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Jeder Fortschritt in der menschlichen Erkenntnis der Welt setzt die Allmacht und das harmonische Walten der Gottheit besser ins Licht.

Und wie könnte der Mensch seinen Empfindungen, welche die Gottheit in ihm weckt, würdigen Ausdruck geben, wenn die im Menschen schlummernden Kräfte nicht erwachten, um das Schöne und Erhabene zu bilden und zu gestalten? Die höheren Religionen setzen überall auch einen nicht unbedeutenden Bildungsgrad voraus und bemühen sich eben deshalb die Völker auf denselben zu erheben, weil sie seiner benötigt sind. Nehmen wir auch hier Beispiele von der bekanntesten, der christlichen Religion. Die grosse Epoche der Reformation liesse sich kaum denken, wenn nicht die Erfindung der Buchdruckerkunst vorausgegangen wäre. Aber auch der Humanismus der Renaissance musste vorausgehen, um die Rückkehr zum biblischen Christentum zu ermöglichen. Und wenn die christliche Mission überall, wohin sie kommt, Civilisation einführt und darauf besteht, den ungebildetsten Stämmen nicht nur sittsame Kleidung und Lebensweise, sondern auch Lesen und Schreiben beizubringen, so rührt das daher, dass diese Religion, wenigstens in ihrer evangelischen Gestalt, dieser Kulturerrungenschaften zu ihrem eigenen Bestande gar nicht entraten kann.

Nach dem Gesagten könnte man denken, diese beiden Seiten des menschlichen Geisteslebens werden sich stets einträchtig entfalten und jeder Fortschritt auf der einen auch einen entsprechenden auf der andern Seite zur Folge haben. Ist es etwa erst der Neuzeit vorbehalten gewesen, das traurige Gegenteil dieser Harmonic hervorzubringen: einen Zustand gegenseitiger Anklage und Anfeindung, wo Bildung oft nur auf Unkosten der Frömmigkeit und Frömmigkeit nur durch Verzicht auf Bildung möglich scheint, einen Kulturkampf", wo Religion und Kultur sich gegenseitig ihr Dasein schmälern, wo nicht untergraben wollen? Keineswegs. Vielmehr kann aus verschiedenen Ursachen ihr friedliches Verhalten zu einander in Zwiespalt umschlagen und in Feindschaft ausarten, was freilich auch ein Beweis dafür, dass beide nicht gleichgiltig gegen einander bleiben können.

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Einerseits nämlich lässt sich denken, dass ein vielleicht sehr intensives, aber wenig geläutertes Gottesbewusstsein den Menschen von seinem Weltberufe zurückhalten will und seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten lahmlegt. Es gibt kulturfeindliche Religionen, wie Buddhismus und Islam. Es gibt auch Fälle, wo eine an sich kulturfreundliche Religion wie das Christentum in einer gewissen zeitlichen Gestaltung so mit einer bisherigen Kulturstufe zusammengewachsen ist, dass von ihren Vertretern dem Fortschreiten zu einer höhern in missverstandenem religiösen Interesse Widerstand entgegengesetzt wird. Anderseits aber kann es vorkommen, dass ein vielleicht sehr expansiver Kulturdrang den Menschen so absorbiert, dass er darüber die Sammlung unter dem Gesichtspunkte des Göttlichen verliert und diese Welt oder sein eigenes

Die Einteilung der Religionen.

