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Das Problem der Willensfreiheit. Von K. Fahrion. Heidelberg, Winter. 1904.

Dieser neue Versuch einer Lösung" des Freiheitsproblems ist von vorneherein aussichts-, ja gegenstandslos, weil der Vf. Freiheit mit Ursachlosigkeit verwechselt, eine kaum begreifliche Verwechselung, welche aber bei allen Deterministen wiederkehrt. Die Menschheit hält sich für frei und wird, wie der Vf. zugesteht, auch in alle Zukunft, trotz der Deterministen, sich frei fühlen. Aber

,,das Freiheitsgefühl widerspricht an sich dem Kausalgesetz und erscheint darum als eine blosse Täuschung."

Warum dies?

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Wenn wir uns der Ursachen, warum wir so oder so handeln, nicht bewusst sind, so folgt daraus nicht, dass sie überhaupt fehlen."

Das Freiheitsgefühl beruht nicht darauf, dass wir der Ursachen uns nicht bewusst werden, die uns zum Wollen bestimmen, noch viel weniger, dass wir uns des Mangels an Ursachen bewusst wären; im Gegenteil, wir sind uns meist sehr klar der Motive bewusst, die uns zum Wollen bestimmen, zugleich aber ist es uns sonnenklar, dass dieselben uns nicht nötigen, sondern dass die Entscheidung von uns abhängt. Der freie Entschluss ist nicht ursachlos, sondern hat seine adäquate Ursache in den Motiven und der Willenskraft.

Der Vf. findet auch noch ,,eine ganze Reihe bedenklicher Folgen", welche aus der Annahme der Freiheit sich ergäben:

,,Befänden wir uns tatsächlich vor jedem Entschluss in der Verfassung dass wir von zwei entgegengesetzten Möglichkeiten mit gleicher Leichtigkeit sowohl die eine als die andere wählen könnten, oder wäre uns in jedem Augenblick ein neuer Entschluss möglich, der mit unserem vergangenen Leben in gar keinem Zusammenhang steht, so hörte jede Stetigkeit und Berechenbarkeit des menschlichen Handelns auf. Willkür und Zufall würden unser Tun beherrschen. Der grösste Bösewicht könnte sich plötzlich durch blossen Willensentschluss in einen tugendhaften Menschen verwandeln und umgekehrt. Ein auf diese Weise gefasster Entschluss hätte gar keinen sittlichen Wert; denn eine sittliche Tat wäre dann das Resultat einer willkürlichen und zufälligen Wahl, bei der ebenso das Gegenteil hätte gewählt werden können. Das Böse aber wäre weit verabscheuungswürdiger, weil es nicht bloss eine natürliche Wirkung der sinnlichen Triebe, sondern absichtlich und vorsätzlich ausgeführt wäre. Endlich wäre die Strafe unnötig und unwirksam, denn der Bestrafte würde durch sie in keiner Weise beeinflusst und könnte auch ohne Strafe, sobald es ihm beliebte, den Weg der Tugend einschlagen" (S. 17 f.).

Diese ganze Beweisführung leidet an einer gänzlich irrigen Voraussetzung, dass nämlich der Wille

,von zwei entgegengesetzten Möglichkeiten mit gleicher Leichtigkeit sowohl die eine als die andere wählen könne."

Welcher Indeterminist hat je so die Willensfreiheit gefasst? Allerdings gibt es Fälle, wo wir mit derselben Leichtigkeit das eine oder das andere wählen können, wo in den Motiven gar kein Vorzug des einen vor dem Gegenteil liegt: hier zeigt sich die Freiheit auf das klarste, denn nur durch unsere eigene Willenskraft kann jene Indifferenz gehoben, das Züngelchen an der Wage auf eine bestimmte Seite geneigt. werden.

