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Allgemeine Religionsgeschichte.

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historischen Religionen solche Gruppen, die man als Familien bezeichnen kann, da die Ähnlichkeit ihrer Glieder näheren gemeinsamen Ursprung verrät. Das Ziel der allgemeinen Religionsgeschichte wäre, nachdem sie den Lebensprozess der einzelnen Religionen durchforscht hätte, dieselben am rechten Ort in die Gesamtentwicklung einzureihen und schliesslich die Gruppen oder Familien aus einem früheren Ganzen abzuleiten. Erst dann hätte man eine erschöpfende Geschichte der Religion. Doch dies liegt in weitem Feld. Statt dessen wird man sich für lange nicht für immer mit einer geschichtlichen Darstellung der Religionen begnügen müssen, genauer der Religionen, welche der Neuzeit bekannt geworden sind. Erlangen wir so freilich nur Bruchstücke, so liegt ein Trost darin, dass gerade die wichtigsten, geistig einflussreichsten Religionen, welche in der That historische Mächte geworden sind, auch die zuverlässigsten Zeugnisse ihres Daseins hinterlassen haben. Damit ist nicht gesagt, dass die scheinbar unwichtigsten, weil kaum geschichtlich zu nennenden Religionsgebilde der niedrigsten Stämme der Menschheit für unsere Disciplin nicht von hoher Bedeutung wären. Wie für den Philologen die roheste Mundart oft besonders lehrreich ist, so für den Religionsforscher die Vorstellungen und Bräuche der untersten Religionsstufe. Aber hier gerade kann am sichersten aus bekannten Gliedern auf unbekannte geschlossen werden, da die Analogie hier am meisten massgebend ist.

3. Religion und Kultur.

Unter Kultur verstehen wir das Verhältnis des Menschen zur Welt, soweit diese durch seine vernünftige Thätigkeit bestimmt ist. Zwischen Religion und Kultur besteht nach der Bestimmung des Menschengeschlechts und den Lehren der Geschichte ein. Wechselverhältnis, wonach sie sich gegenseitig bedingen und befruchten. Eine Entzweiung und Befehdung dagegen tritt zwischen beiden ein, wenn jene beiden fundamentalen Bestrebungen des Menschen auseinanderfallen. Es geschieht dies, wo eine Kultur sich zum Selbstzwecke setzt und dadurch den höheren Anspruch des Göttlichen verkennt, oder aber, wo eine Religion die Entwicklung der anerschaffenen Anlage des Menschen hemmen will und so seine Weltbestimmung missachtet.

Naturgemäss besteht eine enge Wechselbeziehung zwischen dem Verhältnis des Menschen zu Gott und demjenigen, in welchem er sich zu der von ihm vernünftig bestimmten Welt befindet. Man nennt die auf letztere gerichtete Geistesarbeit Kultur, seit Zschokke das Wort in diesem allgemeinen Sinne in die deutsche Litteratur eingeführt hat. Trotz des üppigen Missbrauchs, welcher mit dem Worte getrieben wird, ist es eben um der Allgemeinheit willen nicht zu entbehren, mit welcher es, subjektiv gebraucht, die ge

samte auf die Welt gerichtete Arbeit des Menschen, und objektiv gemeint, die gesamte Frucht dieser Thätigkeit umfasst. Auch dieser Weltberuf des Menschen nimmt alle seine Geisteskräfte in Anspruch, den Intellekt, welcher die Wissenschaft erzeugt, den Willen, der die Kraft zur Erreichung vernünftiger Zwecke in Bewegung setzt in Bearbeitung des Bodens und Verwertung der Stoffe und Kräfte; das Gefühl zur Darstellung des Schönen in der Kunst und Förderung der Harmonie im Leben.

