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Kong-tses Stellung zum Überirdischen.

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eigentliche Name Gottes (Schang-ti) begegnet uns in seinen Aussprüchen äusserst selten; er findet sich fast nur in seinen Citaten aus alten Büchern. Kongtse selbst redet zwar öfter vom „Himmel", behandelt aber diesen kaum mehr als ein persönliches Wesen, sondern eher als den Inbegriff der Weltordnung, die für den Weisen vorbildlich sein soll.

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Bezeichnend ist auch seine Vernachlässigung des Gebets. Im Lünjü (VII, 34) wird erzählt: „Als Kongtse sehr krank war, und Tselu ihn bat, für ihn beten zu dürfen, fragte ihn Kongtse: Ist das thunlich ?" Jener erwiderte: Es ist so; der Lui (Gebetbuch) sagt: betet zu den obern und untern Geistern." Kongtse aber erwiderte: Dass Khiu (ich) gebetet, ist schon lange her!" 1). Wenn er dessenungeachtet auf die richtige und andächtige Weise des Opferns und der Verrichtung der übrigen Ceremonien das grösste Gewicht legte, sprach sich darin nicht ein inniges Verhältnis zu dem Wesen aus, welchem geopfert wurde, sondern es geschah aus Anhänglichkeit an die Gebräuche des Altertums, denen er eine hohe praktische Bedeutung, und zwar nicht am wenigsten für die Politik, beimass. Riet er doch: „Ehret die Geister mit frommem Sinn, und haltet euch fern von ihnen“ 2).

In Bezug auf seinen Glauben ans Jenseits ist charakteristisch z. B. Lünjü XI, 11: Kilu fragte ihn, wie man den Geistern der Verstorbenen dienen soll. Der Meister sprach: "So lange du nicht im Stande bist Menschen zu dienen, wie kannst du ihren Geistern dienen?" Kilu fügte bei: „Ich bin so frei über den Tod zu fragen." Er erhielt die Antwort: So lange du das Leben nicht kennst, wie kannst du über den Tod etwas wissen?" Er scheint bestimmter als der vulgäre Volksglaube (vielleicht zwei verschiedene Vorstellungen desselben kombinierend) unterschieden zu haben zwischen der animalen Seele des Menschen (kuei) und seinem Geiste (schin). Erstere kehre zur Erde zurück, letzterer steige in die lichte Region empor3). Er vermeidet aber positive Aussagen über den Zustand nach dem Tod und antwortet auf die Frage seines Schülers Tsekung, ob die abgeschiedenen Ahnengeister wüssten, was sich unter den Lebenden zutrage: „Es geht nicht füglich an, dass ich mich über diese Frage bestimmt erkläre. Wenn ich sagte, dass die Ahnen für die ihnen erwiesenen Ehren empfänglich sind, dass sie sehen und hören und wissen, was auf der Erde vorgeht, so wäre zu besorgen, dass die von kindlicher Liebe erfüllten Seelen die Sorge für ihr eigenes Leben vernachlässigten, um sich ganz denen zu weihen, von denen sie es empfangen haben. Wenn ich im Gegenteil sagte, dass die Toten

1) de Harlez möchte freilich übersetzen: „Ma prière dure déjà depuis longtemps, elle est continuelle."

2) Lünjü VI, 20. Ganz ähnlich Liki XXIX, 30 (SBE Bd. XXVIII S. 341 f.).

3) Liki XXI, 2, 1 ff. (SBE XXVIII, 220 f.). Vgl. Plath, Abhandlungen 1874, S. 30 ff.

nicht wissen, was die Lebenden thun, so wäre zu besorgen, dass man die Pflichten der kindlichen Liebe vernachlässigte und sich selbstsüchtig auf sich selber zurückzöge und so die heiligen Bande zerrisse, welche ein Geschlecht ans andere knüpfen. Fahre also fort deinen Vorfahren die schuldigen Ehren zu erweisen, und handle so, als wenn du sie zu Zeugen aller deiner Handlungen hättest, und suche nicht mehr darüber zu erfahren.“ Dieser Ausspruch, ob er authentisch sei oder nicht1), ist ungemein charakteristisch für das lediglich praktische Interesse, welches Kongtse am Jenseits nahm, zeigt aber, was aus andern Anzeichen ebenfalls deutlich hervorgeht, dass er auch in dieser Hinsicht, in Beziehung auf das Leben nach dem Tode, die alte Religion nicht nur nicht weitergebildet, sondern sogar ihren zuversichtlichen Glauben verloren hat. Er stand demselben ziemlich skeptisch gegenüber, ohne jedoch das Dasein Gottes oder die Fortdauer des Menschen nach dem Tode zu leugnen.

Gleichwohl würde man sich täuschen, wenn man dächte, seine Moral sei eine religionslose gewesen. Er baute sie vielmehr auf jene Pietät, welche ein Reflex des alten Glaubens war. Vom Himmel sollte nach Kongtse der Weise die rechte Ordnung des Lebens lernen. Des Himmels grossartige Erhabenheit, scine alle Wesen uneigennützig und unparteiisch mit gleicher Wohlthat bedenkende Güte, ebenso die Demut der Erde, die Regelmässigkeit des Wechsels der Jahreszeiten und die ganze Zweckmässigkeit der Einrichtungen der Natur, die damit zusammenhängt, sind reich an Lehren für die Menschen und sollen für sie vorbildlich sein. Vom Himmel ist aber auch das Leben und Wirken jedes Menschen bestimmt. Diese Bestimmung (ming) ehrt der Weise und grollt dem Himmel nicht. Sie ist auch kein blindes Fatum, sondern des Menschen Verhalten wirkt auf den Willen des Himmels zurück, der das Gute belohnt und das Böse bestraft, was nicht hindert, dass es dem Weisen, wenn er die rechte Zeit nicht trifft, herzlich schlecht gehen kann. Das rechte Verhalten aber besteht, abgesehen von der sorgfältigen Einhaltung der überlieferten heiligen. Gebräuche und Ceremonien worin Kongtse, der das Fasten, die Trauergebräuche u. ä. so eifrig ausübte, mit leuchtendem Bei- . spiel voranging, — hauptsächlich in der Erfüllung jener fünf Pflichten, von denen S. 50 ff. die Rede war.

Zur Einschärfung, aber auch Veräusserlichung dieser Grundpflichten hat Kongtse das seinige beigetragen, dessen Verhältnis zu seiner eigenen Gattin und seinem Sohne übrigens ein ziemlich kühles scheint gewesen zu sein. Von ersterer soll er sich sogar haben scheiden lassen. Besonders häufig betont er die kindliche Pietät gegen die Eltern. Im Hiao-king), einer kleinen Schrift, die schliesslich nicht als kanonisch erklärt wurde,

1) S. d. Quellen bei Plath a. a. O. S. 31.
2) SBE Bd. III, S. 449 ff.

Die Lehren Kong-tses.

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aber zu Zeiten hohes Ansehn genoss, und eine Lection Kongtse's an seinen Schüler Zangtse enthält, wird die Pietät der Kinder gegen die Eltern behandelt und als die Cardinaltugend erklärt, aus welcher alle andern hervorgehen. Die Ehe hält er hoch, da sie zu Nachkommen führt und auch Himmel und Erde sich verbinden, ohne was die 10,000 Dinge nicht entstehen würden. Das Weib soll dem Manne gänzlich unterworfen sein. Sie hat nicht das Recht, Befehle zu erlassen, sondern drei Wege (tao) zu befolgen: Im elterlichen Hause folgt sie dem Vater, in der Ehe dem Gemahl, nach dessen Tode dem Sohn. Mehrere Weiber zu haben ist nicht ratsam, da sie nie übereinstimmen werden. Ehescheidung ist in gewissen Fällen erlaubt, soll aber nicht erfolgen, wo das Weib dadurch in unbilliger Weise benachteiligt würde 1). Hier wie überall in Festsetzung der sozialen Pflichten will Kongtse nichts neues einführen, sondern nur den alten Brauch konstatieren, nach welchem man sich zu richten habe. Natürlich hat er es auch an reichlichen Ratschlägen für die Führung des Staatshaushalts und die Regierung nicht fehlen lassen. Der Fürst soll durch Tugend regieren. Durch sein gutes Beispiel werden die Bösen beschämt und die Guten zur Nacheiferung angespornt werden. Er soll gewissenhaft die heiligen Gebräuche üben und die Geschäfte verwalten; dann führt er das Regiment mit Leichtigkeit. Er suche das Vertrauen des Volks als die unerlässliche Bedingung des Bestandes und Gedeihens seiner Herrschaft und befleissige sich der Sparsamkeit, damit er die Unterthanen nicht durch harte Auflagen drücken müsse. Im übrigen thue jeder im Reich, was seines Amtes ist. Strafen soll die Obrigkeit, wo wirkliche Verschuldung vorliegt, nötigenfalls auch mit dem Tod, aber nicht ohne die Ursache der Verbrechen zu erforschen und den Zweck der Strafe, die Besserung des Volks stets im Auge zu haben. Dazu wird in den meisten Fällen die Belehrung, besonders durchs eigene Beispiel, sicherer führen als harte Strafen.

