen Lebens- und Weisheitsbaum zur Seite zu stellen sind, haben wir die bekanntesten bisher schon genannt: den indischen Soma dem persischen Homa, die gleichfalls iranischen Bäume Gaokrna und den Allheil, die Weltesche Yggdrasil, die Äpfel der Iduna, von denen natürlich die der Hesperiden nicht zu trennen sind. Für den Kenner der Arbeiten Sieckes kann kein Zweifel darüber bestehen, daß alle diese Bäume und Früchte den Mond bedeuten oder etwa auch den Himmelsbaum, an dem Sonne, Mond und Sterne als die Früchte hingen. Dasselbe gilt wohl auch von den zahlreichen schon von Grill beigebrachten indischen Parallelen, auf die ich hier noch besonders aufmerksam machen möchte, so von dem, an einigen Stellen des Rigweda genannten Baum, aus dem Himmel und Erde gezimmert wurden: eine Verquickung der Bilder vom Monde als Baum und als Weltschöpfer, wie wir sie ganz entsprechend in der nach dem Midrasch von der Schlange gemachten Aussage haben, daß Gott durch den verbotenen Baum die Kraft zur Weltschöpfung bekommen habe. Ferner werden die beiden schöngeflügelten Vögel, die nach Rigw. 1, 164, 20 einen Baum umschlingen und von denen der eine die süße Pippalafrucht genießt, während der andere nicht essend zuschaut, von Grill wie von Siecke übereinstimmend und gewiß mit Recht für Sonne und Mond erklärt. Besonders merkwürdig ist der Baum Asvattha, dessen Wurzeln aufwärts gehen und die Zweige abwärts, ein Bild, wohl veranlaßt dadurch, daß wir zwar die Früchte des Weltbaums sehen, aber nicht den

1) 9, 834 ff. kämpfe S. 92 f. u.

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2) 5, 26 ff.

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3) Liebesgeschichte S. 18; Drachensonst. 4) Erzväter 169 ff. — 3) 10, 31, 7 u. 10, 81, 3. 7) Drachenkämpfe 92. 8) Hier ist der Baum der

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6) Beresch. r. 19. Himmel. Ebenso in Ṛw. 5, 54, 12, wo die Maruts die glänzende Pippalafrucht vom Himmel schütteln, der von unfaßbarem Glanze ist. Upan. VI, 1 s. Grill 174.

9) Kâṭhaka

Stamm, so daß man auf den Gedanken kommen könnte, Stamm und Wurzeln befänden sich, von uns aus gesehen, über der Krone 1. In der an jene Schilderung sich eng anschließenden Stelle der Bhagawadgita heißt derselbe Baum die Stätte, von der man nicht zurückkehrt und das erste Wesen 3: er ist also identisch mit demjenigen, aus dem Himmel und Erde gezimmert sind und bildet zugleich eine genaue Parallele zu Adam, sofern derselbe in einigen Stellen des A.T. ebenfalls als eins erscheint mit dem Paradiesesbaum und mit dem in diesem Falle als Aufenthaltsort der Abgeschiedenen gedachten Paradiese selbst. Daß, wie die Arier, so auch von den Juden abgesehen überhaupt die Semiten die Vorstellung vom Lebensbaum, Himmelsbaum usw. wohl kannten, entnahmen wir schon dem Hymnus von Ur auf Sin. Die Babylonier kennen aber auch ein Lebenskraut (šammu balâti), als dessen Spender Marduk in einem an ihn gerichteten Hymnus gepriesen wird und ein damit verwandtes Wunderkraut, das im Gilgameš-Epos vorkommt und nach Gilgameš Worten den Namen führt „als Greis wird der Mensch wieder jung"; Gilgames will davon „essen und zum Zustand seiner Jugend zurückkehren“ 5. Auch auf die große Zeder im Zedernwald macht Zimmern in diesem Zusammenhang mit Recht aufmerksam, die von Humbaba bewacht ist und zu der Gilgameš und Eabani ziehen. Die Brücke, die von ihr zum Lebensbaum des Paradieses führt, bildet Ezech. 31, 3ff., wo der ägyptische Pharao mit einer Zeder auf dem Libanon verglichen wird, deren Wuchs alle Bäume des Gefildes überragte, die von allen Bäumen im Garten Edens um ihre Schönheit beneidet ward und die, weil sie ihren Wipfel in die Wolken streckte, zu Boden gefällt wurde, sowie die ganz

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1) Eine genaue Parallele zum Aśvattha, die mir Dr. Hüsing mitteilt, bietet das von Odin dem König Heidrik aufgegebene Rätsel:

Höre du Heidrik, König mein,

Wo wächst wohl jenes Holz?

Der Wipfel kehrt sich zur Erde herab,

Die Wurzel zum Himmel stolz.

Heidrik rät

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auf den Eiszapfen. Vgl. Rosa Warrens, Germanische Volkslieder der Vorzeit, Bd. IV S. 198. —2) XVI, 1. — 3) âdhjam purušam. 4) XI, 285 ff. KB VI, 1, 251 f.

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5) КАТ 3 524.

6) KB VI, 1, 159 f.

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