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I. Adam.

1. Die Namen Adam und Eva.

So wenig es im allgemeinen geraten sein mag, die Erklärung des Namens zur Grundlage der Deutung eines Mythus zu machen, so liegt doch kein Grund vor, in solchen Fällen nicht von der Etymologie auszugehen, wo dieselbe verhältnismäßig klar und einfach ist. Dieser Fall scheint mir bei dem Urmenschen des Alten Testaments tatsächlich vorzulegen, bei Adam. Die Bedeutung dieses Namens kann doch kaum eine andere sein, als „der Rote" 1. Auch Josephus gibt (Antiqu. I, 1, 2) für "Adauos die Deutung vÕÕós. Darüber nun, daß diese Bezeichnung „der Rote" für ein Mondwesen vortrefflich paßt, kann kein Zweifel sein. Ich erwähne nur den von Siecke als Mondgott erwiesenen Rudra2 (= der Rote), der im Rigveda (I, 114, 5) „des Himmels roter Eber“ und anderwärts, der rote Baumeister" heißt. Pyrrha, die Namensschwester Adams und Gemahlin Deukalions, ist schon durch das Rückwärtswerfen der Steine, aus denen die neue Menschheit entsteht, als Mondgöttin charakterisiert. Zum Überfluß redet der arabische Dichter Agânî von einer Gazelle, die rot ist, wie der Neumond 5 und zwar ist das von ihm für „rot“ gebrauchte Wort eben demselben Stamm entnommen, wie der Name Adam. Ohne Zweifel ist auch der (Gen. 25, 25) als

1) Von VN = rot sein, woher auch der Name Edom für Jaqobs Zwillingsbruder Esau, der ja Gen. 25, 30 als der Rote" erklärt wird. 2) ARW (1898) I, 113 ff., 209 ff. 3) ARW I, 252. 4) Vgl. meine Sintflutsage ARW VI, 122. 5) VI, 122, 21 zabjatun admâu mitla-l-hilâli. Ich zitiere nach Goldziher, Der Mythos bei den Hebräern 1876, S. 178 A. 4.

rötlich und haarig bezeichnete Esau oder Edom ein Mondheros und bei dem gleichfalls rötlichen Dawid, der „Leuchte Israels" (2. Sam. 21, 17), ließe sich außer seiner auffallenden Farbe und seinen schönen Augen noch mancher Grund dafür geltend machen, daß mindestens viele Züge eines Mondwesens auf ihn übertragen sind1.

Als die weibliche Ergänzung Adams nennt uns die Genesis die Hawwa (Ewa). Aber erst in 3, 20 und sonst nur noch in 4, 1, obwohl es an Gelegenheit, den Namen öfters zu nennen, nicht fehlen würde. Schon dies ist bedenklich. In der Tat paßt auch der Name Ḥawwa schlecht genug zu Adam. Man sollte auch eine Farbenbezeichnung erwarten. Diese Erwartung erfüllt jedoch der Name Hawwa nicht. Wir sehen ja von vornherein ab von der jedenfalls unrichtigen Erklärung, die 3, 20 von Hawwa gegeben wird = Mutter der Lebendigen und halten uns an die richtige, von Nöldeke3 gegebene Schlange. Aber auch die Schlange gibt zum Roten" keine passende Gesponsin schon deswegen nicht, weil das Wort dafür eigentlich masculini generis ist. Dagegen drängt sich die Vermutung auf, daß die weibliche Hälfte zu Adam ursprünglich die Adamā war. Daß in der

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1) Da ich Adam für ein Mondwesen halte, wofür ich im folgenden die Beweise beizubringen gedenke, so werde ich bei Besprechung von Gen. 1-4 die Übersetzung der Mensch" vermeiden, auch da, wo ādām im Hebräischen den Artikel hat, was fast durchweg der Fall ist. Das Wort mag ja später in diesem Sinn gebraucht worden sein, namentlich in der Verbindung und, allein für sehr alt halte ich diesen Gebrauch nicht. Es ist doch sehr zu beachten, daß das Wort weder einen Pluralis noch einen Status constructus bildet. Demnach muß das Bewußtsein, daß es eigentlich Nomen proprium war, auch in späterer Zeit noch sehr stark gewesen sein. Die Übersetzung „der Mensch" paßt ja auch von dem Augenblick an schon nicht mehr, wo dem Adam das,Weib" zugesellt ist (also von 2, 25 an). Es wäre vielleicht das richtige, durchweg geradezu „der Rote" zu übersetzen. Auch beim sonstigen Vorkommen des Wortes ādām im A.T. wird es sich an manchen Stellen sehr fragen, ob nicht die Fassung als Eigenname derjenigen als Appellativum „der Mensch", die die gewöhnliche ist, vorzuziehen sein dürfte. Auf einige solcher Stellen werden wir im weiteren Verfolg unserer Untersuchung noch stoßen.

