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und andere Volksgötter mit der Zeit ihm untergeordnet wurden. Die Göttinnen treten hinter den Göttern zurück, wenn sie auch ihren Kultus haben. Sie ergänzen die himmlische Gottheit nach seiten der von ihr erzeugten irdischen Fruchtbarkeit und vertreten der männlichen Kraft gegenüber weibliches Wesen und häusliche Thätigkeit.

b) Kultus und Brauch.

Tacitus sagt von den Germanen seiner Zeit: „Übrigens halten sie es der Grösse der Himmlischen nicht für angemessen, die Götter in Wände einzuschliessen oder ihnen irgend ein Aussehen menschlichen Antlitzes zu geben. Haine und Waldungen weihen sie und benennen mit den Namen der Götter jenes geheime Wesen, welches sie bloss durch ihre Ehrfurcht schauen" 1). Die älteste Verehrungsweise war hier wie anderwärts die bildlose. Man verehrte den Himmelsgott, wie in Griechenland, auf Bergen, die ihm heilig waren, den Donnergott und andere in heiligen Hainen; in nächster Beziehung standen zu diesem gewisse Bäume. Damit ist nicht gesagt, dass man keine Symbole der Gottheit hatte. Nur sollten solche dieselbe keineswegs abbilden, wohl aber ihre Nähe und Gegenwart anzeigen. Solche göttliche Symbole wurden häufig in Prozession umhergetragen und auch in die Schlacht mitgenommen, wie Tacitus (Germ. 7) bezeugt. Auch jenes Schiff, das nach ihm (c. 9) umhergeführt wurde, lässt sich als Symbol ansehen. gehört auch die Irminsul (Irminsäule), ein Idol der Sachsen bei Eresburg in Westfalen, bestehend aus einem mächtigen, aufgerichteten Baumstamm. Aber auch eigentliche Bilder (simulacra) kamen allmählich auf. Dieselben finden sich besonders in Norddeutschland, wie sie denn in Skandinavien späterhin überall zu Hause sind. Solche Bilder, und zwar eherne und vergoldete, trafen Gallus und Columban bei den Allamannen am Bodensee

(612), in welchen sie die Idole stürzten. Das Gleiche geschah zu Tuggen am obern Zürichsee. Auch die Goten und Franken scheinen solche Bilder gehabt zu haben. Häufiger waren aus Holz geschnitzte und steinerne Götzen bei den Friesen im Norden. Mit den Bildern kamen auch Tempel auf, während der alte Naturkultus den unberührten Hain für das grösste Heiligtum angesehen hatte, welches zunächst mit einer Umfriedigung versehen werden mochte.

Dass die Götter mit Gebet und Opfer verehrt wurden, versteht sich von selbst. Das Opfer*) war dabei das wichtigste.

1) Germ. 9: Ceterum nec cohibere parietibus deos, neque in ullam humani oris speciem adsimulare ex magnitudine caelestium arbitrantur. Lucos ac nemora consecrant, deorumque nominibus adpellant secretum illud, quod so'a reverentia vident. Vgl. auch c. 43.

2) Das Wort stammt freilich aus dem lateinischen offerre. Doch hatte man dafür z. B. das Wort blôtan= dúɛ‹v (J. Grimm).

