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Faust (Prolog im Himmel), sowie Ariels Gesang (im Anfang des II. Teiles): Tönend wird für Geistesohren

Schon der neue Tag geboren usw.1 Dafür, daß auch die Juden diese Anschauung kannten, haben wir ein Zeugnis noch für die talmudische Zeit in dem Ausspruch des R. Levi: „Drei Dinge gibt es, deren Tönen von einem Ende bis zum andern geht, von den Menschen aber nicht wahrgenommen wird: die Sonne, wenn sie am Firmament ihre Bahn zieht; der Regen, wenn er vom Himmel herabkommt; die Seele, wenn sie im Sterben den Körper verläßt" 2. Der Grund, warum Adam sich versteckt, ist nicht Schamgefühl, sondern nach seiner eigenen Angabe die Furcht vor Jahwe: der Mond verbirgt sich, weil er im Augenblick des Neumonds unverhüllt ist und ihm in diesem Zustand die Strahlen der Sonne verderblich wären. Dem kommt er in kluger Weise zuvor: nicht umsonst hat er vom Baum der Erkenntnis gegessen. Das Motiv des Sichversteckens trifft hier zusammen mit dem des Sichbekleidens, worüber unten mehr.

Aufs nächste verwandt mit dem Motiv des Sichverbergens ist auch das der Ausstoßung, die als Strafe für Übertretung eines bestimmten Gebotes aufgefaßt wird. Der dunkle Mond ist am ganzen Himmel nirgends zu finden, er ist also aus dem schönen Garten ausgestoßen worden, offenbar, weil er ein ungetreuer Wächter war und selbst von der Frucht gegessen hatte, die er hätte behüten sollen und die der Herr des Gartens sich zu ausschließlichem Genuß vorbehalten hatte! Hierzu bieten sich uns nun, namentlich in der Märchenliteratur außerordentlich zahlreiche Parallelen. Durch die Idee des Verbots, dessen Übertretung Strafe nach sich zieht, sind mit dem Paradiesesmythus verbunden die Märchen vom Blaubarttypus, wie uns ein solches schon in jener rabbinischen Legende vom Skorpionenfaß vorliegt, das gegen das ausdrückliche Verbot ihres Gatten von einer Frau zu ihrem Schaden geöffnet wird 3, ferner die deutschen Märchen „Das Marienkind", Dornröschen und Schneewittchen. Beim „Marien

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1) Siehe hierzu Siecke, Liebesgeschichte S. 77. s. auch Bacher, Die Agada der paläst. Amoräer II, 426. Agada der Tannaiten II, 140 f. 4) Grimm KHM N. 3.

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kind“ häufen sich die Züge der Übereinstimmung mit Gen. 2 f. geradezu. Wie es 14 Jahre alt ist, gibt ihm die Jungfrau Maria die Schlüssel zu den 13 Türen des Himmelreichs in Verwahrung. Zwölf davon darf das Kind aufschließen und die Herrlichkeit darin betrachten, aber die dreizehnte ist ihm. verboten. Sie öffnet sie natürlich doch, sieht die heilige Dreieinigkeit in Feuer und Glanz dasitzen und rührt ein klein wenig mit dem Finger an dem Glanz, da ward er ganz golden (ein allerliebstes Bild für die Mondessichel). Nachher fragt die Jungfrau Maria: hast du die dreizehnte Tür geöffnet? Sie leugnet, fällt in tiefen Schlaf und wird ausgestoßen aus dem Himmel auf die Erde, mitten in eine Wildnis, wo es, von einer dichten Dornenhecke umgeben (vgl. Gen. 3, 18), aufwachte. Wenn Schnee und Eis kam, so kroch es wie ein armes Tierchen in die Blätter (Gen. 3, 7), daß es nicht fror. Nicht lange, so zerrissen seine Kleider und fielen ein Stück nach dem andern vom Leib herab (Motiv der Entblößung!). Sobald dann die Sonne warm schien, ging es heraus und setzte sich vor den Baum und seine langen goldenen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel (langes goldenes Haar ist ein häufiges Merkmal von Sonnen- und Mondgottheiten!). Selbstverständlich darf das Märchen nicht etwa wegen der heiligen Jungfrau und der Dreieinigkeit als jung und nichts beweisend verworfen werden; die wesentlichen Züge sind alt1 und keineswegs etwa abhängig von Gen. 3, sondern von selbständigem Wert. - Dasselbe gilt von den als Mondsagen und Parallelen zu Gen. 3 nicht minder deutlich erkennbaren Märchen vom „Mädchen ohne Hände" und vom „Goldenen Vogel" 2. Das Mädchen ohne Hände, dem auf Verlangen des Teufels von ihrem Vater beide Hände abgehauen worden waren, kam hernach auf seiner Wanderung zu einem königlichen Garten, und beim Mondschimmer sah sie, daß Bäume voll schöner Früchte drin standen. Ein Wasser fließt darum, aber ein Engel machte eine Schleuse vor dem Wasser zu, so daß der Graben trocken wurde und

