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was der Lehrer dem Schüler vermittelt. Von grundlegender Bedeutung ist der erste Aufsatz, der die Frage beantwortet: Mit welchem Rechte können wir von Gegenständen oder Stoffen des Unterrichts sprechen? Er weist sehr scharfsinnig nach, dass das Lernen nicht in „Erzeugung von bloss subjektiven Vorstellungen" besteht, sondern in der Aneignung eines dritten, das zwischen Lehrer und Schüler steht, nämlich objektiver Wahrheiten, geistiger Objekte. Die neuere Pädagogik hat diese Auffassung des Unterrichtes preisgegeben. Warum? Auch hierauf antwortet Willmann und zwar in einer Weise, welche die ultimas rerum causas der Tatsache ganz aufdeckt. Was erstens den Protestantismus angeht, so wollte er von einer Glaubenssubstanz nichts mehr wissen:

Ihre Geschlossenheit schien ihm mit der Freiheit im Evangelium nicht verträglich ein Pfand, ein Schatz, den die Generationen zu hüten und zu überliefern haben, war ihm keine genehme Vorstellung, weil ja damit zu deutlich auf Tradition und Lehramt hingewiesen wird.“

Die Aufklärung dachte nur darauf, Licht in die Köpfe zu bringen; ihr galt der Nutzen als das Mass des Unterrichtsinhaltes, über den man frei verfügen zu können meinte.

„Die neuere Philosophie endlich, den Lehren der alten und christlichen Denker entfremdet, stellte jenes potentielle Dasein des Lehrinhaltes, von dem Aristoteles gesprochen, in Abrede; man meinte, alle Anlagen, Kräfte, Vermögen seien nur leere Möglichkeiten, welche unser Denken in die Dinge hineinlegt; was nicht wirklich ist, hier und jetzt, ist überhaupt nicht; die Platonischen Ideen sind schöne Träume, die Aristotelischen Potenzen Hirngespinste."

Die folgenden Aufsätze dieses II. Teiles behandeln einzelne bestimmte Lehrgegenstände, wie „der religiöse Gehalt der antiken Götterlehre",,,Sternenkundliches zur Autorenlektüre“,,,Ueber Lessings Nathan der Weise",,,Götz von Berlichingen",,,Katholisches in Goethes Faust" etc.... Diese in schönem und anziehendem Stile gehaltenen Essays verraten überall den scharfsinnigen Denker und feinen Beobachter. Im 9. und 10. Aufsatze gibt der Verfasser Auskunft über seine beiden Lehrbücher der Logik und der empirischen Psychologie.

Der III. Teil:,,Zur Lehre von der didaktischen Technik" bringt Beiträge zur Lehrmethode und selbständige Lehrproben.

Im IV. Teile endlich,,,Zur Lehre vom Bildungswesen", beschäftigt sich Willmann hauptsächlich mit ,Sozialpädagogik'.

,,Der Ruf nach Sozialpädagogik, verstanden in dem Sinne des Ausbaues der Erziehungslehre nach der sozialen Seite, ist ein vollauf berechtigter, und doch bedarf es der Warnung, dem Schlagworte und ein solches scheint der Name werden zu wollen allzu vertrauensvoll Eingang zu gewähren, da auch ein anderer, entgegengesetzter Sinn in dasselbe gelegt worden ist."

Diesen entgegengesetzten Sinn legen die Sozialisten in das Wort, sie, welche die „Mehrheit der Sozialverbände in unterschiedloser Einheit