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Hauptquelle von Gen. 2 f ein eigentümliches, sehr nahes Verhältnis zwischen Adam und Adama besteht, springt ja in die Augen. Sie bilden durchaus ein zusammengehöriges Paar. Von der Adama ist Adam genommen (2, 7), zu ihr kehrt er einst zurück (3, 19). Sie scheint in 2, 9 das Paradies selbst zu sein; sie zu bebauen, wörtlich ihr zu „dienen" ist des Adam Beruf (2, 5; 3, 23). Diese Verknüpfung von Adam und Adama ist nicht einfach damit zu erklären, daß der Erzähler den Namen Adam von Adamā herleiten will. Auch scheint mir Adamă ursprünglich durchaus nicht so viel wie Erdboden, Acker zu bedeuten; ich sehe vielmehr in ihr ein mythisches Wesen und halte es sogar für wahrscheinlich, daß sie einst ebenso den weiblich gefaßten Mond bedeutete, wie Adam den männlich gedachten. Eine Erinnerung daran ist es vielleicht, wenn Josephus die πυῤῥᾶ γῆ, von der Adam genommen ist, παρθένος xaì áληivý nennt (Antt. I, 1, 2)1. Ich verweise wiederum auf die Gemahlin Deukalions, Pyrrha = die Rote, ferner auf die apfelhütende Hesperide Erytheia und das „Rotland" Erytheia, aus dem Alkyoneus die Kühe des Sonnengottes fortgetrieben hat.

2. Die Erschaffung Adams nach Gen. 1, 26-30.

Die Vermutung, daß ursprünglich Adam und Adamă ein zusammengehöriges Paar bildeten, bestätigt sich, wenn wir uns den Bericht von Gen. 1, 26-30 über die Erschaffung Adams näher betrachten. Derselbe gehört ja der jüngsten Genesisquelle an, dem sog. Priesterkodex. Allein so viel auch

1) Nach spätrabbinischer Überlieferung war in der Tat nicht Ewa Adams erste Frau, sondern die Lilith (oder Lilis), die von Gott wie Adam von der Erde (727 172) geschaffen wurde. Diese Lilith kam mit Adam in Streit; als dieser nämlich ihr zumutete, unten zu liegen, da weigerte sie sich dessen mit der Begründung „wir beide sind einander gleich, denn wir sind beide aus der Erde geschaffen". Da keins dem andern nachgeben wollte, flog die Lilith von Adam weg usw. Eisenmenger, Entdecktes Judentum II, 417 f. 2) Siecke, Drachenkämpfe, Mytholog. Biblioth. I, 1 (1907), S. 95. 3) Siecke, Ebenda S. 83.

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der Hersteller des jetzigen Textes getan hat, um die ursprüngliche mythologische Farbe seiner Vorlage zu verwischen und den Eindruck naturwissenschaftlicher Sachlichkeit und Genauigkeit zu machen, so ist ihm diese Absicht glücklicherweise doch nicht ganz gelungen. Uralt sind wohl im Eingang des Berichts die Ausdrücke tohu wabohu; die tehom, auf der die Finsternis lagert, ist die babylonische Urmutter Tiamat, der Geist Gottes, der über den Wassern schwebt oder brütet, erinnert an den Mythus vom Weltei. So ist denn auch in der zweiten Hälfte von Gen. 1 die besondere Erwähnung der großen tannim (V. 21) nicht minder merkwürdig wie die der Vögel, die an der Feste des Himmels“, d. h. an der festen Scheidewand hinfliegen, die den Himmelsozean von der Erde und dem Luftkreis trennt. Es ist mir sehr wahrscheinlich, daß Vögel und tannīm (Gunkel': „Meerdrachen“) ursprünglich nicht der irdischen, sondern der himmlischen Zoologie angehören, mit andern Worten, daß in ihnen dieselben Himmelskörper stecken, von denen V. 14-19 so trocken berichtet war, daß sie geschaffen seien, um Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre zu geben, daneben freilich auch Lichter sein sollen an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf Erden. Die spätjüdische Überlieferung scheint davon noch eine gewisse Ahnung gehabt zu haben. Nach einem Midrasch ist von den am fünften Tage geschaffenen Vögeln einer so groß, daß daß er er mit seinen Flügeln den Sonnenball bedeckt 2 - natürlich ist er der Mond; beider Himmelskörper Bewegung wurde in alter Zeit als ein Fliegen aufgefaßt. Nach einer anderen Angabe sind am selben Tag die Engel geschaffen worden, was angedeutet sei in dem Wort „es fliege" Gen. 1, 203 (vgl. Jes. 6, 20). Zu den tannīm fügt die „Schatzhöhle" noch den Leviathan und „furchtbar aussehende Tiere".

