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Heilige Bücher und ihr Inhalt.

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die Mönche mit sich führten, nie heilige Schriften genannt werden, ist in der That nicht wahrscheinlich, dass sie in der ältesten Zeit sich solcher zur Einprägung der Lehre bedienten. Hingegen ist kaum anzunehmen, dass bis ins 5. nachchristliche Jahrhundert gar keine Aufzeichnungen dieser Art bestanden. Die Nachricht wird SO zu fassen sein, dass Devarddhi solche Texte sammelte, aus mündlicher Überlieferung ergänzte und zu einem förmlichen Kanon erhob. Dieser Kanon besteht aus 11 Anga's und 12 Upanga's. Wenn aber auch manche Stücke davon in vorchristliche Zeit zurückgehen mögen, so kommt doch auch Jacobi, der dies verficht, zu dem Schluss, dass die ältesten der jetzt vorliegenden Schriften nicht früher als c. 300 v. Chr. können verfasst sein, so dass sie immer noch durch einen Zwischenraum von c. 200 Jahren vom Ursprung der Sekte getrennt wären. Doch weist er hin auf die öfter erwähnten Pûrva's als auf ältere, verloren gegangene Schriften, an deren Stelle allmählich der neue Kanon getreten sei. Besonders geschätzt ist bei den Dschaina's das „Kalpa Sutra", welches phantastische Lebensbeschreibungen der Dschina's, voran des Mahavira, und Regeln für die Jati's (Mönche) enthält.

Trotz des beträchtlichen Umfangs dieser Litteratur und mannigfacher Ähnlichkeit derselben mit der buddhistischen, reicht sie doch an die geistige Tiefe und Bedeutung der letztern von ferne nicht hinan. Sie erschöpft sich meist in Äusserlichkeiten. Namentlich wird immerfort mit peinlicher Ängstlichkeit eingeschärft, dass man ja kein Lebendes verletze, z. B. vor dem Gebrauch des Wassers dieses durchseihe, damit nur empfindungsloses Leben darin zurückbleibe 1). Ausserdem wird stetig gewarnt vor jeder Handlung, die einen Gewinn oder Lohn (karman) bezwecke. Sammlung und Entsagung führen dazu, dass die Ursachen der Sünde zerstört werden. Gleichgiltig gegen Hitze und Kälte, Lust und Schmerz fühlt der Nirgrantha nichts von der Strenge seiner Askese. Er handelt nie nach Zwecken, noch weniger gewaltthätig; er hat keine feindlichen Gedanken, und so befreit er sich und andere vom Elend des Daseins. Kann er ohne das sein Gelübde nicht halten, so wird ihm der Selbstmord empfohlen, der den Buddhisten verboten war. Das alles aber wird nicht mit jener psychologischen Feinheit und in den anmutigen Bildern vorgeführt, welche wenigstens gewisse Stücke der buddhistischen Schriften auszeichnen; so breiter ergeht sich die Reglementiersucht in ihren Vorschriften über Nahrung, Kleidung u. dgl. und geistlose Phantasie

in der Ausmalung der Geburt des grossen Überwinders.

1) In Chicago rühmte ein Dschaina, schon lang vor Entdeckung des Mikroskops hätten seine Weisen über die Empfindungsorgane des kleinsten Tierchens Rechenschaft geben können (WPR S. 1223). Allein es ist längst bekannt, wie schlimm für sie die Erfindung des Mikroskops Als ein Mönch zu Benares sich von der Menge der Tierchen in einem Wassertropfen überzeugte, gelobte er nicht mehr zu trinken und starb. Ch. Coleman, Mythology of the Hindus, Lond. 1832, S. 221. Orelli, Religionsgeschichte.

war.

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Die Entwicklung und Geschichte dieser religiösen Gemeinschaft liegt fast ganz im Dunkeln. Sie muss eine bedeutende Ausdehnung gewonnen haben nicht nur im nördlichen Indien, sondern auch im Dekhan und auf Ceylon. Frühe spaltete sie sich in zwei Sekten, die mehr im Norden wohnenden Shvetâmbara (d. h. Weissgekleideten) und die südlichen Digambara (die Nackten, eig. in Luft Gekleideten). Die letzteren (welche übrigens nur bei den Mahlzeiten ihre Kleider ganz ablegten) bildeten die strengere asketische Richtung; sie nahmen keine Weiber in den Orden auf, während sonst in den heil. Schriften stets auch auf Nonnen Rücksicht genommen ist und auch Jüngerinnen des grossen Meisters (Mahavira) aufgeführt sind. Auch zu der Zeit, da der Buddhismus unterdrückt und aus dem Lande verdrängt wurde, haben sich die Dschaina in Indien behauptet, wohl infolge ihrer näheren Verwandtschaft mit dem Brahmanismus, welche auch darin zu Tage trat, dass sie die Hindugötter auch anbeteten, während sie z. B. die Reliquienverehrung der Buddhisten verabscheuten. Noch heute gibt es in Indien eine nicht ganz unbeträchtliche Zahl von Dschaina's. Sie schätzen sich selbst etwa auf anderthalb Millionen 1); sie sind friedliebende, wohlhabende Leute, Bauern2) und Städter. Die Jati's sind jetzt ihre Priester, welche von Jugend auf dafür bestimmt und erzogen werden. Sie bleiben chelos und haben die Obliegenheit, die hl. Schriften zu lesen und den Laien zu erklären, sowie die gottesdienstlichen Ceremonien auszuführen. Prächtige Tempel sind dafür vorhanden. Auch an Spitälern für Tiere fehlt es nicht. Aber das eigentlich Religiöse tritt, wie es bei dem Fehlen einer kräftigeren Gotteserkenntnis nicht anders sein kann, hinter populär-philosophischer Spekulation über die Zustände und Lebewesen der Welt und ceremoniellen Satzungen zurück. Ihr Vertreter am Kongress von Chicago (1893) sprach sich dahin aus3): "Gott im Sinn eines ausserweltlichen persönlichen Schöpfers hat keinen Raum in der Dschaina-Philosophie. Sie leugnet ausdrücklich einen solchen Schöpfer als unlogisch und bedeutungslos im allgemeinen Schema des Universums. Aber sie stellt fest, es gebe eine feine Essenz, welche allen Substanzen zu Grunde liege, sowohl bewusst als unbewusst, welche ewige Ursache aller Veränderungen werde und Gott heisse."

1) WPR S. 96. Vgl. unten S. 526.

2) Das Pflügen ist ihnen freilich untersagt wegen der damit verbundenen Tötung lebender Wesen.

3) Ebenda S. 1224.

Allgemeiner Charakter des Hinduismus.

5. Der Hinduismus 1).

a) Allgemeine Charakteristik.

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Dem Hinduismus mangelt im Unterschied vom früheren Brahmanismus die systematische Einheitlichkeit. Es ist eine aus verschiedenen, nie völlig ausgeglichenen Strömungen erwachsene Religion. Eine gleichwertige Weiterbildung war nach dem Buddhismus nicht mehr möglich. Statt dessen arten die bisherigen Erscheinungen aus und vermengen sich mit einander. Letzteres geschieht nicht nur zwischen Brahmanismus und Buddhismus, sondern auch zwischen der brahmanischen und der Volksreligion, ja zwischen arischer und dravidischer Religion. Angesehene Guru (Lehrer, Religions- oder Sektenstifter) hatten die Vedalehre ins gemeine Volk hineingetragen, sie aber durch Aufnahme der beliebtesten Volksgötter und Helden ihm geniessbarer gemacht. So entstanden vielerlei lokale Sekten", die sich aber mehr und mehr um die beiden Götter Vischnu und Shiva gruppierten, welche neben Brahma im Hinduismus als die drei Hauptgötter mit einander konkurrieren. Diese Centralisation, die gewiss das Werk der Lehrer ist, vollzog man namentlich durch die jetzt beliebt werdende Vorstellung der Avatara's, d. h. Verkörperungen (eig. „Niedersteigungen") der Gottheit, wodurch man alle Volksgötter und Heroen, auch gefeierte Sektenhäupter, als Incarnationen des Hauptgottes (Vischnu oder Shiva) erklären konnte. Auch fehlt es nicht an Versuchen, die drei Hauptgötter in Eine Gottheit zusammenzufassen.

Der wohl tausendjährige Kampf zwischen Brahmanismus und Buddhismus hat mit einem völligen Siege des ersteren und der Verdrängung des letzteren aus dem Lande seiner Geburt geendigt. Der Buddhismus konnte sich nur in Hinterindien und auf Ceylon behaupten, während er ausserhalb des indischen Bodens, besonders in den weiten mongolischen Gebieten (Tibet, China) seine Eroberungen immer weiter ausdehnte. Dass in Indien selbst diese neue Lehre trotz mächtiger Gönnerschaft (Ashoka) und zeitweiligen Triumphes schliesslich der alten Religion weichen musste, beweist, wie starke Wurzeln das Brahmanentum mit seiner ehrwürdigen Askese, seiner altheiligen Litteratur und seiner festen sozialen Gliederung im Bewusstsein der Inder geschlagen hatte. Es ist aber auch darauf zurückzuführen, dass der Brahmanismus zum Teil aus eigenem Antrieb, zum Teil wohl auch im Wettstreit mit

1) Vgl. besonders H. T. Colebrooke, Miscellaneous Essays, ed. by E. B. Cowell (2 Bde. 1873).- H. H. Wilson, Works ed. by Rost (5 Bde. 1861-65). Charles Coleman, The Mythology of the Hindus, Lond. 1832. B. Ziegenbalg, Genealogie der malabarischen Götter, Madras 1867. Ausserdem Lassen (IV, 569 ff.), Wurm, LehmannChantepie (II, 114 ff.).

der gegnerischen Lehre und in Anlehnung an diese sich volkstümlicher gestaltet hatte. Es war das das Werk mehr oder weniger selbständiger Lehrer, die dem gemeinen Volke, dem die vedischen Götter verblasst waren und das mit den brahmanischen Abstraktionen nichts anfangen konnte, im Anschluss an den Veda, aber auch an das volkstümliche Epos und den lokalen Aberglauben, eine greifbarere und populärere Religion boten, welche gelegentlich an geistiger Erhabenheit dem alten Brahmanismus nichts nachgab, wie z. B. die Lehre des Râmânuja, eines Brahmanen des 12. Jahrhunderts im südlichen Indien 1), oft aber auch mit niedrigem Fetischglauben und Zoolatrie versetzt war, namentlich da, wo solche aus der dravidischen Bevölkerung eindrangen. So entstand eine grosse Mannigfaltigkeit von lokalen Religionsgenossenschaften, die jedoch durch gewisse vedische Gestalten und Ideen zusammengehalten waren. Auch ist bei aller Zersplitterung ein starker Zug zur Vereinigung spürbar, der ohne Zweifel bewussterweise durch den Lehrstand verstärkt wurde, so dass sich die verschiedensten mythologischen Figuren je um einen Hauptgott gruppierten.

Der Gott Brahma freilich konnte diese Stelle im volkstümlichen Glauben nicht einnehmen; dafür war er zu abstrakt, er blieb nach wie vor Brahmanengottheit. Dagegen bewegt sich die volkstümliche Religion um Vischnu oder um Shiva. Diese beiden herrschen schon in manchen Partieen der Epen Mahabharata und Ramajana vor, während sich Indra mehr in seinen Himmel zurückgezogen hat. Dabei ist allerdings wahrscheinlich, dass in jenen Heldengedichten die Stücke, welche Vischnu und Shiva feiern, später von Verehrern dieser Götter eingeschaltet sind.

