ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub
[ocr errors]

[ocr errors]

wird durch Eros, der Schlangengestalt annehmen kann. auch die Paradiesesschlange ist ja Adam eigentlich wesensgleich wieder erweckt, so auch in der Urform der Erzählung Adam durch die Schlange. Ja auch die drei Arbeiten, die Psyche verrichten muß, bis sie mit Eros wieder vereinigt wird, haben, wie wir sehen werden, ihre Parallelen in der hebräischen Sage, denn auch Adam muß im Schweiß seines Angesichts Brot essen, bis er wieder zu der Adamā zurückkehren darf, von der er genommen ist. Es sind lauter ähnliche Motive, nur ihre Verbindung ist im hebräischen und im griechisch-römischen Märchen eine verschiedene, was aber ganz im Einklang steht mit der dem vergleichenden Mythenforscher sich so oft aufdrängenden Wahrnehmung, daß verschieden scheinende Mythen nur dadurch entstehen, daß dieselben mythischen Elemente kaleidoskopartig durcheinandergeschüttelt und in immer neuen Kombinationen dem Auge vorgeführt werden. Aus neuerer Zeit ist zum Motiv der Nacktheit in der Adaınsage beizuziehen das Märchen von der schönen Melusine, die Graf Raimondin gegen sein Gelübde in halb menschlicher, halb schlangenförmiger Gestalt im Bade erblickt. Unter den zahlreichen Parallelen, die von Marie Nowack dazu angeführt werden, ist für uns besonders lehrreich die polnische Sage von dem fliegenden Geist, der seiner sterblichen Geliebten allabendlich erscheint und sterben muß, wie ihn die Morgensonne bescheint, und die serbische von König Trojanu, der seine Geliebte bei Tageslicht, welches ihm verderblich ist, nicht sehen darf, einst aber, von ihr aufgehalten, wie Eis unter der aufgehenden Sonne zerschmilzt: auch Adam wird ja von dem Sonnengott Jahwe bei Tagesanbruch gesucht und versteckt sich vor ihm, weil er wegen seiner Nacktheit sich fürchtet vor der Gefahr nämlich, durch die Strahlen der Sonne versengt zu werden 2.

Eine höchst merkwürdige Variante zu der Darstellung

1) In ihrer Dissertation über die Melusinensage. Zürich 1886. 2) Vgl. auch die vor Jahwe mit ihren Flügeln sich bedeckenden Sarâfen (Jes. 6, 2) und Kerûben (Ez. 1, 23). Auch Mose und Elia verhüllen vor dem Anblick Jahwes ihr Angesicht (Exod. 3, 6; 1. Reg. 19, 13) - beide sind sehr wahrscheinlich Mondheroen.

in Gen. 3 ist uns noch aufbewahrt bei Ephraem und im Koran. Während nämlich in der alttestamentlichen Haupterzählung die Schlange sich Adam gegenüber als wohlgesinnt beweist und die Entblößung sich von selbst, nur durch das Essen vom verbotenen Baume bewirkt, vollzieht, schreibt der syrische Kirchenlehrer an einer Stelle1, daß die Schlange die Kleider der ersten Menschen entwendet habe. Und ganz im Einklang damit heißt es Sure 7,26: „0 Kinder Adams, laßt euch nicht vom Satan verführen, so wie er eure Eltern aus dem Paradiese gejagt hat und ihre Kleider auszog, um ihre Nacktheit ihnen zu zeigen." Demnach muß es eine Erzählung von Adam und Ewa gegeben haben, die das genaue Gegenstück bildete zu dem Mythus von der Entblößung Noahs, die wie sehr wahrscheinlich anzunehmen ist durch seinen jüngsten Sohn nicht bloß mit Wohlgefallen wahrgenommen, sondern durch Wegnahme des Kleides von ihm selbst bewirkt worden ist. Verwandt damit ist die Sage von dem Kleiderdiebstahl des Hermes; aus der nordischen Mythologie die von König Agnar, der durch den Raub ihres Gewandes die Brynhild ihm gehorsam zu sein zwingt, sowie die von Wölundr, der eine von drei Walküren an sich nimmt, die ihr Schwanenhemd abgelegt hatten“, überhaupt die verbreiteten Märchen von Schwanenjungfrauen, die ein Mann dadurch, daß er sie ihres Schwanenhemds beraubt, in seine Gewalt bekommt. Die vorhin angeführte