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Ich als Selbstzweck ansieht, statt die von ihm angeeignete Welt wie sich selbst der Gottheit unterzuordnen. Es gibt religionsfeindliche Kulturen und hat sie immer gegeben. Schon in der Genesis sehen wir die von Gott abgewandte Menschheitslinie am schnellsten in der Kultur fortschreiten, und die hohe Kultur des salomonischen Zeitalters brachte für die strenge Jahvehreligion die ernstesten Versuchungen zur Verweltlichung. Auf ganz anderem Gebiete zeigt sich die Gefahr, die von seiten der schönen Kunst der Religion erwachsen kann, im alten Hellas. Das geistesmächtige Heidentum überhaupt verlor sich leicht in seinen Welterfolgen und seiner Selbstschätzung, gegen welche das Bewusstsein der Abhängigkeit von einer höheren Macht kein genügendes Gegengewicht bildete. Welches aber das normale Verhalten zwischen Religion und Kultur sei, darüber kann gerade im Lichte des Christentums kein Zweifel walten. Oder wären diejenigen im Recht, welche behaupten, das wesentliche oder wenigstens etwas wesentliches an der Lehre Christi sei die Weltflucht, so dass wir in den Bettelmönchen des Mittelalters oder richtiger in den Einsiedlern der oberägyptischen Wüste seine wahren Nachfolger erblicken müssten? Verwunderlich wäre es doch, wenn der Menschensohn" die Aufgabe unerfüllt und unbeachtet gelassen hätte, welche der himmlische Vater dem Menschengeschlecht nach den ersten Blättern der hl. Schrift (vgl. auch Psalm 8) gestellt hatte. Bei genauerem Zusehen ergibt sich das Gegenteil: Jesus kam auch hierin nicht um aufzulösen, sondern zu erfüllen. Der Centralbegriff in der Lehre Jesu ist das Reich Gottes", welches er auf Erden herbeizuführen gekommen ist. Zwar erschöpft sich dieses Himmelreich nicht darin, aber es bringt doch die Verwirklichung jenes Ideals: Die Erde wird darin den Menschen völlig unterworfen, sie selbst sind Gott vollkommen unterthan. Denn wesentlich gehört dazu die unbedingte Herrschaft Gottes über die irdische Welt, aber vermittelt durch das Menschengeschlecht. Nach diesem höchsten Ziel muss. sich des Christen Leben und Streben richten.

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4. Die Einteilung der Religionen 1).

Da es sich um eine geschichtliche Darstellung der Religionen der Menschheit handelt, kann dabei keine Einteilung nach ihrem inneren Wert oder nach ihrer Auffassung der Gottheit oder nach den Erscheinungs- und Lebensformen der einzelnen Religionen massgebend sein und die Reihenfolge bestimmen, sondern lediglich der geschichtliche Zusammenhang, soweit sich ein solcher nachweisen lässt. Bei den geschichtlich bedeutendsten Religionen zeigen sich Familienzusammenhänge, ähnlich wie bei den Sprachen, welche

1) Vgl. F. Max Müller, Einleitung in die vergleichende Religionswissenschaft (Strassburg 1876) S. 94 ff.

auch für die Bestimmung der religiösen Verwandtschaften die wertvollsten Fingerzeige geben. Wo solche verwandtschaftliche Beziehungen nicht sicher erkennbar sind, muss einstweilen eine losere Gruppierung nach geographischen und kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten stattfinden.

Die einzelnen Religionen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten gruppieren. Der Einzelne wird sie nach seinem subjektiven Werturteil in der Regel einteilen in wahre und falsche Religionen, und seine eigene als die wahre, alle andern als falsche bezeichnen. Allein wenn auch dieses dogmatische Verfahren an seinem Orte berechtigt ist und wir keineswegs der unter heutigen Religionsforschern verbreiteten Anschauung huldigen, wonach jede Religion ihr relatives Recht hätte wie die andere, so gut wie jede der Sprachen, von denen auch keine als falsch bezeichnet werden kann, so ist doch klar, dass wir durch diese Zweiteilung zu keiner Gliederung des darzustellenden Stoffes gelangen würden.

