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doch einleuchtet, dass ein Gefühl, das mir nur schlicht erklärt: „Du bist da", einer Steigerung und Ausbildung durch pädagogische Mittel nicht fähig ist.

Von den beiden möglichen Bedeutungen des Ausdrucks Selbstgefühl schliessen wir diejenige, welche darin das Gefühl des eigenen Wertes oder, nach Th. Lipps' kurzem Ausdruck, das Selbstwertgefühl erblickt, zweckmässig aus der vorliegenden Betrachtung aus. Es ist nicht die ethisch-psychologische Seite der Frage, sondern die erkenntnistheoretische, auf die wir abzielen. 1) Seit den Tagen der siegende Quelle des Vergnügens" (S. 1 f.), dieses Vergnügen aber ein Gefühl des eigenen Wesens, ein Geschenk der Natur an alle empfindenden Wesen (S. 3) und also nicht nur ,,ordentlicher Weise" (S. 7 regelmässig), sondern stets und notwendig mit dem Selbstgefühle „,,verbunden" ist, andererseits aber doch das Selbstgefühl, insofern es Gefühl eigener Unvollkommenheit ist, Entstehungsursache von Missvergnügen werden kann (S. 8, 176 f.). Denn auch eine Vermischung von unangenehmen Empfindungen mit dem Vergnügen, ,,womit" das Selbstgefühl,,umgeben" ist, kann nur eine,,mittlere Empfindung zwischen einem Vergnügen und Missvergnügen" zustande bringen,,,die oft angenehmer ist als reines Vergnügen". Über die hier bezeichnete Schwierigkeit hilft sich Schm. mit dem Satze weg: „Der Mensch sieht die Vollkommenheit seines Selbst als notwendig an“ (S. 15). Ferner ist nach ihm das Selbstgefühl eine Quelle des Vergnügens, und doch soll, insofern das Vergnügen des Selbstgefühls,,erweitert" wird, offenbar das Selbstgefühl selbst auch erweitert werden können. Von der Beschaffenheit des Selbstgefühls soll die Ausbreitung der Gefühle und Begierden“ (S. 176), von der Beschaffenheit der Begierden und Gemütsbewegungen aber wieder die des Selbstgefühls abhängen (II. Abschn., 8. Kap. ff.). Um dem Widerspruch vorzubeugen, müsste der Verf. ein Gesetz der Wechselwirkung zwischen Selbstgefühl und seinen Äusserungen aufstellen, was er, so viel ich sehe, unterlässt.

1) Über das Psychologische des Selbstgefühls hat eine sehr feinsinnige Ausführung W. Windelband, Präludien. Freiburg i. B. 1884, S. 204 f. W. versteht unter dem „Ichgefühl“ (auch „,Selbstgefühl“) nicht etwa eine abstrakte Beziehung der Seele auf sich selbst, sondern das reichste, zusammengesetzteste und verdichtetste aller Gefühle, d. h. den konzentrierten Niederschlag der gesamten Willens- und Gefühlsentwicklung des psychischen Organismus im Gegensatz zum Selbstbewusstsein, das, aus den beherrschenden Vorstellungsmassen zusammengesetzt, seinem empirischen Inhalte nach den konstanten Besitzstand unseres Vorstellungslebens darstellt. Vgl. auch S. 188 f. - Über das Selbstwertgefühl im besondern Th. Lipps, Vom Fühlen, Wollen und Denken. Leipzig 1902, S. 176 f., eine Stelle, die gegenüber der mehr populärpsychologischen Darlegung Humes, Von den Leidenschaften (s. z. B. deutsche Übersetzung v. J. 1759 S. 173: ,,Beim Stolz" Affekt ,,ist der Gegenstand unseres Affektes immer etwas, was uns betrifft unser Verstand, unsere Wissenschaft, unsere Schönheit, Güter, Familie. Unser Selbst also (!), welches der Gegenstand des Affektes ist, muss sich immer auf die Eigenschaft oder auf den Umstand beziehen (!), der den Affekt verur

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Monadenlehre1) bis in die Gegenwart ist nämlich, bald mehr bald weniger deutlich und ausführlich, von Denkern und Dichtern die Ansicht vertreten worden, der Strom unserer Erkenntnisse, so breit er nun sein mag, habe seinen Ursprung in eben jenem Gefühle des eigenen Daseins. So versichert, um von gelegentlichen Andeutungen antiker Stoiker abzusehen 2), längere Zeit vor dem erwähnten Historiker der Ästhetiker Home in seinen „Grundsätzen der Kritik": Da eines jeden Selbst ein Gegenstand ist, der weder äusserlich noch innerlich genannt werden kann, ist das Vermögen, durch welches wir uns unseres Selbst bewusst sind, ein Gefühl, das man eigentlich weder innerlich noch äusserlich nennen kann3). Und in unseren Tagen hören wir von Th. Ziegler, das Selbstbewusstsein als Tatsache des Denkens sei auf das Selbst gefühl zurückzuführen 1).

