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schreibung aller Nationen des russischen Reiches), dass die im östlichen Russland wohnenden finnischen Stämme an einen allgemeinen Gott glaubten, der Schöpfer aller Dinge sei, sich aber nicht um die Handlungen der Menschen im einzelnen kümmere. Die Idee des Schöpfers stamme nicht von diesen Völkern, sondern vom Christentum oder Islam. Hingegen sei richtig, dass sie einen Himmelsgott als oberstes Wesen verehren, und zwar ein solches, das den Menschen vielfach nach ihrem Thun vergelte. Beachtenswert ist, dass während die alten Finnen an die Macht des Gebets zum Himmelsgott glaubten, die heutigen mit ihnen verwandten Stämme meinen, derselbe sei den Menschen zu fern, um ihre schwache Stimme zu hören, wenn er auch gelegentlich belohne und bestrafe. Statt dessen nehmen sie zu Geistern Zuflucht, die in Bäumen und besonders Steinen wohnen sollen, oder zu Götterbildnissen.

3. Die Japanische Religion 1).

Die Bewohner von Japan, oder wie es die Einheimischen nennen, Nipon (,,Ostreich"), erweisen sich durch den Bau ihrer Sprache, welche eine agglutinierende ist, mit den turanischen, bezw. mongolischen Völkern nahe verwandt. Die ursprünglichen Einwohner dieser Inseln, die Aino, wurden durch mongolische Einwanderer, welche über die Halbinsel Korea vordrangen, zurückgeschoben; man findet sie heute noch auf Jeso. Von China her ist im 6ten Jahrhundert n. Chr. über Korea ein sehr starker civilisatorischer Einfluss ausgeübt worden. Chinesische Schrift und Zeitrechnung fanden damals Eingang, aber auch chinesische Staatsordnung mit ihrem Beamtentum trat an die Stelle mehr naturwüchsiger patriarchalischer Gliederung. Die Umwandlung in einen Kulturstaat nach chinesischem Vorbild vollzog sich allmählich durchs siebente und achte Jahrhundert. Auch die Technik verdankte man in Japan diesem Einfluss, doch hat die japanische Kultur stets auch ihre Eigentümlichkeiten bewahrt. Die japanische Sagengeschichte beginnt ihre Erzählungen mit dem 6. Jahrhundert vor Chr. Doch haben erst die vom 6. nach Chr. handelnden Überlieferungen einen geschichtlichen Wert. Japan hat eine umfängliche Litteratur hervorgebracht; doch enthält dieselbe, soweit

1) Kämpfer, Geschichte und Beschreibung v. Japan, herausg. von Dohm, Lemgo 1777-79 (2 Bde.). - P. F. v. Siebold, Nippon, Archiv zur Beschr. von Japan, Leid. 1832-51 (20 Sektionen). Reed, Japan, its history, traditions and religions, 2 Bde., Lond. 1880.- Chamberlain, The language, mythology and geographical nomenclature of Japan, reviewed in the light of Aino studies, Tokio 1887. Manches Material enthalten die Transactions of the Asiatic Society of Japan (zu Tokio herausgegeben) und die Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (ebenda). - Vgl. ferner die Akten des Kongresses von Chicago, S. 451 ff.

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sie bekannt geworden ist, wenig Religiöses. Selbständige Produktion einer philosophischen oder religiösen Gedankenwelt scheint das Land nicht aufzuweisen.

Die Religion Japans hat weit weniger innere Einheit und Selbständigkeit als die chinesische; sie ist freilich auch in mancher Hinsicht noch nicht aufgehellt. Die Aino, die ältesten Bewohner Japans, haben den Glauben an einen höchsten Gott, der sich zu seinem Weltregiment der untergeordneten Götter bediene; ja sie wissen heute auch von Himmel und Hölle. Dabei ist ihnen eigen die Vorstellung, dass nur die Männer die Religion zu pflegen haben, da der Kultus der Weiber nachteilig wäre. Die japanische Nationalreligion nennt man gewöhnlich Schintoismus. Schinto oder Schintao ist der chinesische Ausdruck für Geisterweg" oder "Götterweg"; die japanische Benennung lautet kami-no-mitsi1). Man bezeichnet damit die uralte Geisterverehrung, welche sich durch sehr verschiedene Phasen der religiösen Entwicklung bis heute im Volk erhalten hat und von selbst an den Geisterglauben der turanischen Stämme erinnert. Doch unterscheidet man noch sehr verschiedene Grade von kami. Die einen sind Naturgeister, die uralten Götter, die andern Ahnengeister. Auch hier wie mancherorts ist der Naturkultus, der Himmel, Sonne und ähnliche höhere Gewalten in der Natur verehrte, von dem Kultus der ab

