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Miszellen und Nachrichten.

Ueber die Beeinflussung geistiger Leistungen durch den Hunger hat Weygandt, dem wir auch interessante Beobachtungen über den Einfluss des Schlafes auf die Wiederherstellung der geistigen Leistungsfähigkeit verdanken, Versuche angestellt und deren Ergebnisse in Kraepelins Psychologischen Arbeiten" (IV, S. 45-173. 1901) mitgeteilt. In einer „Selbstanzeige" berichtet er summarisch darüber in der „Zeitschr. f. Psychol. u. Phys. d. Sinnesorg." 1) Es war ihm hauptsächlich darum zu tun, eine weitverbreitete Ansicht, dass die Inanition eine wesentliche Rolle in der Herbeiführung von Psychosen und Geisteskrankheiten seien, zu prüfen. Er stellte darum die Inanition künstlich her, indem 6 Personen sich opferwillig einer Hungerkur von 24-75 Stunden unterzogen, wobei teilweise selbst Trinken ausgeschlossen war. Zunächst wurde an ein oder zwei Versuchstagen die normale Leistungsfähigkeit geprüft und erst dann ein bis drei Tage lang die Nahrungsaufnahme eingestellt. Auch nach der Wiederaufnahme des Essens wurden die Experimente fortgesetzt, um die Nachwirkungen des Hungers zu kontrollieren.

Folgendes ist das Resultat der Experimente:

Die Auffassungsversuche liessen fast durchweg nicht die mindeste Verschlechterung der Leistung an den Hungertagen erkennen. Nur eine Reihe schien eine Ausnahme zu machen, die allerdings durch Beleuchtungsstörungen beeinträchtigt war. Bei den Ablenkungsversuchen ergab sich eine gesteigerte Ablenkbarkeit am Hungertag nur für das kontinuierliche Lesen. Die üble Wirkung der mangelhaften Beleuchtung muss ausser in der Ablenkbarkeitserhöhung noch in einer gewissen gemütlichen Erregung über die Störung gesucht werden, wofür auch die Versuche mit Silben- und Zahlenlernen unter Ablenkung als Stütze dienen können.

Die Assoziationsreaktionen waren durch den Hungerzustand zeitlich nicht, qualitativ aber erheblich herabgesetzt. Die inneren Assoziationen nahmen ab, die äusseren zu, vor allem jene Gruppen, die auf sprachlicher Einübung beruhen. Dazu tauchten Klangassoziationen, auch Paraphasien und auf Klangähnlichkeit beruhende mittelbare Assoziationen auf. Bei dreitägigem Hunger zeigten sich mehrfach wiederholte Assoziationen".

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Etwas verschlechtert wurde das Addieren einstelliger Zahlen. 1) 1905. 38. Bd. S. 203 ff.

Das Auswendiglernen wird erheblich beeinträchtigt, namentlich das Silbenlernen. Die Störung betrifft den Lernwert der Wiederholung, fast gar nicht die Sprechgeschwindigkeit.

Etwas verlängert sind die Wahlreaktionen; ihre Werte zeigen etwas grössere Streuung. Stellenweise sind die Fehlreaktionen vermehrt.

Die Hungernachwirkung ist deutlich, doch nicht so langwierig wie die Nachwirkung einer durchwachten Nacht oder mässiger Dosen Trionals oder Alkohols. Am dritten Tag ist selbst bei dem Silbenlernen keine Nachwirkung mehr zu spüren; übrigens wird ja auch der Verlust an Körpergewicht beim Hungern nachher sehr rasch eingeholt.

Die Uebungsfähigkeit leidet nicht; die Ermüdbarkeit ist nicht vermehrt, eher wird der Antrieb etwas begünstigt.

Die Ablenkbarkeit und noch mehr die gemütliche Erregbarkeit ist etwas erhöht.

Die Nahrungs- und Flüssigkeitsenthaltung scheint den begrifflichen Zusammenhang der Assoziationen noch mehr zu lockern, als die blosse Nahrungsenthaltung; andere Unterschiede beider Zustände waren nicht

ersichtlich.

Das Hunger gefühl machte sich sehr wenig bemerklich, es nahm im Laufe der Hungerperiode eher ab als zu. Die Stimmungslage war im ganzen heiter.

Das Hauptergebnis war, dass auch hier wie bei anderen abnormen Zuständen eine verschiedene Beteiligung der einzelnen Funktionen an der Störung, eine Elektivwirkung nachweisbar war. Neben der verschlechterten Merkarbeit steht die qualitative Veränderung des assoziativen Denkens mit dem Ueberwiegen der sprachlichen Beziehungen über die begrifflichen; die Auslösung von Willenshandlungen war etwas erschwert, während die Auffassung nicht gelitten hatte.

Diesen zahlenmässig festgelegten Ergebnissen des Versuchs gegenüber tritt die Unsicherheit der Vulgärpsychologie und der Gelegenheitsbeobachtung deutlich hervor. Von den vielen literarischen Schilderungen des Seelenzustandes im Hunger hat nur Knut Hamsun und andeutungsweise Zola etwas geschrieben, das zu unseren Befunden in Beziehung treten könnte; auch einige Beobachtungen des Afrikaforschers Nachtigal lassen sich als einen Hinweis auf schwere Schädigung des apperzeptiven und assoziativen Denkens bei ungestörter Auffassung im Hunger- und Durstzustand deuten. Wenig Ergebnisse brachten die Protokolle der bekannten Hungerkünstler; Merlatti hat erst am 19. Tag einer Hungerperiode Gedächtnisstörung aufgezeichnet, während unser Experiment schon nach zwölf Stunden eine Gedächtnisbeeinträchtigung um mehr als 1/5 feststellte.

Die Art der Hungerwirkung erinnert an die elektive Wirkung mancher chemischer Mittel, an einige Geistesstörungen, die mit Stoff

wechselanomalien einhergehen, und ist am ähnlichsten den psychischen Veränderungen nach körperlichen Anstrengungen, ohne doch denselben völlig zu gleichen, da hier die Wahlreaktionen verkürzt, im Hunger aber verlängert werden. Bei den nächtlichen Erschöpfungsversuchen scheinen sich die Zeichen der körperlichen und geistigen Ermüdung mit denen der Hungerwirkung zu verbinden. Die psychischen Erscheinungen der sogenannten Erschöpfungspsychosen entsprechen nicht den Veränderungen, die durch einfache Nahrungsentziehung erzeugt werden, da dort die Auffassungsstörung im Vordergrund des Bildes steht, während das Hungern gerade die Auffassung in so auffälliger Weise unbehelligt lässt. In denselben „Psychologischen Arbeiten" Kraepelins teilt E. Rüdin die Resultate seiner Experimente über den Einfluss des Alkohols auf die Dauer der geistigen Störung mit. 1) Weygandt berichtet darüber in derselben Zeitschr. f. Psychol. und Phys. 2):

Vier abstinente Personen mussten acht Tage lang vormittags, nachmittags und abends reagieren, assoziieren, addieren und auswendig lernen. Am vierten Tag wurden / Stunde vor Beginn des Abend versuchs je 90 bis 100 g Alkohol in Form von Griechischem Wein genommen.

Die Wirkung variierte nach Richtung, Stärke und Dauer. Eine Versuchsperson zeigte nur Zunahme der auf Sprachvorstellungen beruhenden Assoziationen, die anderen jedoch auch noch eine Verlangsamung des Addierens, Erschwerung des Lernens, Verkürzung der Wahlreaktionszeit unter Vermehrung der Fehlreaktionen. Die Alkoholnachwirkung dauerte 12 bis 48 Stunden; am ehesten verschwand sie hinsichtlich der Reaktionsverkürzung, während die Fehlreaktionen bei verlängerter Reaktionsdauer noch blieben.

Eine naturwissenschaftliche Kritik der neuen elektrischen Substanztheorie. In der Wissenschaftlichen Beilage zum Schulprogramme des städtischen Realgymnasiums zu Koblenz gibt H. Rudolph eine Kritik der neuesten Theorie von der elektrischen Konstitution der Materie. Er bemerkt: nach ihr ist die Masse" ein leerer Begriff, die wesentliche Eigenschaft der Materie, die Trägheit, ist auf elektromagnetische Einflüsse zurückzuführen.

