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Kultur der Babylonier und Assyrer.

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Namentlich aber hatte man thönerne Schrifttäfelchen, von welchen ganze Sammlungen existierten. Das Meiste dieser Art wurde auf dem Boden des alten Ninive gefunden, aus der Bibliothek Asurbanipals. Dahin gehören die unten zu besprechenden epischen Darstellungen aus der Urzeit, Parallelen zum biblischen Bericht der Weltschöpfung, Flut, das Nimrodepos, die Geschichte der Höllenfahrt der Istar u. s. w., wovon freilich das Meiste sich nur mühsam und mangelhaft aus zertrümmerten Tafeln zusammensetzen Der Inhalt ist übrigens babylonischen Ursprungs. Auch Privatverträge u. dgl. wurden auf solche Täfelchen geschrieben und sind in grosser Zahl erhalten. Dagegen auf Papyrus oder weichen Stoffen wie Leder u. dgl. ist nichts übrig geblieben. Die Lesung all dieser keilschriftlichen Quellen lässt, namentlich was den Wortlaut der Eigennamen betrifft, an Sicherheit noch sehr zu wünschen übrig, daher auch die Darstellung dieser Religion im Einzelnen nur mit Vorbehalt zu geben ist.

Die Assyrer waren auf geistigen Gebieten nicht produktiv. Dagegen bleibt ihnen der Ruhm, die Geschichtschreibung systematischer und namentlich die Chronologie exakter als irgend eines der alten Völker gepflogen zu haben. Die assyrischen Herrscher beschreiben auf ihren Palastwänden sorgfältig ihre zahlreichen Kriegszüge, natürlich nicht ohne grosssprecherische Hyperbeln und Verschweigen dessen, was ihren Ruhm beeinträchtigen mochte. Besonders wichtig aber ist das Institut eines gewissen Beamten, limmu, welcher je einem Jahr den Namen gab, ähnlich wie der ἄρχων ἐπώνυμος der Athener. Die zu 228 Jahren erhaltenen Eponymenlisten bilden den festen Anhaltspunkt für die Herstellung der Chronologie des Zeitraums der höchsten Blüte Assurs. Einen geschichtschreibenden Epigonen, entsprechend dem Manetho der Ägypter, haben die Babylonier in Berosus, einem Priester des Belstempels zu Babel, gleich nach Alexander dem Grossen (330-260) lebend. Von seiner Schrift (zwischen 280 und 270 v. Chr.) sind nur Fragmente übrig, die sich bei Alexander Polyhistor, Josephus, Syncellus, Eusebius finden gesammelt von C. Müller, Fragmenta historicorum Graecorum II, 495 ss. Besonders wertvoll war dieser griechisch schreibende Gewährsmann, so lange man noch nicht die alten Quellen zu entziffern vermochte. Aber auch heute ist er zur Ergänzung der Denkmäler nicht zu entbehren, und um so eher zu verwenden, nachdem seine Angaben sich in mancher Hinsicht bestätigt haben1).

In der Astronomie, welche zugleich Astrologie war, sind die Babylonier die Lehrmeister der alten Welt gewesen. Von ihnen stammt die Einteilung der Sonnenbahn in 12 Bilder des Tierkreises, die des Tages in 24 Stunden, der Stunde in 60 Minuten

1) Auch von Abydenos, einem Schüler des Berosus, der im 3. Jahrh. v. Chr. eine Geschichte der Assyrer und Babylonier schrieb, sind nur Fragmente vorhanden.

Orelli, Religionsgeschichte.

