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angeführten Gebet nicht finden, das die Unterschrift trägt: „Busspsalm von 65 Zeilen, Tafel für jedweden Gott". Nicht einmal Monolatrie herrscht hier. Allerdings ist von Bedeutung das Bedürfnis des Einzelnen, im Dienst eines bestimmten Gottes zu stehen; allein das schliesst nicht aus, dass er, wie obiges Beispiel lehrt, gegebenen Falles auch andere anruft. In dem Gebet IV R 29 Nr. 5 (Zimmern S. 9) wird für ihn, da sein Gott und seine Göttin ihm zürnen, die barmherzige Herrin über alles (Istar?) angegangen. Anderswo ruft der Beter eine ganze Reihe von Göttern mit ihren Göttinnen an, sie mögen sein Gebet der Istar verkündigen und vermitteln 1). In einem Gebet an Anunit heisst es:

Vor dem tapfern Helden, Samas, deinem geliebten Gemahl, vertritt mich (?),
Auf dass ich ein Leben ferner Tage vor dir wandeln möge.
Mein Gott bricht vor dir in Wehklage aus, dein Herz beruhige sich!
Meine Göttin spricht zu dir Gebete, dein Gemüt besänftige sich!
Der tapfere Held, Gott Anu, dein geliebter Gemahl, möge mein Gebet
dir verkündigen!

Die hier angerufene Anunit 2) ist die Göttin (Istar) von Sippara, der Sonnenstadt, daher Gemahlin des dortigen Sonnengottes, mit dem Anu kombiniert war. Eigentümlich ist aber, dass nach der vorliegenden Übersetzung sie angefleht wird, den Beter vor Samas zu vertreten und anderseits ihr Gemahl Anu als Fürsprecher vor ihr angerufen wird. In einem oben citierten Bussgebet wird der Gott angefleht, er möge sich durch Ea zur Milde bestimmen lassen; anderseits heisst es dort: „Erleuchte sein Angesicht, befiehl ihn seinem Gotte, seinem Schöpfer" 3). Auch die Intercession der Geister wird gelegentlich erbeten1).

Dass in diesen Klagegebeten, welche gewiss ursprünglich aus Herzensnot geboren waren, mögen sie auch späterhin als blosse liturgische Formeln gebraucht worden sein, das ethische Moment nicht fehlt, sollte aus obigen Proben einleuchten 5). Dass durchweg äussere Not, Unglück, besonders Krankheit zu solcher Busse trieb, schliesst nicht aus, dass das Gewissen des Leidenden durch solche Heimsuchungen wirklich geweckt und ein aufrichtiges Sündenbewusstsein bei ihm vorhanden war. Die Selbstdemütigung der Beichte, deren Wichtigkeit dabei betont wird, ist ein Beweis dafür, dass man zur Erhörung nicht etwa bloss magische Formeln oder äusser

1) Zimmern S. 34 f.; ähnlich S. 80.

2) Zimmern S. 53.

3) Zimmern S. 89.

4) Zimmern S. 79.

5) Die Bemerkung Ed. Meyers, Gesch. des Altertums S. 178, urteilt darüber zu geringschätzig. Nach der anderen Seite übertreibt Tiele (Gesch. d. Rel. I, 214): „Die Religion Israels, wie sie durch die Propheten des 8. Jahrhunderts und der späteren Zeit geschaffen wurde (so spät erst?) überragt die babylonische an Reinheit und Erhabenheit der Anschauung freilich bei weitem. Aber der Geist, welcher sich bei den Propheten so herrlich offenbart, redet dann und wann (Beispiele wären erwünscht!) auch in den religiösen Liedern Babels und Assurs.“

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liche Ceremonien nötig erachtete, sondern eine reuevolle Gesinnung unerlässlich schien, und diese Reue ist nach allem eine schmerzlich empfundene gewesen. Anderseits freilich tritt der Minderwert dieser Erzeugnisse bei Vergleichung mit den hebräischen Psalmen in jeder Hinsicht hervor, welcher eben in der Verschiedenheit der beiden Religionen begründet ist. Der Mangel an Einheit in der Auffassung des Göttlichen zeigt sich in dem ratlosen Tasten nach einem Helfer und Fürsprecher, und der Naturalismus im Wesen der Gottheit macht ein ungetrübtes sittliches Verhalten zu ihr unmöglich, verhindert auch eine stärkere Betonung und tiefere Erfassung des Ethischen; daher denn freilich auf die Herzensstellung des Reuigen wenig eingegangen wird und man den Eindruck hat, als sollten die Menge der Worte, die Länge der Litanei, die Beschwörung aller erreichbaren Mächte die Gottheit erweichen und den bösen Bann brechen. Noch weit stärker aber tritt der Unterschied von den biblischen Psalmen hervor, sobald die von den Betern erflehten Segnungen verglichen werden. Davon, dass dem Menschen die Gemeinschaft mit seinem Gott das höchste und seligste ist, was ihn auch im Unglück tröstet, kann hier keine Rede sein, wo vielmehr langes Leben, Befreiung von nationalem und persönlichem Unglück und Leiden das einzige Ziel der inständigsten Bitten bilden, das Göttliche also keinen den Menschen voll befriedigenden Selbstwert hat, sondern nur als Mittel zum Zweck vom Betenden begehrt wird. Das schliesst nicht aus, dass dieses Volk lebhafter als viele andere den Zusammenhang von Schuld und Schicksal empfunden und ihm oft rührenden Ausdruck verliehen hat.

In Betreff des Kultus war von dem magischen Ceremoniell und den im Interesse der Mantik vorgenommenen Veranstaltungen bereits die Rede. In Bezug auf den eigentlichen Götterdienst sind bis jetzt zusammenhängende, ausführlichere Verordnungen oder Beschreibungen nicht zu Tage gefördert worden. Was von Festen, Opfern, Fasten, Reinigungen u. dgl. gelegentlich verlautet, lässt auf die sonst im Altertum gewöhnlichen Formen schliessen. Dass die Babylonier und Assyrer ihre Götter plastisch in Kolossen von Stein und auch Metall abzubilden liebten, wurde schon bemerkt. Dass man diesen Statuen Speisopfer hinstellte, wie die apokryphische Schrift von Bel und dem Drachen voraussetzt, bestätigt sich durch kalendarische Vorschriften. Die Bilder der Götter wurden bei festlichen Anlässen auch nicht selten in Prozession herumgetragen.

Öfter ist die Frage erörtert worden, ob die Babylonier und Assyrer wie die siebentägige Woche so auch die Feier des siebenten Tages als Ruhetag mit den Hebräern gemeinhätten1). Der S. 202 angeführte Kalender zum Schaltmonat Elul II, der hauptsächlich

1) Vgl. Friedr. Delitzsch bei Smith, Chald. Gen. S. 300. Schrader, KAT2 S. 18 ff. und besonders G. Lotz, Quaestiones de Historia Sabbati, Lips. 1883. Louis Thomas, Sabbat Primitif 1892, p. 55 ss.

für König und Priesterschaft angibt, welche Tage für ihre Verrichtungen günstig oder ungünstig seien, verzeichnet für den 7., 14., 21., 28. (allerdings auch für den 19.) Monatstag, dass der König kein gebratenes Fleisch essen, seine Kleider nicht wechseln, kein weisses Gewand anziehen, (den Tag über) kein Spendopfer bringen, auf keinen Wagen steigen, keine königlichen Weisungen erlassen soll; ähnlich sollen die Priester feiern und die Magier ihre Beschwörungen zur Heilung von Kranken unterlassen; der König soll (erst) am Abend seine Opfer darbringen. Ähnlich wie für diesen wird dies auch für die andern Monate gegolten haben. Manche haben geglaubt, diese Tage seien geradezu als „böse" 1) bezeichnet und jenes Feiern der Verrichtungen deute auf „dies atri". Damit hat man in Verbindung gebracht, dass nach der zuletzt üblichen und auf andere Völker übergegangenen Ordnung der Woche der 7. Tag dem Unglück bedeutenden Planeten Saturn geweiht war. Allein das letztere kann nicht wohl der Grund der Entlastung des je siebenten Tages sein, da für denselben andern Göttern zu opfern vorgeschrieben ist. Dazu kommt, dass in einem Syllabar das Wort sabbatuv (= hebr. schabbath) mit um nuch libbi, d. h. „Tag der Ruhe des Herzens" erklärt wird, woraus hervorgeht, dass man diesen Tag nicht fürchtete, sondern seine Ruhe als eine positive Wohlthat zu schätzen wusste. Immerhin scheint dieser 7. Tag eine Art Busstag der Könige und Priester gewesen zu sein. Und es zeigt sich diese Übung sehr verschieden von der hebräischen, nicht nur weil die siebentägige Woche dabei vom Neumond an gerechnet wurde, statt unabhängig vom Mond durchs Jahr zu laufen, sondern auch weil eine ähnlich tief ins Volksleben eingreifende religiöse Sitte wie bei den Israeliten hier nicht nachzuweisen ist. Im Gegenteil zeigen die Kontrakttäfelchen, von welchen eine ansehnliche Zahl gerade von diesen Monatstagen datiert sind, dass das geschäftliche Leben an denselben nicht stillestand. Vielleicht galt ihre Beobachtung mehr nur für Regierung und Priesterschaft. Immerhin ist ein genetischer Zusammenhang zwischen babylonischem und hebräischem Brauch wahrscheinlich.

4. Kosmogonie und mythologische Epen 2).

Auf dem Boden von Ninive (Palast Asurbanipals) hat man Überreste einer reichen mythologischen Litteratur gefunden, welche

1) Schrader, KAT S. 19. Diese Übersetzung ist jedoch zweifelhaften Rechtes.

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2) Vgl. George Smith, Chaldäische Genesis, deutsch von H. und Friedr. Delitzsch, Leipz. 1876. Schrader, Die Keilinschriften und das AT2, Giessen 1883. - P. Jensen, Die Kosmologie der Babylonier, Strassburg 1890. Alfred Jeremias, Izdubar-Nimrod, Leipz. 1891. Friedrich Delitzsch, Das babylonische Weltschöpfungsepos, Leipz. 1896. Vgl. auch Hermann Gunkel, Schöpfung und Chaos, Göttingen 1895 (darin eine Übersetzung des bab. Schöpfungsepos von H. Zimmern).

Babylonische Kosmogonie.

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über Weltentstehung, die grosse Flut und ähnliche urzeitliche Episoden sich verbreitet, und sich als mit den darauf bezüglichen biblischen Überlieferungen nahe verwandt ausweist:

Zunächst begegnen solche über die Weltbildung. Berosus 1) hat am Anfang seiner babylonischen Geschichte eine Kosmogonie gegeben, welche den aus verschiedenen Stämmen zusammengekommenen Bewohnern Babyloniens, die erst ohne Ordnung wie die Tiere zusammengelebt hätten, von einem eigenartigen Wesen, Namens Oannes, das ihnen die Kultur brachte, sei mitgeteilt worden. Dieses Wesen wird beschrieben als eine aus Mensch und Fisch komponierte Gestalt 2). An der babylonischen Küste des erythräischen Meeres sei es aufgetaucht und habe über Tag mit den Menschen verkehrt, sie über Schrift und Wissenschaft, Städtebau und Ländervermessung und Ackerbau belehrt, ihnen alle Erfindungen der Kultur anvertraut und auch ein Werk über Staatenbildung übergeben. Bei Nacht sei dieses Fischwesen wieder untergetaucht, ohne Speise genossen zu haben. Dieser Oannes nun (nicht mit Gott Anu, sondern mit Ea, dem Gott der Tiefe gleichzusetzen) habe sie über die Entstehung der Welt folgendermassen unterrichtet: Vor der Entstehung dieser Welt gab es eine Zeit, wo alles Finsternis und Wasser war. Diese belebten sich mit phantastischen Missgestalten: Menschen mit zwei und vier Flügeln und zwei Köpfen, Ziegenhörnern, Pferdefüssen; ebenso Stiere mit Menschenköpfen, Pferde mit Hundsköpfen u. dgl. mehr nach Art der im Tempel des Bel aufbewahrten Bildnisse. Über alle diese Wesen herrschte ein Weib namens Homorōka (Omorka), was chaldäisch Thalatth 3), griech. Váλaooa heisse. Der Gott Bel spaltete dieses Weib mitten entzwei und machte aus der obern Hälfte den Himmel, aus der untern die Erde und stellte Sonne, Mond und Sterne, insbesondere auch Planeten am Himmel auf. Jene Mischgestalten, welche Luft und Licht nicht ertragen konnten, kamen um. Bel aber befahl einem der Götter, ihn den Kopf abzuhauen1) und aus der Mischung des dabei geflossenen Blutes mit der Erde Menschen und Tiere zu bilden.

