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Moabiter. Ammoniter. Edomiter.

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gebreiteten Armen, in welche die Kinder gelegt worden seien, nachdem man im Hohlraum der Statue Feuer eingelegt und sie glühend gemacht hatte. Dass die Ammoniter ihrem Milkom Menschenopfer brachten, ob auch vielleicht nur in Zeiten der Not und Gefahr, oder wenn ausländischer Einfluss dieser Unsitte Vorschub leistete, ist nicht zu bezweifeln. Von einem solchen Naturgott offenbar ist ja auch dieser Milkom oder Molek kein anderer als Baal-Melkart in neuer, nationaler Besonderung konnte ein heiligender Einfluss auf das Volk nicht ausgehen. Es haben denn auch weder die grausamen (Amos 1, 13) Ammoniter noch die grosssprecherischen (Jerem. 48, 29 f.) Moabiter irgend eine Spur höheren geistigen oder edlern religiösen Lebens hinterlassen. Das schliesst freilich nicht aus, dass auch bei ihnen, wie wir es gleich bei Edom finden werden, zu Zeiten eine reinere Gotteserkenntnis und bessere Lebensweisheit gedeihen mochte. In den Erinnerungen, welche die Israeliten über den Ursprung und die frühere Entwicklung dieser Stämme aufbewahrt haben, spricht sich aus, dass sie zwar vom selben würdigen Stamme wie Abraham ausgegangen, aber von Anfang an sich stark mit ihrer kanaanitischen Umgebung eingelassen und von ihr viel heidnische Unsitte angenommen haben.

Noch näher als die eben genannten Stämme war mit Israel Edom verwandt, ein südlich von Kanaan in meist öden Wohnsitzen hausendes Jägervolk, das immerhin nicht ohne eine gewisse Kultur zu denken ist und namentlich durch seine Spruchweisheit berühmt war1). Bei diesen Edomitern scheinen verschiedene Gottesnamen) gangbar gewesen zu sein nach den Eigennamen der Könige zu schliessen, die bald mit Baal), bald mit Malik 4), bald mit kaus, kōs 5) gebildet sind. Ein mit letzterm ähnlich klingender Name, den Josephus als idumäisch erwähnt, (Ant. 15, 7, 9) Kosé, ist davon zu unterscheiden, und mit dem arabischen Gewittergott kozeḥ6) zu identifizieren. Allein diese Benennungen können doch nur auf wesentlich denselben Gott bezogen worden sein, der im allgemeinen einheitlich in Edom verehrt wurde, auf die Himmel und Erde regierende höchste Gewalt, welche freilich diesem Volke sich nicht so herrlich und heilig geoffenbart hatte, wie dem israelitischen Brudervolk, aber immerhin nicht ohne ernstern, sittigenden Einfluss auf das Leben scheint geblieben zu sein. Das Buch Hiob wenigstens, dessen weisester Redner Eliphas jedenfalls ein Themaniter, also Edomiter ist (mag man nun das Land Uz, welchem der Schauplatz der Geschichte angehört, in Edoms Nachbarschaft oder im Hauran suchen), lässt erkennen, dass der Schöpfer Himmels

1) Obadja Vers 8; Jer. 49, 7. Vgl. das Buch Hiob.

2) Gegen Stade, der Edom selbst als ursprüngl. Gottesnamen fasst, s. Bäthgen, Beiträge S. 10. Vgl. aber auch oben S. 150.

3) So Baal chanan Genes. 36, 38.

4) So Malikram in assyr. Inschr. KAT2 S. 150.

5) Assyr. ka-uš - = KAT2 S. 150 u. 613. Bäthgen, Beitr. S. 11. 6) Bäthgen ebenda. Vgl. ZDMG 32, 563 f.

Orelli, Religionsgeschichte.

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und der Erde, der Lenker aller menschlichen Geschicke, diesem Volke bekannt war, der sich in Natur und Geschichte dem kontemplativen Sinn der Weisen erschloss und mit den Frommen in ein näheres Verhältnis sich einliess, die sich von dem bei diesen Nomadenstämmen häufigen Gestirndienst rein hielten und an dem unsichtbaren, überirdischen Gott festhielten. Zwar ist hier die Religion dieser ausserisraelitischen Bruderstämme offenbar idealisiert, aber es musste dieselbe doch solcher idealer Auffassung einigermassen fähig und würdig sein. Von Bilderdienst der Edomiter verlautet denn auch nichts ausser 2 Chron. 25, 14. Vielleicht hat derselbe nur zeitweilig Eingang gefunden.

Ganz ähnlich haben wir uns die alte Religion der auf der Sinaihalbinsel und im Norden der arabischen Halbinsel niedergelassenen, mit Israel verwandten Stämme (Midian, Ismael, Keniter u. s. w.) zu denken.

Aber auch die Südaraber haben nach monumentalen Überresten, auf deren religionsgeschichtliche Bedeutung Hommel1) aufmerksam gemacht hat, in der frühesten erkennbaren Zeit eine nicht zu verachtende Höhe des Gottesbewusstseins innegehabt. Die betreffenden Inschriften im minäischen und sabäischen Dialekt reichen an den Anfang des ersten Jahrtausends v. Chr. zurück. Die frühesten von den sabäischen Königen, welche sich erst nicht Könige, sondern mukarrib oder makrub (Priesterfürsten) nannten, stammenden mögen aus dem 10.-8. Jahrh. v. Chr. herrühren; noch früher setzen Ed. Glaser und Hommel die des Königreichs Maîn an. Die in den minäischen angerufenen Gottheiten sind. Athtar (sprich: Astar) = babyl. Istar, aber ein männlicher Gott; Wadd (Gott der Liebe), en-karih (Gott des Hasses), in Hadramaut besonders Sin (der babyl. Mondgott), Sohn des Athtar u. a. m. Hier herrschte also Polytheismus. Hommel macht aber geltend, dass in den minäischen Personennamen in der Regel nicht diese Götternamen, sondern einfach ilu erscheint, selten etwa Wadd oder Athtar, abgekürzt Atht. Er schliesst daraus auf eine weiter zurückliegende Zeit, wo die von aussen (Babylonien) importierten Götter noch nicht verehrt wurden, sondern die Gottheit schlechthin, ilu. Von dieser Gottheit sagen jene Eigennamen grosses und mannigfaltiges aus: Ili wahaba, mein Gott hat gegeben". Ili jada'a, „mein Gott ist (all)wissend". İli 'azza, „mein Gott ist mächtig". İli padaja, „mein Gott hat erlöst". Ili samia, mein Gott hat erhört“ u. s. f. Ebenso mit umgekehrter Wortstellung: Jadhkur ilu, „Gott gedenkt“ u. s. w. Merkwürdig für das Verhältnis zwischen Gott und Menschen ist ferner, dass der Gottesname häufig durch Verwandtschaftsbezeichnungen umschrieben ist, deren Gebrauch eine innige Beziehung zur Gottheit voraussetzt, besonders durch

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1) Fr. Hommel, Die Altisraelitische Überlieferung, München 1897, S. 75 ff.

Araber. Israel. Christentum.

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abi1), z. B. Abi amara, „mein Vater gebietet“, Abi sami'a, „mein Vater hat erhört“ u. s. f., ebenso mit 'ammi, mein Oheim (= Vormund, Beschützer), ebenso châli (mein Oheim, speziell Bruder der Mutter), dâdi, mein Vetter, achi, mein Bruder. Ferner wird statt Gott gesetzt sumhu, sein Name". Diese Zusammensetzungen mit ammi, chali u. s. f. sowie mit sumhu sind am häufigsten in den minäischen und ältesten sabäischen Inschriften, werden dagegen späterhin selten; sie deuten also auf den frühesten Besitzstand der Religion, der kein geringer gewesen sein kann, da sie einen erhabenen und doch mit den Menschen in innigem Verhältnis und Verkehr stehenden Gott erkennen lassen.

Es ist hier auch daran zu erinnern, dass die „Königin von Saba" Salomo besuchte, um seine Weisheit zu hören 2), was voraussetzt, dass ähnliche Weisheit, die nicht ohne allen religiösen Charakter zu denken ist, in ihrem eigenen Lande Pflege fand. Auch ist zu beachten, dass die Israeliten sich bewusst waren, ihre Spruchweisheit nicht als ein ausschliessliches Besitztum ihres Volkes ansehen zu dürfen, sondern sie in gewissem Sinn als ein Gemeingut mit den verwandten Stämmen pflegten, daher sie sich nicht scheuten, auch Sprüche nichtisraelitischer Weiser in ihre Sammlungen aufzunehmen, wie die Überschriften Sprüche Sal. 30, 1; 31, 1 beweisen 3), oder in deren Namen zu lehren, wie das Buch Hiob zeigt, von welchem oben die Rede war.