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,,An diesem warnenden Beispiele kann man sehen, auf welche Irrwege die Physik durch eine Pseudophilosophie, in diesem Falle durch den Phänomenalismus, geführt werden kann. Dasjenige, was uns als kleinstes Massenteilchen erscheint, soll nun der im Vergleiche zu den darin befindlichen masselosen elektrischen Teilchen riesengrosse Raum sein, in dem das Elektron seine rasenden Wirbel vollführt. Es besteht aus Elektrizität, ist in seinem Bereich gebannt von Elektrizität und ist Träger

1) Ueber die Dauer der psychischen Alkoholwirkung. IV. S. 1-44. 1901. 2) A. a. O., S. 206.

einer riesigen Energiemenge, deren Wandlungen aber sich unter der Oberfläche dessen vollziehen, was man Materie nennt und was man bisher als die Grundlage aller Dinge ansah. Alle unsere Erfahrungen und Erkenntnisse gingen von der Materie aus, und als die Erkenntnis wuchs, verschwand das Fundament, auf dem alle Erkenntnis ruht, in der elektromagnetischen Masse. Alles ist Elektrizität, heisst es; wenn man aber fragt, was ist denn diese eigentlich, so erhielt man keine Antwort.",,Die Grundsäulen der Wissenschaft, die schon so viel Aufklärung und Erkenntnis gebracht haben, nämlich die Erhaltung der Energie, und damit auch die Erhaltung des Stoffes, wären reine Märchen! Ehe man auf diese beiden Grundprinzipien verzichtet, wird man aber so entscheidende Tatsachen fordern, dass sie durchaus keine andere Erklärung zulassen, was bis jetzt nicht im geringsten der Fall ist."

Die atomistische Konstitution der Elektrizität, die Selbständigkeit der Elektronen ist nicht bewiesen, vielmehr bleiben die Atome des Stoffes in ihrer Geltung.

3.4
1010

Thomson bekam, weil er die Luft nicht genug verdünnt hatte, bei seiner Bestimmung der Jonladung ,,eine fast doppelt so grosse Zahl für die Jonenladung heraus, und nur mit dieser falschen Zahl führt die Beobachtung der Kanalstrahlablenkung auf das Helium mit der richtigen auf das Wasserstoffjon." Thomson fand für das Elementarquantum der Elektrizität eine Jonenladung elektrostatische Einheiten. „Die in den Leitern und in den Kathodenstrahlen fliessende Elektrizität braucht deshalb nicht auch in solche Quanten abgeteilt zu sein. Ebenso wenig braucht das Elementarquantum der Elektrizität in Gasen und bei der Elektrolyse an einem einzelnen Atome zu hängen. Diese Annahme ist die Ursache, dass Jon mit Atom und Jonenladung mit Atomladung identifiziert wird. Es lässt sich jedoch zeigen, dass dies mindestens sehr unwahrscheinlich ist, und dass weniger der Sturz der bisherigen Theorie der Materie und der Atome bevorsteht, als vielmehr der Sturz der Hypothese von der atomistischen Natur der Elektrizität. Das wäre freilich ein harter Schlag für alle diejenigen, welche aus Mangel an philosophischer Schulung einer so wenig sicheren Annahme zuliebe eine förmliche Diskreditierung der Wissenschaft und der menschlichen Vernunft überhaupt bei den fernerstehenden Urteilsunfähigen verursacht haben."

Zur elektrolytischen Abscheidung von einem Kubikzentimeter Hgas bei 15o C. und 760 mm Druck sind nach Thomson 40 Trillionen Jonen erforderlich.,,Nach der kinetischen Gastheorie beträgt aber die Anzahl der in einem Kubikzentimeter enthaltenen Gasmoleküle, die Loschmidtsche Zahl, rund 100 Trillionen Moleküle oder 200 Trillionen Atome. Folglich kommen ungefähr fünf Atome statt eines auf ein Jon.“ 1)

1) Vgl. Gaea 1905. 7. Heft. S. 396 ff.

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