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den wunderbaren Chrysaor (,,Besitzer des Goldschwertes“), der aus dem Rumpf der Medusa heraussprang, durch die ihm innewohnende, nicht minder gespenstische Eigenschaft, sich wohl um sich selbst bewegen, wenden oder wälzen zu können, an das Schwert Freyrs, das nach der Edda sich von selbst schwang1. Der Ausdruck „Flamme“ ist natürlich nicht etwa ein bloßes „Bild" für die blitzende Klinge des Schwertes, sondern in ganz wörtlichem Sinne zu nehmen. In derartigen Schilderungen war das Absehen der alten Erzähler nicht etwa darauf gerichtet, „poetisch" zu sein, sondern einfach auszusprechen, wie sich die Sache ihrer Überzeugung nach wirklich verhielt.

14. Die Strafen.

a) Über Adam.

Eigentlich war's nur eine einzige Strafe, die über den ungehorsamen, aber seinem Herrn, Jahwe Elohim, an Klugheit gleich gewordenen Adam verhängt wurde: die Austreibung aus dem Himmelsgarten. Indes gehören die weiteren ihm in Gen. 3 angekündigten Strafen doch alle demselben. Sagenkreis an. Es sind ihrer nicht weniger als drei, die wohl aus einander gehalten werden müssen, ob sie schon unter sich verbunden sind durch das gemeinsame Motiv des Essens, das darauf hindeutet, daß, wie bei der Haupterzählung, der Strafe ein Essen verbotener Speise vorausgegangen sein muß.

Nach der ersten Version, v. 17 und 18a, wird die Adama, (nicht der Garten Eden), die bisher von paradiesischem Charakter war (vgl. 2, 9), verflucht, sie soll von nun an neben den köstlichen Baumfrüchten auch Dornen und Disteln tragen. Wenngleich daher Adam auch fernerhin von ihr essen darf, so wird es doch geschehen unter Schmerzen. Diese Schmerzen (der hebräische Ausdruck meint eigentlich Einschnitte, Ver

1) Skirnismal 8.

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wundungen), werden offenbar dadurch bewirkt, daß Adam nur durch die Dornen und Disteln hindurch sich einen Weg zu den Früchten der Adama bahnen kann. Diese Vorstellung, daß das Paradies ringsum von einer dichten Dornenhecke umgeben ist, hat sich noch erhalten in der Schilderung Miltons. Das Paradies erinnert dadurch an das verzauberte Schloß Dornröschens, aber auch an eine Menge anderer Märchen: an das vom Marienkind, das, als es aus dem Himmel verstoßen wurde, in einer dichten Dornenhecke aufwachte, an die mit ihrem Sohne unter einer Schichte von Holzstämmen wohnende Genowefa, die sie, so gut sie konnte, mit Dörnern gebunden hatte und an den in dem Märchen „Rapunzel" vorkommenden Zug, daß der Königssohn, wie er seine geliebte Rapunzel nicht in ihrem Turme findet, sich in Verzweiflung von demselben herabstürzt, wodurch er zwar nicht ums Leben kommt, aber blind wird, weil ihm die Dornen, in die er fiel, die Augen zerstachen. Auch das Märchen von den beiden Königskindern ist verwandt, in dem ein Königssohn, um die Tochter eines anderen Königs zu gewinnen, außer anderen schwierigen Arbeiten mit einer gläsernen Axt und einem eben solchen „Boren" einen großen Berg von Dornbüschen, mit denen er bedeckt ist, säubern und oben hinauf ein Schloß bauen muß. Ebenso gehören hierher die Erzählungen von einem Tanz in den Dornen, so in dem Märchen „Der liebste Roland" 5. Der Ausgangspunkt aller dieser Geschichten kann kein anderer gewesen sein, als die Anschauung von der Mondsichel als einem dornichten, stachelichten Gegenstand. Die Mondsichel ist der Schlafdorn Odins, von dem Brunhild gestochen wird und die Spindel Dornröschens. Sie hat den Anlaß gegeben zum Mythus vom brennenden Dornstrauch, in dem Jahwe (Sonnen- und Mond