Von dem, was wir erst aus nachchristlichen Quellen über das arabische Heidentum erfahren, wird später die Rede sein.

Der theologisch wichtigste Zweig dieser Gruppe aber, der israelitische, der sich als der lebensfähigste und fruchtbarste in der ganzen Religionsentwicklung erwiesen hat, kann und soll in diesem Buche nicht behandelt werden, da es nicht möglich wäre, ihm den nach seiner Bedeutung schuldigen Raum zu gewähren. Würde doch seine Darstellung nicht nur die gesamte alttestamentliche Entwicklung, sondern nicht minder die als Frucht und Krone daraus hervorgegangene Entstehung des Christentums, sowie dessen ganze Entfaltung in der Missions- und Kirchengeschichte bis auf unsere Tage umfassen müssen, Gebiete, welche in mannigfachster Weise von jeher bearbeitet worden sind, so dass es an Darstellungen derselben nicht mangelt. Hier möchten wir nur mit einigen Hülfslinien andeuten, wie diese Gebilde sich in den Entwicklungsgang des gesamten religiösen Lebens einordnen, zugleich aber von den übrigen Religionen sich charakteristisch

1) Diese Erscheinung ist von Wichtigkeit für die Erklärung der hebräischen Eigennamen Abinadab, Abieser, Amminadab, Achina

dab u. s. w.

2) 1 Kön. 10, 1 ff.

3) Das nordarabische Königtum Massa Sprüche 31, 1 (vgl. Gen. 25, 14) ist auch durch die assyrischen Inschriften bezeugt. Siehe Sayce, Higher Criticism5 (1895) S. 479 f.

abheben und den Höhepunkt bilden, welchem die andern gewissermaassen zustrebten, ohne ihn zu erreichen, von wo aus wir sie daher wahrhaft überschauen und ihren Wert beurteilen können.

IV. Israel und die Semiten 1).

Als die im engsten Sinn semitische Gruppe, welche den semitischen Typus am reinsten erhalten hat, sind die soeben aufgezählten, mit den Hebräern nächstverwandten syro-arabischen Völkerschaften zu betrachten, welche in der Bibel (wie Israel selbst) von Terach abgeleitet werden. Zu den Semiten gesellen sich aber auch die Assyrer und (teilweise) Babylonier (Chaldäer). Die Meisten rechnen dahin hauptsächlich um der Sprache willen, aber im Widerspruch mit den biblischen Angaben auch die Phönizier und (sämtliche) Kanaanäer und die Karthager. Es kann jedoch die semitische Abstammung nicht untrüglich aus der Sprachgemeinschaft abgeleitet werden, indem vielfach Mischung der Bevölkerung Sprachentausch stattgefunden haben. Dagegen die Verwandtschaft der Hebräer mit den Arabern, sowie den ihnen benachbarten Völkerschaften Edom, Ammon, Moab und einem grossen Teil der nordöstlichen Syrer (Aramäer) kann nicht in Zweifel gezogen werden, und die hebräische Tradition darüber ist um so unverdächtiger, da Israel mit manchen dieser Völker (Midian, bes. aber Edom, Moab, Ammon) fast nur in feindliche Berührung gekommen ist.

und

Bloss hypothetischen Wert haben die Aufstellungen über den ursprünglichen Wohnsitz dieser Semiten. A. Sprenger") und Eb. Schrader3) haben darzuthun versucht, dass das Stammland aller Semiten, die Chaldäer, Assyrer, Aramäer, Kanaanäer mit inbegriffen, die arabische Halbinsel gewesen sei, und manche

