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gestört erscheint, welche an einer der besagten Anomalien leiden. Dass aber dieses Urteil und Streben bei der Mehrzahl der Menschen auch da leicht einem Irrtume verfalle, wo es sich um ganz normale körperliche Bedürfnisse handelt, ist doch sicherlich nicht wahr. Dr. Hallez (1. c. p. 227) ist allerdings nicht unserer Ansicht, er schreibt: ,Le désir qu'on éprouve à satisfaire ces sortes de besoins est donc un plaisir de malade, et il ne peut que nous tromper sur la perfection ou la bonté absolue de l'acte qui les satisfait ou des objets qui poussent à cet acte."

Aber dann wäre es doch wahrhaftig seltsam um die Einrichtung der menschlichen Natur bestellt. Wie ist es da überhaupt noch möglich, sich ein richtiges Urteil zu bilden? Wenn die Beschaffenheit des in der Natur begründeten körperlichen Bedürfnisses nicht mehr ein richtiges Urteil,,sur la perfection ou la bonté absolue de l'acte qui les satisfait ou des objets qui poussent à cet acte, ermöglicht, wohin kommen wir dann? Verfallen wir dann nicht notwendig dem Skepticismus? Oder wie können wir diesen noch überwinden? Indessen macht Dr. Hallez 1. c. folgendes für sich geltend:

,,Ces mêmes actes et ces mêmes objets deviennent insipides ou même désagréables, aussitôt le besoin satisfait."

Das stimmt; aber was beweisst das? doch nur dies eine, dass in dem betreffenden Objekte, das hic et nunc der Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse diente, die allgemeine Natur, durch die das Bedürfnis noch wiederholt befriedigt werden kann, und die individuelle Umgrenzung unterschieden werden muss; nur auf der letzteren Seite erscheint jetzt das Objekt fade oder gar unangenehm, insofern es wahr ist, dass, weil das Bedürfnis durch dieses Objekt, durch diese Quantität befriedigt worden ist, ein zweites Mal dieses Objekt, diese Quantität nicht mehr benötigt erscheint. Das jetzige Urteil, das Objekt des früheren Genusses sei fade, bezieht sich also nicht auf die perfection ou la bonté absolue", sondern auf das Individuelle. Deshalb ist es unlogisch, wenn Dr. Hallez 1. c. schliesst:

„Et en effect, ces mêmes actes et ces mêmes objets deviennent insipides ou même désagréables, aussitôt le besoin satisfait."

so

Überdies ist dieser Satz nur teilweise wahr; er gilt, 80 wie er vorliegt, und wenn körperliche Strebungen in Rede stehen, nur von den eigentlichen Nahrungsmitteln; alle jene Dinge, welche ausschliesslich oder hervorragend dem Genusse dienen, das Gefühl gesteigerter Annehmlichkeit erwecken, können auch dann noch Genuss verursachen, wenn das vernunft gemässe Verlangen nach Genuss bereits befriedigt worden ist; demgemäss trifft das Urteil,

welches jene Dinge auch noch nach dem Genusse als geniessenswert hinstellt, einigermassen noch das Richtige, ja einfachhin das Richtige, insofern das Urteil implicite den allgemeinen Charakter des Objektes als den eines der normalen Natur Genuss gewährenden Objektes affirmiert; es irrt sich nur bezüglich des Masses des Genusses. Gilt das nun, sogar nachdem bereits ein Genuss stattgefunden hat, so gilt es vor allem vor dem Genusse, wenn, wie gesagt, bei einem Objekte der Gesichtspunkt der Notwendigkeit für die menschliche Natur in den Hintergrund tritt, also, um konkret zu reden, der Charakter eines Nahrungsmittels nicht betont erscheint, sondern das Element des Genusses in erster Linie reizt oder doch bedeutend mitspielt. Die Richtigkeit des nach seiner Substanz betrachteten Aktes steht hier ganz ausser Frage: nur das Mass kann leicht einer unrichtigen Taxierung verfallen. Und hier nun geben wir Dr. Hallez vollständig Recht, wenn er sagt, dass der aktuelle Genuss die Möglichkeit eines unrichtigen Urteiles und Strebeaktes nur vermehre: hier trifft wirklich das Sprichwort zu: „L'appetit vient en mangeant". Die Erfahrung bestätigt, wie schwer es dem Menschen wird, gerade im Gebrauch von reinen Genussmitteln die richtige Mitte zu halten, das richtige Mass zu finden, das richtige Urteil zu fällen. Während die aktuelle Verknüpfung mit Objekten, welche nicht Genuss objekte sind, das Subjekt per se nicht falsch beeinflusst (nur eine krankhafte Disposition des Subjektes kann dies bewirken, wie wenn z. B. der Verweichlichte den Eintritt frischer Luft in das über Gebühr erwärmte Zimmer scheut), ist die Verknüpfung mit aktuellem Genuss per se eine Erschwerung für die vernunftgemässe Regelung des Genusses. Darin hat Dr. Hallez durchaus recht.

