ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Wahhabismus und Babismus.

387

von Dereja, namens Muhammed ibn Sa'ûd, der an die Spitze der kriegerischen Unternehmungen dieser neuen Sekte trat. Diese musste übrigens von den Gelehrten in Kairo als rechtgläubig anerkannt werden. Sie verabscheute namentlich auch die seidenen Kleider, die schon dem Muhammed ein Dorn im Auge waren, und das Tabakrauchen, das auch die orthodoxe Sekte der Malekiten untersagt. Den Rosenkranz, das Stehen lassen eines Haarschopfes und anderes, was dem Aberglauben Vorschub leisten kann, verwarfen sie. Auf Grund der wahhabitischen Reform wurde Abd. ul-Azîz, der Sohn jenes ibn Sa'ûd, das Oberhaupt des bisher von Fehden zerissenen Nedschd. Die türkische Regierung zu Konstantinopel, vom Scherîf von Mekka aufgereizt und vom Pascha von Bagdad zu Hilfe gerufen, sandte Truppen gegen die neu erstehende unheimliche Macht der Wahhabiten, doch ohne Erfolg. Diese wurden in ihren Angriffen auf die nach ihrer Ansicht vom wahren Glauben und Kultus abgefallenen Muslims immer kühner. So zerstörten sie 1801 das den Schiiten teure Grabmal Husains und richteten dabei ein grosses Blutbad an. Und bald darauf nahm Abd ul Azîz Mekka ein, wo sie die kleinern Heiligtümer ebenfalls zerstörten und sogar den schwarzen Stein als ein Idol zerschlugen. Nach der Ermordung des Abd ul Azîz übernahm sein Sohn Sa'ûd die Führung und eroberte Medina, wo auch das Grabmal Muhammeds nicht verschont blieb. So hatten sie schon ganz Arabien mit Ausnahme von Oman und Hadramaut in ihrer Gewalt, als der Vizekönig von Ägypten, der energische Muhammed Ali im Auftrage des Sultans sie mit Krieg überzog und schliesslich sein Sohn Ibrahim Pascha durch Eroberung von Dereja (1818) ihre Macht vollständig brach. Seitdem bestanden sie als puritanische Sekte ohne grosse politische Bedeutung fort1). Sie schliessen sich streng gegen Bildung und Civilisation ab, aber sie erhalten sich frei von Aberglauben und Weichlichkeit und dürften am ehesten das Bild der Urgemeinde Muhammeds wiedergeben.

Unter den Schiiten in Persien stand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein anderer Reformator auf, der Stifter des Babismus): Mirza Ali Muhammed, zubenannt der Bab, d. h. die Pforte, nämlich der Erkenntnis, geboren 1820, starb 1850. Mit gewaltiger Beredsamkeit trat der Jüngling in Schiras gegen die Korruption der Geistlichkeit auf. Wie sein Titel andeutet, stellte er eine besondere, an den Sufismus sich lehnende und daraus hervorgewachsene Lehre auf. Er gab sich für eine göttliche Er

1) Vgl. die vier Briefe der Wahhabiten an den Pascha von Damask ZDMG 11, 428 ff.

2) Edward G. Browne, Travellers Narrative written to illustrate the Episode of the Bab, 1891. Derselbe, New History of Mirza Ali Muhammed the Bab, 1893. F. C. Andreas, Die Babi's in Persien, Leipzig 1896.

scheinung aus und nannte sich Nukte, den ersten Punkt des Wissens oder der Erklärung. Gott ist an sich unerkennbar, weil zu hoch über den Menschen erhaben. Aber in den Propheten Adam, Noah, Mose, David, Jesus, Muhammed und jetzt in ihm selbst, dem verheissenen Imam Mahdi (der „recht geleitete“) ist der göttliche Urwille Fleisch geworden. Die Welt hat in der Zeit weder Anfang noch Ende. Sie ist aber vom göttlichen Urwillen hervorgebracht und im Verhältnis zu diesem das spätere oder abgeleitete. Zur Belehrung des Menschen hat sich die Gottheit in zahllosen Propheten jener Art in der endlosen Vergangenheit verkörpert, und dasselbe wird in der Zukunft geschehen. Unsterblichkeit gibt es so, wie ein ausgelöschter Buchstabe damit nicht vergangen ist, sondern immer wieder hergestellt wird. In diesem Sinn ist Mirza Ali derselbe wie einst Husain; doch haben darin die Muslims (gemeint sind Schiiten) mit Unrecht eine Seelenwanderung erblickt.