[ocr errors]
[ocr errors]

1) Siehe Uhlemann a. a. O. 168. 2) Vgl. meine Sintflutsage ARW VI, 137.) Helreip Brynhildar 7, s. Gerings Eddaübersetzung 239. 4) Gering, Edda 141. 5) Hierher gehören z. B. die Meerweiber, die Hagen im Nibelungenlied auf dem Zug zu Etzel gleich schwebenden Vögeln im Wasserbad findet und die er durch Wegnahme ihrer Kleider zwingt, ihm sein Schicksal zu verkündigen, desgleichen die Frau Babehild, die Dietrich nach dem Kampf mit Ecke im Brunnen schlafend findet und erweckt und die ihm dann eine Salbe für seine Wunden gibt und sein Schicksal prophezeit (s. Grimm, Deutsche Heldensagen 394 A. 94). Sie weiß „übel und gut“, was nach Grimm so viel heißt, daß sie in die Zukunft sieht, aber vielleicht auch analog der „Erkenntnis des Guten und Bösen" in Gen. 3 gedeutet werden darf. Zahlreiche, bei Naturvölkern überlieferte Mythen von Schwanenjungfrauen findet man bei Frobenius, Das Zeitalter des Sonnengottes S. 304 ff.

[ocr errors]
[ocr errors]

Koranstelle verrät ihre nahe Verwandtschaft mit diesem ganzen Sagenkreis besonders auch durch ein eigentümliches Wort, mit dem sie die Kleider der ersten Menschen bezeichnet. Wenn es nämlich kurz zuvor in v. 25 heißt: „O Kinder Adams, wir haben euch Kleider herabgesandt, eure Nacktheit zu bedecken, und zwar sehr schöne Kleider (doch das Gewand der Frömmigkeit ist weit besser)", so bedeutet das mit „sehr schöne Kleider" wiedergegebene arabische rīš eigentlich ein Federkleid. Freilich, wenn es im Hebräischen einmal die Überlieferung gab, deren spärliche Reste uns bei Ephraem und im Koran erhalten sind, so wird sie ursprünglich nicht so gelautet haben, wie in diesen beiden Quellen, daß nämlich die Kleider durch die Schlange bezw. den Satan einem Paare, einem männlichen und weiblichen Wesen, geraubt wurden, sondern es wird wohl der Kleiderraub nur mit Bezug auf Ewa oder die Išša berichtet gewesen sein, wie es ja auch in den verwandten Sagen der Natur der Sache gemäß nur Frauen oder Jungfrauen sind, denen derartiges passiert. Darauf, daß es jedenfalls solche Erzählungen gegeben haben muß, nach denen Adams Weib in die Gewalt der Schlange kam, weisen, wie wir weiter unten sehen werden, auch sonst noch gar manche Spuren hin.

13. Die Kerûben und die Flamme des sich
drehenden Schwertes.

An die Stelle des seines Amtes als Himmelswächter entsetzten Adam werden von Jahwe andere Wesen, die Kerûben gesetzt. Sie sind aber im Grunde dasselbe wie

1) Freytag gibt dafür die Bedeutungen: pluma, penna, vestis splendida, peculiariter picta et ornata.

