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Menschenopfer und kultische Tänze.

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Abschlachtung die Rede ist. Vgl. besonders Ezech. 23, 37, wonach dieses durchs Feuergehenlassen dem Abgott die Kinder zum Frasse" liefert 1).

Dass solchen grauenhaften Verirrungen, um derentwillen namentlich die Karthager bei den andern Völkern berüchtigt waren, eine tiefe und edle, aber missleitete religiöse Empfindung ursprünglich zu Grunde lag, zeigen biblische Erzählungen wie die von Isaaks Opferung oder die der Tochter Jephtas; ebenso Stellen wie Micha 6, 7. Das Menschenopfer ging von dem Bewusstsein aus, dass man das Kostbarste der Gottheit zu weihen habe, und was war einem Vater oder einer Mutter teurer als das leibliche, das erstgeborene, das einzige Kind! Ein tiefes Schuldgefühl (vgl. Micha 6, 7), das alle geringern Gaben als unzureichend zur Sühnung empfand, oder ein edler Trieb der Hingabe des eigenen Fleisches und Blutes zur Rettung des ganzen Volkes oder Gemeinwesens (vgl. Jephtas Beispiel, der einen Hausgenossen dem Tode weiht), oder eine schrankenlose Verehrung der Gottheit, die sich nicht genug thun konnte (Abraham), mochten versucht sein, sich in dieser ungeheuerlichen Weise zu äussern. Allein es setzt das immerhin eine noch wenig entwickelte Gotteserkenntnis oder einen dieselbe verfinsternden Fanatismus voraus. Bei den Israel umgebenden Heidenvölkern erklären sich diese kalten Blutes durch alle Phasen der Kulturentwicklung hindurch gepflogenen Greuel aus der niedrigen Vorstellung, die man von der immerhin sehr intensiv empfundenen Gottheit hatte. Das Ethische machte sich bei diesen Menschenopfern, soweit wir sehen, äusserst wenig geltend. Man sah in dem Gott nur die feindliche Macht, welche ein Opfer verlangte, um beschwichtigt zu werden. So schob man ihr, die natürlichen Gefühle erstickend, ein unschuldiges Kind in den Rachen. An irgend eine ethische Versöhnung dachte man dabei kaum. Auch fand dabei die tierische Grausamkeit im Menschen Nahrung und mochte sich an solchem Schauspiel weiden.

Auch die wilden Tänze 2) der Hierodulen und ihr tolles Gebaren zeigen, dass man sich bei diesem Kultus zu einem Taumel aufregte, in welchem die natürlichen Gefühle erstarben. Die Geschichte des Elia, 1 Kön. 18, erzählt von dem Treiben der 450 „Propheten" des Baal (und der 400 der Astarte) deren Kultus die tyrische Königstochter in Ephraim heimisch gemacht hatte. Sie heissen Propheten" wegen ihres mantisch aufgeregten Treibens, wodurch sie den Baal herbeizurufen und die Menge für ihren Gott zu begeistern suchen. Bei ihren mit wildem Geschrei ausgeführten Tänzen um den Altar ritzten sie sich mit Messern blutig (Vs. 28), um den Gott zu erweichen oder die Menge zu fanatisieren. Man

Molech.

Riehm, Bibl. Hdwb. Art.

1) Vgl. Gesenius, Thesaurus p. 985. Archinard a. a. O. S. 234 f. 2) In einigen Inschriften kommt Baal Markôd, der „Baal des Tanzes" vor.

hat sich diese Chöre nach Art der heutigen Derwische vorzustellen, welche sich ebenfalls durch Geheul und Tanz in eine Art Ekstase hineinsteigern, in welcher sie gegen Schmerz unempfindlich werden. und das Volk durch unerhörte Leistungen in Erstaunen setzen.

