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Stellung des Manichäismus zur Bibel. Ethik.

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aus der Verbindung Kains mit seiner Mutter hervor. Durch Zauberei verführte Eva den Adam, dass auch er sich mit ihr verband, woraus Schâthil (Seth) hervorging. Die Schlange des Paradieses war ein Engel, weil sie die ersten Menschen ermunterte, von dem heilsamen Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Dagegen Jahveh, der es ihnen verbieten wollte, war ein Archont. Adam, Abel und alle, welche an der rechten Lehre festhielten, kamen ins Paradies, Eva, Kain u. a. sinnlich sündige Menschen in die Hölle. Auch Noah und Abraham waren grosse Propheten. Dagegen Mose war ein Werkzeug der Finsternis und das Alte Testament wird verworfen. Echte Propheten waren dagegen die Buddha, Zarathustra, der „Messias", Paulus. Mani soll hinzugefügt haben, es komme noch das Siegel der Propheten im Lande der Araber, was die Muhammedaner natürlich auf ihren Propheten beziehen. Das Wort dürfte auch von ihnen herstammen, wenn nicht etwa Mani mit jenem Siegel sich selber gemeint hat. Seine Stellung

zu Jesus ist unklar. Wohl heisst jener Gesandte Gottes, der zur Belehrung und Befreiung des ersten Menschenpares auf die Erde. gesandt wurde, Isa; allein das ist ein überirdisches Wesen ohne menschliche Realität. Ein im Fleisch gekommener Sohn Gottes dagegen konnte bei der manichäischen Auffassung der Körperlichkeit keine Aufnahme finden. Der Leib des „Messias", den Gott gesandt hat, musste Schein gewesen sein und am wenigsten konnte er leiden und sterben. An seiner Stelle sei ein Mensch, „der Sohn der armen Witwe" und zwar ein schlechter, der Jesu Werk hindern wollte, also ein Teufel gekreuzigt worden. Gleichzeitig mit dem „Sohn der Witwe" war aber der göttliche Jesus auf Erden. Die occidentalen Manichäer nennen „Jesus patibilis" die Gesamtheit der in der Körperwelt, den Pflanzen u. s. f. eingeschlossenen Lichtsubstanz, die da leidet und sich nach Erlösung sehnt. Dies ist offenbar eine ganz andere Erlösung als die, welche das Christentum bringt. Auch die neutestamentlichen Schriften sind in der That nach Mani kritisch zu sichten, da sie viel jüdisches enthalten, was von den judenchristlichen Anhängern Jesu herrühre. Auch die Apostelgeschichte ist unecht, welche ja die Ankunft des „Parakleten"

erzählt.

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Die Anforderungen für das Leben, welche Mani aufstellte, sind so streng, dass nur wenige sich anschicken mochten ihnen zu genügen. Daher hat Mani (ähnlich wie der Buddha) neben seinen Wahrhaftigen" (şiddîkûn) oder Vollkommenen auch blosse „Hörer“ oder Katechumenen zugelassen. Der vollkommene Manichäer hatte sich des Fleisches, Weines und jeder Geschlechtslust zu enthalten. Er war mit einem dreifachen signaculum versehen, dem s. oris, Siegel, d. h. Verschluss des Mundes: durfte keine unreinen Speisen essen und keine unreinen Worte sprechen. Das s. manus oder manuum hinderte ihn an jeder Hantierung, wodurch schädliche Kräfte des Wassers oder Feuers entfesselt werden, auch am Brechen der Früchte, die er selber ass. Das s. sinus erinnerte ihn an das