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1) 4, 17 ff. — 2) Vgl. Leßmann, Die Kyrossage in Europa. Programm 1906 S. 29. — 3) Grimm, KHM N. 12. —4) Ebenda N. 113. 5) Ebenda N. 56. Zu vergleichen ist auch das Motiv des Stachelsitzes in südamerikanischen Mythen s. Ehrenreich a. a. O. S. 49. In der babylonischen Mythologie ist wohl zu erinnern an die Antwort, die der Ištar vom Gärtner ihres Vaters, Išullánu, gegeben wird, der die ihm von ihr angebotene Speise zurückweist als Speise von „Dornen und Disteln (und Kraut)". Gilg.-Epos Tf. VI, Z.74 KB VI, 1, 171. — ) Vgl. Siecke, Drachenkämpfe S. 100

gott) dem Mose sich offenbart', sowie zu den zahlreichen Sagen von dem einen Dornbusch tragenden Mann im Monde, der uns noch in der Person Qains begegnen wird.

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Während nach 3,17, 18a Adam auf der Adamă bleiben darf, wird er zeitweilig von ihr verbannt in dem einer anderen Erzählung angehörigen Bruchstücke 3, 19: „Im Schweiß deines Angesichts sollst du Brot essen, bis du wieder zur Adama zurückkehrst, denn von ihr bist du genommen". Ich weiche dabei von der gewöhnlichen Auffassung insofern erheblich ab, als diese in dem „bis du wieder zur Adama zurückkehrst",,eine Drohung, nämlich die des einstigen Todes, erblickt, während ich darin eine Verheißung sehe, nämlich die der einstigen Rückkehr zur Adāmā, die eben nach meinem Dafürhalten nicht die Erde, sondern auch hier dem ursprünglichen Sinne nach wenigstens - der Mond ist. Die Rückkehr erfolgt eigentlich schon beim ersten Wiedererscheinen des Mondes nach seiner Verfinsterung. Außerbiblische Überlieferungen wissen ja auch tatsächlich von einer späteren, durch Christus bewirkten Rückkehr Adams ins Paradies zu berichten. Ferner vermag ich nicht beizupflichten, wenn, wie vielfach geschieht, übersetzt wird im Schweiß deines Angesichtes sollst du dein Brot essen“; ich glaube, daß damit die eigentliche Pointe der Erzählung verwischt wird, die darin liegt, daß die Nahrung Adams von jetzt an eine andere werden soll: er darf sich nicht mehr mühelos von den von selbst wachsenden Baumfrüchten der Adămă d. h. des Paradieses nähren, sondern muß von jetzt an im Schweiß seines Angesichts das Feld bebauen und sich an Brotfrucht genügen lassen. Diese Idee einer Verschlechterung der Nahrung ist im Altertum viel verbreitet gewesen, wir finden sie bei Hesiod, Plato, Ovid und in Bundehes. In einer besonders interessanten Form ist sie nach einer tibetischen Quelle von Buddha seinen Bettelmönchen vorge

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1) Exod. 3, 1 ff. Vielleicht auch zur Dornenkrone Christi Mark 15, 17. 2) Vgl. dazu Grimm, Deutsche Mythol. 598 ff.; Peschel, Über den Mann im Monde, Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde N. F. 1878 S. 327 ff. 3) So z. B. in der Kautzsch'schen Übersetzung, auch schon in der LXX. *) Vgl. Dillmanns Kommentar (6. A.) zu Gen. 1, 30.

Mytholog. Bibliothek I, 2/3.