Aber

Was aber diesen Lehrer von andern Sufi unterscheidet, ist, dass er nicht bloss für eine Zunft oder einen Orden von Eingeweihten lehren, sondern das Volksleben heben und erneuern wollte. So wollte er die Frauen würdiger behandelt wissen, als es im Islam der Fall ist. Ehescheidung und Vielweiberei sollten eingeschränkt und die Frauen zu den religiösen Versammlungen der Männer zugelassen werden, und zwar ohne Schleier. Auch für Kindererziehung traf der Bab humane Bestimmungen; das Rauchen verbot er; auch verlegte er das Fasten auf eine andere Zeit als den Ramadan u. s. w. Er sandte begeisterte Apostel und auch eine Jüngerin, um seine Lehre bis nach Irak zu predigen. Diese sammelten viele Anhänger, welche bald zu einer politischen Partei geworden sind, die sich mit den Waffen verteidigte. Die Regierung bekämpfte sie seit 1848 heftig, und auf die Dauer vermochten sie der Übermacht derselben nirgends Stand zu halten. die Leidens- und Sterbensfreudigkeit, womit die gefangenen Sektierer unsäglich grausame Marter erduldeten, hat ihrer Sache vermehrte Anziehungskraft verliehen. Der Bab selber war frühe interniert worden und hat, während die Seinigen sich für ihn schlugen, ein beschauliches Leben in der Stille geführt. Nachdem er für kurze Zeit die Freiheit wieder erlangt hatte, wurde er 1847 nach Maku im äussersten Nordosten des Landes gebracht, wo er noch einige stille Jahre zubrachte, bis er 1850 unter eigentümlichen Umständen1) hingerichtet wurde. Er hat manches geschrieben. Als kanonisch gilt bei seinen Anhängern das Buch Bejân („Erläuterung"), worin er seine Glaubenslehre niedergelegt hat. Unter den Nachfolgern des Bab ist besonders zu nennen Mirza Husain Ali mit dem Beinamen Beha „Glanz“, welcher verschiedene Bücher schrieb und sich selber für einen der grossen, bezw. den

1) Andreas a. a. O. S. 26 ff.

Numerische Stärke des Islam.

389

grössten Propheten ausgab. Er wurde nach Akka in Syrien verbannt, wo er erst 1892 starb. Die Anhänger des Babismus haben tetsfo rt zugenommen.

Dass einige Babi im Jahr 1852 auf den Schah ein Attentat versuchten, führte zu neuen, massenhaften und furchtbar grausamen Hinrichtungen. Sie galten seitdem noch mehr als staatsgefährlich, und es versteht sich, dass die Geistlichkeit stets aufs neue gegen sie hetzte. Noch die Ermordung Naşir eddins im Jahr 1896 wurde ihnen, wie es scheint mit Unrecht, in die Schuhe geschoben. Während man ihnen von jener Seite alles schlechte zutraut, werden sie von europäischen Kennern wie Dr. Andreas, vollends von Dr. Faber, günstiger beurteilt: Sie stellten wirklich eine edlere, fortschrittsfähige Religionsbildung im Islam dar und seien namentlich gegen Bekenner anderer Religionen duldsam, gegen das Christentum freundlich. Ob sie aber dem persischen Volke zu einer geistigen Neugeburt verhelfen können, ist äusserst zweifelhaft.