Fasst man den Begriff der Kultur in dieser Allgemeinheit, so ist dieselbe nicht nur einem Teil der Menschheit, sondern allen Menschen zuzusprechen, so einleuchtend es ist, dass die Entfaltung dieser Thätigkeit bei den einzelnen Stämmen und Völkern in sehr ungleichem Masse fortgeschritten ist. Findet man doch z. B. bei allen Menschen eine Sprache, eine solche aber ist schon ein Werk der Kultur; wir haben nämlich diese absichtlich nicht als ein Verhältnis zur Aussenwelt bezeichnet; die Pflege der dem Menschen innewohnenden Kräfte und anerschaffenen Organe gehört auch zur Kultur und bildet einen ihrer wichtigsten Teile. Und wie es ohne vernünftiges Bewusstsein wohl zu Naturlauten, nicht aber zu einer Sprache käme, so käme es durch blosse Naturtriebe nicht zu einer Familie oder zu geordneten Stammverhältnissen. Wo wir solche finden, ist immer auch ein gewisser Kulturgrad vorhanden. Aber allerdings sind jene Welt- und selbstbestimmenden Kräfte nicht allen in gleichem Masse zugeteilt und werden nicht von allen mit demselben Fleisse benützt. Denn auch hier ist die menschliche Willensfreiheit mit im Spiel; jenem Mangel an Frömmigkeit, den wir die Religion beeinträchtigen sahen, entspricht hier der Mangel an Energie, die Trägheit. Im übrigen ist aus naheliegenden Gründen auch die Kultur das Eigentum einer grössern Gesellschaft, und so redet man von einer bestimmten Kultur im objektiven, historischen Sinne und versteht darunter den Inbegriff der Erscheinungen, in welchen uns die vernünftige Welt- und Selbstbestimmung eines Stammes oder Volkes oder einer Zeit entgegentritt. Denn auch diese Seite des Menschenlebens hat ihre Geschichte, und gerade hier ist die Vererbung am besten gesichert, der Fortschritt deshalb regelmässiger als auf der religiösen Seite.

Wie verhalten sich nun Religion und Kultur zu einander? Keinesfalls können zwei Lebensgebiete, welche beide den ganzen Menschen in Anspruch nehmen, sich völlig gleichgiltig bleiben. Da in der Kultur das menschliche Denken, Fühlen, Wollen sich die Welt unterordnet, wie es in der Religion sich und die Welt der Gottheit unterordnet, so wäre zu erwarten, dass die Lösung dieser doppelten Aufgabe nach beiden Seiten gleichmässig fortschritte und jeder Fortschritt am einen Ort einen solchen am andern mit sich brächte. Diese Erwartung bestätigt sich in hohem Grade durch die Geschichte, welche eine stetige Wechselwirkung von Religion und Kultur aufweist.

Fassen wir zuerst die fördernden Einwirkungen der

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Religion auf die Kultur ins Auge. Je höher wir ins Altertum hinaufsteigen, desto mehr finden wir die Kultur von der Religion. umfangen und von ihr gewissermassen ausgebrütet. An die Spitze stellen wir das Wort des Schöpfers an die Neugeschaffenen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie unterthan!" Das ist das älteste Kulturgebot, mehr noch eine Verheissung als ein Gebot zu nennen. Es wäre nicht möglich, knapper und treffender die Kulturaufgabe auszusprechen, an welcher die Menschheit von ihrem ersten Anfang bis auf die Gegenwart unablässig gearbeitet hat, als es hier in einem Gotteswort an die ersten Menschen geschieht. Der erleuchtete Erzähler hat diese ehrenvolle Aufgabe auf eine Willensäusserung Gottes zurückgeführt. Und auch jener Schicksalsspruch Gen. 3, 17 ff. weiss nicht anders, als dass die Arbeit von Gott dem Menschen verordnet ist. Nur mehr wie ein Joch der Knechtschaft als wie ein Vorrecht des Herrn der Welt nimmt es sich jetzt aus (nach dem Sündenfall): Im Schweisse deines Angesichts" sollst du den dornenreichen Acker bebauen; aber die Bestimmung des Menschen ist dieselbe geblieben.

