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gutes und schlimmes zu den Geburten der Menschen bei und aus ihrer Beschaffenheit und Beobachtung lasse sich hauptsächlich erkennen, was den Menschen zustossen werde. Nicht wenigen Königen haben sie nach ihrer Aussage gewahrsagt. ... Auch gemeinen Leuten sagen sie das Künftige so zutreffend voraus, dass die, welche es erfahren haben, sich wundern über das Geschehene und es für übermenschlich halten. Ausser dem Tierkreis unterscheiden sie 24 Sterne, von denen die Hälfte den nördlichen, die Hälfte den südlichen Gegenden zugeteilt seien, und von diesen rechnen sie die, welche gesehen werden, den Lebenden zu, die unsichtbaren den Gestorbenen, und nennen sie Richter über alles. Unterhalb aller der bisher genannten bewege sich der Mond, indem er des Gewichtes wegen der Erde am nächsten sei und seinen Lauf in der kürzesten Zeit vollende, nicht wegen der Schnelligkeit der Bewegung, sondern wegen der Kürze des Kreises. Dass er fremdes Licht habe und Verfinsterungen unterworfen sei wegen des Erdschattens, sagen sie ganz ähnlich wie die Hellenen. In betreff der Sonnenfinsternis aber bringen sie äusserst schwache Darlegungen vor und wagen nicht die Zeiten dafür genau zu bestimmen." Man gewinnt hieraus eine Vorstellung von dem Stand der allerdings mit Aberglauben versetzten astronomischen Kenntnisse der „Chaldäer“. Wenn andere griechische und lateinische Autoren dieselben weit geringer taxieren, und ihnen z. B. kindische Vorstellungen von der Entstehung der Mondfinsternisse zuschreiben, so ist nach Lenormant S. 445 f. wahrscheinlich, dass Berosus, auf den sie sich dabei berufen, aus älteren Quellen, speziell vielleicht aus dem unter Sargons (I) Namen aufbewahrten astrologischen Hauptwerk geschöpft habe.

Man stellte Kalender auf, worin nach dem Stand der Gestirne die für Einzelnes geeigneten und ungeeigneten Tage angemerkt waren1). Wie die Gestirne wurden aber auch die Erscheinungen der Atmosphäre in mantischem Interesse genau beobachtet und aufgezeichnet. Auch hier fehlte nicht eine objektive Basis, sofern gewisse Erscheinungen wie Wolken, Winde u. dgl. als Vorzeichen für die Witterung sich auswiesen und daher von den Observatorien aus sorgfältig beobachtet wurden. Aus den Erfahrungen dieser Art stellte man gewisse Regeln zusammen ähnlich unsern Kalenderregeln in Bezug auf Fruchtbarkeit des Jahres u. dgl. Nur blieb man bei solchen in der Gesetzmässigkeit der Natur mehr oder weniger begründeten Vorhersagungen nicht stehen, sondern bezog die Zeichen der Natur auch auf das menschliche Geschehen. Dass dabei den Blitzen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, kann nicht befremden. Die Chaldäer unterschieden Blitze, die aus den Planeten kämen (besonders dem Mars) und solche, die vom Gott der Luftregion (Bin) stammten. Nach Plinius (hist. nat. 2, 43

1) Erhalten ist ein solcher Kalender für den Schaltmonat Elul II: IV R 32. 33. S. Lotz, Quaest. de hist. sabbati p. 39 ss.

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vgl. 79. 81) hätten sie nur den aus den drei Planeten Jupiter, Saturn, Mars kommenden Blitzen weissagende Bedeutung beigelegt, die in der Atmosphäre entstandenen dagegen als zufällig angesehen. Mit der babylonischen verwandt ist jedenfalls die etruskische Fulgurallehre, in welcher nach Plinius elf verschiedene Blitzarten von Göttern, namentlich Planetengottheiten abgeleitet wurden (Plinius, hist. nat. 2, 52, 53)1).

Allein die Wahrsagekunst kannte noch eine Menge anderer Omina ausser diesen astralen und atmosphärischen. Offenbar ging schon in der altsumerischen Religion mit der dort herrschenden Magie Hand in Hand eine phantastische Mantik, zwar nicht im eigentlichen Sinne dieses Wortes, als ob aus prophetischer Begeisterung Wahrsprüche geflossen wären, sondern so, dass man aus allerhand Äusserungen der unvernünftigen Natur Vorzeichen entnahm und namentlich auch bedeutsame Zeichen künstlich veranlasste, d. h. Auspizien veranstaltete. Den Träumen, d. h. den Kundgebungen der Seele im unbewussten oder halbbewussten Zustand legte man prophetische Bedeutung bei, wie es Daniel voraussetzt und die Denkmäler reichlich bestätigen. Im Gilgames-Epos wird die Handlung gewöhnlich durch Träume in Bewegung gesetzt, worin die Götter den Menschen Weisungen für die Zukunft erteilen). Dem alten babylonischen König Gudea wird im Traum der Grundriss zum Tempelbau vorgezeichnet 3). Ebenso sind in der spätern Geschichte Träume von grösster Wichtigkeit gewesen). Man pflegte auch die bei den Ägyptern und Hellenen übliche incubatio (yzoiunois), indem z. B. nach Jamblichus 5) die Frauen sich in den Tempel der Zirpanith begaben, um dort einen divinatorischen Traum zu haben, welchen sie sich dann von den dortigen Deutern auslegen liessen 6). Es gab aber in Assyrien wie in Babylonien auch Seher, welche vielleicht durch künstliche Mittel erregt, prophetische Träume hatten. Jenes Weib, das nach Herodots Beschreibung (1, 81) im obersten Gemach des Turmtempels von Babel mit dem Gotte nächtlicherweile eingeschlossen blieb, war vermutlich eine solche Seherin, welche Traumorakel spendete.

Eine ebenfalls zu allen Zeiten in Babylonien und den davon abhängigen Ländern ausgebeutete Quelle von Enthüllungen über

1) Vgl. Lenormant S. 457 ff.

2) A. Jeremias, Izdubar S. 12.

3) Zimmern, Das Traumgesicht Gudea's, Zeitschr. für Assyr. III, 232 ff.

4) Beispiele von hoher politischer Bedeutung, welche Träumen beigemessen wurde, siehe oben S. 189 f. und bei Lenormant S. 498 ff. Vgl. Jerem. 27, 9 f.; 23, 32.

5) Babylon. ap. Phot. Biblioth. cod. 94, S. 75, Ausg. v. Becker. 6) Ein Gebet um einen solchen Traum im Heiligtum des BelMarduk ist wohl das Lenormant S. 497 f. angeführte Bussgebet. Diese Deutung ist von Zimmern (Bab. Busspsalmen) bezweifelt, aber auch nach seiner Übersetzung S. 100 f. wohl die richtige.

die Zukunft bildete die Nekyomantie. Wie die Bewohner dieses Landes schon im frühesten erkennbaren Stadium ihrer Entwicklung von Geistern Abgeschiedener sich verfolgt und gequält glaubten, so lag es nahe mit diesen Geistern absichtlich in Verbindung zu treten, um Auskunft über Verborgenes zu erhalten. Die Zauberer vermochten durch magische Sprüche diese Geister aus der Erde heraufzubeschwören; man vernahm dann die Stimme des Abgeschiedenen aus dem Leibe des Beschwörers, ¿yyaoτoiuvdos, gewöhnlich údov genannt. Letzteres war eigentlich Name jenes Geistes, der als zu befragender so heisst (Apostelg. 15, 16); dann des Beschwörers selbst. Ganz entsprechend ist das hebr. ōb (Lev. 20, 27) ein solcher Wahrsagegeist (sumer. Wort: ubi), dann der Beschwörer (1 Sam. 28, 9), welcher genauer ba'al ōb heisst 1 Sam. 28, 7. Auch jid'ōni, der wissende, schicksalskundige, wird dafür, wie es scheint, ziemlich synonym gebraucht, Lev. 20, 27. Der ōb oder jid'ōni genannte Geist im Beschwörer bildete das Medium, durch welches die Toten heraufbeschworen wurden (1 Sam. 28, 8), daher Deut. 18, 11 die Befragung der Toten von der des Dämons unterschieden ist. Jes. 29, 4 redet der ōb gedämpft, mit Flüsterstimme, aus dem Grabe, ist also hier wohl die Stimme des Toten selbst 1). Von Babylonien aus mag sich dieses Unwesen über manche andere Länder verbreitet haben, wiewohl die alten Völker alle leicht von sich aus darauf kamen und auch unter den modernen der Spiritismus reichlich Anhänger findet. Doch entzog sich dieses Gebiet wissenschaftlicher Regelung und scheint in der spätern Zeit nicht als ebenbürtige und völlig legitime Weise, den Willen der Götter zu erforschen, gegolten zu haben 2).

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In besonderm Masse zogen als ominöse Erscheinungen die Aufmerksamkeit auf sich Missgeburten, abnorme Gestaltungen von Menschen und Tieren, welche man nach genau vorgeschriebenen Regeln beurteilte, die zum Teil erhalten sind. Da gerade bei der Geburt, wie oben bemerkt, der Einfluss der göttlichen Gestirne besonders mächtig gedacht wurde, so begreift sich, dass man aus solchen ungewöhnlichen Gestaltungen den Willen der Schicksalsgötter glaubte lesen zu können).

Auch die Beobachtung des Gebarens gewisser Tiere, Vögel, Schlangen, Hunde u. s. f. wurde noch in späterer Zeit nicht verschmäht1). Ebenso das Losen mit Stäben, bezw. Pfeilen, welches Ezechiel (21, 26) für die Zeit Nebukadnezars bezeugt, den er am Scheidewege mit Pfeilen losen lässt, welchen Weg er einschlagen, bezw. welche der feindlichen Städte er zuerst angreifen soll. Die Pfeile wurden, mit Inschriften versehen, in einem Köcher ge

1) Vgl. Orelli, Alttestamentl. Weissagung S. 22. Dass die Totengeister zirpend, piepend und gurrend sich vernehmen liessen, zeigt Jes. 8, 19. Dasselbe werden wir von den Polynesiern hören. 2) Lenormant S. 517.

3) Beispiele siehe bei Lenormant S. 478 f.
4) Vgl. Lenormant S. 467 ff.

Mantische Hülfsmittel. Sittlichkeit.

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schüttelt, und der zuerst herausgefallene gab die Entscheidung. Diese Lospfeile mögen in Zusammenhang stehen mit den (gewöhnlich acht) Pfeilen, die sich auf assyrisch-babylonischen Abbildungen in den Händen der vornehmsten Glücksgötter Marduk und Istar finden1). An derselben Stelle erwähnt der israelitische Prophet als zweites Orakel die Teraphim, puppenartige Götterbilder, die man also im Feld mit sich führte, ohne dass ersichtlich wäre, wie man diesen Figuren Vorzeichen abgewann; drittens Leberschau. Bestimmtere Auskunft geben einzelne aufgefundene Thonfragmente über die Eingeweideschau der babylonischen Opferpriester, wonach sehr ausführliche Regeln bestanden, nach welchen Form und Farbe der Eingeweide bei verschiedenen Tieren verschieden zu beurteilen waren 2). Diese Kunde hat von Babylonien aus ihren Weg zu den vorderasiatischen Völkern und von da zu den Hellenen und Römern gefunden. Die letztgenannten empfingen sie zunächst von den Etruskern.

Die Frage, wie ein so scharfsinniges Volk, dessen Beispiel so begabte und ebenfalls hoher Bildung teilhaftige Völker nachfolgten, in diesem „Fetischismus des Zufalls" befangen bleiben konnte, auch nachdem seine Religion sich rationeller abgeklärt hatte, ist dahin zu beantworten, dass eben die oben angegebene chaldäische Weltanschauung, nach welcher alles Dasein in einem unlöslichen Zusammenhang steht, keinen Zufall duldet und im scheinbar Zufälligsten die sichersten Symptome für die Bestimmung der ungewissen Zukunft zu sehen glaubt.

3. Sittlichkeit, Frömmigkeit, Kultus 3).

Auch die babylonisch-assyrische Kultur ist nicht entstanden, ohne dass eine gewisse sittliche Kraft und Zucht das Volk geschickt gemacht hat, dieselbe zu erzeugen. In der naturalistischen Religion selber aber lag auch eine Quelle der Sinnlichkeit und Sittenverderbnis, von welcher ein unheilvoller Einfluss auf diese

1) In den von Knudtzon herausgegebenen assyr. Gebeten an den Sonnengott (s. oben S. 184) spitzt sich die Anrufung des Priesters häufig zu einer Anfrage auf Ja oder Nein zu: Ob die Feinde einen Angriff wagen werden? Ob Asurbanipal genesen werde? Ob Samassumukin nach Babel gehen soll? u. s. w. Durch welches Mittel die Antwort erzielt wurde, ist nicht angegeben.

