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bewusstsein nicht in noch ausgedehnterem Masse die Gesetze seines psychischen Seins in den Stoff der Empfindungen und Vorstellungen eintragen und sich vor allem in dem logischen Nervengeflecht bemerkbar machen, das sich über die Sprache hin verbreitet?) Einen Fingerzeig hat Wundt gegeben, wenn er daran erinnert, dass wir das Ganze eines Gedankens zunächst in Subjekt und Prädikat, dann etwa das Subjekt in ein Substantivum und sein Attribut gliedern u. s. f. Als Ursache der Teilung betrachtet er die Natur des Denkens, die Beschränkung auf zwei Teile aber führt er auf das einheitliche Wesen des Willens zurück, insofern die Teilung eben stets nur einmal vollzogen werde, was nur zwei Teile ergebe. Läge es nun nicht näher, den Ichgedanken mit seiner Zweigliederung bei einheitlicher Basis als den Urtypus dieser Zweigliederung anzusehen? Die Einheitlichkeit des Willens wäre somit nicht unmittelbar, wenn auch mittelbar an dem Zustandekommen der beachtenswerten psychologischen Form beteiligt. 2) Hier möge denn auch die Aufmerksamkeit darauf gelenkt sein, dass wir in der Sprache beim Verbum drei und nicht etwa nur zwei Personen haben. 3) Im Grunde müssten,,Ich" und „Er" genügen. Es ist aber nicht zu leugnen, dass durch die Unterhaltung oder durch das Rechtsgeschäft der „Du", obgleich er auch ein ,,Nicht-Ich" ist, dem Ich näher tritt als alles Uebrige und somit als Ich zweiter Ordnuug in dessen Sein einigermassen eingeht. Zu einer vierten und fünften Person aber würde es nach dieser Erklärung die Sprache deshalb nicht kommen lassen, weil die fundamentale Unterscheidung von Ich und Nicht-Ich genügt und durch Einführung weiterer Vorstellungskreise die Einheitlichkeit des Bewusstseins merklich gestört würde.")

schliessen, dass gegensätzliche Reaktionen mit dem Alter zunehmen, wenn es sich nicht dort um die Assoziation,,weiss-schwarz" (s. S. 53 und 39), hier aber, wie Schmidts Arbeit zeigt, um eine zu allgemeine Bemerkung handelte.

1) W. Wundt, Essays, Leipzig 1885, S. 283 f.) Vgl. übrigens W. Wundt, Völkerpsychologie, Leipzig 1900, I. 2, S. 246 ff., 258.) Vgl. W. Wundt, Völkerpsychologie I, 2 S. 159 f. *) Die juristische Wendung,,Die Rechte dritter Personen" und der lateinische Ausdruck testis, der nach Fr. Skutsch tertius bedeutet, sind sehr bezeichnend. Im Nicht-Ich der Personen wird gleichsam die Grundscheidung noch einmal vorgenommen :

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Das Nicht-Du wird nicht weiter gegliedert. Bei dieser Gelegenheit möge auch auf die Bedeutung des Selbstbewusstseins für den Begriff der „Umgebung“

Indes einstweilen sind solche Ueberlegungen kaum anders als durch allgemeine Andeutungen zu begründen.1) Wir ziehen es daher vor, noch in Kürze den Ichgedanken in seinem Verhältnis zu den übrigen Gedanken und zum Gefühl zu kennzeichnen.

Von allen übrigen Denk inhalten unterscheidet sich der des Selbstbewusstseins durch seine Unvergleichlichkeit. Durch den Ausdruck der intuitiven Erkenntnis des Ich wird man dieser Tatsache etwa gerecht, wenn man bei Intuition nicht an das anschaulich bewusste Wahrnehmen oder Vorstellen denkt. Der Unterschied zwischen der im Ichgedanken liegenden Negation und der Negation durch Abstraktion besteht darin, dass erstere unmittelbar ist, letztere nicht. Erfasse ich mich als Ich, so scheide ich mich damit schon ohne weiteren Vergleich von jedem Nicht-Ich. Man hat gesagt, das Ich sei kein Objekt. Daran ist dies richtig, dass das Objekt des Ichgedankens in seiner Beziehung zum Denkakte und zum Denkenden mit keinem andern Objekte verglichen werden kann. Besser wird es sein, zu sagen, das Ich sei kein Ding, kein Gegenstand. Ein Objekt hingegen ist es wohl; ist es doch das Objekt aller Objekte. Es ist nämlich nicht zu leugnen, dass die Form des Ichgedankens so ganz einfach nicht ist. Die Be