Noch energischer aber macht die Willenskraft sich geltend, wenn wir gegen die heftigsten Antriebe aus frei gewählten Motiven uns für die Tugend entscheiden. Nicht Willkür und Zufall, sondern unsere Willensenergie beherrscht unser Tun. Diese Energie ist so stark, dass, wenn auch sehr selten, der grösste Bösewicht sich plötzlich bekehren kann; denn streng berechenbar ist der Willensentschluss allerdings nicht. Es muss allerdings ein Zusammenhang zwischen dem Entschluss und dem früheren Leben bestehen. Der Wille wählt regelmässig das, was seinen Neigungen, Gewohnheiten, seinem angeborenen oder erworbenen Charakter entspricht, und deshalb kann man, wenn man diese Voraussetzungen kennt, ziemlich sicher voraussagen, was der Mensch tun wird: aber unfehlbar ist die Voraussage nicht, wie dies die Erfahrung genugsam beweist. Denn es liegt im Wesen der Freiheit, dass sie trotz aller gegebenen Verhältnisse sich so und so entschliessen kann. Wenn der Wille aber auch nach Berechnung sich entscheidet, die Entscheidung bleibt frei, weil Neigungen, Gewohnheiten, Charakter nicht absolut nötigen. Wie aber der Vf. behaupten kann, eine freie Handlung sei ohne sittlichen Wert, ist schwer begreiflich. Nur wenn ich mich frei zum Guten entschliesse, ist der Entschluss sittlich; wird er von den Motiven determiniert, dann hat er denselben Wert wie das Fallen des Steines, der von der Schwere zur Erde gezogen wird. Ebenso falsch ist die Behauptung, die Freiheit mache die Strafe unnötig und unwirksam; im Gegenteil: wenn der Mensch determiniert wird von seinen Neigungen, seinem Vorleben, dann ist alle Strafe eitles Unterfangen.

Fulda.

Dr. C. Gutberlet.

Über die letzten Dinge. Von Dr. Otto Weininger. Mit einem biographischen Vorwort von Moritz Rappaport. Wien und Leipzig, W. Braumüller. 1904. 8°. XXV, 183 S.

Gratiano spricht eine unendliche Menge Nichts... Seine vernünftigen Gedanken gleichen zwei Weizenkörnern in zwei Scheffel Spreu versteckt; ihr suchet sie den ganzen Tag, eh' ihr sie findet, und wenn ihr sie habt, sind sie des Suchens nicht wert."

Mit diesem Worte Shakespeares ist die Rezension für oben genanntes Buch Weiningers, der im Alter von 23 Jahren seinem Leben

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ein Ende machte, schon geschrieben. Der Herausgeber (Rappaport) muss sich offenbar in Weiningers Persönlichkeit und Geistesprodukte sehr verguckt" haben: denn er findet es höchst bemerkenswert, dass zur Zeit des Leichenbegängnisses Weiningers eine in Wien sichtbare parzielle Mondfinsternis stattfand, die genau in dem Momente endigte, als der Leib in die Erde gesenkt wurde (S. XX). Fürwahr das ist recht sonderbar! Noch sonderbarer ist, dass man den mystizierenden Symbolismus (speziell Tier- und Pflanzensymbolismus) Weiningers, der oft an Blödsinn grenzt, für wert fand, der Mit- und Nachwelt überliefert zu werden. Hier einige Proben:

S. XXIV: „Sind die Pferdebremse (die übrigens eine gewisse sadistische Schönheit hat) und der Floh und die Wanze auch von Gott geschaffen? Das will und kann man nicht annehmen. Sie sind Symbole für etwas, wovon Gott sich abgekehrt hat." - S. 60:,,Die Wissenschaft ist asexuell, weil sie resorbiert, der Künstler ist sexuell, weil er emaniert." S. 64:,,Die Fixsterne bedeuten die Engel im Menschen."