geschiedenen Seelen überwuchert worden. Zu dieser ursprünglichen Religion ist dann aber vom 6. Jahrhundert n. Chr. an der bei dem empfänglichen Charakter des Volks mit offenen Armen aufgenommene Buddhismus aus China über Korea gekommen und hat sich ziemlich friedlich mit dem Schintoismus in die Herrschaft geteilt. Ebenso kam von China die Lehre des Kongtse, welche sich die Gebildeten mit Vorliebe aneigneten.

Nach den alten japanischen Geschichtswerken, dem Kojiki (vom Jahr 712) und dem Nihongi (720), haben im Anfang Gottheiten (Kami) regiert und Himmel und Erde samt allem, was darin ist, hervorgebracht. Zweie von diesen Gottheiten, eine männliche und eine weibliche, Isanagi-no kami und Isanami-no-kami stiegen vom Himmel hernieder und „machten und befestigten das (japanische) Land". Sie erzeugten auch zahlreiche Götter, unter welchen die Sonnengöttin die wichtigste: Amaterasu-ohomi-kami, d. h. die am Himmel scheinende grosse Heilige, welche den hohen Himmelsplan regiert. Diese himmlische Herrscherin sandte ihren göttlichen Enkel namens Ninigi-no-mikoto zur Erde. Dessen Enkel namens Jimmu Tenno war der erste menschliche Herrscher oder Mikado; der offizielle Name ist übrigens letzteres nicht, sondern Tenno, d. h. himmlischer König oder Tenschi, d. h. Sohn des Himmels. Von diesem stammen alle folgenden Herrscher ab; denn die Erbfolge ist nie unterbrochen oder gestört worden. Jimmu Tenno, der Begründer der Dynastie, soll am 11. Februar 660.

1) kami bedeutet „Weg“, mitsi „Geist“ oder „Gottheit"

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v. Chr. den Thron bestiegen haben. Jener göttliche Enkel der Sonnengöttin aber wurde von ihr auf die Erde gesandt mit dem Segensspruch: Das ewig fruchtbare Land mit seinen rohrbedeckten Ebenen und seinen üppigen Reisfeldern (Japan) ist das Land, das unsere Nachkommenschaft regieren soll. Unsere Herrscherlinie soll immer blühen mit Himmel und Erde." Die himmlische Herrscherin gab ihm zugleich drei Kleinodien mit, einen göttlichen Spiegel, der im Tempel von Ise, dem grössten Heiligtum des Landes aufbewahrt wird, einen göttlichen Edelstein, der im kaiserlichen Palast gehütet wird, und ein göttliches Schwert, das im Tempel von Atsuta (Provinz Owari) liegt. Auf dieser himmlischen Sendung beruht nach Aussage der Japaner die nie zerstörte Vereinigung zwischen der Dynastie, den treuen Unterthanen und ihrem fruchtbaren Lande. Kein Wunder, dass diese Herrscher sich stets angelegen sein liessen, den angestammten Kamidienst zu pflegen. Derselbe gilt teils höheren Geistern oder Göttern, teils den zahllosen Menschengeistern, die vergöttlicht gedacht werden. Wer sich im Leben durch Tapferkeit oder Wohlthätigkeit oder Gelehrsamkeit ausgezeichnet hat, wird nach dem Tod zu einem Grade in der Geisterwelt erhoben, und zwar nach dem Urteil des Mikado. An ihren Festen ergötzt man die Geister mit Speise und Trank sowie mit theatralischen Aufführungen. In lange vergangener Zeit sollen auch Menschen geopfert worden sein. Ebenso wurden in älteren Zeiten den Verstorbenen ihre Diener ins Grab mitgegeben oder liessen sich freiwillig mitbegraben; noch in neuerer Zeit legte man zum Ersatz dafür thönerne oder hölzerne Puppen ins Grab.