Die hiermit allgemein gekennzeichnete Anschauung ist gewiss einer besonderen Prüfung würdig. Denn ist sie begründet und unabweisbar, so ist in ihr für die gesamte Erkenntnistheorie ein ganz eigenartiges Fundament errichtet. All unser Wissen hätte dann seine Beglaubigung in dem Gefühle; was nicht im Selbstgefühle seine sacht"), einen erheblichen Fortschritt bezeichnet. S. auch Th. Lipps, Die ethischen Grundfragen. Hamburg 1899. S. 1 ff.

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1) Die Monadenlehre wird hier deshalb mit Auszeichnung erwähnt, weil ihr wohl in höherem Grade als der antiken Psychologie und der des Descartes die Ausdehnung des Begriffs,,Gefühl“ auf das Intellektuelle zuzuschreiben ist. -) S. den Stoiker bei Cic. De fin. 3, 5, 16 (sensus sui); Seneca, ep 121, sqq., wo neben sensus auch scientia (6) und notitia (9) erscheint. 3) Grundsätze der Kritik von Heinrich Home. Uebersetzt von Joh. Nikol. Meinhard. Leipzig 1772, II. S. 566 f. (Auch in der zweiten Auflage der Uebersetzung noch so.) Vgl. Versuche über die ersten Gründe der Sittlichkeit [Grundsätze der Moralität] und der natürlichen Religion. Uebersetzt von C. G. Rautenberg. Braunschweig 1768, wo II. S. 9-11 eine „,Empfindung“, ein „Bewusstsein“ (Handlung der Seele, wodurch mir ein innerer Gegenstand bekannt wird“ nach Gr. d. Kritik a. a. O.) „unserer selbst, das durch alle verschiedenen Auftritte des Lebens und durch alle Mannigfaltigkeit unserer Handlungen uns begleitet," als Grund der persönlichen Identität“ ausgegeben wird (gegen Hume), S. 33-37 die Ansprüche der Vernunft auf den Kraftbegriff zurückgewiesen werden und die Bedeutung der Empfindung für die Entdeckung der Existenz der Kraft in äusserlichen Gegenständen wie des „,innerlichen Sinnes", für die Entdeckung der Kraft in unserer Seele betont wird (gegen Hume). I. S. 38 ff. handelt Home ,,von dem moralischen Gefühl". J. G. Walch, Philos. Lexikon, hat noch in der 4. Aufl. 1775 (wie schon 1740) weder einen Artikel über das Selbstbewusstsein noch über das Selbstgefühl. 4) Das Gefühl S. 321. Ähnlich Fritz Schultze (s. Überweg-Heinze, 9. Aufl. Berlin 1902, IV. S. 227).

tiefste Wurzel fände, das dürfte nicht in Wahrheit Erkenntnis heissen. Wollen wir aber eine Untersuchung jenes Satzes vornehmen, so können wir uns nicht über die Frage hinwegsetzen: „Existiert ein solches Gefühl?" Verliert doch, wenn die gesuchte Antwort verneinend ausfällt, die sich anschliessende Frage: „Kann das Selbstgefühl als Anfang aller Erkenntnis gelten ?" durchaus Zweck und Daseinsrecht. Erstreben wir also vor anderem eine unzweideutige Lösung der ersten Frage: Dabei wird es von nöten sein, nun doch die Psychologie zu Rate zu ziehen, und von Vorteil, sie zunächst in dem Sinne zu stellen: Was kann man meinen und was meint man wirklich, wenn man das Vorhandensein eines Selbstgefühls anerkennt?

1. Der Ausdruck

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II.