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S. 79 werden die Menschen eingeteilt in Sucher und Priester:

,,Der Sucher sucht, der Priester teilt mit. Der Sucher sucht vor allem sich, der Priester teilt vor allem anderen sich mit.... Den Suchern gemeinsam ist... die Linie ohne Farbe; den Priestern gemeinsam ist die Farbe ohne Linie. . . .“

S. 113 entfaltet uns W. seine „universelle Symbolik" unter dem Titel: Metaphysik. Hier erfahren wir überaus wunderbare Dinge:

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S. 115, dass die Tiefsee in einer Beziehung zum Verbrechen stehen müsse. S. 121:,,Das Auge des Hundes ruft unwiderstehlich den Eindruck hervor, dass der Hund etwas verloren habe. . . . Was er verloren hat, ist das Ich, die Freiheit. Der Hund hat eine merkwürdige Beziehung zum Tode." (Diese These wird damit bewiesen, dass W. in München einen Hund habe bellen hören und zwar in eigenartiger Weise, was sich später anderswo wiederholte; dabei habe er im ersten Fall das unwiderstehliche Gefühl gehabt, dass jemand sterbe, im zweiten habe er, ohne krank zu sein, selbst buchstäblich mit dem Tode gerungen). S. 124: Wenn der Hund nicht wedelt, sondern den Schweif starr und gerade hält, dann ist Gefahr, dass er beisst: das ist die verbrecherische Tat, alles andere, auch das Bellen, nur Zeichen der bösen Gesinnung. . . .“. S. 127: ,,Nach den Vögeln scheinen viele Unterschiede unter dem Frauenreich sich bestimmen zu lassen: die Gans, die Taube, die Henne, den Papagei, die Elster, die Krähe, die Ente, das findet man alles physiognomisch wie charakterologisch unter den menschlichen Weibern vertreten. Die Männer dieser Vögel sind Pantoffelhelden (mit Ausnahme des Hahnes, Papageis ?)."

Einen Einblick in den Geisteszustand des Verfassers scheint der „Aphorismus S. 176 zu gestatten:

,,Es hat einen ethischen Grund, dass der Mensch eine Waffe (sei's auch die Hand) braucht, um sich zu töten. Er hat sich das Erdenleben nicht gegeben, nur Gott kann es ihm nehmen; doch der Selbstmörder ist des Teufels," und

S. 57: „Der anständige Mensch geht selbst in den Tod, wenn er fühlt, dass er endgültig böse wird."

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Welch tiefer Sinn den „Aphorismus S. 177 des Druckes wert erscheinen liess, darüber kam ich nicht ins klare. Er lautet aber: „Die Lava ist der Dreck der Erde." Auch ein Aphorismus! Den Passus S. 76 über genitalen und phagischen Trieb abzudrucken, mute ich dem Phil. Jahrb. nicht zu; er übertrifft alles bisher Dagewesene an „Geschmack." Wäre ich Symbolist im Stile Weiningers, so würde ich den dortigen. Passus mit Lava" überschreiben. Ich leugne nicht, dass in den Kapiteln über Peer Gynt" und Ibsen, Zur Charakterologie, Über die Einsinnigkeit der Zeit, Metaphysik, selbst unter den Aphorismen auch mancher wirklich schöne, geistreiche, wahre und tiefsinnige Gedanke versteckt ist, und dass W. eine gewisse spekulative Veranlagung gehabt haben muss; aber er kann unmöglich geistig normal gewesen sein. Wir haben es hier mit den ungezügelten Gedanken eines kranken Mannes zu tun. Das fehlt uns gerade noch Eine symbolistische, aphoristisch orakelnde Überphilosophie! Wir haben schon genug am Symbolismus in der Kunst! Damit wären allerdings die letzten Dinge" aller Philosophie gegeben. Das Buch zeigt, was heutzutage alles gedruckt werden kann. Tübingen. Dr. Ludwig Baur.

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Ontologia sive Metaphysica generalis, in usum scholarum. Auctore Carolo Frick S. J. Editio tertia, aucta et emendata. Friburgi Brisgoviae, Herder. 1904. 8°. 228 p. M. 2,40.