Aber

Um den Göttern den Dank für ihre Gaben auszudrücken, brachte
man ihnen vom erlegten Wild und vom Ertrag der Ernte Huldi-
gungsgaben. Auch beim Beginn der Mahlzeit erhielten sie eine
Spende. Die Bittopfer fehlten ebenfalls nicht, durch welche man
des Gottes Willen über ein Unternehmen erforschen und seine
Hilfe dafür gewinnen wollte. Auch opferte man bei bestimmten
Anlässen, wie Königswahlen, Geburten, Hochzeiten, Leichenbe-
stattungen, zumal diese Akte mit feierlichen Mahlzeiten verbunden
waren. Sühnopfer erachtete man besonders bei Landplagen,
Seuchen u. dgl. angezeigt. Diese waren gewöhnlich blutig.
auch bei regelmässig wiederkehrenden Anlässen schlachtete man
blutige Opfer, sogar Menschenopfer. Wie Tacitus (Germ. 9)
berichtet, man habe dem Mercur (Wodan) an gewissen Tagen
solche dargebracht1), so erzählt er von den Semnonen (Germ. 39),
sie kämen zu festgesetzter Zeit in einem hl. Walde zusammen,
wo sie Menschen zum Wohl der Gesamtgemeinde opferten. Da-
bei thut er noch eines andern dortigen Brauches Erwähnung:
jedermann gehe mit Banden gefesselt in diesen Hain, was auch
auf ein Bedürfnis der Sühnung hinweist. Unter diesen Umständen
ist begreiflich, dass man es liebte, dem Kriegs- und Siegesgott
das Blut von Kriegsgefangenen fliessen zu lassen, wie Tacitus
anderwärts berichtet 2). So hätten die Hermunduren gelobt, die
besiegten Chatten dem Mars und Mercur zu weihen und sie nach-
her diesen Göttern zu Ehren getötet. Auch andere, spätere Ge-
währsmänner bezeugen, dass zu ihrer Zeit die Sitte noch in Kraft
stand; so Prokop an verschiedenen Stellen von den Thuliten
(Skandinaviern), Herulern, Franken; Sidonius Apollinaris meldet
von den Sachsen, dass sie je den zehnten Gefangenen zu Tode
marterten u. s. f.

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Von Tieren opferte man vor allem Pferde, welche auch viel gegessen wurden. Das Pferd wurde dabei enthauptet und der Kopf nicht von den Menschen verzehrt, sondern auf einen Baumstamm gesteckt. Ausserdem waren Opfertiere die Rinder, Ochsen, Kühe, besonders schwarze, ferner Eber, Ferkel, Widder. Nähere Beschreibungen des Ritus fehlen. Doch ist kein Zweifel, dass man dem Blut eine besondere Bedeutung beilegte und es in Schalen auffing, wie dies von den Skandinaviern ausdrücklich bezeugt ist. Man pflegte bei diesen das Opfertier nicht zu verbrennen, sondern das Fleisch in Kesseln zu kochen. Gewisse Stücke wurden den Göttern vorbehalten und die Felle ihnen aufgehängt.

Von Priestern ist öfter die Rede. Cäsar (Bell. Gall. 6, 21) behauptet zwar von den Germanen im Unterschied von den Galliern, sie hätten weder Druiden, welche den Gottesdienst leiteten, noch kümmerten sie sich viel um die Opfer3). Allein wenn die Ger

1) Siehe oben S. 703.

2) Tacitus, Annal. 1, 61 und 13, 57.

3) Neque druidas habent, qui rebus divinis praesint, neque sacrificiis student.

H

Priesterschaft. Orakel.

709

manen nicht unter einer so einflussreichen Priesterschaft standen wie die Gallier und nicht mit so viel Sorgfalt und Aufwand dem Opferdienst oblagen wie jene, so wäre doch die Vorstellung irrig, dass sie überhaupt keine Priester besessen hätten. Das Gegenteil bezeugt der genauer unterrichtete Tacitus, nach dessen Andeutungen diese bei den germanischen Stämmen sich sogar eines nicht geringen Ansehens erfreuten. Zwar wurden private Opfergaben, namentlich die vielen Dankopfer in Naturalien, ohne Mitwirkung der Priester vom Hausvater dargebracht. Allein deren Vorhandensein wird schon durch mehrere altgermanische Benennungen des Priesters bezeugt. Und im Kriege, welcher stets die wichtigste Episode des Lebens bildete, waren sie nicht nur mit den Emblemen der Gottheit zugegen, sondern übten sogar im Namen derselben die Mannszucht aus. Denn Tacitus berichtet (Germ. 7), dass sie allein das Recht hatten, die Männer zu schlagen, und lässt sie auch im Frieden (K. 11) das Strafrecht in der Gemeindeversammlung verwalten - ein Beweis dafür, dass die gesamte Rechtspflege im Namen der Gottheit geübt wurde. Es war also ein angesehener, wahrscheinlich erblicher, Priesterstand vorhanden, der ohne Zweifel die alten heiligen Gebräuche und Rechte fortpflanzte und ihre Ausübung überwachte, während nichts davon verlautet, dass er (wie die Druiden) eine eigentliche Lehre über die Götter und die Welt innegehabt hätte.