Damascius 5) sagt über die Kosmogonie der Babylonier, sie hätten über den ersten Anfang geschwiegen, und an die Spitze der Entwicklung zwei Wesen gestellt Tavdé und 'Aлaoóv, deren Gemahl. Jene sei Mutter der Götter. Sohn der beiden sei Movμus, Μωϋμῖς,

1) Berosi Fragm. ed. Müller 1. 4. 7. Lenormant, Essai de Commentaire des Fragments Cosmogoniques de Bérose, Paris 1871. 2) Eine Abbildung dieses Wesens siehe z. B. bei Smith, Chald. Gen. S. 40. Vgl. oben S. 182.

3) Oalárd im Blick auf die folgende Erklärung, vielleicht blosser Schreibfehler für Oavárd = Tāvat, Tamat, Tiamtu, Meer. Schrader, KAT2 S. 13.

4) Ob dieser Zug sich wirklich so bei Berosus fand, oder ob es sich um das Blut des Ungeheuers handelte, darüber siehe Zweifel bei Gunkel S. 20 f.

5) De primis principiis c. 125.

die sichtbare Welt (in Wirklichkeit vielmehr das Urwasser, mummu). Aus demselben Paar gehen hervor die Götter Aazý und Aazós (so zu lesen statt Aaxn, Aaxos), es ist das Götterpaar Lachmu und Lachamu, ferner Κισσαρή und Ασσωρός (die Götter Kišar und Anšar, welche der untern und obern Region, Erde und Himmel entsprechen), aus diesen die drei: 'Avós, "Tivos und Aós (die Trias Anu, In-lil Bel, Ea); als der Sohn des 'Aós und der Aaúxη sei Bños geboren, den sie für den Demiurgen halten. Die beiden Urprinzipien entsprechen dem ozóτos und dwg bei Herodot, der assyr.-bab. Tiamat (Meerestiefe, hebr. těhōm) und Apsu (Abgrund).

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Aus den Keilinschriften ergibt sich nun, dass in Assyrien, bezw. Babylonien, woher man diese Mythen hatte (ohne dass damit ihr nichtsemitischer Ursprung bewiesen wäre), verschiedene Darstellungen des Weltanfangs in Ansehen standen. Am bekanntesten ist ein solcher aus der Bibliothek Asurbanipals, von dem umfängliche Fragmente erhalten sind, die genügen, um die Verwandtschaft mit Berosus einerseits und der Bibel anderseits zu konstatieren 1). In diesem babylonischen Schöpfungsepos ist der auch auf alten Abbildungen häufig dargestellte Kampf zwischen Marduk (= Bel des Berosus) und Tiamat (= Omorka des Ber. als Drache) abgebildet) einlässlich erzählt. Die letztere erscheint als Gebärerin des Alls, aus welcher zuerst die Götter hervorgingen: Zuerst Lachmu und Lachamu, dann Anschar und Kischar, dann die Trias Anu, Bel, Ea, ferner des letztern Sohn Marduk, und die übrigen Götter, namentlich auch der Feuergott Gibil. Die Urmutter Tiamat will diese Götter vertilgen, wahrscheinlich weil sie ihre Alleinherrschaft durch deren Walten gefährdet sieht. Sie sammelt um sich die furchtbaren Götter und Geister der Finsternis, zu deren Haupt sie den Kingu erhebt, dem sie die Schicksalstafeln an die Brust heftet:,,Dein Befehl werde nicht gebeugt, fest stehe dein Ausspruch." Um die bedrohten Götter zu retten, sandte Anšar gegen die wütende Tiamat zuerst den Gott Anu, der aber vor ihr erschrak und umkehrte, dann mit demselben Misserfolg einen anderen Gott; endlich aber den Bel Marduk, welcher sich als Preis die Herrschaft über alle Götter ausbedingt und dann den furchtbaren Kampf mit dem chaotischen Ungeheuer wagt. Er hieb den Leib der Tiamat mitten entzwei, „gleich einem Fisch", indem er aus der obern Hälfte den Himmel, aus der untern den Bau der Erde herstellte. Er schloss die über dem Himmel wie die unter der Erde befindlichen Wasser ab und sonderte so auch Festland und Meer. Besonders lesbar ist die Stelle, welche dem

1) Smith a. a. O. S. 61 ff.

Schrader, KAT2 S. 2 ff.

Jensen,

Kosmologie S. 263 ff. Gunkel-Zimmern, Schöpfung und Chaos S. 401 ff.; Fr. Delitzsch a. a. O. S. 92 ff.

2) Vgl. die Abbildungen bei Smith a. a. O. S. 90.

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