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,,die Welt der Dinge finde ich unmittelbar von mir verschieden und mir gegenüber gestellt 1). „Erleben" bewahrt in der Psychologie eine gewisse Neutralität. Finden" ist schon recht verfänglich; sobald das Wörtchen ,,als" hinzutritt, ist meist die Grenze der blossen Empfindung und des Gefühls überschritten. Ob Lipps wirklich die Empfindungsinhalte und ihre Einheit, die Gegenständlichkeit, die in ihnen steckt, die Welt der Dinge identifiziert darauf deutet, dass sie beide gleichmässig dem unmittelbar erlebten Ich gegenübergestellt werden, soll hier nicht untersucht werden. Den Eindruck, als ob das Sein der Gegenstände ihm bald ein immanentes, bald ein transszendentes ) sei, werde ich nicht los. Stellen sich mir die Empfindungsinhalte unmittelbar dar als mir gegenüberstehend, und ist das Ich seinerseits ohne Gefühl nicht gegeben, so ist noch unmittelbarer erlebt, als das unmittelbare Bewusstsein vom Gegenüberstehen oder Unterschiedensein der Empfindungsinhalte und des Ich, der ganze ungeschiedene Bewusstseinsinhalt, der das Gefühl mit einschliesst. Und was soll endlich ein mittelbar Erlebtes sein? Sind denn nicht alle Bewusstseinserlebnisse unmittelbar, und steht nicht sonach alles eigentlich Erlebte in gleichem Verhältnis zum Erlebnis?

Wir hatten schon gegenüber Lotze bemerkt, der Ichgedanke vermöge sich der Zweiheit nicht zu entäussern. Auch bei Lipps kann das einfache" Ich die Zweiseitigkeit nicht verbergen. Das wird am Ende offenbar, wo er dem phänomenalen Ich das reale Ich unmittelbar zu Grunde legt.

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Bevor wir nun von Lipps, mit dem ich in vielem übereinstimme, besonders darin, dass das Ich als Begriff etwas ganz anderes ist als das Ichbewusstsein, welches jeder Mensch für sich hat, uns verabschieden, ist mit ihm noch ein Punkt ins Reine zu bringen, der zwar schon Lotze gegenüber erörtert werden konnte, aber erst in der Lippsschen Fassung der Theorie so recht ins Auge springt. Er betrifft das Verhältnis zwischen dem einen, sich stets gleich bleibenden Ichgefühl und der, sei es nun grösseren oder geringeren, Mannigfaltigkeit der besonderen Gefühle. Da Lipps tiefer als Lotze in die ganze Frage eingedrungen war, konnte sein Schüler Alexander Pfänder leicht den glücklichen Ausdruck finden, auf den übrigens schon der eingangs erwähnte Popularphilosoph Schmidt verfallen

1) S. 13 f. Die Markierungen einzelner Worte rühren in den letztangeführten Sätzen wie meist in dieser Abhandlung von mir her. 2) S. z. B. S. 8.

war: jedes Gefühl sei nur eine Modifikation Lipps nennt es eine Weise des Ichgefühls'). Woher, fragt man sich da, die Modifikationen? Doch nicht aus den Beziehungen des Ichgefühls zur Aussenwelt! Um darüber hinwegzueilen, dass das Gefühlsich nicht das reale Ich ist und somit keine realen Beziehungen mit andern Realitäten eingehen kann, erhielten wir so nicht Gefühle der Lust, der Unlust oder des Strebens als Besonderungen, sondern etwa Farbgefühle, Tongefühle, Tastgefühle u. dergl. Auch aus den Beziehungen des Ichgefühls zum Körper des fühlenden Individuums ergeben sich die Gefühlsmodifikationen nicht. Auch hier wird der Gegensatz der Lust- und Unlustgefühle, und das ist die dem Gefühle wesentliche Modifikation, aus einem Gegensatze in der Natur des Körpers nicht zu erklären sein, und noch viel weniger der Strebe- oder Verneinungscharakter der von Lipps angenommenen Strebe- und logischen Gefühle. Mag immerhin die Lust das innere Zeichen für einen meinem Körper momentan und an einem bestimmten Orte nützlichen, die Unlust das Zeichen für einen im gleichen Sinne schädlichen physiologischen Vorgang sein, der Gegensatz zwischen Lust und Unlust ist sicher nicht an die Erfassung dieses Gegensatzes von „Nützlich" und Schädlich geknüpft, die Lust wird ohne weiteres als Gegenspiel der Unlust wahrgenommen. Wohl sind auch gewisse Körperempfindungen, wie die der Ermüdung und der Erfrischung, des Hungers und der Sättigung, von gegensätzlicher Qualität. Aber wäre dieser Gegensatz, zu welchem sich in letzter Linie auch der Gegensatz der Temperaturqualitäten, das Warm und das Kalt, in Parallele setzen liesse, seinerseits die Wurzel des Gefühlsgegensatzes 2), so