Besonders merkwürdig ist eine neue Erscheinung, die der Hinduismus gebracht hat, die Avatara, d. h. das Herabkommen des Gottes in einer beliebigen Gestalt. Man hat diese Vorstellung oft auf den Buddhismus zurückgeführt, und richtig ist ja, dass die Buddhisten in ihrem menschlichen Haupte einen willkommenen, persönlichen Helfer vor dem Brahmanismus voraus hatten, was für das populäre Bewusstsein einen grossen Vorzug bedeutete. Der Hinduismus mag mit Gestalten wie Krischna einen Ersatz dafür haben bieten wollen. Allein eine näherliegende Erklärung bietet die Annahme, dass man dem Volke einen Hauptgott belieben wollte. Man that dies so, dass nan die ihm liebsten Götter und Heldengestalten als Incarnationen dieses Gottes erklärte. In diesem Sinne sind die alten Epen überarbeitet und theologisch bereichert worden. Aber nicht bloss Heroen wie Krischna, Rama, auch geschichtliche Persönlichkeiten, namentlich gefeierte Religionslehrer, in welchen der pantheistisch gerichtete Hindu leicht etwas Gött

1) Ebenda trat um 1400 n. Chr. der grosse Reformator Râmânanda auf, welcher in der Volkssprache (Hindi) lehrte und die religiösen Ceremonien sehr niedrig anschlug.

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liches erblickt, konnten so als Erscheinungen der Gottheit ausgegeben werden. Vom Vischnu werden besonders viele Avatara (gewöhnlich 10) erzählt; aber auch von Shiva und selbst Brahma und anderen Göttern wird ähnliches gefabelt, der Gott wird dabei im Himmel unbeschränkt weiter regierend gedacht, während seine Verendlichung als sein alter ego auf Erden lebt und wirkt.

Ein letzter Schritt zur Vereinheitlichung der Gottheit wurde damit gethan, dass man gelegentlich die drei Hauptgötter, welche jetzt um die höchste Stelle sich bewarben, unter einander kombinierte. Dies geschieht z. B. von den Verehrern des Vischnu so, dass sie diesem den Brahma und Shiva unterordnen. Aber es werden auch die Dreie in eine Art Dreieinigkeit (die freilich wenig innerliche Ähnlichkeit mit der christlichen hat), d. h. als drei Seiten des göttlichen Wesens zusammengefasst. Diese Dreiheit, Trimurti, wird in drei unter sich verwachsenen Gestalten abgebildet, wobei Brahma die Vorderseite einnimmt, mit Almosentopf und Rosenkranz in der Hand, Vischnu rechts und Shiva links zu sehen ist. Man schreibt dabei Brahma die Rolle des Schöpfers zu, Vischnu die des Erhalters, Shiva die des Zerstörers. So hat man künstlich für alle dreie als Seiten des göttlichen Wesens Raum geschafft. Eigentlich aber ist jeder der dreic vielseitiger und von seinen Verehrern als all beherrschende Gottheit anerkannt. Sie sind eigentlich nicht auf einander angelegt, sondern die Gottheiten dreier Religionen, der Priesterreligion und der beiden Volksreligionen, die sich alle dreie freilich mannigfach berühren.

So ist der Hinduismus, unter welchem Namen man alle dreie befasst, allerdings dem alten Brahmanismus entsprungen. Aber nur die Religion der Priesterkaste bildet dessen direkte Fortsetzung. Sie pflanzte ihren Veda fort, und Manu blieb ihr Gesetzbuch. Auch die alte Philosophie wurde in diesem späteren Zeitraum erst konsequent ausgebildet1). Allein die Volksreligionen hatten viel Fremdartiges aufgenommen. Irreführend ist es immerhin, den Anhang des Vischnu und Shiva als „Sekten" zu bezeichnen, da sie im nationalen Leben den breitesten Raum einnehmen.

Die litterarischen Produkte der volkstümlichen Sekten und Religionen sind die Purana (= alte Überlieferung), welche grossenteils an die Epen anknüpfen, den Stoff aber mythologisch und theologisch weiter ausführen und manche eigentümliche Erzählungen und Fabeln sowie auch gottesdienstliche Vorschriften bieten. Die 18 erhaltenen Purana stammen erst etwa aus dem 12. Jahrhundert. Dazu kommen noch 18 Upapurana. Einer shivaitischen Sekte gehören die Tantra an, magische Formeln enthaltend.

Endlich sei noch daran erinnert, dass auch auswärtige Einflüsse den Hinduismus berührt haben, deren Spuren da

1) Vgl. oben S. 433 f.

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