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u. S. W. Ebenso hatten sie von jeher die 7 tägige Woche, auf welche mit der Zeit Sonne, Mond und die 5 Planeten verteilt wurden, was aber nicht der Ursprung der Siebenzahl der Tage gewesen ist. Der siebente Tag galt als Ruhetag, wovon später. Sie stellten sorgfältige Kalender auf mit Angabe dessen, wofür ein Tag günstig oder ungünstig war, ebenso machten sie meteorologische Beobachtungen und gaben entsprechende Regeln. Die Naturforschung war dabei freilich in Hüllen des Aberglaubens versteckt und vielfach durch sie gehemmt. Vollends die Heilkunde blieb bei den Chaldäern fast ganz magisch. Die Namen der Krankheiten sind uns aus den Beschwörungsformeln bekannt, was nicht ausschliesst, dass man zu den Entzauberungstränken, welche man unter Besprechung mit jenen Formeln eingab, heilkräftige Mittel verwenden mochte. Schon Herodot fiel es auf, dass es keine eigentlichen Ärzte gab. Vielmehr gehörte die Heilkunst sogut wie die Astrologie oder die Traumdeutung und Wahrsagerei zur Thätigkeit der Priesterzunft, welche in verschiedene Klassen zerfiel. Vgl. die Benennungen derselben Dan. 1, 20; 2, 2. 27; 5, 11 und dazu Lenormant, Magie 15. 542. samte Priesterschaft bildete eine erbliche Kaste, welche zahlreich gewesen zu sein scheint. Diod. Sic. (2, 29) nennt dieselben nach griechischer Weise „Chaldäer", und sagt von ihnen: „Die Chaldäer, welche zu den ältesten Babyloniern gehören, nehmen in der Staatsverfassung nahezu dieselbe Stellung ein wie die ägyptischen Priester. Indem sie nämlich für den Dienst der Götter verordnet sind, treiben sie ihre Weisheit ihre ganze Lebenszeit hindurch, indem sie am meisten in der Gestirnkunde Berühmtheit haben. Aber auch der Wahrsagekunst sind sie eifrig beflissen, indem sie Künftiges vorhersagen; und durch Lustrationen und Opfer und gewisse sonstige Beschwörungen suchen sie Übel abzuwenden und Wohlthaten zu bewirken. Sie besitzen aber auch die Kunst des Wahrsagens durch Auspizien und legen Traumgesichte und Wunderzeichen aus. Aber nicht ungelehrter Weise thun sie das, und glauben in Betreff der Zeichenschau genau das richtige zu treffen. Die Kenntnis aber von allem dem erwerben sie nicht wie die Hellenen, die sich mit dergleichen befassen. Bei den Chaldäern nämlich wird diese Weisheit vom Geschlecht überliefert, und der Sohn empfängt sie vom Vater."

Die Könige hatten in Babylonien von Anfang an priesterliche Würde und wie es scheint unbeschränkte Gewalt. Bei der aus der Priesterkaste hervorgegangenen neubabylonischen Dynastie des Nabopolassar tritt die Vereinigung von weltlicher und geistlicher Gewalt in der Person des Herrschers besonders stark hervor. Diese Könige nannten sich sakkanakku, „Stellvertreter der Götter".

In den assyrischen Herrschern prägt sich schrankenlose Alleinherrschaft aus. Auch sie nahmen sich übrigens die höchsten priesterlichen Rechte heraus. Wie der höchste Richter im Frieden und der oberste Feldherr im Krieg war ihr König auch der oberste

Assyrische Kultur. Quellen.

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Priester. Er stand in unmittelbarem Verkehr mit den Göttern und opferte ihnen selbst. So giesst Sanherib auf einer Abbildung in seinem Palaste zu Kujundschik über vier von ihm auf der Jagd erlegte Löwen Trankopfer aus. Er trägt bei solchen Handlungen eine besondere Priesterkleidung, eine gehörnte Mütze und allerlei Insignien (Abbilder von Sonne, Mond u. dgl.). Der König vernimmt aber auch den Willen der Götter in Träumen und Offenbarungen. Selbst auf Jagd- und Schlachtenbildern sieht man über seinem Wagen die schirmende Gestalt Asurs, des höchsten Gottes, schweben. Die Politik dieser Herrscher war eine grenzenlose Eroberungssucht. Sie ketteten, wie die babylonischen, ein Reich ans andere und bildeten so Kolosse von ungeheurer Ausdehnung, aber losem Zusammenhang. Bei jeder Gelegenheit verweigerten die Vasallen wieder den Tribut und der Krieg begann aufs neue. Unermessliche Schätze wurden auf diese Weise in den Residenzen aufgespeichert. Auch in seinem häuslichen Leben war der König seinen Begierden schrankenlos überlassen. Er richtete ungeheure Harems ein. Immerhin war die offizielle Stellung der legitimen Königin eine hohe.

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Ihre Weltstellung dankten die Assyrer ihrer KriegstüchtigVon ihrer Ausrüstung und Kampfweise geben ihre eigenen Abbildungen anschauliche Darstellungen. Welchen Schrecken den Völkern die stramme Haltung und die unwiderstehliche Energie ihrer Heere einflössten, sehen wir auch aus der Bibel. Vgl. z. B. Jes. 5, 26 ff. Von ihren stolzen, in blauen Purpur gekleideten Reitern spricht Ez. 23, 6. 12. Daneben war das Eunuchenwesen in Assyrien sehr im Schwang. Die Diener des Königs, die Schreiber, welche die wohlausgebildete Administration des Staates besorgten und auch im Felde nicht fehlten, waren Verschnittene. Solche waren denn auch die Träger der Wissenschaft und feineren Bildung.

Nach den wertvollen inländischen Quellen, welche sich für die Religionskunde dieser Völker neuerdings erschlossen haben und immer mehr erschliessen, sei auch noch der ausländischen gedacht, welche in zweiter Linie immer noch in Betracht kommen. Es sind grossenteils dieselben griechisch-römischen Autoren, die schon bei Ägypten genannt wurden: Herodot, Strabo, Apollodor, Plutarch, Diodor u. a. Nicht zu vergessen sind hier ausserdem die jüdischen. Das Alte Testament enthält historisch wertvolle Angaben über den Kultus der Assyrer und Babylonier. Aber auch Philo (de migratione Abrah. über den spätern chaldäischen Gestirndienst), Josephus (aus Berosus und andern asiatischen Quellen), Maimonides (de idololatria) liefern besonders für die spätere Zeit Beiträge.

1. Götter der Babylonier und Assyrer.

Es lässt sich nach dem Vorbemerkten erwarten, dass die babylonische und die von dieser stark beeinflusste assyrische Religion 1) ein Erzeugnis zweier geistiger Hauptströmungen darstellte, einer sumerischen und einer semitischen. Dies ist in der That der Fall schon in der frühesten Zeit, aus welcher Denkmäler erhalten sind, und bei wichtigen Bestandteilen der babylonischen Reichsreligion ist noch streitig, ob sie auf die eine oder die andere zurückzuführen seien. Immerhin lassen sich bis zu einem gewissen Grade noch beide unterscheiden. Die älteste Landesreligion, die jener nichtsemitischen Sumerier, scheint nicht viel anders gewesen zu sein, als wir sie bei den Turaniern (Tataren u. s. w.) fanden: Uppiger Geisterglaube, welcher zur Zauberei trieb, also Schamanismus. Von daher kommen die überaus zahlreichen Dämonen und Geister, die Igigi und Anunnaki, Geister des Himmels und der Erde, welche die Babylonier auch in späterer Zeit beschäftigten. Doch fehlte es von Anfang an nicht an allgemeinerer Fassung der Gottheit. Denn diese Dämonen dachte man sich an Macht weit überragt vom Gott des Himmels, Anu, und dem der Erde, Ea, welche denn auch beide stets zur Beschwörung der unholden Geister angerufen werden. Der Himmelsgott wird auch hier die ursprünglichste Gottheit gewesen sein; doch blieb er teils unbestimmter als der Erdgott, der dann besonders als Gott des unterirdischen Wassers (Nun), der Tiefe, der Gewässer und Meere gefasst wurde; teils traute man dem letztern mehr günstige Wirkung zu als dem Himmelsgott, von dem auch verderbliche Einflüsse abgeleitet wurden. Aus diesem obersten Paar gingen weitere Wassergottheiten hervor. Der Himmelsgott heisst auch En-lilla, Herr der Dämonen; doch wird dieser Name En oder Mulu (Mulgu) als des Vaters der Götter auch von Anu unterschieden; bei den Semiten führt er dann den Namen Bel, so dass die Trias Anu, Bel, Ea entsteht, dem Himmel, der Erde oder Menschheit und der Tiefe entsprechend. Diese Dreiheit findet sich schon auf den Inschriften von Sirpurla.