Ausserdem sind eine Menge lehrhafter Sentenzen des Kongtse überliefert, die viel Menschenkenntnis und pädagogischen Scharfblick verraten. Er ermahnt darin namentlich zu besonnenem Masshalten, Vorsicht im Reden und Thun, Beharrlichkeit in der Arbeit, besonders im Ringen nach Weisheit und Tugend. Oft sind es blosse Klugheitsregeln, die er aufstellt, häufig aber auch ethische Maximen von tieferem Gehalt und packender Form. Beachtenswert ist, dass er lehrt, man soll den Andern nicht anthun, was man nicht von ihnen erleiden möchte 2). Dieser Maxime räumt er sogar die Bedeutung eines zentralen Prinzips ein (wie in den Evangelien Matth. 7, 12): Auf die Frage, ob es Ein Wort gebe, das als Verhaltungsregel fürs ganze Leben dienen könne, ant

1) Zusammengestellt sind Kongtses Aussprüche über die Familienpflichten von Plath, Abhandlungen 1874, S. 62‍ff.

2) Lünjü XII, 2.

wortet er: „Ist nicht Gegenseitigkeit ein solches Wort? Was ihr nicht wollt, dass man euch anthue, thut auch Andern nicht" 1). Und positiv gewendet findet sich der Grundsatz z. B. in einem von ihm überlieferten Ausspruch): "Vier Dinge gehören zum Weisen, von denen ich noch keines erreichen konnte: Meinem Vater zu dienen, wie ich wünsche, dass mein Sohn mir diene; meinem Fürsten zu dienen, wie ich möchte, dass mein Minister mir diente; meinem ältern Bruder zu dienen, wie ich wünsche, dass mein jüngerer mir diene; in der Behandlung meines Freundes ihm ein Vorbild zu geben, wie ich von ihm behandelt zu sein wünschte." Dagegen zeigt er sich nicht auf der Höhe des Laotse (geschweige denn der Evangelien), wenn er auf die Frage: „, was ist von der Regel zu halten, man soll Unrecht mit Güte vergelten?" antwortet: Womit will man denn Güte vergelten? Vergeltet Unrecht mit Recht und Güte mit Güte."

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Kongtse war im Unterschied von Laotse, von dem dies eher gesagt werden kann, kein Systematiker, sondern ein Empiriker; seine Lehren bestehen in einer Unzahl von Apperçüs, welche ihm der Umgang mit den Menschen und das Studium der Geschichte und Litteratur nahe legten. Doch würde man ihm Unrecht thun, wenn man ihn für einen planlosen Moralisten hielte, der sich in Aphorismen erschöpfte, ohne eines prinzipiellen Strebens sich bewusst zu sein. Seine Methode, nach welcher er konsequent arbeitete, gibt am besten Tahio 3): „Die Alten, welche ruhmvolle Tugend durchs (ganze) Königreich darstellen wollten, ordneten zuerst ihre (eigenen) Staaten. Indem sie ihre Staaten ordnen wollten, regelten sie zuerst das Leben ihrer Familien. Indem sie das Leben ihrer Familien regeln wollten, bildeten sie zuerst ihre (eigene) Person aus. Indem sie ihre Person auszubilden wünschten, machten sie zuerst ihr Herz richtig. Indem sie ihr Herz richtig machen wollten, suchten sie zuerst in ihren Gedanken aufrichtig ⚫ zu sein. Indem sie suchten in ihren Gedanken aufrichtig zu sein, erweiterten sie zuerst so viel als möglich ihre Kenntnisse. Die Erweiterung der Kenntnisse geschieht durch Erforschung der Dinge. Nachdem sie die Dinge erforscht hatten, wurden ihre Kenntnisse vollständig. Als ihre Kenntnisse vollständig waren, wurden ihre Gedanken aufrichtig" u. s. f. Vom Sohn des Himmels bis zur Menge des Volkes hinunter betrachteten alle die Ausbildung ihrer Person als die Wurzel. Bei Vernachlässigung der Wurzel ist nicht möglich, dass was aus ihr hervorgeht, wohl geordnet sei."