2) Beispiele siehe bei Lenormant S. 452 f.

3) Am wichtigsten sind für die Bestimmung des zwischen Mensch und Gottheit bestehenden Verhältnisses die Gebets- und Beschwörungssammlungen: Heinrich Zimmern, Babylonische Busspsalmen, Leipz. 1885 (in Delitzsch und Haupt, Ass. Biblioth. VI). Derselbe, Die Beschwörungstafeln Šurpu, Leipz. 1896 (ebenda XII). Leonard W. King, Babylonian Magic and Sorcery; The prayers of the lifting of the hand, London 1896. J. A. Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnengott, Leipz. 1893. -K. L. Tallquist, Die assyrische Beschwörungsserie Maqlû, Leipz. 1894.

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Völker ausging. Doch spricht sich im Umgang mit den Gottheiten vielfach ein ernstliches, inniges Verlangen nach Erlösung aus, wobei Sünde und Unrecht als Ursache des auf dem Unglücklichen lastenden Bannes empfunden werden und ein entwickeltes Pflichtgefühl zu tage tritt. Doch wird das Verhalten zu der überirdischen Macht nie ein wahrhaft sittliches, weil die Magie stetsfort zu ihrer Besänftigung in Anspruch genommen wird. Der Kultus war nach Zeit, Ort und Handlung durch priesterliche Satzung geregelt.

Es ist bezeichnend, dass die ältesten babylonischen Könige, ähnlich übrigens wieder die Herrscher des neubabylonischen Reiches, sich Statthalter der Götter (patesi, išakku) nennen, und der assyrische Herrscher zugleich der Hohepriester war. Nur auf göttlicher Autorität hat eine feste menschliche sich aufbauen können. Sehr frühe sehen wir auch bei den Babyloniern feste Rechtsanschauungen entwickelt, welche auch in schriftlich aufgezeichneten Gesetzen niedergelegt worden sind, von denen man freilich erst Fragmente gefunden hat. Es sind sumerische Texte mit assyrischer Übersetzung1). Das Familienrecht erscheint darin besonders fest geordnet. Die gesetzliche Stellung der Ehefrau zeigt sie zwar dem Eheherrn streng untergeordnet, aber keineswegs seiner Willkür preisgegeben. Sie geniesst vielmehr ihm und den Kindern gegenüber ein gesetzlich geschütztes Ansehen. Das Eherecht ist ein ziemlich ausführliches. Ein dem Gemahl untreues Weib wird in aller Form verstossen und mit einer diesbesagenden Urkunde auf dem Rücken ihrem Vater heimgeschickt. Völlig rechtlos ist erst die öffentliche Hure, die auch bei ihren Eltern keine Aufnahme mehr finden soll. Über die Sklavin hat der Besitzer Gewalt, und es gilt als eine Gunst, wenn er sich mit ihr verbindet. Die freie und legitime Gattin aber soll als Ehefrau und Mutter in Ehren gehalten werden; sie besitzt sogar ihr besonderes Eigentum.

Doch hat in dieser Hinsicht die sinnlich-naturalistische Religion einen entsittlichenden Einfluss ausgeübt. Die litterarischen Denkmäler lassen keinen Zweifel darüber bestehen, dass die Prostitution weiblicher Hierodulen zu den gottesdienstlichen Gepflogenheiten der Heiligtümer gewisser Gottheiten, besonders der Istar von Erech, gehörte. Die Nachtseite des Heidentums tritt hier schwarz hervor. Was es von seinen eigenen Göttern und Halbgöttern erzählte, konnte es nicht ernstlich verurteilen. Und wenn es sie durch das Laster zu ehren meinte, musste dieses auch im täglichen Leben unverfänglich scheinen. Herodot erzählt sogar, jede babylonische Jungfrau habe sich im hl. Hain der Aphrodite-Mylitta (d. h. IstarBilit) einmal einem Fremden preisgeben und so der Göttin ihren Tribut zahlen müssen 2).

1) Vgl. Hommel, Geschichte S. 382 ff. S. 357 ff.

Lenormant, Magie

2) Siehe Herodot 1, 199 u. vgl. den apokryphischen Brief Jeremiä 43. Eine harmlosere Sitte preist Herodot 1, 196 als die weiseste der Baby

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