ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

drücklich hervorzuheben. 1) Es verdient aber am Ichsubjekt vielmehr die innere Identität betont zu werden. Sie ist es vorzugsweise, die wir im Ichsubjekt denken. Weil im Ichgedanken „kein Gegensatz des ihn Denkenden zu anderen Denkenden besteht" 2) und das denkende Ich für das Denken stets und immer das nämliche bleibt, ist es so leer, d. h. unterschiedslos, und erfahren wir in keinem Akte des Selbstbewusstseins etwas Neues gegenüber den früheren. Dadurch schafft es auch den Zusammenhang und macht es die Einheit, von der die Psychologie spricht. Zugleich aber denken wir im Ichsubjekt auch die Existenz des Ich. Nur im „realen" Ich gewinnt das Denken den letzten Rückhalt dafür, dass etwas mehr ist als blosser Denkinhalt. Insofern ist der Ichgedanke auch nach seiner subjektiven Seite hin nicht so inhaltlos, wie man glauben machen möchte. „Derjenige," der das Ich denkt, ist etwas anderes als jedes ,,Dasjenige", welches gedacht wird. Und er ist zugleich der Wollende, Fühlende, Empfindende, indem das Ich in jedes seiner Erlebnisse verflochten ist. Die Form des Selbstbewusstseins ist die einzige, in der Denkendes und Gedachtes sich wirklich und auf apodiktisch gewisse Weise haben. Wenn es irgendwo im Bewusstsein gelingt, nachzuweisen, dass es nicht wesenlose, nichtige Schale ist, so ist dies hier der Fall. Nur darum kann der Appell an die Ideale die tiefe Wirkung haben, die man erhofft und meist antrifft, weil in jedem einzelnen die Persönlichkeit die Bewusstseinsformen mit ihrem Leben und ihrer Kraft erfüllt. Nur darum ist bei aller ästhetischen Wirkung nicht das Material, sondern die Art der Behandlung ausschlaggebend. Es geschieht wohl auch kaum Lichtenberg zu Danke, wenn man aus dem rein empirisch gewonnenen denkenden,,Es", von dem er gesprochen, ein unbewusstes, geheimnisvolles Etwas bildet. Zwar bin ich nicht als Subjekt real, so wenig ich das als Objekt bin. Aber derjenige, den ich als Subjekt-Objekt erfasse, ist. Deshalb ist die Wahrnehmung meines Seins von der sinnlichen Wahrnehmung eines Vorgangs in der materiellen Welt der ganzen Gattung nach verschieden und muss die grundlegende Unterscheidung zwischen Vorstellung und Idee" gemacht werden. Selten wird das Unterlassen einer notwendigen Unterscheidung so üble Folgen zeitigen wie hier. So ist gleich das Suchen nach einer unmittelbaren Realität“, die es 1) Diese inhaltliche Unfruchtbarkeit" betont schon Leibniz (s. E. Cassirer, Leibniz' System in seinen wissenschaftlichen Grundlagen, Marburg 1902, S. 395); aber er ahnt doch die Bedeutung des Ichgedankens (s. ebd., S. 397).

2) G. Neudecker, Logik, S. 28.

nicht gibt, und die kaum recht verständliche Frage:,,Wie muss das Sein beschaffen sein, um unmittelbar Inhalt des Bewusstseins sein zu können?" damit zusammenhängend. Ersteres sollte wohl,,unmittelbare Erkenntnis der Realität" heissen und letztere lauten:,,Wie ist eine apodiktisch gewisse Erkenntnis der Wirklichkeit möglich?"

Im Ichobjekt denken wir die jedesmal gegenwärtige Zuständlichkeit, die Schritt für Schritt wechselt und individuell verschieden ist. In ihr, soweit sie vom Selbstbewusstsein durchleuchtet ist, hat das Ich die Anschaulichkeit, die Hume fordert. Die weitergehende Forschung hat sich natürlich an dieses gedachte Ich zu halten, will sie überhaupt Bestimmungen treffen. Hier kann nun die von Th. Lipps so sehr betonte Unterscheidung von Gefühl und Empfindung eingreifen. 1) Das Gefühl, dieses Zünglein an der Wage, das dem denkenden Subjekt den Ausschlag der psychischen Ereignisse anzeigt, steht uns, wie wohl von keiner Seite bestritten wird und auch nach den Ergebnissen der experimentellen Psychologie nicht bezweifelt werden kann, viel näher als die Empfindung und selbst das Denken. Alle Gefühle haben ein Verhältnis zum Ich. Will das Ich sich im Augenblicke nach aussen hin energisch bemerkbar machen, so kleidet es sich in die Form des Affektes. Nur das Wollen, von dessen Entscheidungen die ganze Zukunft des innersten Menschen abhängt, macht eine Ausnahme. Aber dies ist selbst kein Ausdruck des Ich, und auch seine Handlungen nehmen eine Hülle an, die ihnen ursprünglich fremd ist: Das Ziel des Willensaktes wird im modellierenden Bewusstsein zur gefühlbetonten Vorstellung, zum Motiv. Wenn auch der erste typische Schrei des neugeborenen Kindes, wie Wundt annimmt, wesentlich Triebäusserung ist, so wird doch die natürliche Deutung seiner Umgebung, die darin und dies schon seit den Zeiten des Altertums einen Schmerzausbruch sieht, nicht ganz verfehlt sein. Der Charakter der Interjektion an ihm ist zu offenbar. Sobald der Lustschrei hinzukommt, erkennt man deutlich die nahe Verwandtschaft jenes ersten Schreis mit den späteren Schmerzlauten. Wenn also auch die Unterscheidung von Ich und Nicht-Ich ohne Gefühl möglich ist, so kann sie doch ohne dasselbe nicht anschaulich gemacht werden. Darauf deutet besonders der Umstand, dass auf ethische Urteile Schmerz- oder Lustgefühle zu folgen pflegen. Die Lebhaftigkeit und Greifbarkeit, die dem Selbstbewusst