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Einen inhaltlichen Mittelpunkt für seine Lehren hat Kongtse speziell in Bezug aufs Verhalten zu den Menschen in dem oben

1) Lünjü XV, 23.

2) Tschong Jong XIII, 4 (SBE Bd. XXVIII, S. 305 f.).

3) S. oben S. 42. Chinese Class. Bd. I, S. 221. SBE Bd. XXVIII, S. 411,

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erwähnten Grundsatz der Gegenseitigkeit gefunden, im allgemeinen aber in der Harmonie des Menschen mit der Weltordnung, dem Gesetz des Himmels. Am meisten systematisch ist Tschong Jong1) gehalten, wo die rechte Mitte oder das Gleichgewicht, das nach Kongtse der Weise einhält, mit dieser Idee der Übereinstimmung mit dem Himmel kombiniert ist. Die systematische Anlage und eine gewisse spekulative Vertiefung der Begriffe in dieser Schrift sind allerdings auf den Verfasser Tsetse zurückzuführen. Sie beginnt: Was der Himmel (dem Menschen) verliehen. hat, heisst (seine) Natur. Was mit dieser Natur übereinstimmt, heisst der Pfad (das richtige Verhalten). Die Festsetzung dieses Pfades heisst System der Belehrung . . . Wenn (in der Seele) Lust, Ärger, Kummer oder Freude noch nicht erwacht sind, nennen wir das den Zustand des Gleichgewichts. Sind diese Empfindungen erwacht, aber alle in ihrem richtigen Mass und Grad, so nennen wir das Zustand der Harmonie. Dieses Gleichgewicht ist die grosse Wurzel in der Welt (aus der alles entspringt) und diese Harmonie ist der allgemeingiltige Pfad (auf welchem man stets bleiben sollte)" 2). Demnach findet der Mensch das göttliche Gesetz in sich selbst: der Urgrund der Seele vor aller Trübung durch die Affekte ist die vom Himmel verliehene, mit ihm in Übereinstimmung befindliche, göttliche Natur des Menschen. Um ihr treu zu bleiben und das ihr eigene Gleichgewicht nicht zu verlieren, hat der Mensch alles Übermass und alle Einseitigkeit der Leidenschaft zu vermeiden. Es gilt die rechte Mitte unentwegt einzuhalten zwischen fehlerhaften Extremen und so jenes Ebenmass zu bewahren, welches der Harmonie in der äussern Natur, bezw. dem Gesetze des Himmels entspricht.

Dass mit dieser Lehre von der unwandelbaren Mitte nicht die gemeine Mittelmässigkeit zur Norm gemacht werden wolle (was übrigens auch bei der Tugendlehre des Aristoteles nicht die. Meinung), kann man v. Plänckner unbedenklich zugeben. Vielmehr ist die Schilderung des vollkommenen Weisen 3) gerade in dieser Schrift die überschwänglichste, als wäre er ein übermenschliches Wesen. Nach der Auslegung der chinesischen Gelehrten beschreibt Tsetse darin den Kongtse selbst, der freilich die Vollkommenheit von seiner Person ausdrücklich ablehnte, und nur in den alten Herrschern Jao, Schün vollkommen Weise zu erkennen glaubte. Christliche Theologen sehen oft in jener Stelle des Tschong Jong eine messianische Weissagung. Allein dass ein be

1) S. oben S. 43.

2) Die Ausdrücke sind freilich hier, wie gewöhnlich in der chinesischen Philosophie und Theologie, vieldeutig. Doch wird die Übersetzung Legges, der wir im wesentlichen folgen, der ursprünglichen Meinung näher kommen als die Ausdeutung v. Plänckners, der eine erhabene, tiefreligiöse Mystik nach Art der des Meister Eckart aus diesen und den folgenden Sätzen herausliest.

3) Legge, Chinese Class. Bd. I, S. 291 ff. SBE Bd. XXVIII, S. 326 f.

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