Auch der weiblichen Gottheit diente man mit solchem strengen Kultus. Zwar vertritt sie an sich dem strengen Gemahl (Baal, Melkart u. s. f.) gegenüber das mildere Prinzip, entsprechend dem Monde mit seinem sanftern Licht, sowie dem Wachstum und Leben in der irdischen Natur. Aber sie weist hier wie in Babylonien neben ihrer erotischen Gestalt auch eine gestrenge, enthaltsame, jungfräuliche auf. Und wie sie gleich dem Baal-Melkart, Molech u. s. f. mit Menschenopfern sich verehren liess, so auch mit blutigen Geisselungen, Selbstentmannung und sonstiger Selbstpeinigung. Die männlichen Kedeschen, welche ihr dienten, waren meist Verschnittene in Weiberkleidern, welche ähnlich das Land durchziehen mochten, wie die Cinädenbanden der syrischen Göttin, von deren Treiben Movers nach Lucian (de Dea Syra) folgendes Bild entwirft: „Der Bande voran ging ein Trompeter, der ihre Ankunft in den Dörfern, an den Meierhöfen oder auch in den Gassen einer Stadt mit seinem Blasinstrumente, einem gewundenen Horn in der Gestalt einer Schlange, ausposaunte. Ihm folgten in phantastischem Aufzuge die bettelnden Priester und Gallen1) mit ihrem Magister, der Esel, welcher das verschleierte Symbol der Göttin samt dem Bettelsack trug, in der Mitte. Sie waren in buntfarbige, schmutzige Frauengewänder gekleidet, Gesicht und Augen gleichfalls nach Frauenweise bemalt, den Kopf mit gelben leinenen oder seidenen Turbanen umwunden; andere trugen weisse Kleider, vorn mit der roten, herabhängenden Clava geschmückt. Die Arme waren bis zur Schulter aufgestreift; grosse Schwerter und Beile, auch die Geissel, dann Klappern, Pfeifen, Cymbeln oder Tympanen in den Händen, zogen sie mehr tanzend als gehend unter dem Schall einer wilden Musik ihre Strasse. An einem Meierhofe angekommen, stellen sie ihre Gaukeleien an. Ein misshelliges Geheul eröffnet die Szene. Dann fliegen sie wild durcheinander, das Haupt tief zur Erde gesenkt, aber in Kreisen sich herumdrehend, so dass das aufgelöste Haar durch den Kot schleift; dabei zerbeissen sie sich zuerst die Arme und zerschneiden sie zuletzt mit ihren zweischneidigen Schwertern. Dann beginnt eine neue Szene. Einer von ihnen, der es in der Raserei allen zuvorthut, fängt unter Ächzen und Stöhnen an zu prophezeien ( wie die Baalspriester 1 Kön. 18, 29); er klagt sich öffentlich seiner begangenen Sünden an, die er durch die Züchtigungen des Fleisches nun bestrafen will, nimmt die knotige Geissel, welche die Gallen zu tragen pflegen, zerschlägt den Rücken, zerschneidet sich mit Schwertern, bis das Blut von dem verstümmelten Körper herunter

1) Das Wort ist gallâch, der Geschorene, hier vielleicht Verschnittene?

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trieft. Das Ende vom Ganzen ist eine Kollekte. Einige werfen ihre Kupfer-, wohl auch Silbermünzen in den vorgehaltenen Schoss, andere bringen Wein, Milch, Käse, Mehl herbei, was sie gierig zusammenraffen, in dem dazu bestimmten Säckel neben der Göttin dem Esel auf den Rücken legen, dann bis zum nächsten Dorf oder Landhaus weiterziehen, wo das ganze Ceremoniell aufs neue wiederholt wird. Am Abend in der Herberge angekommen, entschädigen sie sich durch einen Schmaus und allerlei Ausgelassenheiten, auch unnatürliche Laster von den blutigen Kasteiungen des Tages" 1).

Dass der Kultus bei diesen Völkern ein mit der Zeit gesetzlich wohl geordneter war und bestimmte Satzungen über Priesterkleidung, Opferritus u. dgl. bestanden, erhellt aus manchen Notizen. Doch sind uns nur wenige Fragmente solcher Priesterordnungen erhalten, vor allem die Opfertafel von Marseille 2), eine im alten Massilia gefundene Steintafel, welche jedoch in Karthago beschrieben zu sein scheint, so dass sie als Reglement für die massiliensische Kolonie oder sonstwie dorthin gewandert wäre. Sie gibt den Tarif, der die Abgaben regelt, welche bei jedem Opfer den Priestern zu entrichten waren. Es erhellt daraus, dass das gewöhnlichste Opfermaterial aus Rindern, Schafen, Böcken und Ziegen sowie aus Vögeln bestand. Auch Hindinnen beliebten die Phönizier zu opfern 3). Unterschieden werden kalîl (das Ganzopfer), und šelem (Dankopfer). Ausserdem kommt saw at vor, ein Bittoder Sühnopfer.