Eine förmliche Glaubens- und Sittenlehre hat der alte Schintoismus kaum gehabt; dagegen ist das Ritual ein ziemlich ausgebildetes. Nach den grossen Heiligtümern, besonders nach dem grössten zu Ise werden regelmässige Wallfahrten unternommen, die den buddhistischen nachgeahmt sein möchten. Besonderes Gewicht wird auf die Reinlichkeit der Anbetenden gelegt. Ehe er zur Anbetung die heilige Stätte betritt, wäscht sich der Andächtige in einem dafür bestimmten Wassergefäss, schellt darauf mit der Glocke, was buddhistischer Brauch, und klatscht dreimal in die Hände, um die Geister, zu denen er beten will, auf sich aufmerksam zu machen. Dann verrichtet er am Eingang der Kapelle stehend mit gebeugtem Kopf und zusammengelegten Händen, oder zur Erde niedergeworfen, ein stilles Gebet. Unrein wird der Mensch besonders durch Berührung von Leichen, Befleckung mit Blut und durch Genuss des Fleisches von Haustieren. Zur Reinigung zieht er sich in eine einsame Wohnung zurück im Traueranzug, lässt Bart und Haar wachsen und reinigt sich bei verschlossenen Thüren und Fenstern unter Vermeidung von Fleischgenuss. Die heiligen Stätten sind meist schön auf Hügeln, zwischen heiligen Hainen angelegt und mit Gärten geschmückt. Es sind mit Mauern umschlossene Höfe mit Hallen für Aufnahme der Pilger und Priester

Schintoismus. Buddhismus. Kongtse.

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wohnungen. Die eigentlichen Tempel aber, Mija genannt, sind klein und einfach, aus Holz gebaut, mit Schindeln gedeckt. Darin findet sich ein einfacher Tisch mit einem Metallspiegel, dem Symbol des Sonnenlichts, ferner dem Gohei, einem Büschel von Papierstreifen, dessen Bedeutung noch nicht klar ist, und einem Edelstein oder Bergkrystall. Die Priester sind, im Unterschied von den buddhistischen, verheiratet, und ihre Würde ist erblich. Sie tragen

nur beim Kultus eine besondere Tracht. Man zählte im Jahr 1890 in Japan 193242 Schintotempel und 14717 Priester, die sich auf 10 verschiedene Sekten verteilen.

Der Buddhismus ist im Jahr 552 n. Chr. über Korea nach Japan gekommen und hier mit offenen Armen aufgenommen worden. Es war aber kein reiner Buddhismus mehr, sondern ein stark mit Brahmanismus versetzter, der sich dann auch in Japan der Kamireligion vielfach anpasste. Geistig war er immerhin dieser überlegen. Der grösste Teil des Volkes fiel daher im 7. und 8. Jahrhundert ihm zu, und er bestand in der Regel friedlich neben dem Schintoismus. In neuerer Zeit wurden ihm seine staatlichen Privilegien entzogen und manche reiche Buddhistenklöster und -kirchen konfisziert. Zu Anfang 1893 gab es in Japan zwölf buddhistische Sekten mit 71839 Kirchen und 36 247 Kapellen. Die Zahl der Buddhistenpriester belief sich auf 52054 und die der Nonnen auf 744. Den Gebildeteren, welche nach einer moralischen Weltanschauung verlangten, bot eine solche die Lehre des Chinesen Kongtse, welche schon seit dem 3. Jahrh. in Japan Eingang gefunden haben soll, wahrscheinlich aber erst später ihren Einzug hielt. Das Verhalten der Bevölkerung zu diesen drei Bekenntnissen (Schintoismus, Buddhismus, Konfucianismus) ist ähnlich wie das der Chinesen zu den dortigen Konfessionen; man kann den Kultus mehrerer gleichzeitig pflegen. Nur ist das Volk nicht allzu eifrig im Gottesdienst.