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tragen worden1. Danach gab es einst „Wesen“, die aber ursprünglich in der Region der Abhâsvaragötter 2 zu Hause waren, die einen Leib hatten ohne Mängel, Licht ausstrahlten, in der Luft wandelten usw. Dieselben genossen aus Lüsternheit von dem Safte der Erde („Erjimä“), der an Farbe der Butter, an Geschmack gleich dem Jungfernhonig war. Durch den Genuß von dieser Speise verlor der Körper dieser Wesen seinen Glanz; es trat zunächst Finsternis ein und dann entstanden Sonne, Mond und Sterne, Nächte und Tage usw. Diejenigen, die wenig genossen, waren schön von Aussehen, die viel genossen, häßlich. Nach dem Erdsaft entstand ein wunderbares Erdöl, nach diesem die Waldwinde, beide mit denselben Eigenschaften wie der Erdsaft. Nach dem Verschwinden der Waldwinde entstand ohne Pflügen und Säen Reis, vollkörnig und ohne Spreu, wenn man ihn am Abend abschnitt, so war er am Morgen wieder gewachsen usw. Seit dem Genuß dieses Reises wurden die Geschlechter geschieden, einige Wesen erhielten das männliche, andere das weibliche Geschlecht und sie entbrannten gegen einander in Liebe. Deswegen und wegen unmäßigen Genusses des Reises — manche nahmen auf mehrere Tage zugleich, ja auf einen halben und einen ganzen Monat a 8 verschlechterte sich der Reis, es entstanden taube Ähren, der abgeschnittene Reis wuchs nicht mehr nach usw. Der Mondmythus, der in dieser Geschichte steckt, ist unschwer zu erkennen. Die Wesen", von denen sie erzählt, sind ebenso wie ihre Speise der Mond. Der Gedanke einer zunehmenden Verschlechterung der Speise ist durch den Anblick des abnehmenden Mondes zustande gekommen. Die Ähnlichkeit mit der hebräischen Sage liegt außer in dem Essen von der wunderbaren Speise und der Verschlechterung derselben besonders auch in der ursprünglichen Doppelgeschlechtigkeit der „Wesen“ und darin, daß sie durchs Essen ihren schönen Glanz verlieren, wobei be

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1) Vgl. Schiefner, Über die Verschlechterungsperioden der Menschheit nach buddhistischer Anschauungsweise. Bulletin de la classe des sciences historiques etc. de l'Académie de St. Pétersbourg t. IX 1852 N. 1. 2) âbhâ = Glanz, svar = Sonne, Licht. 3) Durch diesen Zug werden wir an das alttestamentliche Manna erinnert, das überhaupt unserm Sagenkreis angehört.

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merkenswerter Weise die weniger Genießenden schöner bleiben, als die, die viel genossen: jenes sind wohl die Monde vom Vollmond bis etwa zum dritten Viertel, diese die letzten Phasen des schwindenden Mondes.

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Ist Adam der Mond, so wird man wohl auch den Versuch wagen dürfen, den Schweiß seines Angesichts mit dem Mond in Beziehung zu bringen. Und da scheint es mir gar nicht unmöglich, ja sehr wahrscheinlich, daß man sich mit einem derartigen Bilde, wie auch z. B. dem der Tränen, ja des Harnes, die Naturerscheinungen des Taues oder Regens zu erklären suchte. Sobald man den Mond, überhaupt die Gestirne, einesteils als beseelte, tier- oder menschenähnliche Wesen, andernteils als die Quellen des himmlischen Wassers ansah, und beides ist tatsächlich der Fall gewesen, war diese Konsequenz unvermeidlich. Sie erscheint auch wirklich gezogen in dem im Rigweda erwähnten göttlichen Roß Dadhikrâ oder Dadhikravan (= Tau ausstreuend), das von Siecke auf den Mond gedeutet wird. Davon, daß auch der Schweiß Adams eigentlich nichts anderes ist als der Tau oder Regen, haben wir noch einen Beweis in einigen muselmännischen Legenden: Adam habe über die Mühseligkeit des Pflügens so viele Tränen vergossen, daß sie anstatt des Regens die Saat erweichten und befruchteten; die Tränen seines rechten. Auges hätten den Euphrat, die seines linken den Tigris flüssig gemacht; aus seinen und Ewas Tränen seien wohlriechende Bäume, herrliche Blumen, Perlen u. dgl. entstanden. Der zeugungskräftige Schweiß des nordischen Ymir, aus dem während des Riesen Schlaf ein Mann und ein Weib hervorgingen, wird wohl auch so zu verstehen sein wie derjenige Adams.

Die in Gen. 3 enthaltene Anschauung, nach der Adam der erste Ackerbauer wurde, ist späterhin, verbunden mit der Erinnerung an ursprüngliche, nächste Beziehung Adams zum

1) Die Antillenbewohner sehen im Regen den Harn und Schweiß ihrer Zemes (Ahnengottheiten) s. Ehrenreich a. a. O. S. 15. — 2) Mondgottheit S. 10. In der nordischen Mythologie entspricht ihm das Roß Hrimfaxi, aus dessen schäumendem Gebiß ebenfalls der Tau entsteht (Gylfag. 10). — 3) Weil a a. O. S. 29. 41. 4) Gylfag. 5.

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