Der gleiche Übelstand würde sich einstellen bei der Einteilung in natürliche und geoffenbarte Religionen. Man versteht unter den erstern solche, die sich aus den allgemeinen, der kosmischen und der menschlichen Natur innewohnenden Faktoren gebildet haben, während bei den letztern ausserordentliche Offenbarungen der Gottheit ins Leben eingriffen. Diese Unterscheidung fällt insofern mit der obigen zusammen, als die meisten geneigt sein werden, diejenige Religion, die sich ihnen im Unterschied von andern als wahr erweist, auf ausserordentliche Faktoren zurückzuführen, zumal so ziemlich jede Religion solche Entstehung für sich in Anspruch nimmt. Aber ein Urteil wird auch hier nicht von vornherein gefällt werden dürfen, vielmehr erst die unparteiische Vergleichung sämtlicher Religionen zur Entscheidung über solchen Anspruch befähigen. Auch besteht gerade nach biblischer Anschauung wenigstens kein ausschliessender Gegensatz zwischen Natur und Offenbarung.

Auch ihr Verhältnis zur Kultur ist zwar, wie wir sahen, für die Religionen wichtig genug, aber nach demselben die letztern aufzureihen, würde sich schon deshalb nicht empfehlen, weil dieselbe Religion durch sehr mannigfaltige Kulturstufen sich entwickeln kann. Häufig teilt man den gesamten Stoff zunächst in kulturlose und kultivierte Religionen1). Für die letzteren ist aber damit noch keine Gliederung gegeben. Der Erscheinungsform der Religion entnommen ist die Einteilung in persönliche und volkstümliche Religionen, d. h. solche, bei welchen ein persönlicher Stifter bekannt ist, und solche, die als gemeinsames Erzeugnis ganzer Stämme oder Nationen erscheinen. Zur ersteren Klasse gehören Mosaismus, Zendreligion, Buddhismus, die Lehren des Laotse und Kongtse, Christentum, Islam, zur letztern die ägyptische, brahmanische, griechische, römische, germanische, slavische und viele

1) Vgl. z. B. J. G. Müller Art. Polytheismus PRE1 12, 33 ff.

Die Einteilung der Religionen.

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andere Religionen. Das ist zwar ein Gesichtspunkt, von welchem aus sich gute Beobachtungen anstellen lassen, aber unmöglich lässt sich von da aus ein historischer Teilungsgrund gewinnen, ganz abgesehen davon, dass, wie wir schon S. 6 hervorhoben, dieser Unterschied nur ein relativer ist, indem bei der Bildung aller Religionen einzelne Persönlichkeiten hervorragenden Anteil hatten. und anderseits die sog. Religionsstifter stets an das im Volke schon Vorhandene anknüpften.

Bei Muhammed und sonst nicht selten im Morgenland findet man die Unterscheidung von Buchreligionen und solchen, die kein hl. Schrifttum besitzen. Allein so wichtig es für unsere Disziplin ist, ob eine Religion von ihr selbst als kanonisch verehrte schriftliche Urkunden hat, oder wir solche Quellen entbehren müssen, so ist dies doch nicht einmal einer der wesentlichsten Unterschiede, geschweige denn ein Darstellungsprinzip für den Historiker.

Wichtiger sind diejenigen Einteilungen, welche vom Inhalt der Religion, näher von ihrer Fassung der Gottheit ausgehen, z. B. nach der Kategorie der Quantität: Polytheismus und Monotheismus unterscheiden, wobei dann in der Regel für den Parsismus noch der Dualismus zwischeneingeschoben wird. In die monotheistische Gruppe kämen aber wohl nur Judentum, Christentum, Islam, so dass wir abermals für die Masse der polytheistischen Bekenntnisse einer Gliederung entbehrten. Tiefer führen diejenigen Einteilungen, welche das Verhältnis Gottes zur Welt und des subjektiven Bewusstseins zu beiden zu Grunde legen. Von Bedeutung war hier namentlich Hegel, zumal er mit der Entwicklung des Begriffs zugleich den Gang der Geschichte glaubte getroffen zu haben. Er stellte diese Stufenleiter so dar: I. Die Naturreligion, wovon 1. die unmittelbare Religion oder Zauberei die unterste Stufe bilde; dann kommen 2. die Religionen der Substanz im Orient: a) die Religion des Masses (China); b) die der Phantasie (Brahmanismus); c) die des Insichseins (Buddhismus); 3. die Naturreligion im Übergang zur Religion der Freiheit: a) die Religion des Guten und des Lichts (Parsismus), b) die des Schmerzes (Syrien), c) die des Rätsels (Ägypten). II. Die Religionen der geistigen Individualität, wobei Gott als Subjekt erfasst ist: a) Religion der Erhabenheit (Judentum), b) der Schönheit (Griechentum), c) der Zweckmässigkeit oder des Verstandes (Römer). Die oberste Stufe bildet III. die absolute Religion, welche beide Ideen (Gott als Objekt und Subjekt) versöhnt, das Christentum.

