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Die Einteilung der Religionen.

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staltung derselben drücken sich die Beziehungen der Glieder zu einander sicherer und greifbarer aus als in der Mythologie, wo die Gebilde oft schemenhaft und verschwommen sind. Diese philologisch-ethnographische Methode nennt F. Max Müller mit Recht die einzig richtige, wenigstens für die historische Darstellung der Religionen, mag er immerhin in seinen mythologischen Gleichungen an der Hand der Etymologie oft zu weit gegangen sein.

Allerdings ist es einstweilen nicht möglich, den gesamten Stoff unter Familien" von Religionen zu verteilen. Im eigentlichen Sinne des Wortes sind solche nur nachgewiesen bei der semitischen" und der „indogermanischen" Gruppe. Aber solche Gruppen, welche unverkennbar nicht nur nach Sprache und Ethnographie, sondern auch nach religiöser Verwandtschaft zusammengehören, finden sich auch sonst. Wo sie fehlen, muss einstweilen mehr der geographische Gesichtspunkt vorherrschen; doch stellt sich dabei in der Regel bald auch die innere Verwandtschaft heraus.

Die vorgeschichtlichen Probleme sind nicht Gegenstand einer wirklich historischen Darstellung. Was sich in Bezug auf den frühesten Stand der Religion von den geschichtlichen Erscheinungen aus mutmassen lässt, davon soll in den „Schlussbemerkungen" die Rede sein. Wir beginnen unsere Rundschau mit der altchinesischen Religion, welche unter den heidnischen allein einer mehrtausendjährigen ununterbrochenen Existenz unter einem gebildeten Volke sich zu rühmen hat, dabei freilich auch unterschiedliche Phasen durchmachte und verschiedene Religionsbildungen erzeugte. Der primitive Charakter dieser Religion wie der einsilbigen chinesischen Sprache gibt ihr ein Recht auf den ersten Platz.

Mit den Chinesen sind aber die mongolischen und übrigen turanischen Stämme sichtlich verwandt. Wir schliessen deren wenig entwickelte Religionen an und berücksichtigen dabei insonderheit die etwas entwickeltere finnländische und die aus nationalen Gründen bemerkenswerte japanische.

Von der hamitischen Familie ist wesentlich nur ein Glied näher bekannt, dieses aber um so merkwürdiger: die altägyp tische Religion, welche durch besonders zahlreiche und ausgiebige Monumente nach ihrem mehrtausendjährigen Bestande bezeugt ist.

Ein anderes uraltes Centrum geistigen Lebens war Babylonien. Hier haben wohl Turanier und Semiten sich frühzeitig gemischt. Von dort ging ein mächtiger Einfluss auf die ganz semitischen Assyrer aus, der sich weiterhin über das westliche Asien bis nach Kanaan erstreckte.

Reine Semiten finden wir in den Verwandten Israels, Moab, Ammon, Edom, in den Arabern und Israeliten. Hier wäre. also auch die religiöse Entwicklung der Israeliten zu besprechen, welche in das Judentum ausläuft und im Christentum ihre Orelli, Religionsgeschichte.

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Vollendung erlangt, wenn nicht der beschränkte Raum dieses Handbuches und seine Bestimmung es verwehrten, dieser Geschichte der höchsten Religion, die anderswo zu einlässlicher Darstellung kommt, gerecht zu werden. Im Christentum ist übrigens diese rein semitischem Boden entquollene Religion bald zu einem andern Stamm übergegangen, dem indogermanischen, in welchem dasselbe seinen eigentlichen Träger und Pfleger innerhalb der Menschheit gefunden hat. Dagegen folgte aus jenem ursemitischen Grund ein Nachtrieb im Islam, der übrigens auch Völker verschiedener Rassen um sein Bekenntnis zu scharen wusste. Vorher gedenken wir noch des Manichäismus, bei dem man im Zweifel sein könnte, ob er semitischem oder arischem Boden entsprossen sei, überwiegende Anzeichen aber für semitisch-babylonischen Ursprung sprechen, was auch von der Religion der Mandäer gilt, von denen zwar nur ein kümmerlicher Rest noch vorhanden ist, deren Vergangenheit aber in vorislamische Zeit zurückreicht.

