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dasselbe in seiner idealen Naturform zusammens hängend darzustellen. Der Stoff der Philosophie ist daher stets ein gegebener, an dem sie nichts åndern, weglassen und zusehen darf, sondern welchen sie nur so geben soll, wie sie ihn ge= funden. Was allein ihrer Freiheit überlassen ist, besteht, im gewissen Sinne, in der Behandlung des Gegebenen, den Zwecken und Menschen ge= måß, um derentwillen und für welche die Dar stellung der Mittheilung zunächst geschicht oder geschehen soll. Der Stoff der Poesie hingegen ist theils ein gegebener, theils ein selbstgeschaf= fener, und sie kann und darf dem Einen, wie dem Anderen jede beliebige Form geben; jedoch ist auch dieses Belieben an die besondere Natur des jedesmaligen Stoffs, mehr oder weniger, ges bunden, und, wie in der physischen Natur, so besteht auch in der geistigen neben der Freiheit das Gesetz der Nothwendigkeit.

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Wie verwandt und verschieden nun auch Poesie und Philosophie, ihrer besonderen Natur nach, find, so viel ist gewiß: die Poesie ist nur des Lebens Blüthe, die Philosophie hingegen des Lebens Frucht. Dieses Naturverhältniß wird

selbst durch die allgemeine und besondere Erfah=rung vollkommen bestätigt. Je ausgezeichneters die Dichtkunst bei einem Volke war, und je ausgezeichnetere Dichter unter demselben blühten,. desto ausgezeichneter waren auch seine Philosophie und seine Philosophen, und umgekehrt. Man darf daraus weiter folgern: daß jeder wahre Dichter, sobald sein Blüthenleben vorüber ist, ein eben so wahrer Philosoph, das heißt, ein. Mensch werden müsse, der, was er in seinem reichen Blüthenleben sich selbst angeeignet, nun in sich selbst, und zunächst auch für sich selbst, zu vollkommenen, Geist erleuchtenden, Herz beles benden Früchten heraufbildet. Und gleichwie der wahre Dichter, selbst wenn er nur in den niederen Regionen des irdischen Lebens sich bewegt, vermöge seiner eigenen göttlichen und unsterblichen, in ihm zum vorzüglichen Gefühl gekommenen Natur, auch das Göttliche und Unsterbliche sich vorzüglich anzueignen weiß, so ist und bleibt auch in dem aus solch' `einem Dichter ge=wordenen Philofophen das Göttliche und Unsterbliche stets dasjenige, womit er sich am liebsten und öftersten beschäftigt,, was daher vor Allem

zur reifen Frucht in ihm gelangt und wodurch er sich und Anderen am heilsamsten nüßt. Welchem Leben es daher an einer solchen Frucht fehlt, oder, wer nicht zu einem solchen, vor Allem das Göttliche und Unsterbliche denkenden, wollenden und übenden Philosophen geworden, war nie ein åchter Dichter, wie allgemein er auch dafür gehalten wurde. Den Blåthen seines Lebens fehlte bei allem Farbenglanz und liebs lichsten Wohlgeruch doch jenes Etwas, was sie zu Himmels-, zu Unsterblichkeitsblüthen macht, und was sogleich von Allen als das Etwas von Oben empfunden wird. Gerade dieses Göttliche und Unsterbliche gibt allen Dichtungen ihr fortdauerndes Leben durch alle Jahrhunderte; gerade' in diesem besteht das Ursprüngliche und Urvers wandte der Poesie und Philosophie.

Sie, würdiger Greis, gelten in ganz Deutsch=" land und überall, wo Ihr Gesang vernommen wurde, als einer unserer ersten Dichter, und was besonders viel sagen will; selbst unsere anderen Dichter, weiche mit Recht zu den vor= züglichen gehören, flechten Ihnen den schönsten Kranz, der Ihre Schläfe ziert. Dazu kommt,

Ihr Blüthenleben war ein selten langes, es reichte bis in Ihren hohen Sommer und sogarbis weit in den Herbst hinein; und gewiß, die=› ser langen, geistigen Blüthenzeit ist die seltene Körperkraft und das hohe Alter zuzuschreiben, deren Sie sich jeßt, und ich wünsche, noch rechtlange, zu erfreuen haben. Doch hat auch für Sie jene höchst wichtige Zeit begonnen, die für jeden Menschen, in welchem die Natur ordnungs= máßig sich entwickelt, früher oder später, mit feltenen oder gewöhnlichen Erscheinungen verbun= den, einzutreten pflegt: Ihr Geist ist von der Dichtung zur Wirklichkeit zurückgekehrt. Wann diese Zeit für sie begonnen, ist nicht schwer auszumitteln. Gerade da, wo Sie anfingen, die Natur, an deren mannigfaltigen Erscheinungen, Sie sich bewußtlos ergößt, die Sie so oft begeistert und, wie mit den zartesten, so mit den erhabensten Empfindungen belebt hatte, zu einem besonderen Gegenstande Ihrer Reflexion zu machen, um in dieser Natur selbst, für das, was Sie darin gesehen, gehört und empfunden, was Sie belebt und begeistert, was Sie gedichtet hatten, der rechten. Gründe sich bewußt zu werden,

gerade da, wo Sie, im Bewußtseyn und Gefühl der natürlichen und nothwendigen Beziehung Ihres eigenen Ichs zu der von Ihnen in der Tiefe zu erforschenden Natur, nun anfingen, auch dieses Ich selbst zu einem Gegenstande beson= derer Reflexion zu machen. Das war die Zeit, wo Sie aus dem unendlichen Gebiete der Dichtung in das Reich der Wirklichkeit zurücktraten, wo Sie, daß ich mich so ausdrücke, aus der Fremde, in welcher Sie bisher umhergeschweift, bei dem Reichthume Ihres Geistes, nie und nirs gends Mangel leidend, zur Heimath Ihres eigents lichen menschlichen und individuellen Seyns- und Lebens, in Ihre eigene innere Welt zurückkehrten. Und wenn auch, von dieser Zeit ab, von manchen Alten manches Lied ertönt, so ist dies fes Lied, in Uebereinstimmung mit der Natur, doch nur das Lied der Heimath, und nur ein kindischer Alter, der nie ein echter Dichter war, zwingt seine Muse, mit ihm noch, wie in der elastischen Jugendzeit, über Berg und Thal zu fliegen und in der Schar blühender Mädchen, wie ein leichtfüßiger Jüngling, zu hüpfen. Wär' ein solches Lied an Kraft auch wirklich ein Lied

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