Dass aber auch nach der Anschauung der heidnischen Völker die Arbeit etwas von der Gottheit geordnetes war, haben sie in ihrer religiösen Sprache, der Mythologie, mannigfach bezeugt. Kein Fortschritt in der Kulturgeschichte ist so folgenreich wie der Übergang zum Ackerbau. So lange die Menschen nur der Befriedigung des augenblicklichen Bedürfnisses leben, Beeren pflücken, Tiere schlachten, wenn sie gerade Hunger haben, sonst aber müssig gehen, kann es zu keinem geordneten Dasein in Raum und Zeit kommen. Ganz anders, wenn die Erde bebaut und das Wachstum ihrer Frucht abgewartet wird. Dann gestalten sich fester die Begriffe des Eigentums und des Rechtes überhaupt, dann wird die Beobachtung der Natur, die Messung der Zeiträume, die Anfertigung künstlicher Werkzeuge erforderlich. Was lehren die Mythen der Völker über den Anfang des Ackerbaues? Sie führen ihn einhellig auf die Götter zurück. Osiris hat die Menschen das Feld bewässern und bebauen gelehrt nach der Sage der Ägypter, Demeter that ihnen diesen Dienst nach dem Mythus der Hellenen. In China ist noch heute das Führen des Pfluges ein gottesdienstlicher Akt, den der Kaiser verrichtet. Die Peruaner erzählen, die göttliche Sonne habe zwei ihrer Kinder, Manko Kapak und Mama Ogllo gesandt, um die rohen Menschen den Ackerbau zu lehren u. s. w. Damit ist angedeutet, dass die planmässige und geordnete Arbeit und der Rechtszustand nur unter dem Schutze der Gottheit sich entfalten konnten.

Auch die staatliche Ordnung, die politische Gewalt, die Gesetzgebung sind im höhern Altertum überall aufs engste mit dem Glauben an die Gottheit verknüpft. Die ältesten Könige sind Priesterkönige oder geradezu Stellvertreter, ja Incarnationen der Götter in Babylonien wie in Ägypten, in Peru wie auf den Inseln

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der Südsee, nach Aristoteles und Servius auch im ältesten Griechenland und Italien. Auch in Kanaan begegnet der Priesterkönig Melchisedek und in Israel ist der König der Gesalbte Jahveh's". Dies zeigt deutlich genug, dass bei Entstehung einer geordneten Regierung die Religion stark beteiligt war und ohne diese eine solche sich gar nicht hätte bilden können. Wie stark bei der Entstehung des nationalen Gemeinbewusstseins die Religion mitwirkte, hat Schelling, mit Recht, wenn auch nicht ohne Übertreibung, hervorgehoben.

Die Religion verleiht aber nicht blos zum menschlichen Dasein die für feste Ordnung unentbehrliche Autorität, sie gewährt auch zur mannigfachsten höhern Thätigkeit den Anstoss und das erhabene Ziel. So sind alle schönen Künste von der Religion hervorgelockt worden. Was hat die Baukunst über den Dienst der blossen Nützlichkeit und Bequemlichkeit hinausgehoben? Es war das Bestreben, der Gottheit eine würdige und erhabene Wohnung einzurichten, was die schönsten Entwürfe hervorbrachte und die Menge zu gewaltigen Opfern und Anstrengungen hinriss.

und Malerei gingen aus dem Drang hervor, das Göttliche in edler Symbolik darzustellen. Die ältesten Dichtungen sind fast überall Hymnen an die Gottheit. Mit der Poesie waren dabei die Musik und Mimik eng verbunden. Auch diese beiden, insbesondere die Orchestrik, können ihren Ursprung aus geweihtem Boden nicht verleugnen. Aber auch die Wissenschaften sind aus dem Trieb erwachsen, das Göttliche zu erkunden. Die Astrologie, die Mutter der Astronomie, war selber ein Kind des Glaubens, dass die Gestirne göttliche Wesen seien, welche den Gang der Dinge auf Erden beherrschten, womit das Interesse am Festkalender zusammenhängt. Die Geschichte ferner dankt ihre Entstehung dem Bestreben, göttliche Begebenheiten zu überliefern, welche lange vor den menschlichen der Aufzeichnung wert gehalten wurden. Die Schrift selbst, dieses unschätzbare Werkzeug der Geistesarbeit, ist aus der religiösen Zeichenmalerei hervorgegangen. Die Medizin, durch praktische Bedürfnisse nahe genug gelegt, war bei vielen Völkern Sache der Priester, welche überhaupt alle höhere Bildung vereinigten und pflegten. Die Philosophie endlich entwickelte sich aus der Theologie. Die Frage nach dem höchsten Wesen war die erste, welche den denkenden Geist fesselte. Kurz, je weiter wir hinauf gehen, desto mehr finden wir alles höhere geistige Leben im religiösen beschlossen, von diesem umhegt und getragen, aber auch geweckt und grossgezogen.