1) Vgl. O. Külpe, Ueber die Objektivierung und Subjektivierung von Sinneseindrücken. Wundt, Philos. Studien, XIX, S. 549 f., eine Abhandlung, die jedoch ausserdem mit einem andern Begriff des Subjektiven und Objektiven arbeitet.

sein bei nur einiger Entwicklung eigen ist, rührt offenbar hauptsächlich vom Gefühle her, und es ist nur eine Folge davon, wenn von den Philosophen in die Zeichnung der idealen ethischen Persönlichkeit gerne Beziehungen auf das Gefühl, wie Unerschütterlichkeit, Leidenschaftslosigkeit, königlicher Herrschermut, aufgenommen werden. Das Gefühl, das selbst als sinnliches Gefühl, wie auch von den Vertretern seiner körperlich teleologischen Bedeutung anerkannt werden muss, von den Reizen relativ wenig abhängig ist und bei dem die Intensität eine grössere Bedeutung hat als bei den Empfindungen, wird es denn auch sein, in welchem sich dasjenige, woran man im Grunde wohl denkt, wenn man von Ich- oder Selbstgefühl spricht, mächtig zeigt. Es muss nämlich in der Tat neben dem denkenden Selbstbewusstsein, das allein die Tatsache des ,,Selbst" zu erklären vermag, in der menschlichen Seele noch eine Bewusstseinsform angenommen werden, welche der andern Tatsache gerecht wird, dass wir doch auch, wenn wir nicht denken, uns dessen irgendwie bewusst sind, was eben uns angeht. Man würde, um anzudeuten, dass in dieser Bewusstseinsmodifikation das Individuum das Anzeichen für seine Individualität besitze, die Benennung,,Individualgefühl" wählen können, wenn sie nicht schon in der Psychologie für andere Verhältnisse vorweggenommen wäre und der Ausdruck,,Gefühl" wiederum Schwierigkeiten verursachen könnte. Denn dieses ,,Individualbewusstsein" um in der Verlegenheit eine vage Bezeichnung zu wählen für etwas, was sicher nicht Empfindung, Vorstellung, Denken oder Wollen ist muss in der Gleichgültigkeitslage des Gefühls ebenso deutlich vorhanden sein, wie in den Zuständen höchster Lust oder Unlust. Dass es eine besondere Beziehung zum Selbstbewusstsein annehmen wird, ist klar, insofern der Körper eben auch als eine Einheit, wenn auch nur als numerische, gedacht werden muss. Es wird den natürlichen Anknüpfungspunkt für das Selbstbewusstsein bilden. Erst vermittelst desselben würde demnach der Ichgedanke oder das Wissen die psychologisch fassbare Gestalt annehmen. Und es würde daraus das Selbstgefühl entspringen, welches einer Steigerung fähig ist. Eine derartige Annahme hat wohl keine Schwierigkeit. Können sich doch auch an das Wissen um die Existenz anderer Menschen Sympathiegefühle von wesentlich altruistischer Richtung anschliessen, obwohl alle Gefühle zunächst und eigentlich nur für uns sei dies nun unser Körper oder unser Ich - Bedeutung haben. 1) Aber es würde.

1) S. Th. Lipps, Ethische Grundfragen, Hamburg 1899, S. 12 und 23, wo für diese Sympathiegefühle eine besondere Wurzel aufgezeigt wird.

448

Dr. Adolf Dyr off, Das Selbstbewusstsein.

[ocr errors]

verfehlt sein, anzunehmen, als entwickle sich aus dem Individualbewusstsein, das wesentlich an die Einheit des individuellen Körpers gebunden ist, das Selbstbewusstsein. Als Vorstufe des letzteren mag man jenes immerhin bezeichnen. Aber Vorbehalte sind hierbei empfehlenswert. Das Individualbewusstsein schafft keinen Zusammenhang. Der Berauschte macht gelungene Witze" und führt wohl auch verwickelte Streiche" planmässig aus, aber er weiss vier Stunden später nichts mehr davon. Wenn der Staatsanwalt nachts ein Verbrecherleben lebt und einen Einbruch in sein eigenes Haus ausheckt vorausgesetzt natürlich, dass solche romanhafte Beschreibungen zutreffen, so ist es gewiss kein Selbstbewusstsein, das ihn leitet; das Individualbewusstsein kann ihm nicht mangeln.