1) Vergleiche namentlich die erste der von den Gebrüdern Grimm im dritten Bande mitgeteilten Varianten. 2) Grimm KHM N. 31 u. 57. Mytholog. Bibliothek I, 2/3.

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sie hindurchgehen konnte. Im Garten sah sie einen Baum mit Obst, das waren schöne Birnen, aber die Birnen waren alle gezählt. Da trat sie hinzu und aß eine mit dem Munde vom Baume ab, ihren Hunger damit zu stillen, aber nicht mehr. Als sie die Birne gegessen hatte, war sie gesättigt und ging und versteckte sich in das Gebüsch (vgl. Gen. 3, 8). Der König, dem der Garten gehörte, kam am andern Morgen (wie Jahwe beim „Tagesanbruch" im Garten wandelt) herab, da zählte er und sah, daß eine der Birnen fehlte und fragte den Gärtner danach usw. Hier läuft übrigens die Geschichte insofern gut ab, als der König dem Mädchen silberne Hände machen läßt und es zu seiner Gemahlin nimmt. Das Märchen „Der goldene Vogel" spielt ebenfalls in einem Garten. In demselben steht ein Baum, der goldene Äpfel trägt, die gezählt sind. In drei Nächten kommt je einer weg, obwohl, nachdem der erste verschwunden ist, der älteste und zweitälteste Sohn des Königs als Wächter (Gen. 2, 15) in den Garten geschickt werden. Der drittjüngste erst sieht den Dieb: wie es zwölf schlägt, sieht er im Mondschein einen Vogel daher fliegen, dessen Gefieder ganz von Gold glänzt. Der Vogel läßt sich auf einem Baume nieder und hat eben einen Apfel abgepickt, wie der Jüngling einen Pfeil nach ihm abschießt. Der biblischen Paradiesessage insofern noch ähnlicher, als die Übertretung des Gebots auch Verstoßung nach sich zieht, ist das Grimmsche Märchen ,,Dat Erdmänneken" 4. Ein König, der ein Liebhaber von allerlei wackeren Bäumen war, hatte in seinem Garten einen Baum, der war ihm so lieb, daß er den, der ihm einen Apfel davon pflückte, hundert Klafter tief in die Erde verwünschte. Wie es nun Herbst war, da wurden die Äpfel an dem einen Baum so rot wie Blut. Da kann sich die jüngste der Töchter

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2) Vgl. 3) In einer

1) Vgl. zu diesem Zug Sintflutsage ARW VI, 113 A. 2. hierzu die oben S. 58 angeführte Stelle aus dem Rigweda. von Grimm (III, 107 in der Ausg. v. Reclam) angeführten Variante kommt wie in der Adamsage das Motiv des Einschlafens vor, doch in der Wendung, daß die beiden älteren Söhne, die den Baum bewachen sollen, in der entscheidenden Nacht einschlafen, während der jüngste wach bleibt und die Diebin in Gestalt einer weißen Taube die Früchte wegpicken sieht. 4) KHM N. 91.

des Königs nicht enthalten, einen ganz dicken Apfel zu brechen, ißt davon und läßt ihre beiden älteren Schwestern auch hineinbeißen und alsbald versinken alle drei tief unter die Erde, daß kein Hahn mehr nach ihnen krähte. — Obwohl diese Märchen jedem bekannt, oder doch leicht zugänglich sind, habe ich doch geglaubt, ihren wesentlichen Inhalt hier beisetzen zu sollen, um es dadurch so deutlich wie möglich zu machen, daß wir mit der Adamsage mitten drin in der Märchenwelt stehen und zwar in einer Märchenwelt, zu deren Erschaffung die menschliche Phantasie durch den Anblick des Mondes und immer wieder des Mondes angeregt worden ist1.