Völlig anders als die Semiten stellt sich nach ihrer geistigen Anlage die grosse indogermanische Familie dar, welche von den Strömen Indiens bis an die Gestade des atlantischen Ozeans ausgebreitet, die reichste Fülle und Mannigfaltigkeit nationalen Lebens entfaltete, aber sprachlich und geistig, auch in ihren Religionen, den nähern oder fernern gemeinsamen Ursprung nicht verleugnet. Wir beginnen bei dem östlichsten Gliede dieser Familie, den Hindu, deren heilige Hymnen als das älteste Denkmal indogermanischer Gottesverehrung dastehen, und verfolgen die merkwürdige Geschichte dieser Religion, welche zum Brahmanismus erstarrt, gegen welchen der Buddhismus eine grundstürzende Gegenströmung bildet, worauf jener Brahmanismus als Hinduismus ohne streng geschlossene Einheit sich zu neuem Leben aufrafft und bis auf die Gegenwart sich fortpflanzt, nicht ohne dass mancherlei Schulen und Sekten entstehen und auch der bis nach Indien vorgedrungene Islam seinen Einfluss spüren lässt, während der Buddhismus aus seinem Stammlande vertrieben, sich besonders der fremden mongolischen Rasse bemächtigt und sein Gebiet von Tibet bis nach China und Japan ausgebreitet hat.

Mit diesen Hindu durch viele gemeinsame Bande verbunden zeigen sich die Iranier, welche man mit jenen etwa unter dem Namen „Arier" zusammenfasst, der aber ebensooft auf alle Indogermanen ausgedehnt wird. Aus jenem Iran ist die Lehre Zarathustra's hervorgegangen, welche einst das mächtige Perserreich beherrschte, dann aber freilich sank und dem Islam weichen musste, so dass nur noch eine kleine Sekte sich zu ihr bekennt.

In Europa begegnen uns diejenigen Brüder der Arier, welche die antike Welt- und Kulturgeschichte am mächtigsten beeinflusst haben: die Griechen und Römer, deren Religionen bei allen Ähnlichkeiten so verschieden unter sich sind wie die Charaktere dieser beiden Völker. Am meisten Berührung mit diesen haben von den übrigen Indogermanen noch die Kelten, die sich immer

Verhältnis der allg. Religionsgeschichte zur christl. Theologie.

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hin nur zu geringer Civilisation erhoben haben und deren Religion eine Mischung von Bildung und grausamer Roheit darstellt. Noch mehr Barbaren sind die alten Germanen, deren vorchristliche Götterfurcht und Frömmigkeit fast nur aus den Zeugnissen Fremder bekannt ist, während aus etwas jüngerer Zeit nordische Quellen ein mythenreiches, sinniges Geschlecht erkennen lassen. Fast noch dürftiger als über die Germanen sind wir über die gleichfalls noch auf niedriger Bildungsstufe befindlichen heidnischen Slaven unterrichtet, die Nachbarn der im ersten Teil behandelten finnischen Stämme, so dass mit deren Besprechung unser Rundgang für einmal sich schliesst.

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Nicht berührt wurde von demselben das Innere Afrikas mit seinen Negern und negerähnlichen Stämmen, welchen wir einen besonderen, wenn auch mehr summarischen Abschnitt widmen, da hier von ,Geschichte" kaum die Rede sein kann. Nicht viel anders steht es mit den ebenfalls von der übrigen Menschheit isolierten Eingeborenen Amerikas; nur dass uns da ausser den fast kulturlosen Indianerstämmen auch zwei mehr oder weniger civilisierte Staaten begegnen: Mexiko und Peru mit eigenartiger Ausgestaltung der Religionsvorstellungen und -gebräuche. Endlich verdient noch eine Gruppe in Ozeanien nähere Berücksichtigung, welcher in ethnographischer und religiöser Hinsicht Merkmale der Zusammengehörigkeit nicht fehlen, so stark auch die Verschiedenheiten der Leute auf den einzelnen Archipeln sind.