Die Kerûben und die Flamme des sich drehenden Schwertes. 93

Adam: Mondphasen, und zwar scheinen sie der Ortsangabe „östlich vom Garten [Eden]" (3, 24) zufolge, sofern der Garten der gestirnte Himmel ist, speziell den Vollmond zu bedeuten. Auf die Erklärung der Namen will ich nicht weiter eingehen. Man hat die Kerûben ja schon zusammengebracht mit den yovлés, die die Goldgruben der arimaspischen Metallberge bewachen1. Sachlich ist die Parallele jedenfalls richtig, ob auch sprachlich, lasse ich dahingestellt. Im übrigen sei hier nur das Wesentlichste in Kürze hervorgehoben. Exod. 37, 6-9 sind die Kerûbe über der Bundeslade aus Gold, 1. Reg. 6, 23-27 aus dem dem Mondgott besonders heiligen Ölbaumholz und mit Gold überzogen. Hommel meint dazu:,,Ob die beiden Kerûbim oder geflügelten Stiergestalten auf dem Sühnedeckel der Bundeslade nicht auch eine alte Erinnerung an den Mond als Stier sind, ist zu erwägen 2." Wie Adam von Jahwe aus dem Garten verstoßen wird, so widerfährt bezeichnender Weise auch dem an seine Stelle getretenen Kerûb dasselbe Schicksal in der interessanten Stelle Ez. 28, 12 ff. Er es ist hier nur von einem, nicht von mehreren Kerûben, wie Gen. 3, die Rede heißt hier ein schirmender Salbungskerûb, ein prächtiger Siegelring, voll Weisheit und die vollendete Schönheit. selber; er war in Eden, dem Gottesgarten, bedeckt mit allen möglichen Edelsteinen, aus Gold waren seine Handpauken (!) und Pfeifen (?) gearbeitet; er wandelte mitten unter den feurigen Steinen (= die Sterne) umher. Schließlich aber wurde er wegen seines hochfahrenden Wesens auf die Erde gestürzt und durch Feuer, das aus seiner eigenen Mitte hervorbrach, in Asche verwandelt. Alles Bilder, deren Sinn für uns keinen Augenblick in Frage stehen kann 5. Mit der Vorstellung eines himmlischen Wächters vereinigt der Kerûb in sich die eines Thrones oder Vehikels der Gottheit. Für diese Seite seines Wesens kommt namentlich die

1) Herod. 3, 116.2) Der Gestirndienst der alten Araber und die altisrael. Überlieferung. Vortrag 1901 S. 23. 3) takútu ist im Assyr. sorgsame, ausgesuchteste Zubereitung, Pracht, s. den Komment. von Kraetzschmar z. St. 4) Oder „ein Kreis von Schönheit"? 5) Die Übertragung dieser Vorstellungen auf den König von Tyrus ist natürlich erst später erfolgt.

[ocr errors]

Schilderung Ez. 1 und 10 in Betracht. Danach haben die Kerûben ein erz- und feuerfunkelndes Aussehen, feurige Kohlen und Fackeln sind zwischen ihnen, Blitze gehen von ihnen aus, sie sind beflügelt und vom Rauschen ihrer Flügel kommt der Donner, sie haben vier Gesichter (Mensch, Löwe, Stier und Adler), die sich beim Gehen nicht wenden, neben jedem Tier ist ein Rad, das wie Chrysolith blinkt, die Felgen sind voll Augen, Tiere und Räder erheben sich von der Erde, der Geist treibt sie, über den Tieren ist die Himmelsfeste. Da Jahwe selbst, der auf den Kerûben fährt, neben Zügen des Sonnengottes auch solche eines Mondgottes trägt, so läßt sich bei dieser Schilderung an jedes der beiden großen Gestirne denken man vergleiche die Schilderung des Sonnen- und Mondwagens in mehreren alttestamentlichen Apokryphen1 da jedoch der Kerûb in Ez. 28, 12 ff. nichts anderes als der Mond sein kann, so nehmen wir auch für Ez. 1 und 10 am besten die gleiche Bedeutung an. Daß jedenfalls nichts anderes als Sonne oder Mond in Frage kommen kann, beweist ja namentlich auch die Bemerkung, daß die Gesichter der Kerûben im Gehen sich nicht wendeten. Dieselbe hat ihren Ausgangspunkt offenbar in der Beobachtung der unter Voraussetzung menschenähnlicher Natur von Sonne und Mond auffallenden Tatsache, daß diese beiden Himmelskörper, während sie sich von Ost nach West über den Himmel hin bewegen, ihre Angesichter nicht ihrem Ziele, sondern unsrer Erde zuwenden.

Demselben Zwecke, dem in Gen. 3, 24 die Kerûbe dienen sollen, den Garten zu schützen nicht vor Adam, der ja schon vom Lebensbaum genossen hat, aber vor anderen Wesen, die darnach Begehren tragen könnten, dient auch die „Flamme des sich drehenden Schwertes". Dieses Schwert ist an sich neben den Kerûben überflüssig und anderswoher in den Text gekommen. Gemeint ist dasselbe wie mit den Kerûben. In der geisterhaften Art und Weise mit der es es wird nicht etwa von den Kerûben gehalten Pforte des Paradieses aufgepflanzt wird, erinnert es ganz an

an der

1) Griech. Baruchapok. c. 6 ff., Athiop. Hen. 72, Slav. Hen. 11, 2.

2) Es ist dabei an den vollen Mond zu denken.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »