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On nous dit, qu'à l'heure présente, il n'existe plus, dans l'étude de la nature, une seule branche, qui ne soit couronnée d'une hypothèse philosophique. Soit! mais la science entendue dans le sens aristotélicien du mot: cognitio certa et evidens n'est pas une collection d'hypothéses. La certitude en est le premier caractère intrinsèque. Cette certitude, comment la constateronsnous? Pour que ces expériences aient droit de cité en philosophie, pour qu'elles changent en certitudes toutes ces hypothèses, il faut qu'elles soient mille et mille fois répétées, il faut que, après avoir été entourées de toutes les garanties possibles, elles en arrivent à crever les plus de ce profanum vulgus, que maudissait Horace et que ne bénissent guèrre les savants modernes. En dernière analyse ce sera donc encore sur l'observation vulgaire que se basera la philosophie à elle appartient non de conférer, mais de constater le caractère certitudinal des expériences scientifiques" (1. c., p. 347).

Den letzten Satz die Philosophie habe den wissenschaftlichen Erträgnissen den Charakter der Gewissheit nicht zu verleihen, sie habe vielmehr denselben allein zu konstatieren gibt P. Hadelin unumwunden zu; aber er behauptet, die gewöhnliche Beobachtung sei nicht im stande, mit Zuständigkeit diese Konstatierung auszusprechen; man müsse dazu notwendig in die wissenschaftlichen Methoden eingeweiht sein.

,Sinon, comment juger de la valeur des expériences et des lois, qu'on en induit?"

Und wer nur ein wenig bezüglich der Tatsachen und der gegenwärtigen Ideenbewegung auf dem Laufenden ist, kann sich von dem Gesagten unschwer überzeugen. Nehmen wir z. B. das kosmologische Problem, das Studium der konstitutiven Gründe des anorganischen Gegenstandes; da diese Gründe sich nicht unmittelbar dem Blick der Intelligenz enthüllen, da die Substanz tatsächlich uns verborgen ist, so können wir nur eine indirekte Erkenntnis erzielen. Diese wird. aber offenbar nur durch das Studium der physischen und chemischen Eigenschaften möglich, und je gründlicher, umfassender dieses Studium sich gestaltet, um so mehr steigert sich offenbar diese Möglichkeit, um so gesicherter ist das Vorgehen und das Resultat; daher die Berechtigung und die Notwendigkeit des eindringenden Studiums des Gesetzes der Erhaltung der Energie, der auf das Gewicht und die Masse sich beziehenden Erscheinungen, der Gesetze der chemischen Affinität, der Valenz, der Eigenschaften der Allotropie, der Tatsachen der Isomerie und der Polymerisation usw. usw.

Man verlegt also nicht, wie P. Diégo will, das Terrain der Diskussion, indem man sich an die Untersuchung und das Studium. dieser Tatsachen begibt, denn sie geben das Material ab für die philosophische Forschung: das Terrain ist wissenschaftlich (scientifique) und philosophisch; der ganze Unterschied zwischen der wissenschaftlichen und der philosophischen Forschung ist der, dass der Gelehrte. diese Tatsachen studiert, um die allgemeinen Gesetze, welchen die

Phänomene unterstehen, abzuleiten, während der Philosoph sie studiert, um die Natur des Körperdinges zu entdecken. Das Objekt ist also dasselbe die Mittel der Forschung sind ebenfalls dieselben: unsere geistigen Fähigkeiten, verschieden ist nur das Ziel, das bei der Philosophie das höchste ist, wie allein schon aus der Namhaftmachung der verschiedenen Probleme zu erkennen ist, die da z. B. gehen auf die Existenz einer immanenten Finalität in dem Universum, auf die Existenz einer nur vom Geiste fassbaren Form und Unterlage der Form, auf das Vorhandensein einer Seele usw. usw.

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Ein anderer Grund, in vertiefter Weise die ausserphilosophischen Wissenschaften zu besitzen, ist für den Philosophen das Bedürfnis und die tief empfundene Notwendigkeit, mit den Gelehrten sich in Verbindung zu wissen, insofern dieselben, durch das ganz natürliche Verlangen unseres Geistes nach einer umfassenden Einheit der Erklärung der Dinge getrieben, sich inspiriert fühlen, durch die Synthese ihre langen und bis in das Feinste und Einzelste hinabsteigenden Untersuchungen zu krönen: ein Verlangen, dass sie naturgemäss ihre Experimentalforschungen, das Objekt ihrer Lieblings- oder Fachwissenschaft, abschliessen lässt durch philosophische Studien und Aufstellungen, die als Frucht einer wissenschaftlichen Induktion auf- i tretend, manchmal eine ganz einfache und verführerische Lösung geben, wie z. B. die mechanistische Erklärung der Welt, die, über ein ganzes Arsenal von physisch-chemischen wie kristallographischen Tatsachen verfügend, in so entschlossener und rücksichtsloser Weise das System des Hylemorphismus bekämpft:

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Qu'on le remarque bien" sagt diesbezüglich Nys, der Kollege Merciers ,ce n'est pas sous les dehors d'une conception purement théorique, que le savant introduit ses aperçus philosophiques dans le domaine des sciences; c'est à titre de raison explicative dernière de la nature des propriétés et de la substance matérielle, qu'il y fait constamment appel.“

„Aussi, tout phénomène a son enveloppe philosophique dont il faut d'abord le dégager, si l'on veut se ménager une orientation certaine dans la recherche des causes constitutives" (Cosmologie, p. 24).

Liegen so tatsächlich die Dinge, so ist es klar, dass die Scholastik in ihren Erklärungen des Universums sich angesichts ihrer Gegner ganz resolut auf das Gebiet der Tatsachen begeben muss, über eine hinreichend genaue und tiefe Kenntnis der bei den Experimentalwissenschaften angenommenen Prinzipien und Methoden sich ausweisen muss, falls sie in Kredit stehen und mit den Gelehrten al pari verhandeln will.

Auch zur Gewinnung einer Annäherung an die aller Metaphysik abholden Geister ist die ausgeführte Aneignung auch eines ausserphilosophischen Wissensschatzes sehr angezeigt.

(Schluss folgt.)

Die Philosophie Ottos von Freising.

Von Dr. J. Schmidlin in Rom.

(Schluss.)

D. Ottos ontologische Ansichten.
1. Metaphysik.

a. Aristoteles war dem Freisinger Philosophen nur als Logiker bekannt. 1) Die Aristotelische Physik und Metaphysik war für den Occident noch auf Jahrzehnte in Nacht versenkt. 2) Auf diesem Felde war also Otto, wenn nicht sich selbst, so doch dem Augustinismus 3) überlassen, ohne klassischen Führer musste er auf der mangelhaften, durch den Platonischen Realismus verdorbenen Ontologie seiner Zeit aufbauen. Auch Gilberts Philosophie bot ihm einen Leitfaden, der nur sehr notdürftig war.

Mit seiner entschiedenen Abneigung gegen den Hyperrealismus von Chartres verbindet der Bischof von Poitiers eine ausgesprochene Tendenz zur logischen Multiplizierung der Subsistenzen oder Universalien, eine Tendenz, die auch seine dogmatischen Eigenheiten verschuldete.*) Was in der Erkenntnistheorie als Individuum und Universale sich gegenüberstand, das heisst in seiner Ontologie Subsistens und Subsistentia, Natura oder Forma. 5) Jenes, id quod est, nennen wir heute Substanz;6)

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1) Haec de Aristotile" am Schluss des Aristotelespassus in Chron. II, 8 beweist dies. 2) Ueber die Rezeption dieses ontologischen Aristotelismus vgl. Talamo, L'Aristotelismo della scolastica nella storia della filosofia, und Schneid, Aristoteles in der Scholastik, Eichst. 1874. - 3) Für die Metaphysik wie die Psychologie des 11. und 12. Jahrhunderts waren Augustinische und pseudoaugustinische Schriften vorbildlich; dieselben gaben reiche Anregung, aber sie waren vom Platonismus befruchtet und hatten ihren Schwerpunkt auf anthropologischem Gebiete. *) Dass Gilbert über diese lediglich logische Vervielfältigung durch blosse Denkoperation hinausgegangen ist und sie auch auf die reale Ordnung übertragen hat, lässt sich aus seinen Schriften nicht mit Sicherheit feststellen, nicht einmal, ob er auf dogmatischem Gebiet die volle Realität jener Distinktionen (vgl. d. hl. Thomas Summa theol. I q. 28 a. 2) wirklich gelehrt hat. - 5) Gilbert bei Migne (64) 1266, 1319 D, 1360 A usw. Speziell werden die Subsistenzen formae substantiales (im Gegensatz zu accidentales) genannt (M. 1255 sqq.). — ) Nach Stöckl 277 zugleich die ovoía Gilberts. Es ist das determinierte Einzelwesen als Träger der Akzidenzien (Stöckl 278).