Wenn wir solches uns vergegenwärtigen, so sind wir

1) Handkommentar zum A.T. (Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht) Genesis (1901). 2) Bereschit rabba c. 19 zitiert nach: Der Midrasch Bereschit Rabba, deutsch von Wünsche. Biblioth. rabb. 2. Lief. 1880. 3) Beresch. r. c. 1.) Syrisch und deutsch v. Bezold 1880 u. 1883, deutsche Übers. S. 2.

darauf vorbereitet, auch die als Werk des sechsten Tags berichtete Erschaffung Adams richtig zu verstehen. Daß auch hier mythischer Stoff vorliegt, deutet schon der berühmte Plural in der göttlichen Selbstaufforderung an „Lasset uns Menschen (hebr. ādām) machen, ein Bild, das uns gleich sei“, ein Rest eines einstigen Polytheismus, der uns mitten in der sonst so streng monotheistischen und supranaturalistischen Umgebung merkwürdig genug anschaut. Sodann aber teile ich die Ansicht, daß in unsrer Stelle ursprünglich die Erschaffung Adams als eines androgynen Wesens ausgesprochen war. Die Erinnerung daran hat sich noch erhalten im Talmud. „Nach R. Jeremja ben Eleasar bildete Gott in der Stunde, in der er den ersten Menschen erschuf, ihn als Androgynos, wie es heißt: Mann und Weib erschuf er sie", und „nach R. Samuel bar Nachman hatte der erste Mensch bei seiner Erschaffung zwei Gesichter, Gott durchsägte (!) ihn aber in zwei Hälften und bildete zwei Rücken aus ihm, den einen nach dieser, den andern nach jener Seite hin" (Beresch. r. c. 8). Mit dieser Lehre von der Doppelgeschlechtlichkeit des ersten Menschen stehen nun aber die Juden keineswegs allein; wir finden sie bei allen möglichen

1) Vgl. Schwally, Die biblischen Schöpfungsberichte, ARW IX, 159

זכר ונקבה ברא אתם Für diese Auffassung scheint vor allem das .175

„als männlichen und weiblichen Geschlechts erschuf er sie" zu sprechen. Hätte der Verfasser die Erschaffung zweier getrennter menschlicher Individuen erzählen wollen, so würde er sich wohl anders ausgedrückt haben. Auch liegt darin, daß das Pluralsuffix sich auf den Sing. N beziehen soll, eine sprachliche Härte, die in der ursprünglichen Erzählung wohl nicht gelegen

war.

Man faßt ja freilich das DTN in v. 26 meistens kollektiv und übersetzt lasset uns Menschen machen". Allein man wird doch zunächst versuchen müssen, Adam als Bezeichnung einer Einzelpersönlichkeit zu nehmen. Dann muß man allerdings ein ausgefallenes 777 „und eine Adamā“ einschalten, damit dazu das in der Mehrzahl gesprochene: „und sie sollen herrschen“ usw. paßt. Ebenso ist dann in v. 27 zu lesen: 787-08) DIN-ON

בצלם אלהים ברא אתו und Gott schuf den Adam und die Adama. Das,

„nach dem Bilde Gottes schuf er ihn“ ist Glosse, aber vielleicht von einem, der noch wußte, daß es sich ursprünglich nur um ein einziges mannweibliches Wesen handelte. Die Stelle würde also lauten: „Da sprach Gott: Lasset uns einen Adam und eine Adama machen nach unserm Bilde, uns ähnlich, und sie sollen herrschen über die Fische im Meere usw. umber kriecht. Und Gott schuf den Adam und die Adamă, als ein männliches und weibliches Wesen schuf er sie. Und er segnete sie usw."

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