5. Zwei Fragen erübrigen jetzt noch für die Erörterung. Die erste lautet: Wie gelangt man zur Kenntnis einer anormalen Disposition, sei sie nun geistiger oder körperlicher Art und mag sie sich nun auf Genuss oder Bedürfnis beziehen?

Die zweite, mit der ersten zusammenhängende, Frage ist diese: Welches sind die Ursachen, welche bewirken können, dass der objektive Wertgehalt von Objekten, mögen diese nun dem Bedürfnisse oder dem Genusse dienen, nicht richtig angeschlagen wird?

a. Mit bezug auf die erste Frage nun sagen wir: Die Betrachtung des Dinges an sich ist das erste Mittel, eine Anomalie in der Disposition zu enthüllen. Die Erde ist z. B. an sich betrachtet offenbar

nur zu dem Zwecke bestimmt, als Substanz für die Pflanzenwelt zu dienen oder, in irgend einer anderen Weise benützt (z. B. zur Anfertigung von Baumaterial), dem Menschen Nutzen zu verschaffen. Dieses praktische Diktamen taucht unmittelbar im Menschengeiste auf in bezug auf alle jene Dinge, welche der Natur angehören und, im Haushalte der Natur stehend, wie von selbst ihre naturgemässen Zwecke dem Menschen enthüllen. Viele andere Dinge der Natur liegen nicht in gleicher Weise dem Auge des Menschen offen, nicht einmal wo es sich um Nahrungsmittel handelt: da kann denn vonseiten des Objektes eine etwaige Anomalie im Subjekte viel schwerer oder gar nicht entdeckt werden. Noch mehr trifft dies zu bei Dingen, die, von der Natur dargeboten, durch die Bearbeitung oder auch einfachhin durch die Benützung des Menschen zu Genussmitteln umgebildet werden; eine fehlerhafte Disposition im Subjekte kann bewirken, dass jemandem ein Ding als ein von der Natur dargebotenes Genussmittel erscheint, das diesen Charakter gar nicht hat. Wenn hier die Natur selbst keine Korrektur trifft, indem sie den Menschen auf die naturgemässe Verwertung des Dinges positiv hinweist, muss der Geschmack des Menschen notwendig in die Irre gehen.

Das zweite Mittel, eine Anomalie in einem Subjekte zu entdecken, ist die Beobachtung der Mehrzahl der Menschen. Es ist ja die Anomalie, wie der Name selbst zu verstehen gibt, eine Ausnahme, etwas, was nicht in der Mehrzahl der Subjekte sich vorfindet, wie es ganz offensichtlich wird an der auch von Hallez erwähnten Tatsache, dass es farbenblinde Menschen gibt. Der Geschmack, dass einem derartigen Menschen bestimmte Farben und Farbenzusammenstellungen gefallen, ist falsch, rein subjektiv. Es wird aber dies Element entdeckt durch die Vergleichung des eigenen Geschmackes und Aktes mit dem Geschmack und Akt der anderen, der Mehrzahl der Menschen. Falsch erscheint demnach der von Hallez niedergeschriebene Satz:

Pour avoir bon goût, il faut être insensible aux appréciations d'autrui, il ne faut attribuer aucune confiance à l'autorité des autres."

Es ist klar, dass mit diesem Satz jede Erziehung zu richtigem, zu gutem Geschmack, vor allem von den Tagen der Kindheit und Jugend an, einfach unmöglich gemacht wird. Welche Konsequenzen muss das aber nach sich ziehen? Zu dem Angenehmen, d. h. zu dem, was Genuss gewähren hann, gehört auch das Schöne, wie

Hallez später selbst ausführt. Wenn also der Geschmack überhaupt nach Hallez selbstherrlich ist, keiner Schulung und Erziehung benötigt, der Korrektur durch andere nicht bedarf, dann auch nicht der Geschmack bezüglich des Schönen. Damit aber reisst die reine Sintflut des Subjektivismus ein. Der ganze Jammer moderner Zerfahrenheit und Verworrenheit, wo es sich um die Fragen des Schönen und speciell des Kunstschönen handelt, erscheint damit im Prinzip legitimiert!

b. Wir kommen nun zur Frage nach den Ursachen einer unrichtigen Urteilsbildung bezüglich des objektiven Wertgehaltes von Dingen, die dem Bedürfnisse und dem Genusse und besonders letzterem dienen: denn wir behandeln ja das Thema des Angenehmen.