dieses, id quo est, wird heute bald mit Essenz, 1) bald mit Proprium bezeichnet: 2) es ist der Unterschied zwischen erster und zweiter Substanz, zwischen Ens und Essentia im hoch- und spätscholastischen Sprachgebrauch. 3) Aber nicht zufrieden damit, in der Heterogeneïtät dieser beiden Reiche den Platonischen Dualismus beizubehalten, Subsistentes und Subsistenz, individuelles Sein und Wesenheit unüberbrückbar) zu trennen, unterscheidet er noch die Essenz von ihren Einzeleigenschaften, deren Prinzip sie ist, die generalis und die specialis subsistentia.) Der Begriffsspaltung setzt er die Krone auf, indem er zu diesen speziellen Subsistenzen, die selbst wieder von ihrem individuellen Träger verschieden sind,6) nicht etwa bloss die eigenschaftlichen Formen, wie der Nominalismus der Nachrenaissance in Baco vou Verulam, sondern auch die Individualität rechnet. 7) Es ist das Element der Ungleichheit, eine höhere Potenz der Singularität, jene Eigenschaft, welche jedes Ding von gleichartigen Wesen unterscheidet. 8)

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1) Nicht in jeder Hinsicht; vgl. De duabus naturis: „,cum tamen aliud sit essentia, aliud subsistentia, aliud substantia“ (M. 1375 A). Definition von Essentia M. 1269. 2) Gilbert bei M. 1359. Vgl. Ueberweg 205; de Wulf 206. Diese Ausdehnung des id quo est auf das heutige Proprium, die essentielle Eigenschaft, gilt nur für Gilbert. 3) Freib. Kirchenl. V 600. Die Thomistische Terminologie ist mit Benützung des Aristoteles ausgeführt in Summa theol. I q. 29 a. 2 c; den Unterschied zwischen substantia prima und substantia secunda gibt d. hl. Thomas in Metaph. 5 lect. 10; vgl. Albertus M., Praedicamenta tr. 2. Das id quod est ist das Individuum oder Suppositum, die Einzelsubstanz, die noτη ovoía bei Aristoteles (z. B. Metaph. VI, 13), zuweilen auch res naturae genannt; das id quo est ist die Wesenheit oder ovʊía devtéga. 4) De duabus naturis: ,,subsistens cum subsistentia vel accidentibus nullo prorsus genere seu ratione convenit, . . . cum subsistentibus et subsistentiis nulla est generis aut rationis communio" (M. 1359 C; vgl. 1318 D). Vgl. Berthaud 217. Nach Stöckl 277 nähme G. allerdings keine reelle Verschiedenheit an. – 5) Gilbert bei M. 1365 D und 1367 A. Vgl. auch Ueberweg 205 und de Wulf 206 mit den hierher gehörigen Zitaten. Diese metaphysische Verdoppelung der Akzidenzien hat Bernheim nicht beachtet, und fällt somit seine lange Anmerkung auf S. 6, wonach bei G. die Akzidenzien „völlig in der Luft schweben." Vgl. Berthaud 216. — 6) Vgl. Prantl II, 220 f. und das Zitat bei de Wulf 206: „,Quod est unum (Subsistens), res est unitati (Subsistentiae) subjecta, cui scilicet vel ipsa unitas inest, ut albo, vel adest ut albedini. . . Ideoque non unitas ipsa, sed quod ei subiectum est, unum est." 7) Indem er von der allgemeinen Form der humanitas die individuelle der Platonitas scheidet: nicht bloss alles Warme ist warm durch die Wärme, sondern Plato ist Mensch durch die humanitas, Plato durch die Platonitas (vgl. Freib. Kirchenl. V 600). Vgl. Berthaud 215. Mit Recht bezeichnet insofern Bach II, 136, 137, 144 Gilbert als dialektischen Zwitter, in dem der Realismus in sein schroffstes Gegenteil, den äussersten Nominalismus, umschlug, darum ist er aber noch nicht ebenso gut exzessiver Realist als Nominalist (II, 134). — 8) De duabus personis :,,Singularium namque alia aliis sunt