Dass diese Naturreligion trotz der oberflächlichen Kultur, welche sich mit ihrem Dienste verbunden hatte, keinen wahrhaft veredelnden und heiligenden Einfluss auf diese Völker ausüben konnte, wird niemand befremden. Es prägte sich dabei jene niedrigstehende Charakterbildung und Gesinnung aus, die wir S. 229 als dieser Völkergruppe besonders eigen bezeichnen mussten. Die teils entnervende, teils abstumpfende Wirkung dieses Kultus aber hat jene ungünstigen Charakteranlagen noch verschlimmern und zur Degradation der Völker mächtig beitragen müssen. Letztere ist denn auch trotz aller materiellen Blüte rasch eingetreten, und zu einer ehrfurchtgebietenden Höhe vermochten sich weder die Phönizier noch die Karthager aufzuschwingen. Sie dienten zwar als ein Bindeglied der alten Welt mit ihrer rührigen Wanderlust und ihrem Handelstrieb, vermochten aber religiös ernstern und sittlich kräftigern Völkern nicht lange zu widerstehen. Kanaaniter, trotz ihrer Überzahl und ihrer Überlegenheit in Hinsicht auf weltliche Bildung, den eindringenden Israeliten erlagen, so die üppigen, weichlichen Karthager den gestrengen, pietätvollen

1) Movers, Phönizier I, 681-683. Über die freiwillige Kastration, welche diese Gallen in einem Anfall heiliger Raserei an sich vollzogen, s. ebenda S. 684 f. Vgl. auch Scholz, Götzendienst, S. 323 ff. 2) Siehe über dieselbe CIS I p. 217 ss.

3) Dass als Hirsch auf der Opfertafel zu lesen sei, wird von Renan bestritten.

Römern. Es erfüllte sich an dieser Völkergruppe jener Fluch Noahs, Genes. 9, 25 ff., weil die dort typisch gezeichnete rohe Pietätlosigkeit und schmutzige Sinnlichkeit ihr trauriges gemeinsames Erbe war. Das Gegenbild zu dem ruchlosen Kanaan ist in jener Erzählung der fromme Sem, zu welchem Jahveh in ein Eigentumsverhältnis tritt. Im stärksten Kontrast zum kanaanitischen Unwesen steht nun in der That, was von religiöser Entwicklung von einem Zweige dieses Stammes ausgegangen ist. Trotz sprachlicher und geographischer, geschichtlicher und religionsgeschichtlicher naher Berührungen zwischen beiden gibt es in der alten Welt keinen stärkern Gegensatz als den zwischen Ham-Kanaan und Sem-Israel.

III. Religion der Aramäer, Ammoniter, Moabiter, Edomiter, Araber 1).

Zu der semitischen Gruppe, welche den Typus dieses Stammes am reinsten bewahrt hat, gehören namentlich die mit den Hebräern nächst verwandten Völkerschaften, welche in der Bibel von Terach abgeleitet werden. Dass die semitische Abstammung nicht einfach aus der Sprache gefolgert werden kann, wurde schon erinnert. Haben doch häufig Mischungen der Bevölkerung und damit verbunden auch Sprachentausch stattgefunden. Dagegen kann die nahe Verwandtschaft der Hebräer mit einem grossen Teil der nordöstlich von ihnen ansässigen Syrer (Aramäer) und südlich hausenden Arabern (Ismael, Midian), sowie mit den nächst benachbarten Edomitern, Moabitern, Ammonitern nicht in Zweifel gezogen werden. Die hebräischen Nachrichten darüber sind um so unverdächtiger, da die Israeliten mit den meisten dieser Völker (Midian, besonders aber Edom, Moab, Ammon), fast immer auf gespanntem Fusse lebten.

Auch in religiöser Hinsicht zeigen diese Völker Ähnlichkeit mit der vorhergehenden Gruppe, sind aber noch näher unter sich verwandt. Bei den Aramäern tritt allerdings, der politischen Zerfahrenheit, aber auch dem Umstand zufolge, dass uns alte Quellen fehlen, nirgends ein bestimmt abgegrenzter und ausgestalteter Götterglaube und -dienst hervor. Doch ist ihre ursprüngliche Stammreligion nach Analogie derjenigen der Ammoniter, Moabiter, Edomiter und

1) Siehe ausser den S. 227 f. angeführten Schriften: Joannis Seldeni De Dis Syris Syntagmata, ed. Beyer, Lips. 1668. Fr. Buhl, Geschichte der Edomiter, Leipz. 1893. Vgl. die Artt. der bibl. Wörterbb. über Ammon, Moab, Edom, über letzteres bes. Baudissin PRE3, V, 162 ff.

Die Götter der Aramäer.

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Araber zu denken, so nämlich, dass die Gottesverehrung um einen Stammgott concentriert war, der sich bald geschlechtlich differenzierte und lokal besonderte, indem eine Mehrheit von Göttern nicht unzulässig schien. Dieser Stammgott trug den Charakter einer Natur- und vielfach willkürlichen Schicksalsmacht an sich. Doch war er nicht ohne sittliche Attribute und diente bei den Israel nächstverwandten Stämmen einer reineren Frömmigkeit und Sittlichkeit zur Stütze. Bei den Arabern ist nach den ältesten inschriftlichen Denkmälern ebenfalls eine erhabenere Gottesauffassung anzuerkennen, welche dem heidnischen Polytheismus weichen musste, aber wohl nie ganz von demselben verdrängt wurde.

Der nordwestliche Zweig dieser Semiten sind die Aramäer, welche zu beiden Seiten des obern Euphrat, im eigentlichen Mesopotamien und in Syrien sich ausgebreitet haben und hier mit andern Völkern wie den Hethitern, Assyrern, Babyloniern in mannigfache Berührung kamen. Ihre ursprünglich nomadischen Stämme wuchsen nie zu einer politisch vereinigten Nation zusammen. Einige kleinere Königreiche der Aramäer sind aus der Bibel bekannt, so Aram-Damaskus und das davon südlich gelegene Aram-Zoba. Bei dieser politischen Zerfahrenheit waren sie um so mehr auch dem religiösen Einfluss der in Vorderasien abwechselnd herrschenden Nationen ausgesetzt, und wie von Babylonien und Assyrien aus sich frühe eine gemeinsame Kultur über diese Länder ausbreitete, so zeigte bald auch die Religion in Vorderasien überall dieselben Grundzüge mit wenig geistiger Originalität im einzelnen und mannigfachem Synkretismus aus babylonischassyrischen, arabischen, ägyptisch-hellenischen Elementen.

Im allgemeinen herrscht auch hier der semitische Baal1), in Syrien Bel genannt, und eine mit diesem Gott geparte, ihn oft in den Schatten stellende Göttin.

In der israelitischen Überlieferung findet sich Genes. 31, 53 die Erinnerung an einen vom Gott des Stammvaters Abraham unterschiedenen, mit ihm aber ohne Zweifel nahe verwandten Gott Nahors, des Ahnherrn der aramäischen Vettern; ebenso daran, dass die in Israel noch lange spukenden Teraphim) aus Aram importiert worden seien Genes. 31, 19 ff.; vgl. 35, 2.

Ein altsyrischer Göttername ist Hadad, nach welchem manche syrische Könige ihren Namen tragen, Hadadezer (1) auf den assyr. Keilinschr. Dad'idri, und Benhadad, keilinschr. Bir dadda; Peschita: Barhadad. Dagegen zeigt der Name Chazael (in) 2 Kön. 8, dass daneben auch die allgemeinste semitische Gottesbenennung El üblich war3). Die Vermutung, dass statt Hadad:

1) Vgl. auch El Gabal, oben S. 232 Anm. 2 und zum Gebrauch von Bel ebenda Anm. 3.

2) S. oben S. 205.

3) Josephus Ant. 9, 4, 6 meint naiver Weise, die Syrer hätten Könige dieses Namens zu Göttern gemacht.

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