Aber die Religion ist nicht nur das, was den Intellekt zuerst umfängt und zur Erforschung der Wahrheit die mächtigste Anregung gibt; sie ist es nicht blos, welche den Sinn für das Schöne am grossartigsten weckt und ihm die würdigsten Objekte zuführt. Ihr dankt der Mensch namentlich auch die Autorität, nach welcher sein moralisches Bewusstsein gut und böse unterscheidet. Welch eine starke unentbehrliche Stütze die Religion für die gesetzliche

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Ordnung ist, leuchtet ein, sobald man erwägt, dass, wie oben bemerkt wurde, die Regierungsgewalt ohne religiöse Weihe in der frühesten Zeit gar keine Anerkennung gefunden hätte. Aber weiter beachte man, wie bei den Afrikanern und Polynesiern etwas nicht anders gesetzlich wirksam geschützt werden kann, als indem man es für Wohnung des Fetisches, bezw. Tabu, erklärt. Zwar hat nicht alle Rechtssitte religiösen Ursprung. Man findet z. B. bei tiefstehenden Afrikanern, dass die Sittlichkeit sich für sie erschöpft im Thun wie die andern, alles ungewöhnliche Gebaren dagegen als Verstoss erscheint. Jeder baut seine Hütte genau wie der andere, sonst würde man ihm dies übel nehmen. Allein dieses Herdengewissen reicht nicht aus, sobald auch nur die ersten Schritte auf dem Wege zur Civilisation gethan werden. Da muss jede Ordnung, um nicht willkürlich zu scheinen, sondern Ansehen einzuflössen, einen göttlichen Grund oder Ursprung haben, wie wir eben bezüglich der Neger und Ozeanier erinnerten, denen ihr Fetisch und Tabu den religiösen Grund für ihre Verordnungen liefert. Ebenso beachte man, dass bei den alten Germanen und Kelten, also Völkern, welche von der rohen Barbarei soeben auf eine gewisse Bildungsstufe emporstiegen oder gestiegen waren, die Priester durchaus die Verwalter des Rechtes sind. Damit ist deutlich ausgesprochen, dass sich dasselbe auf religiöse Autorität, auf die Gottheit stützen musste, um Achtung zu finden. Fehlte solche Autorität oder wurde sie erschüttert, so gingen gewöhnlich die Civilisationen rasch zu Grund.

Wie förderlich die Religion der Kultur werden kann und soll, das zeigt auch die Geschichte der christlichen Kirche. Die frommen irischen Sendboten, welche das Evangelium nach den Bergthälern der Schweiz brachten, erwiesen sich als hervorragende Vorkämpfer der Kultur, ähnlich die römischen in Germanien. Karls des Grossen Ideal war ein „heil. römisches Reich deutscher Nation", d. h. die römische Kultur, vom Christentum angeeignet, und dem deutschen Volke zugeeignet. Was für bahnbrechende Dienste die christliche Mission der Neuzeit der Bildung und Civilisation auch bei den robesten Völkern leistet, liegt vor Augen1).

Umgekehrt aber ist auch die Kultur der Religion förderlich, ja unentbehrlich wie der Leib für die Seele. Dadurch, dass der Mensch seine Geisteskräfte braucht, wächst er selbst und wird auch fähiger, Gott zu erkennen und ihm zu dienen. Der Landmann, welcher auf den wundervoll eingerichteten Haushalt der Natur merken gelernt hat, weiss besser um die Weisheit und Fürsorge seines Gottes als der Wilde, welcher ohne selber zu sorgen und zu rechnen, von der Gunst des Augenblicks und vom Zufall lebt, für welchen daher auch das Göttliche nur in Gestalt von zufällig vorhandenen, willkürlich waltenden Mächten existiert.

1) Siehe Gustav Warneck, Die gegenseitigen Beziehungen zwischen der modernen Mission und der Kultur, Gütersloh 1879.

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