Der Islam gehört gegenwärtig zu den ausgebreitetsten Religionen der Welt. Auf Grund der neuesten Angaben hat Dr. Hubert Jansen1) in seiner sorgfältigen statistischen Zusammenstellung als Gesamtzahl der Bekenner des Islam 260 Millionen gefunden, oder 15,543 % der Erdbewohner, diese zu 1672,500,000 angenommen. Diese Muslims verteilen sich auf Asien, Afrika und Europa. Das Haupt der Rechtgläubigen ist der türkische Sultan in Konstantinopel, seit Muhammed II vom Stamm der Osmanli diese Stadt eingenommen hat. Er überträgt aber seine geistliche Gewalt auf einen Minister, den scheich-ul-islâm, der eine Menge untergeordneter Beamter zu seiner Verfügung hat. Natürlich erkennen die Schiiten die Oberhoheit des Sultans nicht an. Aber auch von Seiten der arabischen Stämme hat er oft Mühe sich Achtung zu verschaffen, da diese sich für bessere Muhammedaner ansehen als die europäisierten Türken. Ein heftiges Aufflackern des rohen, fanatischen Islam fand seit Anfang der 80er Jahre im oberägyptischen Sudan statt, indem dort ein Derwisch Muhammed Achmed sich für den erwarteten Maḥdi (den von Allah Geleiteten) ausgab und damit weite Kreise fanatisierte, während andere ihn nicht anerkannten. Seine Macht wurde für den Sudan und für Abessinien verhängnisvoll, indem seine Glaubenskämpfer ebenso tapfer den Feind aus dem Feld schlugen wie die Andersgläubigen grausam behandelten. Auch nach dem Tod dieses Maḥdi dauerte die von ihm gegründete Herrschaft am oberen Nil fort, bis der siegreiche Feldzug der Engländer 1898 (Schlacht bei Omdurman) diesem Schreckensregiment ein Ende machte.

In Afrika breitet sich der Islam noch immerfort aus, da die ihm ergebenen Araber, die als Händler den Weltteil durchstreifen,

1) Hubert Jansen, Verbreitung des Islams, Friedrichshagen bei Berlin 1897 (autographiert).

überall auch Mission treiben. Sie gewinnen mit leichter Mühe die ihrer Fetische überdrüssigen Neger, denen sie statt derselben Koransprüche als Amulette verkaufen und einige Gebetsformeln vorschreiben. Auch in holländisch Indien hat der Islam noch in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht und in britisch Indien wenigstens zugenommen. Anderwärts ist er längst stabil geblieben und hat auch viel über Indifferenz seiner Bekenner zu klagen. In entschiedenem Rückgang befindet er sich in der europäischen Türkei, Syrien, Palästina, Kleinasien, Unterägypten, Algier.

D. Indogermanische Familie.

Einleitung.

Der semitischen Völkerfamilie ähnlich, aber noch viel mannigfacher verzweigt ist die indogermanische oder (im weitern Sinne) arische, welche wie jene an ihrer sprachlichen Verwandtschaft erkannt wurde. Die Erkenntnis dieser ungemein ausgedehnten Sprachfamilie wurde freilich erst viel später erlangt, als vor nahezu hundert Jahren das Sanskrit, die Sprache der indischen Arier, sich den europäischen Gelehrten erschlossen hatte, und nun die Verwandtschaft dieser Sprache mit der griechischen, lateinischen, den germanischen, slavischen u. s. f. als eine enge nachgewiesen wurde unter Aufzeigung der Lautverschiebungsgesetze, nach welchen die Wortstämme sich von einem Zweig zum andern umgewandelt haben. Zwar nicht als die Muttersprache unter diesen Mundarten, aber als die älteste Schwester unter ihnen stellte sich das Sanskrit heraus. Ihm nächstverwandt zeigte sich die altiranische Sprache (fälschlich Zendsprache genannt), deren älteste Denkmäler die heiligen Schriften der Perser (Avesta) bilden. Im weitern Verlauf gruppierten sich dazu die griechischen und italischen Mundarten, ferner die germanischen, keltischen, slavischen. So stellte sich eine reiche Gruppe von Sprachen heraus, die, obwohl unter sich viel verschiedener lautend und viel weiter von einander abweichend als die semitischen Dialekte unter einander, doch durch die Sprachvergleichung als Glieder Eines Systems dargethan waren. Mit Sicherheit ergab sich daraus das Postulat einer urarischen Sprache, aus welcher alle diese historisch belegbaren Idiome mittelbar geflossen sein müssen und welcher die ihnen gemeinsamen Stämme und Wörter müssen angehört haben. Ebenso durfte, von allfälligem Sprachentausch abgesehen, der doch nur bei besonderen Verhältnissen denkbar ist, auf physische Verwandtschaft dieser Stämme geschlossen werden und auf ein arisches Urvolk, von welchem sie sich in verschiedenen Etappen müssen ausgesondert haben. Dies bestätigt die Physiologie und Völkerkunde. Die arischen Völker, ob in Indien oder Skandina

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »