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Einen selben Gottes zurückgeführt sind, nicht zu reden von der kläglichen Mitleidenschaft, in welche die Götter bei der babylonischen Erzählung dieses Unglücks hereingezogen werden. Dass die biblischen Versionen (Jahvist und Elohist) nicht direkt aus dieser babylonischen abzuleiten sind, leuchtet übrigens ein.

Die Gilgameš legenden, in deren Cyklus dieser Flutbericht als Episode eingeflochten ist, haben auch sonst religionsgeschichtliches Interesse. Smith glaubte, dieselben seien schon c. 2000 v. Chr. niedergeschrieben worden. Jedenfalls finden sich Szenen daraus schon auf altbabylonischen Siegelcylindern abgebildet, wie später in assyrischen Skulpturen. Sie stellen den Helden dar als eine riesenmässige, athletische, äusserst muskulöse Gestalt mit ausgeprägten, mannhaften Gesichtszügen, reichen Locken und üppigem Bartwuchs, wie er mit Löwe und Schlange oder einem ungeheuerlichen Stiere kämpft. Die von ihm handelnden 12 Tafeln (Bibliothek Asurbanipals) erzählen, wie dieser junge Held, dessen ursprünglicher Wohnsitz das von Feinden (Elam?) bezwungene Uruk-Erech war, auf eigentümliche Weise einen Genossen seiner Abenteuer und Kämpfe gewann an Eabani (Sohn der Ea, eig. Ea bildete), einem haarigen Gesellen mit Ochsenfüssen und Ochsenschwanz und Hörnern auf dem Kopf. Dieses faunartige, mit den Tieren mehr als mit den Menschen vertraute Wesen zeigt sich ebenso stark in seinen sinnlichen Begierden als kundig der Geheimnisse und siegreich im Kampfe mit Ungeheuern und Tyrannen. Mit diesem Kampfgenossen vereint, erschlug Gilgames den Zwingherrn Humbaba, der nach seinem Namen elamitischer König in Babylonien war, also Vertreter dieser Fremdherrschaft, von welcher in der Einleitung S. 172 die Rede war. Gilgames wird als Sieger König zu Uruk und herrscht über Gesamtbabylonien. Nun wirbt um seine Liebe die Göttin dieser Stadt, Istar. Sie erfährt aber von seiner Seite eine entschiedene Abweisung, obwohl sie ihm als ihrem künftigen Gemahl Reichtum und Ehre ohne Mass versprochen hat. Er hält ihr dabei vor, wie sie die zahlreichen Opfer ihrer Liebschaften stets wehrlos und unglücklich gemacht habe. grimmt über die ihr widerfahrene Schmach, steigt sie zum Himmel hinauf und klagt dieselbe ihrem Vater Anu, der auf ihre Bitte einen göttlichen Stier schafft, welcher sie rächen soll. Allein Gilgames und Eabani ziehen gegen diese Bestie aus und erlegen sie, worauf sie dem Gott Samas ein Dankopfer bringen. Oft abgebildet ist die Szene, wo Eabani den Stier am Kopf und Schwanz festhält, während Gilgames ihm die Waffe in die Kehle stösst. Die darob höchlich erzürnte Istar sprach von der Stadtmauer von Uruk herab einen feierlichen Fluch über Gilgames 1). Dieser Fluch

1) Dass die nachher zu besprechende Höllenfahrt der Istar hieher gehöre, da sie zum Hades hinabsteige, um dort Rächer zu finden, nachdem die himmlischen Götter ihr nicht hatten helfen wollen, wie Smith u. A. wollten, ist nicht wahrscheinlich, da in diesem Gedicht keinerlei

Gilgames und Eabani. Totenkultus.

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wurde erfüllt durch ihre Mutter Anatu, welche den Gilgames mit schwerer Krankheit (Aussatz?) schlug. Sein Elend wurde vermehrt durch den plötzlichen Tod seines Gefährten Eabani. Gilgames wandert nun durch die Wüste nach jenem fernen Eiland, wo Sitnapistim, sein Ahnherr, weilt, um dort Heilung zu erlangen. Der Weg dahin ist von zwei Ungeheuern (Smith 211) bewacht, halb Skorpionen halb Menschen, welche die Sonne bei ihrem Aufgang und Untergang bewachen. Nachdem er noch zu Schiff über grosse Wasser gelangt war, fand er den Gesuchten, und dieser erzählte ihm die oben besprochene Geschichte von der grossen Flut. Dann liess er ihn, seiner Bitte entsprechend, an einen Reinigungsort fahren, wo er von seinem Aussatz völlig rein gewaschen wurde. Ja er wies ihm auch die ersehnte Pflanze, eine Art Stechdorn, welche unerschöpfliche Lebenskraft gewähre. Gilgames wurde ihrer habhaft und brachte sie glücklich ins Schiff. Während er aber auf dem Rückweg durchs Land an einem Brunnen trank, entglitt sie ihm in die Tiefe, wo eine dämonische Schlange sie alsbald weghaschte. Nach Uruk zurückgekehrt, veranstaltete er aufs neue eine Trauerfeier um seinen geliebten Freund Eabani. Die Krankheit des Sonnenhelden und seine Genesung und Heimkehr wird auf die periodische Abnahme des Sonnenlichts und seine Verjüngung, in der es wiederkehrt, gehen. Auch der Gegensatz zu Istar, der sich durchs Ganze zieht, entbehrt nicht eines astralen Charakters.

5. Der Zustand nach dem Tode 1).

Der Tote wurde bei Babyloniern und Assyrern, wie das eben angeführte und manche andere Beispiele zeigen, schmerzlich beklagt unter dem Gesang von Trauerliedern und mit Begleitung von Trauermusik, sowie Verbrennung von Spezereien und Ausgiessung von Trankopfern. Auch lange Verstorbenen brachte man mit zerrissenem Gewand solche Klageopfer unter Bussgebeten und erhoffte davon eine Erleichterung ihres Schicksals. Der Leichnam wurde begraben, nicht verbrannt, und auf ein ehrenvolles Begräbnis das grösste Gewicht gelegt. Wer kein Grab erlangt, dessen Seele irrt ruhelos umher. Daher man die Leichen von Verbrechern und leidenschaftlich gehassten Feinden schändet und den Raubvögeln preisgibt. An diese Bergung des entseelten Körpers im Schoss der Erde schliesst sich die Vorstellung an, dass die Seele

Beziehung auf diese Absicht zu erkennen ist. Das Hinabfahren der Istar zur Unterwelt hat vielmehr einen astronomischen Anlass in dem Unsichtbarwerden ihres Planeten, und woh! ein psychologisches Motiv im Verlangen der Liebesgöttin nach dem verstorbenen Geliebten (Thammuz). 1) Litteratur s. bei A. Jeremias, Die babylonisch-assyrischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tode S. 1 u. 4.

nach dem Tod in die Unterwelt hinabfahre, welche im Innern der Erde gedacht ist1). Werden doch dieselben Zeichen (Ideogramme) für Grab und Unterwelt gebraucht. Das Erdinnere erscheint gemeinhin als Aufenthaltsort der abgeschiedenen Seelen, was nicht ausschliesst, dass es im fernen Osten ein Land der Seligen gibt, wie sich oben gezeigt hat. Am anschaulichsten schildert diese Unterwelt das mythologische Gedicht, welches die Höllenfahrt der Istar erzählt 2), welches beginnt (Übs. Jeremias):

Nach dem Lande ohne Heimkehr, dem Lande.

Richtete Istar, die Tochter Sin's (des Mondgottes) ihren Sinn,
Nach dem Hause der Finsternis, dem Sitze Irkalla's 3),

Nach dem Hause, dessen Betreter nicht mehr herauskommt,

Nach dem Pfade, dessen Hingang nicht zurückführt,

Nach dem Hause, dessen Betreter (Bewohner) dem Lichte entrückt ist, Dem Orte, da Staub ihre Nahrung, ihre Speise Kot,

Da Licht sie nicht schauen, in Finsternis wohnen,

Da sie gekleidet sind wie Vögel in ein Flügelgewand,

Auf Thür und Riegel Staub sich breitet.

Als Istar zum Thore des Landes ohne Heimkehr gelangt war, Sprach sie zum Wächter des Thores:

Wächter des Wassers, öffne dein Thor,

Öffne dein Thor eintreten will ich!

Wenn du nicht öffnest, ich nicht eintreten kann,

Werde ich zertrümmern die Thür, den Riegel zerbrechen,

Werde zertrümmern die Schwellen, aufreissen die Thürflügel,

Will heraufführen die Toten, dass sie essen und leben,

Zu den Lebendigen sollen sich scharen die Toten.