hingewiesen sein. Die Umgebung wird stets um einen Mittelpunkt gruppiert gedacht, der irgendwie als Persönlichkeit oder Ich erscheint. Aus dem Ganzen, in das der einzelne oder das Ding eingeordnet ist, werden nur die näher stehenden Wesen als Umgebung herausgegriffen, offenbar in kausaler Betrachtung. Was den stärksten Einfluss auf ein Wesen ausübt, ist eben seine Umgebung. Bei der räumlichen wie auch bei der sozialen Umgebung leuchtet das sofort ein. Eigentümlichkeiten der Gesichtswahrnehmung werden den ersten Anstoss zu dem Worte gegeben haben. Auffällig ist aber, dass bei der zeitlichen Umgebung die nächste Zukunft nicht mit hereingerechnet wird. Geschieht es bei chronologischen Angaben dennoch, so wird der Ausdruck nie äusserlich genommen. Der Grund wird darin liegen, dass unser Selbstbewusstsein, als immer nur in der Gegenwart wirklich, stets nur durch die Vergangenheit, nie aber durch die Zukunft inhaltlich bedingt sein kann. Die unlogische Redewendung: ,Der letzte noch lebende Veteran aus den Befreiungskriegen ist soeben gestorben" beruht auf dem Begriff der zeitlichen Umgebung. Dass der Veteran wenn er gestorben ist, nicht mehr lebt, liegt zu sehr auf der Hand, als dass es leicht übersehen werden könnte. Aber er gehört zum Umkreis der noch Lebenden und zählt noch zur neuesten Zeit, wenn er auch schon der Vergangenheit anheimgefallen ist; daher wird ihm noch das Prädikat eines Lebenden zuteil. 1) Um sicherer zu gehen, müsste vor allem die vergleichende Syntax der Kindessprache festgestellt und die Entwicklungspsychologie wie die Psychologie der Logik überhaupt besser durchgebildet sein.

Philosophisches Jahrbuch 1905.

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zeichnung dieser seiner Eigenschaft ist „Reflexibilität". 1) Mit andern Worten: Im Selbstbewusstsein muss zwar wie in jedem Denkakte das denkende Subjekt von dem gedachten Objekt unterschieden, aber doch - und dies ist das auszeichnende das Objekt wieder in die notwendige Beziehung der Identität zum Denksubjekte gesetzt werden. Beides liegt demnach im Selbstbewusstsein ausgedrückt, die denkende Unterscheidung des Ichsubjekts vom Ichobjekt und die reale Identität beider. Denkt man an die nach vollzogener Trennung derselben im Denken wieder herbeigeführte Rückkehr zum ersten, so spricht man von Selbstbewusstsein". Hält man sich aber einfach an die reale Identität, so wird der Ausdruck „lchbewusstsein" vorgezogen. Aus dieser Kennzeichnung geht hervor, dass der Ichgedanke weder Begriff noch Urteil noch Schluss ist und auch innerhalb des Kreises der Gedankenformen sich als unvergleichlich erweist. Am nächsten kommen ihm in dieser Beziehung noch die früher erwähnten Bewusstseinslagen erkenntnisartigen Charakters, von denen die Gewissheit mit ihm unmittelbar verwachsen ist, der Zweifel aber ihm am entferntesten steht. Eine Schwierigkeit erwächst aus der Annahme einer logisch notwendigen Distinktion bei realer Identität nicht. Vernachlässigt man aber eines von beiden, so entstehen sofort die Aporien im Ichgedanken, die weder Fichte noch Herbart zu überwinden vermochten. 2) Hier sei auf ein neueres Beispiel hingewiesen. Julius Bergmann3) versucht in geistvoller Weise aus dem Selbstbewusstsein heraus einen Beweis für die Unendlichkeit der Seele zu geben. Bezeichnen wir das Subjekt mit S und das Objekt mit 0, so deduziert er, dann ist O wegen der Identität des Subjekts und Objekts selbst wieder denkendes Subjekt, und bezeichnen wir es, inwiefern es solches ist, mit S1, so gehört zu ihm ein Objekt O1, aber auch O1 ist selbst wieder Subjekt S2 und dieses hat wieder ein Objekt O2 und so fort ohne Ende. Auf der andern Seite ist das Subjekt S wegen der Identität des Subjekts und Objekts selbst wieder Objekt O1 zu ihm gehört ein Subjekt S1, dessen Objekt es ist u. s. f. Diese ganze Deduktion aber wird samt dem, was Berg