1) Vgl. ausser den S. 227 f. und 250 angeführten Schriften von Baudissin, Robertson Smith, Wellhausen, Tiele, Bäthgen u. s. f. besonders auch E. Renan, Histoire générale et système comparé des Langues Sémitiques, Paris 1855 (mehrmals abgedruckt). B. Stade, Gesch. des Volkes Israel, 2 Bde., Berlin 1887. 88. R. Kittel, Gesch. der Hebräer, 2 Bde., Gotha 1888-92; und besonders A. Köhler, Bibl. Gesch. A. T., 3 Bde., Erlangen 1875-1893. P. Scholz, Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern, Regensb. 1877. James Robertson, Die Alte Religion Israels vor dem 8. Jahrh., Stuttg. 1896. Fritz Hommel, Die altisraelit. Überlieferung in inschriftl. Beleuchtung, Ernst Sellin, Beiträge zur israelit. u. jüd. Religionsgeschichte I, II, Leipz. 1896. 97.

München 1897.

2) Leben und Lehre des Mohammad I, 241 ff. — Derselbe, Die alte Geographie Arabiens als Grundlage der Entwicklungsgeschichte des Semitismus 1875.

3) ZDMG 27, 397 ff.

Urheimat und religiöse Anlage der Semiten.

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Neuere haben dem beigepflichtet1). Allein die eingehender von Schrader hiefür angeführten Argumente dünken uns nicht zwingend, und der Hergang der Auswanderung, wie er ihn darstellt, wenig wahrscheinlich. Der starke Abstand, der in sprachlicher und religiöser Hinsicht die arabischen Semiten von allen andern trennt, ist der Herkunft dieser letztern aus Arabien nicht günstig. Dass die Araber in Sprache und Sitte den Semitismus am reinsten erhalten haben, lässt sich auch so erklären, dass dieser semitische Zweig schon in sehr früher Zeit sich von Norden oder Osten her auf jener Halbinsel festgesetzt hat und in diesem abgeschlossenen Lande seinen semitischen Typus am reinsten bewahren und ausbilden konnte 2). Will man man mit Sprenger besonderes Gewicht darauf legen, dass die nomadisch gewöhnten Semiten sich nur in der Wüste denken lassen, so gibt es hiefür geeignete weite Strecken auch am Euphrat, und man braucht nicht bis nach dem Nofûd im innern Arabien hineinzugehen. Der noch erkennbare Zusammenhang der Semiten mit den Ariern erhebt es zur Gewissheit, dass auch die arabischen Semiten von Norden hergekommen sind. Genes. 11, 10, wo Arpachsad als semitischer Ahnherr erscheint, würde nach herkömmlicher Erklärung auf das Land Arapachitis nördlich von Assyrien, nordöstlich vom obern Tigris führen als einen frühern Sitz der Semiten. Allein jene Gleichung Arpachsad Arapachitis ist mehr als zweifelhaften Rechtes. Hommel") erklärt jenes Wort Ur Kasdim mit dazwischen getretenem ägyptischem Artikel pa. Cheyne1) löst den Namen in zwei auf: „Arpak und Keschad". Alle nähern Vermutungen in Betreff der Urheimat der „Semiten" gehen über den sichern Boden der Geschichte hinaus.

=

Wichtiger ist für uns die religiöse Anlage dieses semitischen Stammes, der, wie schon der alte Noah-Spruch andeutet (Genes. 9, 26), in religionsgeschichtlicher Hinsicht die höchste Bedeutung erlangen sollte, und aus dem die drei grossen monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum, Islam hervorgegangen sind. E. Renan 5) hat versucht, die semitische Rasse zu charakterisieren und dabei auch ihre religiöse Bedeutung aus ihrer natürlichen Besonderheit abzuleiten. Die Bedeutung der Semiten liegt nach Renan weder in der politischen Geschichte noch in der Philosophie, noch in der Kunst, sondern eben ausschliesslich in der Religion: In der Geschichte haben sie kein Geschick für Staatenbildung be

1) Z. B. Ed. Meyer, Gesch. des Altertums I, 208.

2) Nur die Südaraber, Himjaren, zeigen, wie wir sahen, merkwürdige religiöse Berührungen mit den ihnen geographisch nahen Babyloniern. Das bab. Ištar erscheint bei ihnen in der männlichen Form Athtar. Ebenso haben sie den Mondgott Sin. Hier ist wohl Einfluss von aussen anzunehmen.

3) Hommel, Altisr. Überlief. S. 293 f.
4) Siehe bei Hommel S. 296.

5) Histoire générale etc. s. vorige Seite.

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