Selbstgefühl" ist, auch wenn wir ihm die Bedeutung Gefühl des eigenen Wertes" fernhalten, immer noch ungenügend bestimmt. Die Schuld der Zweideutigkeit trägt diesmal das Wort „Gefühl". Über seine schwankende Bedeutung ist schon oft geklagt worden. Schopenhauer meint, die Einseitigkeit der Vernunft habe sie verursacht. Wie jede Nation alle andern Fremde, Barbaren, wie der Student alle andern Philister, so nenne die Vernunft jede Modifikation des Bewusstseins, die nicht ihr eigen, die nicht abstrakter Begriff sei, Gefühl. Man nehme deshalb die heterogensten Dinge darin zusammen, ohne zu erkennen, dass dieselben allein in der negativen Rücksicht, nicht abstrakte Begriffe zu sein, übereinstimmen1). Die wenigen Beispiele, die er als frappante Belege seiner Erklärung beibringt, liessen sich heute beträchtlich vermehren und durch schlagendere ersetzen. Und dies, obwohl inzwischen der dritte Nebensinn, den der Ausdruck früher hatte, aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauche ausgemerzt ist"); für „Haut1) Die Welt als Wille und Vorstellung. Grisebach I. S. 92 ff. (3. Aufl. 62 ff.). Schopenhauer selbst zollt dem Sprachgebrauch seinen Tribut, wenn er III. S. 397 schreibt: „Das im Selbstbewusstsein liegende Gefühl, ich kann tun, was ich will". Zur Geschichte der deutschen und über die ausländische Terminologie s. W. Wundt, Grundzüge der physiologischen Psychologie, 5. Aufl. Leipzig 1902, I. S. 354 ff., und J. Orth, Gefühl und Bewusstseinslage. Züricher Dissertation. Berlin 1903, S. 6-19. 2) Welche tiefgehende Wirkung der weite Begriff für die Religionsphilosophie hatte, ist bekannt. S. darüber jetzt H. Schell, Religion und Offenbarung. Paderborn 1901, S. 152 ff. Gegen Schleiermachers schlechthiniges Abhängigkeitsgefühl polemisiert erfolgreich Joh. Rehmke. Die Welt als Wahrnehmung und Begriff. Berlin 1880, S. 60 ff.; auch er betont die Bedeutungsverschiedenheit des Wortes. Er leugnet die Ursprünglichkeit dieses geistigen Kompositums aus Vorstellung und innerer Bewusstseinszuständlichkeit

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sinn“, „Getaste" wird das Substantiv darin kaum mehr angetroffen. Aber zwei andere Verwendungsweisen streiten sich auch in der neuzeitlichen Psychologie um die Herrschaft über den Bereich des gern gesehenen Wortes 1). Gewöhnlich versteht man unter Gefühl jene Komponente an den seelischen Vorgängen, die, von äusseren Sinnesreizen relativ unabhängig, die Eigenschaft besitzt, von einer mittleren Indifferenzzone aus sich nach zwei diametral entgegengesetzten Richtungen hin zu verstärken. Man fasst die hier gemeinten psychischen Tatsachen unter dem Namen Lust- und Unlustgefühle" zusammen, begreift darunter aber auch die sogenannten Zustände der Gleichgiltigkeit sowie Mischungen aus Lust und Unlust, so den freudigen Schreck und die traurige Freude". Wer in solchem Sinne von Gefühl spricht, wird sehr leicht verstanden werden. Nicht hingegen ist ein klarer Sinn gegeben, wenn Bildungen wie Anstands-, Ehr-, Pflicht-, Sprachgefühl, Gefühlsjurisprudenz in Betracht kommen. Es ist denen, die einmal über eines dieser Gefühle nachgedacht haben, stets schwer gefallen, zu entscheiden, ob daran das unterscheidende Urteil oder die intuitive, das Richtige treffende Einbildungskraft oder das nötigende Gefühl grösseren Anteil habe. Mit den Lust- und Unlustgefühlen sind sie in keinem Falle gleichartig. Vielmehr sind sie so wesentlich anders beschaffen als letztere, dass Deutinger in seiner Psychologie dem Gefühle als einer Modifikation des Erkenntnisvermögens unmittelbar neben dem Verstande und der Vernunft seine Stelle anweist2), während Schopenhauer es geradezu als kontradiktorisches Gegenteil jeder Vernunfterkenntnis bestimmt.

und führt die ganze Theorie darauf zurück, dass das Gefühl, welches ja eine Begleiterscheinung des Bewusstseins in allen seinen Akten, also auch beim Erkennen, sei, oft Veranlassung werde zu Analogieschlüssen auf Grund von Erfahrungsquellen.

1) Für die Beliebtheit des Wortes,,Selbstgefühl" spricht die Reichstagswortstatistik (s. F. W. Kaeding, Häufigkeitswörterbuch d. d. Spr. Steglitz 1897, S. 323). — 2) Seelenlehre. Regensburg 1843, S. 113. Man wird den Sprachgebrauch Deutingers verständlich und für die damalige Zeit sehr verständig finden, wenn man erwägt, was alles die Schellingsche Philosophie in das Gefühl legte. Hubert Beckers glaubt in seiner Abhandlung über das Wesen des Gefühls“, mit der er in München bei seinem Lehrer promovierte, zur Aufklärung der mysteriösen Natur" des Gefühls nicht ohne Lösung theo- und kosmogonischer Vorfragen auszukommen (München 1830, S. 11). Nachdem er Schellings Stellung zur Mystik verteidigt (s. auch dessen Münchener Vorlesungen zur Geschichte der neueren Philosophie) und erklärt hat, dieser habe gerade das, was in der

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Deutinger beruft sich auf Fr. H. Jakobi, der seine ganze Philosophie auf diese Besonderung des Erkenntnisvermögens basiert habe, gesteht aber selbst zu, dass er die Bezeichnung „Gefühl nur deshalb belasse, weil, neue und immer wieder neue Namen einzuführen, die Verwirrung vergrössern müsse. Ich bin im Gegensatze zu dieser Ansicht, trotzdem Ebbinghaus heute noch dafür stimmt, den Terminus „Gefühl hierfür beizubehalten 1), der Überzeugung, dass die Zukunft sich der Aufgabe nicht wird entschlagen können, für solche erkenntnisartige Vorgänge oder Verhältnisse, die ihrerseits wieder von Lust- oder Unlustgefühlen begleitet sein und demnach bei aller Gleichheit des Erfolgs je nach Umständen entgegengesetzten Gefühlston haben können, eine neue Begriffsmarke zu schaffen.

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Als vorläufig zweck dienliche Bezeichnung hat Marbe Bewusstseinslage" angeregt, womit über die qualitative Zusammengehörigkeit aller darunter zu denkenden Tatsachen und selbstverständiich auch über ihre Natur nichts ausgemacht sein soll2).

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2. Wir hatten uns gefragt: Was kann der Satz: Es gibt ein Selbstgefühl ausdrücken? Jetzt haben wir die Erwiderung: Ein zweifaches! Entweder will man damit versichern: Es gibt eine besondere Art von Erkenntnis gefühl, die uns die erste Form von Selbsterkenntnis darstellt, oder: Es liegt, sei es in einem besonderen reinen Gefühle von der Beschaffenheit der Lust- und Unlustgefühle oder in jedem Lust- und Unlustgefühle als solchem, ein unmittelbarer Hinweis auf das Selbst des fühlenden Individuums vor. Treten wir in die Untersuchung der letzteren Behauptung zuerst ein.

Vor Allem: Gibt es ein besonderes reines Selbstgefühl von der Form der Lust- und Unlustgefühle, die jeder unmittelbar erlebt? Wir müssen bekennen: Die Erfahrung zeigt weder ein einfaches noch ein „geMystik von jeher gewaltet, den dunklen Grund aller Existenz selbst, zur Erkenntnis gebracht, schliesst er, das Gefühl sei,,das dunkle Prinzip, der ewige Grund (noneíμevor) zu aller lebendigen Schöpfung". Instinkt ist ihm entsprechend der bewusstlose und doch nach ewigem Typus wirkende Verstand (S. 30). Trotzdem hält er die Leidenschaften ihrer innersten Natur nach für Gefühle (S. 35). Nebenbei: Die Lehre von den verschiedenen Seelenvermögen bezeichnet auch er als verwirrend (S. 22).

1) Grundzüge der Psychologie. Leipzig 1902, S. 542. 2) S. A. Mayer und J. Orth, Zeitschr. f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane. 26. 1901, S. 6, K. Marbe, Experimental-psychol. Untersuchungen über das Urteil. Leipzig 1901, S. 11 f. Sprachlich hat der Name seine Mängel; er ist schwerfälliger als „Gefühl und kann doch kaum mit dem Terminus Bewusstseins vorgänge in guten Einklang gebracht werden.

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