Unstatthafte der geschlechtlichen Begierden. Auch sollte sein Herz von Heuchelei, etwa Hinneigung zu andern Bekenntnissen frei bleiben. Die blossen „Hörer“ dagegen durften heiraten und hatten nur 10 Gebote oder Verbote allgemeineren Inhalts zu befolgen: Sie durften keine Götzen anbeten, mussten vor Lüge, Geiz, Töten lebender Wesen, Hurerei, Diebstahl, Betrug, Zauberei, heimlichem Anschluss an andere Bekenntnisse und Gleichgiltigkeit sich frei erhalten. So unterschied sich ihre Lebensweise nicht allzusehr von derjenigen der Christen oder Muhammedaner. Hoch verehrten sie die Vollkommenen. Zahlreich waren für alle die Fasttage, die Vollkommenen nährten sich auch sonst nur kümmerlich und ungenügend. Opfer brachten die Manichäer nicht; hingegen waren ihnen regelmässige Gebete in grosser Zahl vorgeschrieben; sie hatten 4 mal täglich nach einer Waschung zu beten und dabei namentlich Mani selbst anzurufen als den Parakleten, den Führer, den Gesandten des Lichts, die Wurzel der Erleuchtung, den Baum, der ganz Heilung ist u. s. f., dann den grossen Gott und Vater der Lichter mit seinen Heerscharen 1). Das einzige Fest der Manichäer, von dem man Kunde hat, und das ihr grösstes war, führte den Namen Bêma (Bua), Rednerbühne, zur Erinnerung an Mani's Hinrichtung: Ein leer stehender Lehrstuhl, zu welchem fünf Stufen hinaufführten, war das Symbol seiner Gegenwart. Die fünf Stufen entsprechen den fünf Graden der Weihe. Über den „, Wahrhaftigen" standen nämlich noch 1) die Lehrer als Söhne der Sanftmut, 2) die Dienenden oder Ausübenden als Söhne des Wissens, 3) die Presbyter als Söhne des Verstandes. Dann erst kamen 4) die Wahrhaftigen als Söhne des Geheimnisses und endlich 5) die blossen "Zuhörer" als Söhne der Einsicht.

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In der Lehre vom Schicksal des Menschen nach dem Tode nähert sich Mani wieder stark dem Zarathustra. Scheidet eine der vollkommen manichäischen Seelen aus dem Leben, so sendet ihr der Urmensch einen Lichtgott in Gestalt des leitenden Weisen“ (Isa) entgegen sowie drei andere Götter mit Wassergefäss, Kopfbinde, Krone und Lichtglanz. Mit ihnen kommt eine Jungfrau, ähnlich der Seele des Wahrhaftigen. Zwar kommen auch die Teufel der Habgier, der Sinnenlust und andere herbei; sie werden aber von den guten Geistern verjagt. Diese nehmen dann die guten Seelen und bekleiden sie mit dem himmlischen Gewand, Kopfbinde, Krone samt Lichtglanz; sie geben ihr das Wassergefäss in die Hand und führen sie auf der Säule des Lobpreises hinauf zum Mond, dann zur Sonne, zum Urmenschen, endlich zum höchsten Licht im Paradiese, wo die Seele wieder so rein ist, wie vor der Vermischung 2). Der Körper bleibt liegen, damit Sonne, Mond und

1) Siehe das Nähere bei Kessler PRE 2 IX, 242, wo auf die Ähnlichkeit dieser Hymnen mit den mandäischen und zuletzt den altbabylonischen hingewiesen ist. 2) Dies alles ist ganz ähnlich wie im Parsismus, nur fehlt das Gericht nach dem Tode.

Manichäismus, Parsismus und altbabylonische Religion. 289

Lichtgötter die Kräfte, d. i. Wasser, Feuer und den sanften Lufthauch ihm entziehen; diese Teile erheben sich zur Sonne und werden dort zu einem Lichtgott neu gestaltet, während der Rest des Körpers, der ganz Finsternis ist, in die Hölle geworfen wird. Die „Hörer“, jene untere Klasse der Manichäer, welche auch die ,,Kämpfenden" heissen, werden ebenfalls durch lichte Genien den. Teufeln entrissen, bleiben aber ohne Kleider und Kronen. Sie bleiben menschenähnlich, der Angst und dem Schrecken zugänglich, bis ihr Licht endlich befreit wird und sie nach langem Irren an den Sammelort der Wahrhaftigen gelangen und ihre Kleider anziehen dürfen. Die Nichtmanichäer dagegen, welche „die sündigen Menschen" heissen, erfahren nach dem Tode von den ihnen begegnenden guten Geistern keine Hilfe. Ihre Seele irrt unter Peinigungen in der Welt umher bis zum grossen Weltbrand, wo alles Mischwesen aufhört. Dann kommt sie in die Hölle.