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1) Der Gedanke ist bei Thomas v. Aquino dahin gefasst, dass das Selbstbewusstsein diese Reflexion besitze, während sie jeder körperlichen Tätigkeit ursprünglich fehle. Er gibt daraus einen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele (A. Stöckl, Geschichte der Philosophie, 3. Aufl., Mainz 1888, S. 447). 2) S. G. Neudecker, Grundproblem der Erkenntnistheorie, Nördlingen 1881, S. 48 f., 50 ff. Wundts Lösung des Herbartschen regressus-System s. „System d. Philosophie S. 280; vgl. 381 f. 3) Untersuchungen über Hauptpunkte der

Philosophie, Marburg 1900, S. 187 ff.

mann daraus folgert, hinfällig durch die einfache Ueberlegung, dass ich urteilend ja Subjekt und Objekt nicht identifizieren und umgekehrt das realiter Identische realiter gar nicht in Subjekt und Objekt auseinandergelegt vorstellen darf. Im ersten Falle komme ich also nie dazu, dem O ein S1 zu substituieren, und somit eine Kette zu bilden, sondern nur zu einer Reflexion, die dann beim Ausgangspunkte stillsteht. Im letzteren Falle komme ich weder zur Scheidung noch zur Substitution, so dass ich keinen Rechtsgrund habe, einen Wert für den anderen einzusetzen, und selbst wenn ich es wollte, nur das realiter Identische stets wieder für sich selbst unterschieben müsste, was aber logisch unzulässig ist, falls ich damit eine wirkliche Unterschiebung vornehmen wollte, oder auch um keinen Schritt weiter bringt, insofern ich immer beim nämlichen bleibe. Die anfangs- und endlose Reihe im Ich entsteht erst, wenn ich die Zeitlinie des diskreten Denkens in Verbindung mit der Linie der Bewegung 1) in dasselbe eintrage, wofür die Berechtigung erst nachzuweisen wäre. Dann würde man aber wohl auf ein anfangendes, wenn auch endloses Ich stossen. Denn was soll die Unterscheidung von Ichsubjekt und Ichobjekt, in der dem Subjekt seine besondere Stellung gegenüber dem Objekt zukommt, wenn ich jederzeit das Subjekt zum Objekt, das Objekt zum Subjekt machen darf? Ist aber das Subjekt der Ausgangspunkt, so erhebt sich die Frage nach seinem Ursprung. Es fehlt also der Rechtsgrund dafür, aus dem Selbstbewusstsein den Schluss zu ziehen: „Ich habe mich selbst gesetzt". Damit wäre ich aus der Sphäre des Denkens, in der ich mich bei jener Analyse bewegt, sofort herausgegangen.