1) Die Stimmungen" bezeichnet als Modifikationen des Selbstgefühls G. Hagemann, Psychologie. 6. Aufl. (Freiburg i. B.), 1897. S. 34. — 2) S. die klare Auseinandersetzung von W. Wundt, Grundzüge der physiologischen Psychologie. II. 5. Aufl. Leipzig 1902. S. 337: „Für die Empfindung gibt es nur Unterschiede und in gewissen Grenzfällen grösste Unterschiede, zu Gegensätzen werden aber diese Unterschiede immer erst durch die begleitenden Gefühle usw. Seine sehr beachtenswerte Gefühlstheorie S. 357 ff. Th. Gomperz, Griechische Denker. II. Leipzig 1902. S. 454 meint, die an sich positive Kälte erscheine uns deshalb als der negative Gegensatz der Wärme, weil solch ein Gegensatz in Wahrheit einerseits im Bereich der Erzeugungsmittel der beiden Gefühlszustände bestehe (Heizen, Nicht-Heizen), andererseits im Bereich der objektiven Wirkungen dieser Erzeugungsmittel (Brennen, Nicht-Brennen) sowohl als der durch sie erzeugten Gefühlszustände selbst (Transspirieren, NichtTransspirieren). Dazu möchte ich bemerken, dass die Kälte an sich weder etwas Positives noch etwas Negatives ist. Sie ist einfach da. Als negative Kehrseite zur Wärme wird sie doch wohl nur dadurch gefasst, dass die Wärme

dürften sich Lust und Unlust nicht auch an rein geistige Vorstellungsverhältnisse, wie z. B. an sittliche Wertungen, knüpfen. Sonach bleibt nichts übrig, als im Ich selbst das Urbild des Janusgesichtes zu vermuten, das die Gefühlstätigkeit unserer Seele zur Schau trägt. Dieses Ich kann aber nicht das unmittelbar erlebte Gefühlsich sein; denn bei der von Lipps behaupteten Identität von Gefühlsich und Ichgefühl müsste ja dann jedes Lustgefühl zugleich Unlustgefühl und jedes Unlustgefühl zugleich Lustgefühl sein. Das gesuchte Ich also, müsste das reale Ich sein, welches Lipps allen unmittelbar erlebten oder phänomenalen Gefühlsichen als Substrat zu Grunde legt. Allein diese Voraussetzung würde wieder mit dem Begriffe streiten, den Lipps von dem realen Ich hat, da ihm das reale Ich eben dasjenige ist, welches den mannigfaltigen bewussten Gefühlen die Einheitlichkeit verleiht. Ferner endlich, wie erklärt sichs, dass das in sich identische Ur-Ich in einem Falle gerade die Bewusstseinsseite der Lust und im andern gerade die der Unlust hervorkehrt? Deutet es nicht unmittelbar in die Richtung des Denkens, wenn Lipps für den Unterschied der Lust- und der Unlustseite keinen passenderen Ausdruck zu finden weiss als die Entgegensetzung von Positiv und Negativ? Denn man muss sich doch fragen: Woher das Bewusstsein der Positivität (des einen) und der Negativität (des andern)2)?