1) Anu, sumer. Ana, Himmelsgott, heisst Herr der Stadt Erech, König der göttlichen Igigi (Engel des Himmels) und der göttlichen Anunnaki (Geister der Erde). Auch im assyrischen Pantheon erscheint er wie Bel und Ea; doch tritt dort sein Kultus mehr zurück hinter dem des nationalen Gottes Asur. Nach Schrader (KAT2 284) ist er der 2 Kön. 17, 31 erwähnte Anam

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1) Vgl. zu dieser ausser den S. 165 angeführten Werken bes. George Smith, Chaldäische Genesis, mit Erläuterungen von Friedr. Delitzsch, Leipz. 1876. A. H. Sayce, The Religion of the ancient Babylonians, Lond. 1887. - François Lenormant, Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer, Jena 1878. P. Jensen, Kosmologie der Babylonier, Strassburg 1890. C. P. Tiele, Gesch. d. Rel. im Altertum I, Gotha 1895. Friedr. Jeremias bei Chantepie 2 1897 S. 161 ff.

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melech Anu-Malik1). Er hat auch eine weibliche Nebenfigur Anatu. „Sie wird ihm zuweilen in der Weise entgegengesetzt, dass Anu die Höhe und den Himmel, sie dagegen die Tiefe und die Erde repräsentiert. Sie ist auch Herrin der Finsternis, die Mutter des Gottes Ea, die Gebärerin Himmels und der Erde, die weibliche Fischgottheit" (Smith); im allgemeinen eine Doppelgängerin der Istar. Anu selber entspricht wohl dem chinesischen Himmelsgott Thian, Schang-ti, und ist die allgemeinste und ursprünglichste altbabylonische Auffassung der Gottheit. Doch ist Anu wie jener chinesische Himmelsgott zurückgetreten und erblasst. Er greift selber nirgends in den Weltlauf ein. Dies thun in Babylonien die jüngeren Götter, die Anu's Söhne sind.

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2) Bel od. Bîl (lautlich hebr. baal) heisst der zweite Gott dieser Trias mit seinem semitischen Namen, sumerisch Enlilla, Herr der Erde, Vater der Götter, Herr der Stadt Nippur. Er, wenn nicht Bel Marduk, ist nach Berosus der Schöpfer der Welt. Sein grimmer Zorn vernichtete die Menschen bei der Flut (s. unten). Er waltet am offenkundigsten im irdischen Geschehen, insbesondere. in den Angelegenheiten der Menschen. Auf eine bestimmte Naturgewalt oder Naturerscheinung ist er nicht beschränkt. Allein dass er in der babylonischen Astronomie einen bestimmten Punkt am Himmel, wohl den Nordpol des Äquators bezeichnet 2), deutet mit andern Anzeichen darauf, dass er ursprünglich Himmelsherr und nur ein besonderer Name des Himmelsgottes, also Doppelgänger des Anu ist. Vielleicht ist er eigentlich der bewegte, stürmische Himmel. Mit Bel identisch gesetzt wird durch ein Täfelchen der assyr. Gott Dagan, der mehrmals in Verbindung mit Anu erscheint, während allerdings die unleugbare Verwandtschaft mit dem philistäischen Dagon, den sich die rabbinische Tradition fischgestaltig denkt, ihn zur Gruppe des Ea wiese3). Bels Gemahlin ist Bilit1) (Beltis, Baaltis), Doppelgängerin der Istar, Göttin der Liebe und weiblichen Fruchtbarkeit, s. unter Istar. Bei der Allgemeinheit des oft auch appellativ in der Anrede an andere Götter gebrauchten Namens und dem universalen Charakter des Gottes Bel konnte auch eine bestimmtere Gottheit so heissen. Namentlich wurde seit der Vorherrschaft der Stadt Babel deren Schutzgott Marduk als oberster Gott Bel genannt, der Bel zu Babel. Im letztern Sinn steht Bel Jes. 46, 1; Jer. 51, 44; im Apokryphon vom Bel zu Babel 2 ff. (wogegen Jer. 50, 2 Bel von Merodach unterschieden wird). So ist auch der Eigenname Belsazar, Bil-šar-uşur. „B. schirme

1) Nach Bäthgen, Beiträge S. 254 f., Gleichsetzung des Anu mit Moloch. Auf den Kultus des letztern sind dann die Kinderopfer zurückzuführen, die weder bei Anu noch bei Adar nachgewiesen.

2) Vgl. Jensen, Kosmologie S. 19 ff.

3) Vgl. Jensen, ebenda S. 449 ff., KAT2 179 f., PRE 2 u. Riehms, Handwörterb., Art. Dagon.

4) Aus Bilit scheint das herodotische Mylitta entstanden, welches Andere aus muallidat, Gebärerin, ableiten wollen.

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