In diesem Punkte nun sind die Ausführungen von Dr. Hallez entschieden richtiger.

Die erste Ursache ist die Suggestion, welche, wie der Hypnotismus beweist, den Menschen mächtig beeinflussen kann. So kann es geschehen, dass der ihr unterstehende Mensch schliesslich ein Objekt als schädlich oder als unangenehm und widrig betrachtet, das, objektiv betrachtet, diese Wertung durchaus nicht verdient.

Die zweite Ursache ist die blind hingenommene Autorität anderer, überhaupt die Beeinflussung durch andere gegen die Forderungen der gesunden Vernunft.

Die dritte Ursache ist ein unberechtigter Subjektivismus, Vorurteile, vorgefasste Meinungen, Einbilduugen, entweder krankhafter Art oder solche, die veranlasst sind durch Eigensinn und Widerspruch. Hierher gehört auch die Autosuggestion, durch welche das Subjekt sich selbst in aussergewöhnlicher Weise beeinflussen und bestimmen kann.

Die vierte Ursache beruht in Krankheiten und krankheitsähnlichen Zuständen, wie schon bemerkt wurde.

Ein besonderes Wort verdient endlich noch die Gewohnheit. Wenn der Eindruck, den ein Objekt das erste Mal macht, trotz der Gewohnheit immer derselbe bleibt, so kann man keinen Zweifel über die objektive Auffassung des Objektes haben, vorausgesetzt, dass die vier erwähnten Ursachen des Irrtums nicht ins Spiel kommen.

Es kann aber auch vorkommen, dass die Gewohnheit den ersten Eindruck des Vergnügens oder Missvergnügens nicht bestehen lässt, ihn gar aufhebt und in sein gerades Gegenteil wendet. So kann

der Genuss scharf gewürzter Speisen, die zuerst Missbehagen erregten, auf die Dauer geradezu Ursache eines grossen sinnlichen Behagens sein, und umgekehrt kann der fortgesetzte Genuss von süssen Genussmitteln, wie sich besonders leicht an Zuckerwasser erproben lässt, die Empfindung des Behagens zum Missbehagen wenden. Da fragt es sich denn nun, welcher Eindruck zu Recht bestehen bleibt, ob der erste oder der am Schluss gelegene. Hier ist zunächst zu beachten, dass zwischen dem einmaligen Gebrauch eines Objektes und zwischen der gewohnheitsmässigen Benützung desselben ein Mittelglied besteht, die Wiederholung, die noch nicht zur Gewohnheit geworden ist. Trifft es hier zu, dass bei der Wiederholung des Gebrauches der zuerst empfundene angenehme Eindruck bleibt, so spricht das offenbar zu gunsten der objektiven Annehmlichkeit des Objektes, so dass für gewöhnlich, immer unter Voraussetzung der Anwendung der oben angegebenen vier Kautelen, wohl ein Zweifel nicht zu verbleiben vermag.

Wie aber, wenn bei der einfachen Wiederholung des Gebrauches die Empfindung des Missbehagens, der Unlust, der Abneigung fortbestehen bleibt? Hier muss man wieder unterscheiden; wenn die Wiederholung die Sache durchaus auf demselben Punkte stehen lässt, so ist wohl das Urteil berechtigt, dass dem betreffenden Objekte, wenigstens als Genussmittel, keine objektive Annehmlichkeit zukommt; wird die subjektive Annehmlichkeit trotzdem durch fortgesetzten Gebrauch ertrotzt, so scheint das Unnatur zu sein, der objektiven Anlage des Objektes zu widersprechen, wenigstens insofern es als Genussmittel in Betracht kommt. Eignet aber einem Objekte dieser Charakter entweder gar nicht oder nicht in erster Linie, so wird die Wiederholung kaum etwas anderes bewirken, als dass die ursprüngliche Empfindung des Unbehagens und der Abneigung wenigstens verringert wird, und es kann sogar dazu kommen, dass der nicht zu oft wiederholte Genuss Vergnügen bereitet. In diesem Falle kommt der Empfindung noch eine, wenn auch beschränkte, objektive Annehmlichkeit zu. Bleibt aber der zuerst empfundene unangenehme Eindruck bestehen, so ist das etwas rein Subjektives, wie daraus erhellt, dass die Mehrzahl der Menschen den zuerst empfangenen üblen Eindruck überwindet.

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