Dieser Auflösung des Seins in seine metaphysischen Elemente hat auch Ottos Metaphysik nicht widerstehen können. Nur was bei Gilbert „Subsistenz heisst, nennt Otto in der Regel bloss „Form". 1) Seine Formenlehre finden wir im 5. Kapitel des ersten Buches der Gesta, dem kurzen Abriss seiner ganzen Logik. Doch da zitiert er als Beleg für seine Ansichten die 2., 8. und 9. Regel des „Wochenbuches" von Boëthius, ein Werk, das als Liber Regularum" Gemeingut des ganzen Mittelalters war. 3) Und was Otto dabei eben betont haben will, dass in der zweiten Regel der Unterschied zwischen ,quod est" und ,quo est“, in der achten zwischen quo est" und „quo aliquid est" gelehrt wird, tritt bei Gilbert mehr in den Hintergrund. Es fehlt bei diesem die tiefsinnige Ausdehnung der metaphysischen Zusammengesetzt

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tota proprietate sua inter se similia, quae simul omnia conformitatis huius ratione dicuntur unum dividuum, ut diversorum corporum diversae qualitates tota sua specie aequales; alia vero ab aliis omnibus aliqua suae proprietatis parte dissimilia, quae sola et omnia sunt huius dissimilitudinis ratione individua“ (M. 1371 B);,,anima specie sua, qua ab omnibus quae non sunt illa anima, dividitur proprietate individua" (1371 D); „,Illa vero cuiuslibet proprietas, quae naturali dissimilitudine ab omnibus, quae actur vel potestate fuerunt, vel sunt, vel futura sunt, differt, non modo singularis aut particularis, sed etiam individua vere et vocatur et est." Vgl. das Zitat von Prantl 221 Anm. 479: „Si enim dividuum facit similitudo, consequens est, ut individuum dissimilitudo."

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1) Gesta I, 5:,,Omne namque esse ex forma est" (O. 18). Vgl. später die Gegenüberstellung von forma und subsistens. 2) Gesta I, 5: Unde Boëtius in octava regula libri ebdomade: ,Omni composito aliud est esse, aliud ipsum esse. Non enim in hac regula inter id quod est et quo est, quae in secunda regula, in qua dicitur: ‚Diversum est esse et id quod est,' assignata est, notatur, sed potius ea diversitas formarum, qua subiectum alio est et alio aliquid est“, u. d. folgende (O. 20 sq.). Vgl. das kleine Buch des Boëthius,,Quomodo substantiae in eo quod sint, bonae sint" (M. 64, 1311), Liber de hebdomadibus genannt, weil es beginnt:,,Postulas, ut ex hedomadibus nostris sc.“ (ähnlich wie die,,Decades" des Livius), und Gilberts Kommentar dazu: 2. reg. (M. 1317 sqq.): ,,esse et esse aliquid, diversum dicuntur (also gerade umgekehrt!)... Diversum est esse i. e. subsistentia, quae est in subsistente, et id quod est; i. e. subsistens, in quo est subsistentia, ut corporalitas et corpus" (1818); 8. reg.: ,,quoniam aliud est quod est, aliud quo est. . . Itaque quoniam alio est, alio aliquid est“ (1321). Vgl. Berthaud 190. Auch Thomas von Aquiu hat zu des Boëthius De hebdomadibus einen Kommentar geschrieben. 3) Oft auch von den Späteren zitiert (Prantl II, 109 Anm. 37). Regelnbuch hiess es wegen des „proposui terminos regulasque". Zwar stimmen die Nummern bei O. mit denen des Gilbertischen Kommentars (M. 1313 sqq.) überein, während die Regeln in der Migneschen Ausgabe des Boëthius selbst nicht numeriert sind; wohl aber finden sich die 9 Nummern in der Ausgabe des Boëthius von Basel 1570 (p. 1181 sq.) und waren schon vor Gilbert stehend. Nicht das Buch De trinitate (Bernheim 8) verstand also Otto unter dem Liber Regularum.

Philosophisches Jahrbuch 1905.

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