Die Ontologie des P. Frick, welche den zweiten Teil des ,, Cursus philosophicus in usum scholarum" bildet, liegt nun in dritter, vermehrter und verbesserter Auflage vor: gewiss ein recht günstiges Zeichen der Brauchbarkeit des Buches, wenn man bede.kt, dass dasselbe im Jahre 1894 zum erstenmal erschien. Der Vorrede zufolge (p. V) ist die Ordnung und die Zahl der Thesen unverändert geblieben; besondere Beachtung fanden nur, abgesehen von einigen weiteren Erklärungen, verschiedene moderne Irrtümer. Das Lehrbuch, welches ein,Manuale' für die Studierenden der allgemeinen Metaphysik sein soll und es in Wirklichkeit auch ist, behandelt, in methodisch-schulmässiger Form, unter Berücksichtigung der entgegenstehenden Ansichten, in drei Büchern: 1. Das Seiende an und für sich betrachtet (De ente in communi sive transcendentali); 2. Die Kategorien des Seienden (De ente categorico sive de summis entis generibus); 3. Die Vollkommenheit des Seienden (De entis perfectione). — Die Ausführung im einzelnen lässt nichts zu wünschen übrig, was Deutlichkeit und Kürze sowohl in der Fassung der Lehrsätze, der Beweise und der Erklärungen als auch in der Lösung der

456 P. J. Fries O. M. J. C. Frick S. J., Ontolog. sive Metaphys. gener.

verschiedenen Einwendungen betrifft. Was den Inhalt angeht, so bietet uns P. Frick in seinem mit Ueberzeugung geschriebenen Werkchen alles, was einem angehenden Metaphysiker von wahrem Nutzen sein kann. Die Erörterungen über die Analogie des Seienden, über den höchsten objektiven Grund der innern und der äusseren Möglichkeit der zufälligen Dinge, über den objektiven Gehalt des Substanzbegriffes, über den Begriff der Person, über die objektive Realität des Begriffes der wirkenden Ursache und den analytischen Charakter des Kausalitätsprinzips zählen zu den besten Partien dieser Ontologie. Da, wie bekannt, in der allgemeinen Metaphysik die für eine philosophische Richtung leitenden Grundsätze und Gedanken zur Sprache kommen, so glauben wir betonen zu müssen, dass es dem Verfasser, nach unserer Meinung, nicht gelungen ist, die gegen manche seiner Definitionen und gegen die Auffassung mancher seiner Thesen von gegnerischer Seite geltend gemachten Gründe zu widerlegen: es wird dies auch so ziemlich eine Sache der Unmöglichkeit bleiben.

Wir erwähnen z. B. von Definitionen, die uns weniger ansprechen, jene des,,ens nominaliter sumptum", des,,ens reale", des „conceptus subiectivus“ (p. 4); der,,potentia subiectiva“, der „potentia naturalis“ (p. 39); des „,actus essendi et formalis“ (p. 40); des „actus sui“ (p. 41); der „substantia completa" (p. 127); der „causa efficiens moralis" (p. 188); der simplicitas als einer,perfectio simplex" (p. 206).

Auch bedauert Rezensent, dass der Abschnitt über „De Potentia et Actu in genere" (p. 38 sqq.) nicht klarer, etwa in Form von Thesen behandelt wurde, da doch diese Frage grundlegend für die ganze Metaphysik ist. Mag dann die,,distinctio realis essentiae et existentiae in creaturis" noch so umstritten sein, dass Thomas dieselbe lehre, scheint uns denn doch eine ausgemachte Sache zu sein, an der die Ausführungen des Verfassers (Thesis V, p. 55 sqq.) nichts zu ändern vermögen. Ziemlich überflüssig finden wir endlich die vielfachen „modi", von denen (p. 148 sqq.) die Rede ist.

Ueberhaupt hält der Verfasser durchweg fest an den Lehrtraditionen seines Ordens, ohne eigentlich Neues beizubringen, wie es ja bei einem Handbuche begreiflich ist. Trotzdem kann das Buch Freunden und Gegnern jener Richtung in der Aristotelisch-scholastischen Philosophie im Gegensatze zur Aristotelisch-thomistischen von vielfachem Nutzen sein, und ist den Studierenden der Philosophie und auch jenen, welche inmitten ihrer seelsorgerlichen Tätigkeit noch Lust und Liebe zur Erörterung metaphysischer Fragen behalten haben, zu empfehlen.

Hünfeld.

P. J. Fries O. M. J.

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