Was immer der Wert oder Unwert dieses Systems sei, so viel leuchtet ein, dass dasselbe sich zum Leitfaden einer geschichtlichen Darstellung gar nicht eignet, da z. B. in der II. Abteilung ganz heterogene und historisch unzusammenhängende Religionen vereinigt sind. Nicht besser passte aber zu diesem Zwecke z. B. Pfleiderers religionsphilosophische Einteilung, welche auf dem Verhältnis zur Gottheit nach Freiheit und Abhängigkeit basiert ist,

Eine solche Einteilung können wir so wenig als Richtschnur brauchen, als man bei Darstellung der Geschichte der Philosophie erst die realistischen, dann die idealistischen Systeme vorführen wird. Sollte eine solche theologische Stufenleiter aufgestellt werden, dann würde sie sich etwa so gestalten:

I. Naturbefangene (=heidnische) Religionen.

1. Verehrung zufälliger Naturdinge: Fetischismus, z. B. in Afrika. 2. Verehrung zufälliger Naturkräfte und Geister: Animismus. Afrika, Amerika, Mongolen u. s. f.

3. Verehrung der Natur nach ihren allgemeinen Potenzen: Polytheismus. Ägypten, Kanaaniter, Babylonier u. s. f.

4. Verehrung der Natur nach ihren allgemeinen Gesetzen: Gestirndienst. Babylonier, Ägypter.

5. Verehrung der Natur als solcher: Pantheismus. Indien, Brahmanismus.

6. Verehrung der Naturauflösung. Buddhismus.

7. Verehrung der physisch-ethischen Macht des Guten. Parsismus. 8. Verehrung der ästhetisch-sittlichen Mächte. Hellenentum. 9. Verehrung der politisch-sittlichen Mächte. Römer.

II. Naturfreie Religionen.

1. Verehrung des Übernatürlichen nach seiner Erhabenheit über der Kreatur. Mosaismus.

2, Verehrung des Übernatürlichen nach seiner Versöhnung mit der Kreatur. Christentum.

3. Verehrung des Übernatürlichen in seinem Rückfall in die Natur. Islam.

Allein schon diese Skizze zeigt, dass auch diese Climax nicht als Schema für unsere Darstellung tauglich wäre. Manche Religionen tragen Charakteristisches von verschiedenen Stufen an sich, was geschichtlich sich nicht trennen lässt; manche erheben sich im Laufe der Zeit auf eine höhere Stufe oder sinken auch auf eine tiefere herab.

Die einzige erspriessliche Methode ist diejenige, welche das Lebensbild der einzelnen Religion vor uns entstehen und wachsen lässt, so zwar, dass sie in die Gruppe eingereiht erscheint, mit welcher sie geschichtlich vom selben Stamme erwachsen ist. Denn es zeigt sich hier bei den vornehmsten Religionen eine weitgehende Familienähnlichkeit, welche auf nähere Verwandtschaft weist, ganz ähnlich wie bei den Sprachen, bei denen die Entdeckung von Familien erst zu einer fruchtbaren Vergleichung geführt hat. Von den einzelnen Gliedern eines solchen Stammes wird man zu dem ältesten Gliede aufzusteigen trachten und von da aus die geraden und die Seitenlinien am besten kennen lernen. Dabei leistet für die Bestimmung des Organismus und seiner Glieder eben die Sprache die schätzbarsten Dienste. Denn in der konkreten Ge

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