Den Mikado kam seine göttlich hohe Würde teuer zu stehen. Er wurde als so heilig und göttlich erklärt, dass man ihn dem Blicke aller Sterblichen entzog und durch die lästigsten Satzungen einschränkte1); durfte er doch nicht einmal die freie Luft oder einen Sonnenstrahl an sich kommen lassen, oder die Erde berühren, sondern musste sich tragen lassen, was an die als Tabu geltenden Könige bei den Polynesiern erinnert. Die politische Gewalt des Mikado war daher meistens gleich Null. Der wirkliche Regent war der Schugun, der das Heer in seiner Hand hatte. Allein seit der gegenwärtige Mikado Mutsuhito regiert 2), haben sich diese Verhältnisse völlig geändert. Der Schugun musste 1867 seine Macht

1) Haare, Bart und Nägel durften ihm nur im Schlaf geschnitten werden; er musste täglich einige Stunden unbeweglich auf dem Throne sitzen, mit der Krone bedeckt, da die Ruhe des Landes davon abhange Zwölf Gemahlinnen bildeten seinen Hausstand, darunter eine die vornehmste und Mutter des Thronfolgers war.

u. S. W.

2) Geboren 1852, kam zur Regierung 1867.

niederlegen, und der Mikado stellte sich als Monarch im modernen Sinne an die Spitze des gesamten Staatswesens. Am 6. November 1868 begann man eine neue Ära, die der Meji „Aufklärung" 1). Im selben Jahr verlegte der Herrscher seine Residenz von Kioto nach Jedo, fortan Tokio genannt.

Mit dem Christentum trat das Land seit der Mitte des 16. Jahrh. in Berührung, wo die Jesuiten (Franz Xaver) eine erfolgreiche Mission aufnahmen. Die Japaner zeigten sich für die fremde Religion und namentlich auch die europäische Kultur ungemein empfänglich. Allein bald wurde man gegen das Christentum, bezw. die Absichten der Christen, misstrauisch und es brach sogar (besonders seit 1597) eine furchtbar grausame Christenverfolgung aus. Der christliche Kultus sowie jede Abänderung des Schinto oder Butto (Buddhismus) wurde bei strengen Strafen untersagt. An solchen Orten, wo vordem viele Christen waren, mussten bis auf die Neuzeit alle Bewohner an einem Tage des Jahrs ein metallenes Kruzifix mit Füssen treten. Seit 1637 wurden auch die Seehäfen gegen fremde Schiffe abgesperrt. Erst seit Mitte des 19. Jahrh. wurde Japan für den europäischen und amerikanischen Handel wieder offen, und nun eignete sich das Volk mit merkwürdiger Gelehrigkeit und Raschheit die Errungenschaften der modernen Kultur an. Mag auch dieselbe vielfach einen oberflächlichen Firniss über dem ungeschulten Wesen bilden, so hat doch der Krieg gegen China 1894/95, in welchem das moderne Japan zuerst seine Feuerprobe glänzend bestand, bewiesen, dass es eine leistungsfähige Grossmacht geworden ist. Die christliche Mission ist seit der Eröffnung des Landes in unserm Jahrhundert wieder an ihrer friedlichen Arbeit gewesen und hat gewiss nicht zu verachtende Erfolge errungen, wenn auch die wenig religiös beanlagte Natur des Volkes nicht leicht für eine Religion zu gewinnen ist, die so viele Anforderungen an das innere Leben stellt wie das Christentum und die Berührung mit der modernen Kultur dasselbe leicht zu ungläubiger Aufklärung und Freidenkerei führt. der nationale Aufschwung der letzten Jahre, der das einheimische Selbstgefühl so mächtig hob, hat die Geneigtheit zur Aufnahme des Christentums nicht vermehrt, sondern eher vermindert. Es bilden sich auch heidnische japanische Sekten, welche den ethischen Gehalt des Christentums sich anzueignen und so dieses überflüssig zu machen suchen.

1) Das Jahr 1899 ist also das 32. Jahr Meji.

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