Wenn Adam nach der ursprünglichen Form der Paradiesessage infolge des verbotenen Genusses zuerst in todähnlichen Schlaf fällt und dann wieder daraus erweckt wird, so ist hierzu außer den schon erwähnten Parallelen an die zahlreichen Mythen zu erinnern, die die Zerstückelung und Wiederzusammensetzung des Mondwesens schildern, also an den Osirismythus, an das Aufkochen und die Wiederbelebung von Jasons Vater, Aison (oder Jasons selbst) und des alten Bockes durch die Mondhexe Medea 2, an die Sage von Pelops, der von seinem Vater zerstückelt, den Göttern zum Mahle vorgesetzt, von ihnen aber wieder zusammengesetzt wird, an die „aus griechischen und italischen Bestandteilen zusammengewebte" Sage von Hippolytos, dem Sohne des Theseus, der erst zerrissen, von Aeskulap auf Bitten Dianas mit Hilfe eines Zauberkrauts wieder lebendig gemacht und als Virbius nach Latium versetzt wurde, endlich auch an die verschiedenen Totenerweckungen des A. und N.T. Hand in Hand mit der Anschauung, daß das Mond

1) Man vergleiche auch das die deutlichsten Mondbeziehungen aufweisende Märchen vom „Eisenhans" (Grimm, KHM N. 136). Hier tritt zwar an die Stelle des Gartens und Baumes ein Goldbrunnen, aber das ist ja die Paradiesesquelle in Gen. 2, 6 und 10 eigentlich auch. Die Motive der Bewachung, des Ungehorsams, der Entblößung und Wiederbedeckung und das der Verbannung sind beim Eisenhans gerade so vorhanden, wie in der biblischen Erzählung. − 2) Vgl. Siecke, Mythol. Briefe 158 ff. — 3) Vgl. Siecke, Mythol. Br. 160.

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wesen Adam getötet und wieder belebt wird, geht in unsrer Erzählung die andere, daß ihm die Augen, die also vor. her geschlossen gewesen sein mußten, aufgetan wurden. Vielleicht hat es auch eine Variante gegeben, in der an Stelle der Tötung die Blendung und an Stelle der Wiederbelebung das Wiedersehendwerden Adams erzählt war. Auf eine solche Vermutung führt eine Stelle in der „Schatzhöhle" 1, in der der Satan zu Ewa sagt: „, wenn ihr von diesem Baume esset, so werdet ihr neue Augen bekommen und rings umher sehen." In dieser Form erinnert die Adamsage stark an den Mythus von Lamia, der Tochter des Belos. Diesem Wesen, das in einer Höhle wohnte, war von Zeus die Gabe verliehen worden, während des Schlafs sich die Augen aus dem Kopfe zu nehmen und wieder einzusetzen und sich in eine beliebige Gestalt zu verwandeln. Sie ist damit deutlich als Mondwesen charakterisiert. Oft wird übrigens auch bloß die Blendung des Mondgottes, nicht aber sein Wiedersehend werden geschildert, so in den Sagen von Oedipus, Teiresias, Phineus u. a. (an die Stelle des verlorenen äußeren Augenlichts tritt bei ihnen die Sehergabe). Von den alttestamentlichen Heroen werden Isaq, Jaqob und Simson schon von Siecke mit Recht zum Vergleiche herbeigezogen. Noch sei in diesem Zusammenhang erwähnt die thüringische Sage vom „Schlangenbeschwörer“, der am goldenen Sonntag (= der erste Sonntag nach Pfingsten) eine schöne, schneeweiße Schlange mit einer goldenen Krone, die von einer hohen Ulme herabgekrochen war, tötete, zerstückte und kochte und einem Hirten einen Löffel voll von der Schlangensuppe zu essen gab, dem darauf die Augen hell wurden, so daß er sah, wie die Höhle eines Berges sich auftat, die eitel voll Gold und Silber war usw.. Hier haben wir: Schlange,

1) Deutsche Übers. v. Bezold S. 73. 2) Vgl. Siecke, Rudra ARW I, 234. 3) Simson ist bisher vielfach für ein Sonnenwesen gehalten worden. Allein das Abschneiden der Haare, der Eselskinnbacken und andere Züge sprechen vielmehr für Mondbedeutung. Der Name des Helden könnte hiegegen in dem Falle nicht geltend gemacht werden, wenn nicht die Sonne, sondern den Mond (eigentlich „den sich um sich selbst drehenden", was nach alter Anschauung nur vom Mond gesagt werden konnte) bedeuten würde, eine Ansicht, für die sich beachtenswerte Gründe beibringen lassen. -) Bechstein I, 148 ff.

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