Vergleichen wir den Manichäismus mit dem System Zarathustras, so zeigen sich nicht nur mancherlei frappante Berührungen in einzelnen Figuren und Vorstellungen, sondern auch eine analoge Gesamtauffassung der Welt als eines Kampfplatzes und ihrer Entwicklung als eines mit wechselndem Erfolg geführten Krieges zwischen dem Lichtgeist und dem Fürsten der Finsternis. Allein eine starke innere Differenz durchzieht diese ganze Auffassung in den beiden Systemen. Die Verteilung der Sphären an die beiden feindlichen Mächte ist eine verschiedene, und der Ausgang des Ringens ist ebenfalls ein anderer hier wie dort. Im Parsismus endigt das wohlgefügte Weltdrama mit einem vollständigen Triumph des Lichtes und die Menschen erfreuen sich als auferstandene eines seligen Lebens. Im manichäischen System verläuft der Prozess zwar auch nicht resultatlos, indem nach der Lehre Mani's das Licht zuletzt völlig aus der Finsternis ausgeschieden wird (was einzelne seiner Anhänger übrigens bestreiten) und die vollkommen geläuterten Menschenseelen ins Lichtreich aufgenommen werden. Allein dieses Fortleben ist ein weniger ausgesprochen persönliches als beim Parsismus mit seiner Auferstehungslehre. Auch tritt das Ethische Alles

noch mehr hinter dem Physischen zurück als im Parsismus. Materielle gilt eben dem Mani als unrein, höchstens mit Lichtelementen gemischt. Damit hängt zusammen seine ganz pessimistischasketische Stellung zum Leben, welche dem Parsismus völlig fremd, ja entgegengesetzt ist. Man denke z. B. daran, dass es nach parsischer Lehre ein Verdienst ist, Kinder zu haben, nach dem Manichäismus eine Schuld. Nur wäre ein Umschlagen der parsischen Anschauung zur manichäischen an sich keineswegs undenkbar; hat doch der vedische lebenslustige Optimismus sich auch in den brahmanischen Spiritualismus und Pessimismus verwandelt. Allein der Zusammenhang, in dem Mani's Lehre (wie sein Leben) mit Babylonien steht, seine Berührung mit den dortigen Täufern, seine Anlehnung an die altbabylonische Mythologie (Satan = Drache) die Verwandtschaft seines Systems mit der ältesten (ophitischen)

Orelli, Religionsgeschichte.

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Gnosis und mit den spätern Mandäern machen wahrscheinlich, dass er seinen strengeren Dualismus und damit die Seele seiner Lehre dorther hatte. Die altbabylonische Religion ist freilich von diesen Systemen noch weit enfernt, und es ist dunkel, wie weit deren prinzipielle und systematisch dualistische Anlage hinaufreicht. Auch die Frage bleibt noch offen, ob nicht dieser babylonische Dualismus schliesslich verwandt ist mit dem System Zarathustras, der von Westen her die Impulse zu seiner systematischen Gestaltung der iranischen Lehre empfangen haben könnte1).

Eine Volksreligion zu werden, war der Manichäismus nicht angelegt. Nicht sein Kultus, sondern seine Lehre, mit welcher er sich rühmte die tiefsten Geheimnisse aufzuhellen, hat besonders Gebildete und geistig Aufgeweckte ihm zugeführt. In Persien verfolgt, zogen sich die Manichäer teils nach Turkestan, teils nach Irak zurück. In Babylon residierte nach Mani's Anordnung ihr „Imam“, d. h. das Oberhaupt des Ordens. Der erste in der Reihe dieser Häupter war nach Mani's eigener Verordnung ein gewisser Sîs (Sisinius). Manichäer finden sich im Morgenland noch im 11. Jahrhundert, ebenso aber trotz aller Verfolgungen, die sie auch dort zu erdulden hatten, im Abendland, wohin sich die Sekte bald ausgebreitet hatte, so in Italien, Nordafrika, Gallien, Hispanien. Ausläufer von ihnen sind gewisse Sekten, besonders die Katharer in Südfrankreich (11., 12. Jahrh.), wie auch der Name zeigt, da die Glieder des Manichäerordens sich von jeher gern als die Reinen“ bezeichneten. Im Orient findet man sie wieder in den Paulicianern, armen. Arevordik Sonnenan beter (7-12. Jahrh.) und den Bogomilen. Auch die Zähigkeit, mit der sich diese Lehre behauptete, beweist, dass sie in ausnehmendem Grade im Stande war, das Bedürfnis nach Erklärung der Welträtsel, wie es jene Zeit empfand, zu befriedigen.

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Ein Irrlehrer geringeren Schlags als Mani trat später in Persien auf, Mazdak aus Istachr. Es gelang ihm das Vertrauen des sasanidischen Herrschers Kobâd ben Feroz (490-531) zu gewinnen, den er durch ein vorgebliches Wunder getäuscht haben soll, indem er eine menschliche Stimme aus dem Feuer sprechen liess. Seine sozialen Lehren waren dazu angethan, die Hefe des Volkes zu entzücken. Allein um so grösser war die Missstimmung, welche sich gegen dieses Unwesen im ganzen Lande erhob und dem Kobâd, der eine Zeit lang gefangen gesetzt wurde, beinahe den Thron kostete, den er jedoch mit fremder Hilfe wieder zu gewinnen wusste. Seitdem bekannte er sich nicht mehr offen zu Mazdaks Lehre. Diesen habe Kobads Nachfolger Nuschirwan (531-578) töten lassen. Nach Schahrastani 2) stimmte er in vielem mit Mani's Lehre überein, nur behauptete jener, das Licht handle mit Absicht und freier Wahl, die Finsternis dagegen ohne Plan

1) Dies nimmt Kessler an bei Justi, Gesch. d. a. Persien S. 185. 2) Schahrastani-Haarbrücker I, 291.

Die mandäische Religion.

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und nach dem Zufall. Das Licht sei wissend, sinnenbegabt, die Finsternis unwissend, blind; die Vermischung sei zufällig und ohne Plan, nicht mit bestimmter Absicht und freier Wahl entstanden, und ebenso gehe die Befreiung nur nach dem Zufall, nicht nach freier Wahl vor sich. Seine praktischen Grundsätze, welche das Reich in Aufruhr brachten, waren folgende: „Es untersagte aber Mazdak dem Menschen Widerspruch, Hass und Kampf; und da das Meiste davon seine Ursache in den Frauen und Glücksgütern habe, so liess er die Frauen frei und gab die Glücksgüter preis, und liess die Menschen daran gemeinschaftlich teilnehmen, wie am Wasser, dem Feuer und der Weide.“ Es begreift sich, dass die auf Güter- und Weibergemeinschaft hinzielenden Bestrebungen des Königs, der die Vorrechte des Adels aufhob und in der That auch die Gemeinschaft der Weiber gestattete, den gesunden Sinn seines Volkes empörten und ein Ende mit Schrecken nahmen.

VII. Die mandäische Religion').

Eine mit der manichäischen verwandte Religionsmischung tritt uns in den hl. Büchern der alten Mandäergemeinde entgegen. Der ausserordentliche Wert, den sie der Taufe beilegen, lässt diese Mandäer als Nachkommen der schon vor Mani bekannten, einst sehr ausgebreiteten „Taufbeflissenen" erscheinen. Dieselben haben. ihre angestammten babylonischen Ideen mit parsischen, jüdischen und judenchristlichen Elementen versetzt und mittelst derselben phantastische Darstellungen von Weltbildung und Geisterkampf aufgestellt. Auf die Kenntnis dieser Geheimnisse wurde das grösste Gewicht gelegt, und die gnostische Richtung der alten Mandäer ist für die Kirchengeschichte bedeutsam. Doch fehlt in ihren Lehren, wie sie heute vorliegen, jede systematische Konsequenz, und sogar die Einheit in den Grundanschauungen ist mit der Zeit verloren gegangen.

Im Koran werden wir Sabier (Taucher, Täufer), genannt finden, welchen Muhammed, der selber oft Sabier" gescholten wurde, als Anhängern einer verhältnismässig reineren Gotteserkenntnis und Besitzern heiliger Bücher neben Juden und Christen

1) Litteratur: Ignatius a Jesu, Narratio originis, rituum et errorum Christianorum Seti Joannis, Romae 1652. Petermann, Art. Mandäer PRE1. -- M. N. Siouffi, Etudes sur la religion des Soubbas ou Sabéens, Paris 1880. Siehe besonders K. Kessler, Art. Mandäer PRE 2 (1881) und Wilh. Brandt, Die Mandäische Religion, Leipz. 1889. - Derselbe, Mandäische Schriften aus der grossen Sammlung heiliger Bücher, genannt Genzâ oder Sidrê Rabbâ, Göttingen 1893. Vgl. Derselbe, Jahrbb. für prot. Theol. Bd. XVIII.

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