als positiver Lust-Zustand erscheint im Hinblick auf den in der gleichen Reihe am weitesten abstehenden Unlustzustand der Kälte. Indes gestehe ich gerne zu, dass das bei Betrachtung der menschlichen Tätigkeit und insbesondere bei getäuschter Erwartung sich einstellende negative Urteil dem Bewusstsein des negativen Wertes der Kälte eine ausnehmende Stärke verleihen mag. Gomperz verweist S. 595 mit Recht bezüglich des Wesens der Verneinung auf Trendelenburg, Logische Untersuchungen XII und Sigwarts Logik I 2, S. 150 ff.; wenn er aber eine befriedigende Lösung des Problems nirgendwo fand, so sei ihm Gg. Neudecker, Grundlegung der reinen Logik. Würzburg 1882. S. 31 ff. genannt. Dort ist auch darüber gehandelt, inwiefern die Verneinung dazu dient, „aus einer übergeordneten Gattung eine der sie zusammensetzenden Unterarten auszuschliessen und so mittelbar den Rest der Gattung zu umgrenzen (Gomperz S. 454).

1) Hier sei auch gefragt, weshalb nur die positiven Wertgefühle auf der Mitwirkung eines Interesses der Persönlichkeit bei der Apperzeption (oder dem psychischen Wirksam werden eines psychischen Geschehens) beruhen (s. „Vom Fühlen, Wollen und Denken", S. 33). Wenn „demgemäss" die positiven Wertinteressen, auf denen das Gefühl der Aktivität beruht, als „meine“ bezeichnet werden, dürfte eigentlich das Wort „meine" für die negativen Gefühle nicht verwendet werden. Dem Eudämonismus mag jene Stelle willkommen sein.

Otlohs von St. Emmeram Verhältnis zu den freien

Künsten, insbesondere zur Dialektik.

Von Dr. J. A. Endres in Regensburg.

(Schluss.)
II.

1. Noch ist in dem bisherigen einer der sieben freien Künste nicht gedacht worden, der Dialektik. Das Verhältnis, welches Otloh zu ihr, wie überhaupt zur Philosophie, die ja zu jener Zeit im Bereiche der schulmässigen Wissenschaften unter dem Namen der Dialektik ihre Stelle hatte, einnahm, möge hier noch kurz zur Sprache kommen. Der Gegenstand wurde bisher nur von Prantl1) und von Überweg-Heinze 2) kurz berührt.

Dass Otloh mit der gesamten weltlichen Wissenschaft auch die Dialektik verwarf, kann nach dem bisher Gesagten keinem Zweifel unterliegen. Ausser seiner exklusiven, allem Weltlichen abgeneigten Richtung bestimmte ihn hierzu noch besonders die rationalistische Tendenz von Dialektikern, welche im 11. Jahrhundert den auch in der Frühzeit der Scholastik nicht schlummernden Antagonismus zwischen Wissen und Glauben nährten. Geringschätzung oder Abneigung gegen die Dialektik mochte ihm überdies bereits in seiner Studienzeit eingepflanzt worden Denn obwohl ihm die Fragen, welche die Dialektik behandelte, nicht ganz unbekannt zu sein scheinen3), so war es ihm doch nicht vergönnt gewesen, sich ihre Kenntnis (schulmässig) anzueignen, wie er in einem Falle, wo er nicht alles nach der Feinheit der dialektischen Kunst zu schlichten" vermochte, selbst gesteht. Übrigens weiss er sich darüber leicht mit dem Beispiele des hl. Hieronymus und vieler kirchlicher Schriftsteller zu trösten, welche trotz ihrer Kenntnis der Dialektik sich recht wenig mit ihr befasst haben 1).

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1) Geschichte der Logik im Abendlande. Leipzig 1861. II, S. 68.

2) Geschichte der Philosophie, zweiter Teil. Berlin 1898 (8. Aufl.). S. 167.