Der Wächter meldet der Königin der Unterwelt Allatu die Ankunft ihrer Schwester Istar, welche schadenfroh die Einwilligung zu ihrem Eintritte gibt. Der Wächter spricht zu ihr:

„Tritt ein, meine Herrin, Kutu (die Unterwelt) möge jauchzen, Der Palast des Landes ohne Heimkehr möge deiner Ankunft sich freuen!“

Beim ersten der sieben Thore der Unterwelt nimmt er ihr ab die grosse Krone von ihrem Haupte und antwortet auf ihre befremdete Frage: So sei es die Übung nach dem Willen der Gebieterin der Unterwelt; ebenso muss sie beim zweiten Thor das Geschmeide von ihren Ohren lassen, beim dritten die Kette von ihrem Nacken, beim vierten den an der Brust getragenen Schmuck, beim fünften den Gürtel mit Edelsteinen von ihren Hüften, beim sechsten die Spangen von Händen und Füssen, endlich beim siebenten die letzte Umhüllung von ihrem Leibe. Allatu ergrimmt, wie sie die Istar sieht und befiehlt ihrem Diener Namtar (Pestgott) sie zu schlagen mit Krankheit an den Augen, Hüften, Füssen, am Herzen und am Kopf.

1) Siehe das Genaueste darüber bei Jensen, Kosmologie S. 215 ff. 2) E. Schrader, Die Höllenfahrt der Istar, Giessen 1874. Smith-Delitzsch, Chald. Genesis 198 ff. 313 ff. A. Jeremias, Vorstellungen S. 10 ff.

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3) Beiname der Göttin der Unterwelt, Allâtu.

Die babylonische Totenwelt.

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Allein die Oberwelt kann der Istar, die hier als Liebesgöttin erscheint, nicht entraten. Nach ihrer Fahrt in den Hades wollen Menschen und Tiere sich nicht mehr paren. Die Götter trauern um ihren Weggang. Samas klagt vor seinem Vater Sin und vor Ea. Ea aber sendet ein hiezu geschaffenes Wesen Uddušunāmir, dass es Istar befreie durch Beschwörung mit dem grossen göttlichen Namen und Besprengung mit dem Lebenswasser, das in der Tiefe der Totenwelt seinen wohlverwahrten Quellort hat. Die Göttin Allatu ist zwar höchlich erzürnt über diese Wendung und verwünscht den Boten Uddušunāmir, muss aber gehorchen. Istar wird mit dem Lebenswasser besprengt und kehrt aus den Thoren der Unterwelt zurück, wo sie am ersten ihr Leibgewand, am zweiten ihre Hand- und Fussspangen wiedererhält u. s. w.

Der Schluss des Gedichtes ist dunkel. Er scheint eine Aufforderung an einen um seine Schwester Trauernden zu enthalten: Er möge sich an Istar und ihren Jugendgeliebten Thammuz wenden mit Gebeten und Opferspenden, um die Befreiung der Verstorbenen aus der Unterwelt zu erlangen.

Der Hades ist in dieser Dichtung1) charakterisiert als ein ummauerter, mit festen Thoren und Riegeln verschlossener Ort 2). Er ist zwar reich an Eingängen, da die Menschen auf mancherlei Wegen hineinkommen, aber ohne Ausgang, da die Toten in der Regel nicht wiederkehren. Dunkel ist der Ort, weil unter der Erde gedacht; Licht und Leben sind ohnehin verwandte Vorstellungen. Schön ist dargestellt, wie beim Eingang in diese Sphäre alles und jedes Schmuckwerk und Kleid muss zurückgelassen werden. Die Insassen sind schattenhafte, schwebende Wesen, daher wie befiedert. Ihre Speise ist Staub, nach einer andern Stelle3) Aas, ihr Trank (ebenda) stehendes Wasser, d. h. nichts ernährendes und belebendes. Sie sind an Augen und Gliedern, Haupt und Herz mit Krankheit geschlagen, d. h. die Funktionen ihrer Sinne und Gliedmassen stille gestellt.