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Das Selbstbewusstsein ist ferner unmittelbares Erlebnis. Was wir darin erleben, ist das Unmittelbarste, was wir denkend erleben können. Bei jedem Versuche, denkend sein Ich aus dem Denkakte wegzunehmen, wird dem Denken schwindlig". Man sucht das Ich gegenwärtig mit Vorliebe zu gewinnen, indem man aus dem Gesamtinhalt des Bewusstseins allerlei streicht, was in der Sprache noch in das Ich mit hineingerechnet wird. So hat Th. Lipps zutreffend darauf hingewiesen, dass wir sogar in Sätzen wie: ,,Ich bin bestaubt" ein Kleider-Ich

1) S. S. 201: „Die vom Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblicke gesehene Zeitstrecke gehört völlig der Vergangenheit an bis auf ihren letzten Punkt, welcher der der Gegenwart ist. Das Ich der Erinnerung hat also mit dem Ich der Gegenwart stets einen Punkt gemeinsam, wie in der Bewegung jeder unterschiedene Punkt zugleich als Punkt des Eintreffens und des Weggehens gefasst werden muss.

haben. Weitergehend zieht man das Körper-Ich davon ab, schliesslich die Empfindungen und Vorstellungen und lässt dann entweder Gefühl oder Wille übrig. Es ist aber auffallend, mit welcher Sicherheit dabei eine Hülle um die andere abgestreift wird und dass wir uns hier nicht aufwärts über die ersten Bestimmungen erheben, um das Gemeinsame an ihnen zusammenzufassen, sondern in uns zurückgehen bis auf einen letzten Punkt. Wir müssen in diesem Falle das Mass von vornherein haben, an dem wir das angemasste Ich messen, um es vom eigentlichen Ich begrifflich zu trennen. Während wir bei fortgesetzter Abstraktion immer höher steigen, immer allgemeiner werden, um mit dem reinen Seinsbegriff plötzlich innezuhalten und doch, wie in die Maschen eines Netzes verstrickt, in die Bestimmtheit zurückzufallen, haben wir da die Allgemeinheit und Bestimmtheit von Anfang an vereinigt, haben wir hier nicht nötig, den Popanz des Nichts, in welchem sich aller Gedanke verflüchtigt, uns vor Augen zu halten. Ist daher jenes retrogressive Verfahren auch ausserordentlich geeignet, um das vom Autor von Anfang an Gemeinte zu verdeutlichen, so muss in Wirklichkeit das Verhältnis doch umgekehrt liegen. Das Ichsubjekt in seinem Verhältnis zum Ichobjekt ist der Ausgangspunkt der ganzen Operation. Sonst würden wir bei der Fortsetzung jenes Verfahrens schliesslich doch bei einem Nichts ankommen.1)

Jene abstrahierende Art, den Inhalt des Ichsubjekts zu gewinnen, mag manchen dazu veranlassen, die Leerheit des reinen Ich so aus

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1) Das Wort für „Selbst" kann trotzdem ursprünglich für den Inhalt einer sinnlichen Wahrnehmung gegolten haben. P. Deussen (Allg. Geschichte der Philos., Leipzig 1894) gesteht S. 325 zu, dass âtman im Rigveda überwiegend den Lebenshauch und an vier Stellen sogar den Wind als Hauch" bezeichne, welches aus „Selbst", „Lebenshauch" sekundär abzuleiten sehr schwierig sei. Als „Selbst" bedeutet es aber ebensowohl das Selbst jedes andern Dings und das Selbst der ganzen Welt wie das Selbst der eigenen Person (Ebd., S. 387.) Interessant ist dann die Unterscheidung des körperlichen, des lebenshauchartigen, des verstandesartigen, erkenntnisartigen und des wonneartigen Selbst, das als Wille? den innersten Kern bildet, jedenfalls ethischen Charakter hat and nicht mehr zum Objekte der Erkenntnis gemacht werden kann (vgl. II S. 89 ff., 207 f., 209 ff.). Das Leib-Selbst, das Traumselbst (= individuelle Seele) gelten nicht als die richtigen Selbst; das richtige Ich ist das bewusstlose, vom Gegensatz des Subjekts und Objekts freie Selbst, das dem tiefen traumlosen Schlafe verglichen wird (s. II S. 86 ff.) Nach der Upanishad-Lehre, die keine Ausscheidung des Objektiven und des Subjektiven vornimmt, ist der âtman das Subjekt des Erkennens in uns, der Träger der Welt, aber schliesslich auch Gott und die Welt (vgl. S. 330). Er ist der alleinige Träger der Realität. Man sprach auch vom âtman zum Unterschiede vom Leib und den psychischen Organen" (S. 330).

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