untergehen lassen wollen. In den folgenden Artikeln erörtert dann der Verfasser den richtigen Sinn des Wortes Sozialpädagogik. Aktuelle Schulprobleme und wichtige Fragen aus dem Bildungsgebiete der Gegenwart streift Willmann im 7. Aufsatz „Die alte katholische Gelehrtenschule". Ich möchte besonders hinweisen auf das, was er zu dem Artikel des P. V. Cathrein S. J. in den Laacher Stimmen (Mai 1903): „Das Studium der Philosophie einst und jetzt" zu sagen hat. Aeusserst lesenswert sind auch: „Ueber katholische Universitäten“ und „Die Mission des Katholischen Schulvereins in Oesterreich". In letzterem Artikel verfügt Willmann über eine wahrhaft glänzende Darstellungsgabe; die Zustände in Oesterreich erfahren da die richtige Beleuchtung. In den beiden letzten Aufsätzen: „Unverfälschte Deutsche Worte“ und „Pro aris et focis" reisst er den „Duodezrevolutionären in Oesterreich die Wortmasken Deutschtum und Evangelium herunter", gibt auch ein wenig Sprachlehre nicht für die Kleinen, sondern für die Grossen, „treibt vaterländische Wortkunde für solche, denen Deutschtum, Vaterland und Wahrheit noch nicht zu leeren Worthülsen geworden sind". „Die Schule vom Altare losreissen" so schliesst er ,, heisst sie sich selbst entfremden und schliesslich auch dem Hause rauben. ... Der Kampf für Altar und Herd ist auch der Kampf für die Schule, und der Ruf: Friede mit der Kirche ist das erste Wort zur Verständigung aller der Schule, der Jugend, dem Volke, dem Vaterlande Wohlgesinnten."

Hünfeld.

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P. Joh. Wallenborn O. M. I.

Plato. Von Walter Pater. Uebersetzt von H. Hecht. Diederichs, Leipzig. 334 S. M. 6.

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Dr. H. Hecht in Kiel hat durch die Uebersetzung der Schrift Paters über Plato allen Freunden der Philosophie einen Dienst erwiesen. Man könne, so sagt der Uebersetzer in der Einleitung, auf Pater den Satz anwenden: Er war der typische Essayist, weil er der typische Platoniker oder Skeptiker war." Platoniker oder Skeptiker", in diesen Worten ist Pater und sein Werk gut charakterisiert. Plato soll den Skeptikern und Sophisten so weit wie möglich angenähert werden, denn Pater steht auf der Seite des ausgesprochenen Relativismus. Alles, was wir an Plato, als dem Vertreter des Realismus, des Bleibenden und Ruhenden geschätzt haben, wird einer scharfen Kritik unterzogen, der Ursprung, die geschichtliche Bedeutung der Ideenlehre wird an den Tag gelegt und zuletzt die „Form", die wir als das „Reale" verehrten, zu dem beständig Wechselnden gemacht. Pater lässt den Platonismus aus dem Gegensatz zu Heraklit und Zeno entstehen, aber weil letztere alle Phänomene der Welt in nichts auflösen und auch Plato der Sinnen

welt skeptisch gegenübersteht, so werden Plato und Heraklit zu Gesinnungsgenossen gemacht.

Bei den Vertretern der Ruhe, Parmenides und Anaxagoras, auch bei den Pythagoräern sei Plato in die Schule gegangen. Sokrates sei prinzipiell ein Skeptiker gewesen, denn er rede immer von seiner Unwissenheit und von der Unmöglichkeit, etwas zu lehren. Dem entsprechend habe Plato in seinen Dialogen, obwohl er viel von dem „Seienden spreche, meistens nichts entschieden, sondern es beim Suchen und Entwickeln bewenden lassen.