So ist es, ähnlich wie in der volkstümlichen Vorstellung der alten Hebräer vom Scheōl, eine fast ganz negative Auffassung des Daseins nach dem Tode. Das Sein der Menschen hört dabei zwar nicht auf, verdient aber kaum den Namen eines Daseins, jedenfalls nicht eines Lebens. Doch ist die Wiederherstellung des Lebens und Rückkehr der Toten in die Welt nicht schlechthin unmöglich, wie nicht nur Istars eigenes Beispiel beweist, sondern auch ihre Drohung, dass sie die Pforten zertrümmern und die Toten befreien und auf die Erde zurückkehren lassen könnte. Dass in vereinzelten Fällen solche Geister, freilich ohne wahres Leben, zurückkehren, ist auch die Voraussetzung der Magie, welche

1) Vgl. in Betreff der Bedeutung derselben S. 222 Anm. 1. 2) Vgl. die „Pforten der Unterwelt" oder des Todes bei den Hebräern Jes. 38, 10; Hiob 38, 17; Psalm 107, 18 und noch Matth. 16, 18. 3) IV R 49 Nr. 2. Haupt, Nimrod-Epos 16-19. Orelli, Religionsgeschichte.

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mit vampyrischen Totengeistern zu thun hat1), und der Mantik, wo, wie wir sahen, Abgeschiedene zur Konsultation heraufbeschworen werden. Es findet sich aber auch im tiefen Grunde des Totenreichs eine Quelle des Lebenswassers, welche von den Mächten der Unterwelt ängstlich gehütet wird. Wer von den Toten dieses Wasser trinkt oder damit begossen wird, der empfängt wieder Leben wie Istar selbst. Aber nur ein gewaltiges Götterwort, insbesondere Eas, kann ihnen diese Wohlthat zuwenden.

Lehrreich für die altbabylonischen Vorstellungen vom Schicksal der Toten ist auch, was bei der Klage des Helden Gilgames um seinen verstorbenen Gefährten Eabani (12. Tafel des Epos) verlautet. Jener jammert darüber, dass sein (auf eine rätselhafte Weise umgekommener) guter Freund nicht mehr das Leben geniessen könne, aber auch nicht von Nergal (Kriegsgott) sei weggerafft worden, in welchem Fall er mit den in der Schlacht gefallenen Helden an einem bessern Ort Aufnahme gefunden hätte, sondern der Erde, dem trostlosen Land der Finsternis, anheimgefallen sei. Durch Fürbitte sucht er zu erlangen, dass sein Freund von da versetzt werde nach dem Aufenthaltsort der Seligen, die mit den Göttern wohnen, ruhend auf wonnigen Lagern und an köstlichem Mahl sich erquickend). Allein weder Bel noch Sin vermögen diese Bitte zu gewähren. Nur Ea vermag das, und dessen Sohn, der hilfreiche Gott Marduk, vermittelt es, dass Eabanis Genius oder Dämon, sein Unsterbliches, aus der Unterwelt befreit emporsteigt. Am Schluss jenes Epos wird in einem Zwiegespräch zwischen Gilgames und dem aus dem öden Ort der Schatten glücklich erlösten Eabani die Seligkeit der in der Schlacht Gefallenen und ehrenhaft Begrabenen geschildert, dagegen das unglückliche Los derer beklagt, die unbestattet auf dem Felde liegen bleiben:

Auf einem Ruhepolster ist gelagert, reines Wasser trinkend,
Wer in der Schlacht getötet ward du sahst es! Ja, ich sah es:

Sein Vater und seine Mutter halten sein Haupt

Und sein Weib [kniet] an seiner Seite.
Wessen Leichnam auf dem Felde liegt,

Du sahst es! Ja, ich sah es:

Dessen Seele hat nicht Ruhe in der Erde.

Wessen Seele keinen hat, der für sie sorgt,

Du sahst es! Ja, ich sah es:

Die Hefe (?) des Bechers, die Überbleibsel des Essens,
Was auf die Strasse geworfen ist, geniesst er3).

1) Lenormant, Magie S. 511 f.

2) Angeführt wird auch eine Stelle aus WAI III, 66 von Lenormant, Magie 510 f. Sayce, Denkmäler 199, wo die Rede sei von dem Lande des silbernen Wolkengewölbes, wo Segensgüter sind zu ihrer Nahrung und süsse Lust sie zu beseligen, wo ist Einhalt des Kummers und des Jammers. Allein es ist noch zweifelhaft, ob hier überhaupt vom Zustand der Seligen die Rede.

3) A. Jeremias, Izdubar S. 42 f.

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