Dass hier wiederum die Gefühle ausschlaggebend sind, versteht sich nach dem Gesagten leicht. Und nun wird es sich wohl auch erklären, weshalb wir so gern zur Vorstellung unseres Körpers greifen, wenn wir doch versuchen, uns das Ich vorstellig zu machen. Die Fortschritte der Wissenschaft, die uns im Gehirn das Zentrum des Lebens erkennen lehrt, haben nur einer natürlichen Neigung neue Nahrung gegeben.

Nicht unberührt bleibe endlich, dass das Gefühl sich unter allen Bewusstseinsformen am besten als anschauliches Korrelat des Selbstbewusstseins eignet. Zwar kommt jenem das Bewusstsein der Identität mit sich selbst nicht zu; aber alle Gefühle gruppieren sich, obwohl sie auch zentrifugal arbeiten, um das reale Ich. Ebenso fehlt dem Gefühle zwar die Ausschliessung alles Nicht-Ich vom Ich, aber das Gefühl ist das einzige Mittel für das reale Ich, um im einzelnen Falle seinen Anteil am ungewollten Gescheheu von dem Anteil anderer Faktoren zu scheiden. Das Gefühl ist sozusagen die empirische" Form, in der das reale Ich auftritt. In diesem Sinne kann man es akzeptieren, wenn Th. Lipps das Gefühl als Bewusstseinssymptom" fasst. Im Gefühle kommt das reale Ich an die Oberfläche, im Akte des denkenden Selbstbewusstseins bleibt es in der Tiefe, die aber kein mystisches Dunkel sein muss. 1)

1) M. Walleser, Probl. d. Ich, Heidelberg 1903, S. 74 sagt, als Subjekt sei das Ich das nicht-ideelle Substrat des Bewusstseins, als Objekt der ideale Repräsentant des unbewussten Substrates in dem Bewusstsein und für dasselbe. Im Akte des denkenden Selbstbewusstseins ist sowohl das Ichsubjekt als auch das Ichobjekt im Bewusstsein, aber natürlich nicht das Substrat"-Ich, das in anderem Sinne Subjekt ist als das logische Ichsubjekt. Das Auszeichnende beim Selbstbewusstsein ist aber dies, dass hier das reale Subjekt unmittelbar Gedanken von sich erzeugt.

Rezensionen und Referate.

Störungen im Seelenleben. Von J. Bessmer S. J. (87. Ergänzungsheft zu den Stimmen aus Maria Laach".) Freiburg i. Br., Herder. 1905.

"

Die vorliegende Schrift ist von eminent aktueller Bedeutung. Die Psychopathologie" hat in der letzten Zeit ungeheuere Dimensionen angenommen, nachdem sie vor einigen Dezennien als selbständige Wissenschaft noch gar nicht existierte. Sie hat sich bereits einen Platz in der theoretischen Psychologie, in der Irrenheilkunde, im Kriminalrecht, in der Ethik, in der Pädagogik erobert. Sie ist auch bereits missbraucht worden, um Darwinistische Ideen zu begründen, ein ganz neues Strafrecht herbeizuführen, die menschliche Freiheit zu bekämpfen. Am bekanntesten ist der Versuch Lombrosos, das Verbrechen als vererbte, vom Organismus abhängige Seelenkrankheit, als Rückschlag auf frühere Stadien der Menschheitsentwicklung hinzustellen. Aber auch weniger phantastische Autoren, selbst nüchterne Juristen wollen aus der Seelenkrankheit den Beweis für die Illusion der Willensfreiheit erbringen. So Fr. Mohr in einer längeren Abhandlung:,,Willensfreiheit und Psychopathologie" in der ,,Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform", herausgegeben von G. Aschaffenburg. 1) Daraus, dass die Geistesgestörten sich auch frei fühlen, wird geschlossen, dass das Freiheitsgefühl trügerisch ist. Als wenn man nicht längst gewusst hätte, auch ohne Psychopathologie, dass der Träumende sich frei fühlt, vermeint wirkliche Dinge zu sehen. Wenn also dieser Beweis gegen die Freiheit stichhaltig wäre, so wäre auch die gesamte von uns wahrgenommene Wirklichkeit eine Illusion. Allerdings findet die Freiheit Hemmnisse in den seelischen Abnormitäten; dieselben als solche dargelegt, die ethische Seite des Problems in ein helleres Licht gestellt zu haben, ist das Verdienst der Schrift von M. Huber:,,Die Hemmnisse der Willensfreiheit".

Lombroso findet selbst in der Genialität ein abnormes Seelenleben, und Möbius hat allen Ernstes unsere grossen Dichter und Philosophen auf pathologische Züge untersucht, und solche auch bei Goethe, 1) 1. Jahrg. 1905, S. 733 ff.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »