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sprechen. Sie stellen also den kümmerlichen, untergehenden Rest einer mehr als tausendjährigen, einst einflussreichen Glaubensgenossenschaft dar.

Ihre Religion ist ein seltsames Mischgebilde. Die Grundanschauungen geben sich als babylonisch zu erkennen. Doch weicht das Ganze stark ab von der altbabylonischen Staatsreligion, wie sie jetzt aus den Monumenten abzunehmen ist. Die Planeten samt Sonne und Mond, welche im altbabylonischen Priestersystem so hoch gehalten wurden, sind ja hier zu unholden Dämonen geworden. Man sagt wohl, der Mandaismus stelle im Gegensatz zum Priestersystem die babylonische Volksreligion dar. Allein dann fiele um so mehr auf, dass die mandäische Religion nirgends ein nationales Gepräge aufweist. Ihre Entwicklung aus dem altbabylonischen Glauben lässt sich einstweilen nicht ununterbrochen nachweisen. Jedenfalls ist die Lehre des Ginsa erst unter starker Berührung mit Judentum und Christentum sowie auch mit dem Parsismus entstanden. Auf dem Boden des Mandaismus ist das strenger dualistische System des Mani aufgewachsen, mit welchem die Verwandtschaft zu Tage liegt. Aber auch die christliche oder pseudochristliche Gnosis, deren Name nicht zufällig mit Manda sich deckt, hat ihre ersten Wurzeln in diesem Boden getrieben 1).

VIII. Der Islam.

Einleitung.

Das Stammland des Islam ist die ausgedehnte arabische Halbinsel (von den Eingebornen dschezîrat el 'Arab geheissen), welche westlich durch das rote, südlich durch das arabisch-indische Meer, östlich durch den persischen Meerbusen abgegrenzt, im Nordwesten durch die Landenge von Suez mit Afrika (Ägypten), im Norden durch die Wüste mit Syrien und den Euphratländern zusammenhängt. Dieses über 2 Millionen Q.-Kilom. (gegen 50 000 Q.-Meilen) umfassende, aber nach seiner Natur stets wenig bevölkerte Land (man rechnet heute 4-5 Millionen Bewohner) wurde seit Ptolemäus von den Geographen in drei Teile geteilt: Arabia Petraea (von der edomit. Hauptstadt Petra) im Nordwesten, die Sinaihalbinsel mitumfassend, Arabia felix (ein schon früher üblicher Name, der im Gegensatz zur Wüste besonders die Küstenstriche am arab. Meerbusen bezeichnete, vorzüglich El Jemen) und Arabia deserta, den meist wüsten übrigen, wenig bekannten Rest in sich

1) Vgl. Wilhelm Anz, Zur Frage nach dem Ursprung des Gnostizismus. Leipzig 1897.

Arabien und seine Bewohner.

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begreifend. Im Gegensatz zu diesen willkürlichen Benennungen der Alten lehnt sich der heutige geographische Sprachgebrauch an den einheimischen. So heisst die ziemlich bergige mittlere Gegend der Halbinsel En-Nedschd, die westliche Küste El Hidschâs, der südliche Teil der letztern El Jemen (das Mittagland), die mittlere Südküste Hadramaut, ferner der Südosten 'Omân, die Ostküste El Hasa.

Es fehlt zwar nicht an Gebirgen, welche teils das Land gegen die Meere hin abgrenzen (besonders im Nordwesten), teils im Nedschd sich erheben. Aber das Ganze ist äusserst wenig bewässert und den weitesten Raum nehmen wellige, sandige Steppen ein (En-Nofûd heisst man dieses Wüstenland), die sich höchstens im Frühjahr mit einer dünnen Rasendecke überziehen, welche den bescheidenen Ansprüchen der wandernden Hirten genügen, während in der trockenen Jahreszeit, wo die Wadis versiegen, nur die Oasen und die Gebirgsabhänge ausgiebigeres Wachstum (Palmen, Getreide) darbieten. Fruchtbarer und reich an geschätzten Pro

dukten ist der Jemen.

Die Bevölkerung ist semitischen Ursprungs und hat sich in dem abgeschlossenen Lande verhältnismässig unberührt und original in Sprache und Sitte entfalten können. Gleichwohl sind nicht alle Araber rein semitischen Stammes. Gen. 10, 7 wird ein Teil der Südaraber von Ham-Kusch abgeleitet, und es zeigen sich in der That Spuren davon, dass diese mehr städtisch kultivierten Bewohner der Südküste stark von aussen beeinflusst und mit fremden Elementen vermengt waren. Um so reiner erhielt sich der semitische Schlag im Innern Arabiens.

Die Bewohner haben sich nie wesentlich über die nomadische Lebensweise erhoben. Sie blieben in Stämme, Geschlechter und Familien geteilt wie in der patriarchalischen Zeit, ohne selbst in ihren lose gebauten und zusammenhängenden Städten zu einem festgegliederten Gemeinwesen oder Staat zusammenzuwachsen 1). Unübertrefflich charakterisiert die Kulturflucht und Fehdesucht des Beduinen der Gottesspruch Gen. 16, 12, wo Ismael, der eine nordarabische, Israel nächst verwandte Sippe darstellt, ein „Wildesel von einem Menschen" heisst; „seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn". An dem unbändigen Freiheitssinn der Beduinen des Hidschâs waren die Bemühungen der auswärtigen Reiche (Babylonier, Perser, Ägypter, Römer, Byzantiner) sich das innere Arabien zu unterwerfen gescheitert, während die an Syrien und Persien grenzenden Striche sich in Abhängigkeit von den persischen und römischen Herrschern befanden, und in Jemen Könige regierten.

Neben der Viehzucht (besonders Schafe und Kamele), war ein wenig Ackerbau fast die einzige friedliche Beschäftigung der unabhängigen Araber, wozu unter günstigen Umständen der Handel

1) Vgl. Wellhausen, Skizzen IV, 17 ff.

kam, den einzelne Stämme nach dem Ausland betrieben, während im Binnenland zu gewissen Jahreszeiten die Messen einen mächtigen Anziehungspunkt bildeten, an welchen die verschiedenen Stämme sich friedlich vereinigten. Fast endlos spielten sonst blutige Fehden, besonders durch die Pflicht der Blutrache unterhalten, zwischen den Stämmen und Stammteilen. Doch wurden dieselben mit einer gewissen ritterlichen Mässigung ausgefochten, so dass das kampflustige Volk sich trotzdem nicht aufrieb. Auch die äusserst ungünstigen Bodenverhältnisse vermochten seine Lebenskraft nicht zu erschöpfen im Lauf der Jahrtausende1). Die Schwierigkeit der Beschaffung des Unterhalts, die ihm jedenfalls grosse Genügsamkeit und Abhärtung auferlegte, scheint seine Widerstandsfähigkeit nur gestählt zu haben, so dass mehr als einmal von dieser unwirtlichen Halbinsel mächtige Überschwemmungen nach den verschiedenen Erdteilen ausgegangen sind. Der arabische Menschenschlag, der in Afrika wie in Mesopotamien, in Syrien wie in Spanien begegnet, aber am reinsten sich in Arabien erhalten hat, zeigt edeln, mittelhohen Wuchs, hagern, aber kräftigen, muskulösen Körperbau, die Schädelbildung der weissen oder kaukasischen Rasse, gebräunte Hautfarbe, die in Afrika dunkler wird, schwarzes Haar, dünnen Bartwuchs. Auch der geistige Charakter weist in ausgeprägtem Masse die semitischen Eigentümlichkeiten auf: scharfen Verstand, Nüchternheit, Erregbarkeit des Gefühls, subjektive Lebensauffassung, Familiensinn, Gastfreundschaft und sehr entwickeltes Gefühl für die Solidarität des Stammes. Die Intelligenz zeigt sich

bei den Beduinen trotz ihrer Vernachlässigung der materiellen Kultur sehr entwickelt. Ihre Sprache übertrifft an Reichtum und Feinheit der Ausbildung die der übrigen semitischen Zweige weit. Ihre alte Poesie, welche Minne und Heldentum feiert, überrascht durch die mit der Einfachheit, ja Ärmlichkeit der Umgebung und der Lebensverhältnisse merkwürdig kontrastierende Fülle von Mannigfaltigkeit der subjektiven Auffassung und Stimmung, welche auch den sprödesten Gegenstand zu beseelen und ihm immer neue Seiten abzugewinnen weiss. Auch hier erschöpft sich freilich wie bei den übrigen Semiten die Poesie in der Lyrik.

1. Religion der vorislamischen Araber2).

Die Religion der Araber vor dem Islam liegt uns nicht in zeitgenössischen litterarischen Denkmälern vor, sondern wir haben

1) Typisch ist für die über ihm waltende Vorsehung, was Gen. 21, 15 ff. erzählt wird.

2) Vgl. besonders A. P. Caussin de Perceval, Essai sur l'histoire des Arabes avant l'Islamisme (3 vols.), Paris 1847-48. Ludolf Krehl, Über die Religion der vorislamischen Araber, Leipz. 1863. Robertson Smith, Kinship and Marriage in early Arabia Cambr. 1885. - Derselbe,

Spätere Nachrichten über das arabische Heidentum.

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aus der Zeit des Heidentums, „der Unwissenheit" dieses Volks nur zerstreute Notizen darüber bei einheimischen und auswärtigen Autoren (z. B. Herodot) und aus der spätern weitläufigere Angaben der muslimischen Schriftsteller, welche aber nicht ohne Vorurteil und Tendenz darüber berichten. Dahin gehören besonders Ibn el Kelbi (2. Jahrhundert d. Hedschra), von dessen ,,Buch über die Götzen“ (kitâb el aṣnâm) nur Überreste in Jakûts geographischem Lexikon vorhanden sind1), aus viel späterer Zeit al Schahrastâni (starb 548 d. H. 1153), dessen nicht unbedeutendes religionsgeschichtliches Werk milal wanihal vollständig vorliegt 2); ferner al Dimischki's Kosmographie (starb 727 d. H. = 1327 3) u. a. m. Auch die alten Personennamen, deren viele in genealogischem Interesse erhalten sind, geben religionsgeschichtliche Winke.

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Darin stimmen die Angaben der muslimischen Autoren im allgemeinen überein, dass bis auf Muhammed Polytheismus, Gestirndienst und Fetischdienst bei ihrem Volk geherrscht haben, dass dies aber eigentlich eine Entartung der Religion gewesen sei, indem dasselbe (dessen Herkunft sie von Ismael herleiten) von Abraham her die wahre Gotteserkenntnis besessen habe und erst im Lauf der Zeit durch den Einfluss des Teufels Vielgötterei, Idole u. dgl. entstanden seien. Allerdings habe schon das vorsintflutliche Geschlecht Götzendienst getrieben, ja zum Teil schon die den Arabern später geläufigen Götzen verehrt. Aber die orthodoxe Lehre habe sich stets in einzelnen erleuchteten Trägern derselben erhalten, wozu Adam, Abraham, Mose, David, Salomo, Jesus u. A. gehörten, und sei den,,Besitzern der Schrift", d. h. den Juden und Christen bekannt geblieben, während für die Araber erst Muhammed, der grösste Prophet, sie wieder ans Licht zog. Diese im Anschluss an den Koran, also in Übereinstimmung mit Muhammed selbst, gebildeten Vorstellungen bedürfen allerdings in ihrer Naivetät kritischer Sichtung; sie stellen im allgemeinen die Religion unmittelbar vor Muhammed zu niedrig, die frühere Stammreligion zu ideal dar und verraten auch in manchen Einzelheiten das Bestreben der Schule, den Thatbestand nach dem Dogma zu formen. Wenn z. B. Sure 71, 22 Muhammed naiver Weise den Abgöttern der noachischen Periode die Namen der bis auf seine Zeit in Arabien verehrten gegeben hat, so erklärt dies el Kelbi so, dass diese Götzen von der Sintflut an den Strand von Dschidda (Hafenstadt von Mekka) geschwemmt worden seien und dort im Sande gelegen hätten, bis

The Religions of the Semites, new edition, London 1894. - Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten, III u. IV, Berlin 1887 u. 1889. Zur arabischen Litteratur im allgemeinen vgl. v. Hammer Purgstall, Litteraturgeschichte der Araber, 5 Bde., Wien 1850-54. Alexander Baumgartner, Gesch. der Weltliteratur I (Freiburg 1897), 293 ff.

1) Wellhausen, Skizzen III, 8 ff.

2) Herausgegeben von Cureton, London 1846.

Haarbrücker, Halle 1850-51.

Deutsch von

3) Vgl. über ihn Chwolsohn, Ssabier, II, S. XXVIII ff. Orelli, Religionsgeschichte.

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ein Araber ("Amr ibn Luḥaj) sie herausgrub. Derselbe Autor erklärt die Verehrung jener fünf Idole von Seiten der Zeitgenossen Noahs euhemeristisch: die Banu Kabil (Kainiten) hätten sich Bilder frommer Ahnen machen lassen, bloss um ihr Andenken zu ehren, dann um ihre Fürsprache bei Gott anzurufen. Die Verehrung habe sich aber von Generation zu Generation gesteigert, bis man sie schliesslich als eigentliche Götter anbetete 1).

Schahrastânî führt ebenfalls den Bilderdienst auf jenen 'Amr ibn Luḥajj zurück, der erst zu Anfang des dritten christl. Jahrhunderts zur Herrschaft kam und erzählt von ihm, dass er aus Syrien Götzenbilder einführte, die er dort kennen gelernt und von welchen man ihm dort gesagt hatte:,,Wir flehen sie um Hilfe an und erlangen sie; wir bitten sie um Regen und erlangen ihn."

Wenn auch der Polytheismus in Arabien viel älter ist, so spricht sich doch in solchen Angaben das richtige Bewusstsein aus, dass dieser Kultus von Idolen etwas Sekundäres sei. Fragen wir, welcher Art das arabische Heidentum war, so geht zunächst aus zahlreichen Zeugnissen hervor, dass vor allem Gestirndienst hier allgemein verbreitet war 2). Die Gestirne waren das, was die Verehrung des Wüsten bewohners am leichtesten auf sich zog. Dazu kam die Beobachtung, dass das Erscheinen oder der Untergang gewisser Fixsterne den ersehnten Regen brachte, welcher neben dem Sieg über die Feinde Hauptgegenstand der Bitte des Arabers an die Gottheit war. Die Planeten galten auch hier als Schicksalssterne. Wir führen einige Zeugnisse an.

Al Dimischki 3) sagt von den alten Arabern: „Der Stamm Himjar pflegte die Sonne zu verehren, und die Geschichte vom Wiedehopf und der Bilkis1) ist Zeuge davon, dass sie und ihr Volk die Sonne anbetete. Nachher ist Himjar zum Judentum übergetreten. Und (der Stamm) Kenâna verehrte den Mond, trat dann gleichfalls zum Judentum über. Und die Stämme Lachm und Gudâm verehrten den Jupiter, Asad den Merkur, Tasm den Debarân, („Aldebarân", Hyaden), und Kais verehrte den Sirius und Thaj den Canopus. Darauf beteten sie später die Götzenbilder an" u. s. w. Ganz ähnlich Abu-l-Faradsch, Specimen hist. Arab. ed. Pococke II p. 4. Auch Schahrastânî (Cureton p. 434) bezeugt den Sterndienst der heidnischen Araber.

Daneben aber ist von den ältern und neuern Gewährsmännern besonders stark bezeugt die Verehrung steinerner Idole, und

1) Ähnlich al Dimischķi bei Chwolsohn, Ssabier II, 405. (2) Irreführend ist der Gebrauch des Ausdrucks,,Sabäismus“, womit erst späte arabische Schriftsteller gelegentlich den Gestirndienst bezeichnen, welche von der wahren Bedeutung dieses Namens (s. unten S. 318 f.) keine klare Vorstellung mehr hatten.

3) Vgl. bei Chwolsohn, Ssabier II, S. 404 f.

4) Gemeint ist die koranische Geschichte von der Königin von Saba Sure 27, 20 ff., die in der That als Anbeterin der Sonne beschrieben wird. Vgl. auch den Kommentar Baidhawis z. d. St.

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