3) Qui genus et speciem, proprium, commune doceris,

A rationali qui scis differre animale,

Ex adjectivo, qui summa nosse laboras ..

De doctrina spirit. c. 13, Migne 146 275 D.

*) Quae nimirum omnia licet juxta dialecticae artis subtilitatem distinguere qenueam, non enim merui illius habere notitiam, si tamen sententia juxta morem

Das Ideal der Männer, welche ihm hier vorschweben, macht er auch zu dem seinen. „Denn mir ist es", wie er sagt, „bei meiner Lektüre und bei der schriftstellerischen Tätigkeit mehr um die Aussprüche der Heiligen, als um die Lehren eines Plato oder Aristoteles und selbst auch eines Boëthius zu tun1)." Und als in der Wissenschaft erfahrene Männer bezeichnet er mehr jene, die in der hl. Schrift, als jene, welche in der Dialektik unterrichtet sind. Denn er habe gewisse Dialektiker so exklusiver Art angetroffen, dass sie alle Aussprüche der hl. Schrift nach Massgabe der Dialektik feststellen zu müssen glaubten und mehr dem Boëthius als den hl. Schriftstellern in sehr vielen Punkten Glauben schenkten 2).

Ganz im Einklange mit diesen Äusserungen bildet sich Otloh seinen Begriff der Philosophie. Er verargt es dem Boëthius, dass er die Philosophie den heidnischen Dichter Lukanus ihren Freund nennen lässt 3), und verrät damit zugleich, in welchem Sinne er die consolatio philosophiae las und verstand. Wenn er selbst einmal die Freunde der profanen Literatur als Philosophen" anredet, so tut er es lediglich in ironischem Sinne, in Wahrheit nennt er ihr Streben eine ,,vana philosophia" 4). Im Unterschiede hiervon versteht er unter der „vera philosophia" die göttliche Weisheit" 5), wie sie in der hl. Schrift enthalten ist und die selbstverständlich keinem Heiden zu teil sein kann.

Von der Ansicht, welche alle Wahrheit auf Gott als ihren Urquell zurückführt, findet sich demnach bei Otloh keine Spur, geschweige denn von der anderen, die in der Väterzeit sowohl wie im Mittelalter viel verbreitet war, dass auch auf die Heiden, und namentlich auf die Erleuchtetsten unter ihnen, ein Strahl göttlicher Offenbarung gefallen sei. sacrae scripturae aliquatenus proferatur, peto ne propter rusticitatem sermonis respuatur, cum constet plurimos ecclesiasticos scriptores parum excoluisse dialecticam, etiamsi noverint illam. Unde et s. Hieronymus dicit: Sint alii diserti etc. Dial. de tribus quaestionibus c. 33, Migne 145 103 A.

1) Maior enim mihi cura est legendo vel scribendo sequi sanctorum dicta, quam Platonis vel Aristotelis ipsiusque etiam Boëtii dogmata. L. c. Prolog., Migne 146 62 B. - 2) Peritos autem magis dico illos, qui in sacra scriptura, quam qui in dialectica sunt instructi. Nam dialecticos quosdam ita simplices inveni, ut omnia sacrae scripturae dicta juxta dialecticae auctoritatem constringenda esse decernerent magisque Boëtio quam sanctis scriptoribus in plurimis dictis crederent. lbid., Migne 146 60 A. 3) Qui (Boëthius), licet in dictis plurimis orator fuerit excellentissimus, in quibusdam tamen errasse invenitur. Inter quae illud est, quod ex persona philosophiae loquens Lucanum gentilem et infidelem familiarem suum appellat dicens: Et familiaris meus Lucanus. Quod enim nulli conveniat dicere gentilem aliquem verae philosophiae, id est divinae sapientiae familiarem esse, fidelis quilibet advertere valet. lbid., Migne 146 62 B. *) De doctrina spirit. c. 11, Migne 146 270 B et D. 5) Vergl. vorletzte Anmerkung.

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