Sokrates war noch rauh und ungeschliffen, Plato sei die harmonische Grazie des Griechischen Typus, Selbstbeherrschung sei sein Prinzip, Selbstunterdrücken sein Ziel. Während die Sophisten die politische Einigung Griechenlands verhindert haben, will Plato durch Betonung der Dorischen Einfachheit zur Einheit gelangen. Er suchte mit Jonischer Gefühlsfeinheit, nach Dorischer Ordnung und Aszese, die feste Form. Den Sophisten war die Kunst nichts als Form und die Gerechtigkeit dasjenige, was die Menge dafür hielt. Plato dringt zur absoluten Schönheit vor, wer sie geschaut hat, vergisst Geld und Gut, selbst das Leben wird ihm verächtlich erscheinen. Nach dem Schauen der göttlichen Schönheit wird der Mensch auch die echte Tugend hervorbringen, Gott wird ihn lieben und er wird unsterblich sein. Der komplizierte Genius Platos legt Zeugnis ab von dem Transzendentalen, Nieerprobten, und doch war auch für ihn die sichtbare Welt vorhanden. Er ist künstlerisch fein besaitet, er liebt die sinnliche Welt unendlich und unwandelbar, in der leidenschaftlichen Glut seiner Ideen verschmilzt, wie bei Dante, Körperliches und Geistiges. Er liebt mit kühler Leidenschaft die Mässigung. Es quält ihn, dass sich das Schöne nie mit dem Guten deckt. Mehr als das Sichtbare liebt Pl. das Unsichtbare, und er ist so zum Seher des Unsichtbaren geworden. Der Genius Platos besteht darin, dass er in jener unsichtbaren Welt sieht und hört. Auch das Geistige erfüllt er mit Form und Farbe, als ob dort der endliche Geist mit wirklichen Lebewesen Umgang pflegen könne. Platos Hauptfähigkeit besteht in dem theoretischen Schauen der vorstellenden Vernunft. Er hat gewissermassen eine plastische Kraft, Begriff und Gedanken zu formen, sie in lebendige Geschöpfe zu verwandeln. So sehr erhob er den Geist, dass allein schon in der Verbindung der Seele mit dem Körper Krankheitskeime sich bildeten. Der Widerspruch zwischen Körper und Geist führt zum Manichäismus. Die Abstraktionen wurden für Plato zu lebenden Persönlichkeiten, diese bilden eine ewige intellektuelle Welt, an welcher der Geist des Menschen teil hat. Gegenüber den früheren Philosophen des Konkreten und Besonderen wurde für Platon alles zum genus und zur species, alles steht unter allgemeinen Begriffen. Die Verallgemeinerung ist eine Methode, welche den Sinn der konkreten Dinge sehr

bereichert. Plato gebraucht, wie schon Sokrates, die induktive Beweisführung und die universalen Definitionen, aber in der Regel nur von moralischen und ästhetischen Erscheinungen. Er strebt nach der richtigen Bildung der Ideen, besonders der vier Kardinaltugenden. Erst wenn diese Ideen feststehen, könne man auch zur Bildung physikalischer Ideen übergehen. Aristoteles hat dem Plato vorgeworfen, er habe die Ideen für lostrennbar vom Konkreten angesehen; man hat oft übersehen, dass Plato mehr Poesie als Metaphysik trieb, wenn er die Form als lostrennbar bezeichnete. Für Sokrates waren die Ideen noch Geschöpfe unserer Vernunft, bei Pl. werden sie zu Schöpfern unserer Vernunft. Alle Eigenschaften, die man früher dem „Einen" zuschrieb, z. B. Dauer, Unabhängigkeit, kommen jeder einzelnen Idee zu, jede wird beseelt und die höchste von ihnen ist die Schönheit, sie ist mit allen andern assoziiert. Die Philosophen, die Leiter des Idealstaates, sind leidenschaftliche Liebhaber der Wahrheit, darum kommen für sie Aemter und Ehren erst in zweiter Linie in Betracht. Pl. ist der erste Essayist, denn seine Dialoge sind Auseinandersetzungen des Geistes mit sich selbst, es sind endlose Gespräche des Menschen mit sich selbst, wie das Leben, während dessen man nur mit sich selbst ringt und kämpft. Dieses immerwährende Ringen erinnert an Lessings Suchen nach Wahrheit und oft genug scheut sich Pl., eine feste Antwort zu geben, selbst nach langem Dialog. Pl. will ausgleichen zwischen Zweiflern und Dogmatikern, er findet zwar unfehlbare Gewissheit, aber er sucht sie im Dialog und stellt keine Axiome an den Anfang. „Es kann so kommen", sagt er oft, aber oft fehlt das entschiedene: „So ist es". So kam es, dass selbst Pl. für manche zum Skeptiker wurde. Was weiss ich ?" ruft einmal Montagne aus. Ist das nicht sokratisch und platonisch?

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Merkwürdig lange verweilt der Vf. bei dem Staate der Lazedämonier, weil eben dieser Staat als Vorbild zu Platos Idealstaat gedient habe. Der Dorische Konservatismus und die Vorliebe für Musik sei für Pl. ausschlaggebend gewesen. Die Einfachheit der Spartaner erinnere an das Mönchtum, besonders an die Ordensritter; ihre körperlichen Uebungen bildeten sie zu dem schönsten Volke Griechenlands. Die Spartaner wollten durch Selbstbeherrschung ein vollkommenes Kunstwerk aus sich machen. Die Schilderung des Platonischen Staates entbehrt in mancher Hinsicht der übersichtlichen Gliederung. Was über die philosophischen Könige gesagt ist, mag noch als das beste erscheinen, daneben anerkennen wir die scharfe Gegenüberstellung der christlichen Ehe und Familie und des Platonischen Kommunismus im Besitz von Frauen. Dagegen wird nicht recht klar das Verhältnis des Nährstandes zur Staatsverfassung, und ganz fremd mutet der Vergleich des Platonischen Staates mit der Augustinischen civitas Dei an. Auch die Zusammenstellung des priesterlichen Cölibats mit der Platonischen Forderung, die Staatsmänner sollten

die Korporation, der sie angehören, mehr lieben als sich, will uns nicht gefallen. Fein zurückgewiesen wird dagegen die Wiedereinsetzung der Amazonen durch Pl. Diese mythologischen Wesen seien Ueberreste aus der halbtierischen Welt, die Frauen sollen sich nicht zu Männern erziehen. Sehr gefällt die Abhandlung über Platos Aesthetik. Das ästhetische Element sei für Pl. ein erzieherisches und moralisches. Er sei der erste ästhetische Theoretiker und vertrete den Satz der Modernen: Kunst um der Kunst willen. Ueberall, so meint der Vf.. wo man Aesthetik und Moral zusammengestellt habe, sei dies im Sinne Pl.s geschehen, wenn auch oft unabhängig von ihm. Kunst und Poesie müssen einen strengen Charakter tragen, unter dem Gesetz der Selbstentäusserung stehen; die leidenschaftlich ästhetisch veranlagte Gemeinde Pl.s werde zugleich auch aszetisch sein. Die Form der Kunstwerke: Knappheit, Einfachheit, Rythmus oder ihr Gegenteil: Weitschweifigkeit, Buntheit, Missklang gehen in das Gemüt des Empfangenden über, sie werden zu ethischen Begriffen. Der Mensch ist in ästhetischer Beziehung sehr bildsam, aber auch selbständig, zur Uebernahme einer eigenen Rolle befähigt. Wir sollen Gewalt über uns selber bekommen und lernen, uns unter das Ganze unterzuordnen. Pl. erlaubte sehr wenig Abwechslung in der Kunst und war gegen alle musikalischen Neuerungen. Als eine Schöpfung des vernünftigen Geistes dürfe die Kunst nichts Gemeines und Niedriges an sich haben. Die Feinde des Platonischen Staates mögen solche Dinge üben zu ihrem Untergang, aber in Athen soll dieses Gift nicht vorkommen. Der Idealstaat hat die Kunst der Disziplin. Dichter, wie Shakespeare oder Homer, welche alle möglichen Formen annehmen konnten, hätten im Athen Platos keinen Raum gehabt. Nur Eindrücke der schönsten Kunstwerke sollen das Auge der Bürger treffen, denn die Harmonie findet zuerst Eintritt in das Innerste der Seele. Solche Musik vergleicht der Vf. mit der Gregorianischen, solche Bauart mit der Gotischen. Parthenon und Notre dame von Langres seien Platonischen Stiles. Die strenge Logik seines Reizes wacht über unseren Geschmack und gibt ihm etwas Männliches gegenüber allem Femininen und Willkürlichen, trockene Schönheit lehre Plato.

Hechingen.

W. Ott.

Ueber das unbewusste Denken und das Gedankensehen. Von Prof. Dr. A. Adamkiewicz. Wien nnd Leipzig, Braumüller. 1904.

Wer da glaubt, der grobe Materialismus sei bei uns überwunden, wird eines besseren belehrt durch diesen ,,Versuch einer physiologischen Erklärung des Denkprozesses und einiger,übersinnlicher und psycho

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