5. Verhältnis der allgemeinen Religionsgeschichte
zur christlichen Theologie.

Die allgemeine Religionsgeschichte ist dem Organismus der christlichen Religionswissenschaft anzugliedern, da diese ihrer bedarf a) historisch angesehen, indem die Religionsgeschichte die allgemeine Basis aufzudecken strebt, aus welcher auch die biblische Religion hervorgewachsen ist und die Einflüsse, welche von andern Religionen auf dieselbe ausgeübt wurden; namentlich aber b) in ihrem systematischen Teil, für den dort, wo das Wesen und die Wahrheit des Christentums dargelegt werden sollen, eine Vergleichung der anderen Religionen unerlässlich ist; doch auch c) im praktischen Teil, da diese Disziplin mit den Faktoren bekannt macht, welche die missionierende Kirche zu überwinden hat. Soll aber diese Wissenschaft theologisch behandelt werden, so ist dabei der Standpunkt des christlichen Bewusstseins einzunehmen, was anderweitige humanistische oder philosophische Bearbeitungen nicht ausschliesst.

Die hier behandelte Disziplin der Allgemeinen Religionsgeschichte hat ein Recht darauf, in den Organismus der christlichen Theologie eingegliedert zu werden; denn diese bedarf ihrer, und

nach dem Bedürfnis, nicht nach einem künstlichen Schema sind der Theologie stets ihre Glieder gewachsen. Die historische Theologie, und zwar die biblische, sieht sich heute genötigt, die Gotteserkenntnis und den Gottesdienst, die uns in der hl. Schrift entgegentreten, nicht mehr blos für sich, sondern auch im Zusammenhang mit denen verwandter Völker zu behandeln. Die praktische Theologie wird von dem Augenblick an der allgemeinen Religionsgeschichte nicht entraten können, wo sie endlich auch die Arbeit der missionierenden Kirche ernsthaft in ihren Bereich zieht. Allein die Hauptader, welche unsere gesamte Disziplin, nicht nur einzelne Partieen derselben, mit dem theologischen Lehrganzen verbindet, geht von der systematischen Theologie 1) aus, welche in ihrem apologetischen Teil die dem Christentum eigentümlichen wie die ihm mit andern Religionen gemeinsamen Merkmale hervorheben muss, um seinen einzigartigen Wert ins Licht zu setzen. Sie muss die Religionen unter einander und mit der eigenen vergleichen, um das Wesen und den Wert der letztern richtig zu erfassen. Nicht ohne ein gewisses Recht hat Max Müller das Wort: Wer eine kennt, kennt keine" auf die Religionen übertragen. Wie die Muttersprache in neuem Lichte erscheint, wenn man ihre verwandten Mundarten kennt, und sie als Glied eines grossen Ganzen verstehen gelernt hat, so fällt auch auf die einzelne Religion ein überraschend neues Licht, wenn sie nach ihrer Verwandtschaft und Gegensätzlichkeit zu den übrigen angeschaut wird. Die Eigenart eines menschlichen Verhaltens zu Gott wird erst da recht gewürdigt, wo man die andern Verhältnisse vor Augen hat, in welchen Menschen zur Gottheit gestanden haben oder noch stehen. Aus solcher Vergleichung ergibt sich die richtige Schätzung des Eigenwertes der einzelnen Religion. Daher greifen heute der Freigeist und der Apologet zur Religionsvergleichung, um das Christentum herabzusetzen oder zu erheben. Für ein begründetes Urteil bildet aber die Religionsgeschichte die unentbehrliche Voraussetzung.

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Damit nun, dass wir diese Disziplin für die christliche Theologie in Anspruch nehmen, fordern wir auch ihre Behandlung vom christlichen Standpunkt. Die christliche Theologie ist die wissenschaftliche Aussage des christlichen Bewusstseins. Wir verlangen das Recht, die einzelnen Religionen mit dem Lichte zu beleuchten, welches uns die höhere Offenbarung Christi an die Hand gibt, und sie am Masse des christlichen Bewusstseins zu messen. Wollte jemand einwenden, es sei unstatthaft, das Ganze nach einem Teil zu beurteilen, das richtige wäre das umgekehrte Verfahren - dem antworten wir dreierlei: Erstens erkennen wir vollkommen an, dass auch Darstellungen der allgemeinen Religionsgeschichte be

1) Vgl. z. B. J. Kaftan, Wesen der christl. Religion, Basel 1881, S. 1 ff. P. Gloatz, Die Heranziehung der Religionsgeschichte zur systematischen Theologie in TSK 67 (1894), 733 ff.

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Geschichte der Disziplin.

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rechtigt sind, welche blos von allgemeinen philosophischen, humanistischen, anthropologischen Prämissen ausgehen. Es wird aber bei diesem Gegenstand das religiöse Bewusstsein des Darstellers mehr mitsprechen als er selber meint. Das Müller'sche „Wer eine kennt, kennt keine" lässt sich auch ergänzen durch das andere: Wer keine hat, kennt keine." So wenig jemand, der keine Muttersprache hätte, in deren lebendigem Gebrauch er aufgewachsen wäre, das geistige Wesen der Sprache erfassen könnte, ob er gleich tausend Sprachlehren vergliche, so wenig wird jemand das Geheimnis der Religion oder die Bedeutung der einzelnen Religionen enträtseln, der auf diesem Gebiete keine innere Erfahrung hat. Zweitens sind wir Christen von der Überzeugung durchdrungen, dass das Christentum die absolut wahre oder vollkommenste Religion ist. Gesetzt den Fall, wir haben damit Recht, so leuchtet ein, dass vom Christentum aus, das alle Wahrheitsmomente der übrigen frei von den Irrtümern derselben enthält, der Schlüssel zu deren Verständnis liegen muss. Ohne diesen Schlüssel bliebe in der That das religiöse Leben der Menschheit ein ungelöstes Rätsel. Drittens aber betonen wir bestimmt, dass der wirkliche, historische Bestand, der vor allem festzusetzen ist, weder durch christliche, noch durch anderweitige vorgefasste Meinungen beeinträchtigt oder umgestaltet werden darf, sondern so treu als möglich wiederzugeben ist. Auch die innere Würdigung dieses Befundes darf nicht ohne weiteres nach einer im voraus feststehenden Theorie vor sich gehen. Es wäre unstatthaft, anderswoher es aus der Philosophie oder Theologie -- fertige Lehrsätze über die Religionen und ihre Entwicklung mitzubringen. Also auch die Vorstellungen, welche wir davon aus der Bibel oder den christlichen Anschauungen haben mögen, werden am Thatbestande zu prüfen und nach demselben zu modifizieren sein. Aber es leuchtet ein, dass die Beurteilung des religiösen Lebens der Menschheit im Ganzen und vielfach auch im Einzelnen verschieden ausfallen wird, jenachdem der Beobachter sich im Besitz der vollen christlichen Wahrheit befindet, oder etwa alle Religion nur als eine Ausstrahlung des menschlichen Gemüts und seiner Phantasie anzusehen gewohnt ist, oder vielleicht auch auf jede objektive Erkenntnis der Gottheit meint für immer verzichten zu müssen.

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6. Geschichte der Disziplin.

Die Religionsgeschichte als wirklich allgemeine und nach streng historischen Prinzipien angelegte Disziplin ist jungen Datums; sie gehört erst dem 19. Jahrhundert an. Doch finden sich längst Ansätze dazu, d. h. partielle Darstellungen des Materials. Schon im Altertum begegnen uns bei Historikern und Geographen, wie Herodot, Strabo, Tacitus u. a. eingehendere

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