Die Priester hatten auch Orakel zu verwalten. Dieselben bestanden hauptsächlich aus Losen. Tacitus beschreibt ein solches Losorakel (Germ. 10): Man hieb dafür einen Zweig von einem Fruchtbaum ab und warf die davon abgeschnittenen Zweiglein, mit bestimmten Zeichen versehen, in ein weisses Tuch. Darauf hob der Gemeindepriester oder, falls es privatim geschah, der Hausvater nach einem Gebet zu den Göttern und mit dem Blick gen Himmel dreimal aufs Geratewohl ein Reis davon auf und deutete die gezogenen nach den darauf gedrückten Merkzeichen und ihrer Reihenfolge zu Gunsten oder Ungunsten des Unternehmens. Auch auf den Flug und die Stimme der Vögel wurde viel geachtet, und was den Römern neu, aber auch den Slaven u. a. geläufig war auf das Wiehern und Schnauben der Rosse, denen man Vorahnungen zutraute. „Auf öffentliche Kosten werden sie (die heil. Rosse) in Hainen und Wäldchen unterhalten, und zwar weisse, von keiner Arbeit berührte. Sind diese an den heil. Wagen gespannt, so begleiten sie der Priester und der König oder der Fürst der Gemeinde und beobachten das Schnauben und Wiehern. Kein anderes Orakel besitzt so grosses Vertrauen nicht bloss beim Volk, sondern auch bei den Vornehmen und Priestern; diese hält man nämlich für die Diener der Götter, jene (die Rosse) aber für deren Vertraute" 1).

1) Tacitus, Germ. 10.

Merkwürdig ist auch, was Tacitus 1) über die Prozession der Nerthus) angibt: „Es gibt auf einer Insel im Ozean einen heiligen Hain und einen geweihten Wagen darin: dieser ist mit einer Gewandung bedeckt (veste contectum) und darf nur vom Priester berührt werden. Dieser nimmt wahr, wenn die Göttin im Gemache zugegen ist und gibt der von zwei Kühen gezogenen mit viel Ehrfurcht das Geleite. Dann sind fröhlich die Tage, festlich die Orte, welche sie der Ankunft und des Besuches würdigt. Man zieht nicht in den Krieg und greift nicht zu den Waffen; alles Eisen ist eingeschlossen. Frieden und Ruhe nur kennt und liebt man dann zumal, bis derselbe Priester die Göttin, wenn sie des Umgangs mit den Sterblichen genug hat, dem Tempel zurückgibt. Sofort werden der Wagen und die Decken, und wenn man es glauben mag, die Gottheit selbst im geheimen See abgewaschen. Knechte sind dabei behülflich, welche alsbald der See verschlingt. Daher ein geheimer Schrecken und eine fromme Unkenntnis, was jenes sein möge, welches nur die zum Tode bestimmten schauen". Es handelt sich hier nach allem Anschein um ein Frühlingsfestzu Ehren der Göttin der Fruchtbarkeit. Ebenso wurde in Schweden im Frühling der verhüllte Wagen Freyrs durchs Land gezogen, während das Volk ein Fest feierte und betete. Aber auch die vielen alten Pfingstgebräuche, auf welche Mannhardt3) hingewiesen hat, und wobei der Pfingstreiter, der den frisch belaubten Zweig aus dem Walde bringt, schliesslich ins Wasser geworfen wird, hangen wohl mit dieser Prozession zusammen, sowie ähnliche Umzüge im Frühjahr, welche auf die Wiederkehr der Vegetation und die Fruchtbarkeit des Jahres Bezug haben.

Was die Totenbestattung betrifft, so legte man Gewicht darauf, wie schon aus einer Mitteilung des Tacitus sich ergibt, die Germanen hätten, auch wenn der Ausgang eines Treffens noch zweifelhaft war, nicht versäumt, ihre Toten zurückzutragen. Diese wurden sorgsam und ehrenvoll bestattet. Verbrecher hing man an Bäumen auf oder versenkte sie in Moor und Sumpf. Tote, die man ehren wollte, wurden entweder begraben oder verbrannt. Das Verbrennen kam mit der Zeit im Norden ganz zur Herrschaft. Ein Hügel mit einem Malstein machte das Grab kenntlich. Allgemein war die Überzeugung vom Fortleben der Seelen nach dem Tode. Man gab ihnen darum auch Waffen, Schmucksachen, Werkzeuge und Trinkhörner mit ins Grab. Auch Frauen, Sklaven und Tiere sandte man ihnen nach. Ebenso brachte man den Toten noch Speisen auf dem Grabe dar, wogegen die christlichen Kleriker noch lange ankämpfen mussten. So tadelt Burkhard von Worms (um 1000) solche Spenden: oblationes, quae in quibusdam locis ad sepulchra mortuorum fiunt. Das im frühern Mittelalter aufkommende Aller

1) Germ. 40.

2) Vgl. oben S. 705.

3) Wald- und Feldkulte I, 567 ff.

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seelenfest bot einen gewissen Ersatz dafür, und es lebten manche heidnische Vorstellungen und Bräuche in christlicher Hülle weiter. Bei solchen Bräuchen waltete in der älteren Zeit neben der Liebe und Anhänglichkeit gegen die Toten auch die Besorgnis, die man mancherorts (z. B. bei den Indianern) findet, es möchten sonst ihre Geister zurückkehren und die Lebenden belästigen. Von Erscheinungen und Kundgebungen der Abgeschiedenen wusste man sich viel zu erzählen. Dass man ihre Stimmen beim Sturme glaubte heulen zu hören, wurde schon bemerkt. Auch die Elfen und Alpgeister mögen mit ihnen zusammenhangen. Eine feste Lehre von dem Zustand nach dem Tode war aber noch nicht ausgebildet, nicht einmal eine konsequente Anschauung, wie sie in der nordischen Mythologie begegnet. Dass man die Ahnen hoher Geschlechter als göttlich verehrte, ist einleuchtend, so verkehrt es wäre den Götterglauben selbst aus Ahnendienst oder Seelenkult oder dem Spuk der Druckgeister abzuleiten.

2. Die Nordische Religion.

Vorbemerkungen über das nordische Schrifttum.

Während von den Germanen Deutschlands keine Schriftdenkmäler aus ihrer heidnischen Zeit auf die Nachwelt gekommen sind, haben die Skandinavier, die viel später, nachdem sie bereits eine höhere Kulturstufe erstiegen hatten, zum Christentum übertraten, verhältnismässig ansehnliche litterarische Überreste aus vorchristlicher Zeit hinterlassen. Deren Erhaltung dankt man besonders günstigen Umständen, welche auf der Insel Island die Sammlung und Aufbewahrung derselben ermöglichten. Dort siedelten sich in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts heidnische Norweger von gutem Stand an, welche die Tyrannei des Königs Harald Schönhaar zur Auswanderung aus ihrem Vaterlande veranlasst hatte. Sie haben ihre heimischen Göttermythen und Heldensagen zunächst in Runenschrift aufgezeichnet, später, nachdem sie (im Jahr 1000) christlich geworden, in lateinischen Buchstaben. In jener isländischen Kolonie herrschte besondere Liebe zum Erbe der Vorzeit und zur Sangeskunst. Isländische Skalden, welche von alten und neuen Heldenthaten sangen, zogen in manchen Ländern umher. Auch nach dem Übertritt zum Christentum wurde man auf diesem abgeschlossenen Eiland der alten Lieder nicht überdrüssig, sondern sammelte sie mit Sorgfalt.

Dort ist die Liedersammlung entstanden und gefunden worden, welche heute Edda genannt wird. Die darin enthaltenen, sämtlich anonymen Lieder sind zum Teil erst auf der Insel gedichtet, zum Teil aber aus Norwegen mitgebracht worden. Sie sind in isländischer Sprache verfasst, einem vom Alt-Norwegischen nur

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