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ist auch von einem bei den Livländern gebliebenen heidnischen Gebrauch die Rede, den Verstorbenen Speise und Trank, ein Beil und etwas Geld aufs Grab zu legen. In jener Zeit, wo sie von den Deutschen hart behandelt wurden, lautete ihr Totenlied: „Geh hinüber, Unglücklicher, aus diesem elenden Zustand in die bessere Welt, wo nicht mehr dir die Deutschen, sondern du ihnen befehlen wirst. Da hast du Waffen, Speise und Reisegeld!"

Dass an den slavischen Heiligtümern die Priester eine bedeutende Rolle spielten, zeigte schon das obige Beispiel aus Rügen. Bei den Litauern und Preussen hiessen die Priester Waidelotten, über ihnen stand ein hochverehrter Oberpriester, kriwe oder griwe genannt. Dagegen bei den östlichen Slaven hört man nichts bestimmtes vom Priestertum. Doch gab es gewiss auch hier Pfleger der heiligen Bilder und Verwalter der Orakel, dabei zugleich Zauberer und Wahrsager. Von solchen und weisen Frauen oder Wahrsagerinnen ist öfter die Rede.

Orelli, Religionsgeschichte.

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E. Afrikanische Gruppe.

Einleitung: Die Neger Afrika's 1).

In Afrika wohnen von alters her verschiedene Rassen und Völkerstämme mit grundverschiedenen Religionen. Die hier zu behandelnde Gruppe ist daher näher zu bestimmen. Die Sprache ist immer die sicherste Führerin, wenngleich die Sprachgrenzen auch hier nicht mit den ethnographischen zusammenfallen. Wohl zu unterscheiden von den Negervölkern sind zuvörderst die der sog. hamitischen Völkergruppe im Norden Afrika's, welche sprachlich mit den Semiten Berührungen zeigt, immerhin sich auch von diesen charakteristisch unterscheidet. Wir sahen, dass die alten Ägypter, das vornehmste Glied dieser Sippe, mit den Negern, d. h. den schwarzen Bewohnern des innern Afrika's, nichts zu thun haben, sondern wie Indogermanen und Semiten zur kaukasischen Rasse zu rechnen sind. Ausser den Ägyptern gehören aber dahin auch die alten Kuschiter der Bibel, welche sich immerhin von Vermischung mit den Negern nicht freigehalten haben. Sie bewohnten Äthiopien, das Land südlich von Ägypten. Ferner werden zu diesen Hamiten zu rechnen sein die noch weiter südöstlich am Meere wohnenden Punt 2) (hebr. Put) und jeden

1) Fr. Müller, Allgemeine Ethnographie, Wien 1873; 2. Aufl. 1879. - Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. Bd., Leipzig 1860. Siehe dort die ältere Litteratur. Rob. Needham Cust, A Sketch of the Modern Languages of Africa, 2 Bde. Lond. 1883. J. G. Christaller, Die Sprachen Afrikas, Stuttg. 1892. Vgl. Dr. W. H. J. Bleek, Comparative Grammar of South Africa Languages, 1862-69. J. Torrend, S. J., Compar. Grammar of the South African Bantu-Languages, Lond. 1891. G. Fritsch, Die Eingebornen Südafrikas, Breslau 1872. Henri A. Junod, Les Ba-Ronga, Neuchâtel 1898.

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2) Punt ist vermutlich Landesname: Land der Puna, der „Roten“ Punier, Phönizier, von deren Herkunft oben S. 228 die Rede war. W. Max Müller a. a. O. S. 106 ff. bestreitet dies zwar und macht geltend, die den Ägyptern bekannten Punt seien ein Negervolk gewesen; aber er konstatiert doch S. 112 bei ihnen auch rote Farbe und kommt S. 113 zu folgendem Schluss, der genau mit unserer Annahme überein

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falls die Libyer und Numidier, deren Nachkommen, die Berber, längs der nordafrikanischen Küste und südwärts bis zur Sahara hin wohnen. Stämme derselben sind u. a. die Kabilen (Kabâil) 1) die Bni Msab in Südalgier, die Tuarek, oder wie sie sich selbst nennen Imos charh in der Sahara mit einer eigenen Schriftsprache, dem Tamáschek. Diese Berberstämme haben sich mit merkwürdiger Zähigkeit behauptet, obwohl ihr Land häufig von Eroberern und Ansiedlern in Anspruch genommen worden ist. Ansiedler aus Phönizien mit semitischer Sprache gründeten Karthago mit seinem Reich, von dessen Religion schon die Rede war. Dieses erlag den Römern, welche die Karthager und afrikanischen Barbaren (dies bedeutet der Name Berber) unterjochten und romanisierten, ohne die einheimische Sprache ausrotten zu können. Dies vermochte nicht einmal die noch viel gewaltigere arabische Invasion, welche das unterdessen christlich gewordene Land dem Halbmond unterthan machte. Neben dem herrschenden Arabisch behaupten sich immer noch die alten hamitischen Mundarten, während in Ägypten das Koptische nur noch Kirchensprache ist. Aber auch im obern Nilland haben, schon lange bevor der Islam einbrach, merkwürdige Eroberungen stattgefunden. Aus dem südlichen Arabien herkommend, hat zu unbekannter Zeit ein semitisches Volk sich in Abessinien festgesetzt, dessen Sprache (Geez, gewöhnlich Äthiopisch genannt) mit den semitischen, besonders dem südlichen Arabisch, nahe Verwandtschaft zeigt. Dass auch Juden über einen hamitischen Stamm die Herrschaft erlangten, davon sind die zahlreichen in Abessinien lebenden Falaschen der lebendige Beweis, welche, obwohl sie ethnologisch nichts mit diesem Volke zu thun haben, sich durch Bekenntnis und Brauch dem Judentum zuschreiben. Zur hamitischen" Bevölkerung des nordöstlichen Afrika sind, zum Teil wohl als Nachkommen jener alten Kuschiter" und Punt, zu zählen: die Bedscha. Somâli, Galla, Dankâli, welche Stämme noch kuschitische oder hamitische Sprachen reden. Die Bedscha oder Bischari wohnen nördlich von Abessinien und sind meist Muhammedaner, die Somâli) auf dem grossen Horn, das von Afrika ostwärts ins Weltineer hinausragt, bekennen sich ebenfalls sämtlich fanatisch zum Islam. Sie hüten als Nomaden ihre Herden, sind übrigens weniger scheu und wild als die Neger. In Feindschaft mit den Somâli leben die Galla oder Orōma, wie sie sich selbst nennen, ein weit verbreiteter Stamm westlich von jenen, nach dem Innern des Landes ansässig und nordwärts bis nach

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stimmt: „Unsere hypothetische Meinung ist die, dass die Bewohner von Pvnt zu derselben Rasse gehörten wie die alten Ägypter selbst, dass sie als Verdränger der dunkeln Rasse gemeinsam mit diesen einwanderten und die Fühlung mit dem ägyptischen Volksstamm frühzeitig verloren, auch mehr Negerblut in sich aufnahmen als dieser."

1) ķabîleh arab. der „Stamm"; der Plural davon ist ķabâil.
2) Somâli ist eigentlich Bezeichnung des einzelnen Angehörigen

des Stammes; der Plural ist Somâl.

Abessinien hinein vorgedrungen, südlich bis über den Äquator hinaus. Sie zerfallen in wohl 60 von einander unabhängige Stämme, ihre Gesamtzahl schätzt man auf acht Millionen. Sie haben nur die Farbe mit den Negern gemein, tragen regelmässige Gesichtszüge und gelten als der schönste Menschenschlag in Afrika. Teil ist zum Islam, ein anderer zum Christentum übergegangen. Die übrigen sind noch Heiden, aber mit erhabenerem Gottesbegriff als die Neger, sodass sie keine Fetische oder Götterbilder gebrauchen. Die Dankâli1), nördlich von den Galla zu Hause, zwischen Abessinien und dem roten Meer, nennen sich selber Afar; von den Arabern werden sie Adal geheissen. Sie sind Nomaden und bekennen sich zum Islam.

Mitten unter diesen Hamiten befindet sich ein Stamm, der seiner Sprache nach nicht zu ihnen gehört, aber schwer heimzuweisen ist: die Nuba im nördlichen Bogen des Nils, d. h. vom ersten Katarakt bei Asuan (Syene) bis nach Dongola hinauf. Östlich von diesen Nuba wohnen bis zum roten Meere hin die oben erwähnten Bedscha. Die Nuba selbst sind sehr dunkelfarbig, unterscheiden sich aber sonst nicht mehr äusserlich von ihrer Umgebung. Aber ihre Sprache, zu welcher R. Lepsius eine Grammatik (1880) geschrieben hat, zeigt, dass sie anderen Ursprungs waren. Wohin sie zu stellen, darüber gehen die Ansichten noch auseinander. Lepsius rechnete ihre Sprache zu den Negersprachen. Dagegen hat Fr. Müller (Wien) eine Nuba-Fulah-Gruppe aufgestellt, welche ebenso selbständig sein soll, wie die hamitische, die eigentliche Negergruppe und die der Bantu-Sprachen. Die Fulah nämlich oder Fulbe) sind ein merkwürdiger, starker Stamm, hellfarbiger als die Neger, rötlich braun. Ihr Hauptsitz, wo sie am dichtesten beisammen wohnen, ist im fernsten Westen Afrika's, in Senegambien, sie haben sich aber von da ostwärts weit verbreitet, besonders dem Laufe des Niger entlang. Energischer und tapferer als die Neger, haben sie diese unterjocht, wo sie hinkamen und drei grosse Reiche im Innern gegründet: Massina, Gando und Sokoto. Rücksichtslos erweitern sie fortwährend ihre Herrschaft durch Kriegs- und Raubzüge. Um anzunehmen, dass sie mit den Nuba zusammenhingen, wäre die weitere Annahme nötig, dass sie erst den ganzen Weltteil, wo er am breitesten ist, von Ost nach West durchquerten, um dann wieder ihre Ausdehnung ostwärts zu nehmen. Das Rätsel ist noch nicht aufgehellt.

Südlich nun den oben besprochenen „Hamiten", aber noch nördlich vom Äquator, zieht sich in einem breiten Gürtel von Ost nach West die von ihnen wohl zu unterscheidende eigentliche Negerbevölkerung hin. Es sind das die Neger im engsten Sinn, oder die nördlichen Neger (Nigritier). Der Typus des

1) Auch diese Form bezeichnet eig. den Einzelnen. Der Plural ist

Danâkil.

2) Der Singular lautet Pulo. Häufig ist auch die Form Fellata.

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Negers ist bekannt: Er hat schwarze Hautfarbe, dolichocephalen Schädel, flache Stirne, vorstehende Kiefern, aufgeworfene Lippen, blendend weisse Zähne, breitgedrückte Nase, wollige, krause Haare, hagere Statur, lange Arme, wadenlose Beine, rückwärts stark vortretende Fersenknochen. Die eigentlichen Negerstämme, die diese Kennzeichen am stärksten an sich tragen, zerfallen nicht bloss in eine Menge unzusammenhängender Stämme, sondern sprechen auch über 200 Sprachen (mit vielen Nebendialekten), deren Verwandtschaft wenigstens keine augenfällige ist, wenn überhaupt eine besteht. Diese Neger stehen in Bezug auf Kultur, Sittlichkeit und Religion auf der niedrigsten Stufe.

Merkwürdig ist nun, dass während diese nördlichen Negersprachen keinen augenscheinlichen Zusammenhang unter einander haben, die südlichen Schwarzen, die im allgemeinen vom Äquator südlich bis zur Südspitze Afrika's zu Hause sind, eine grosse Sprachfamilie bilden, die mit Vorliebe die der Bantu1) genannt wird. Es gehören dazu nicht weniger als etwa 170 Sprachen mit zahlreichen Nebendialekten. Diese Bantu-Völker tragen zwar auch mehr oder weniger den Negertypus an sich, aber die Charakteristika desselben erscheinen an ihnen viel schwächer ausgeprägt, als an den nördlichen oder eigentlichen Negern. Sie sind auch weniger dunkel gefärbt als jene. Man hiess sie früher K â firvölker (Kaffern) von dem muhammedanischen Wort, das die ungläubigen Heiden bezeichnete.

Unter diesen Bantu-Stämmen wohnt im Südwesten eine physisch und intellektuell schwächere Rasse, die Hottentotten 2) oder Namaqua, die sich von ihnen auch durch hellere, gelbliche Hautfarbe deutlich unterscheiden. Eigen sind der Hottentotten-Sprache zahlreiche, für den Europäer schwer zu produzierende Schnalzlaute (clicks), von denen sich übrigens einige auch bei den Kaffern finden. Die Hottentotten sind von den Kaffern in die unwirtlichsten Gegenden verdrängt worden. Zu ihrer Rasse gehören die San oder Buschmänner, welche physisch und intellektuell am tiefsten stehen. Mit ihnen mag die Zwergbevölkerung zusammenhangen, die im Innern Afrika's zerstreut vorkommt. Sie ist von heller, gelblicher Hautfarbe, behend und verschmitzt.

Auf der Insel Madagaskar endlich finden sich auch Neger, die Wasimba. Dieser Name begegnet auch auf dem Festland. Aber die auf der Insel herrschende Rasse ist die malajische. Ihr gehören die Howa an, welche mit den Malajen auf Sumatra verwandt sind, wie ihre Sprache ausweist.

Ob sich's empfehle, zwischen den Bantusprachen und denen der nördlichen Neger einen Zusammenhang anzunehmen, darüber

1) So genannt von dem Worte bantu, „Mensch", das in vielen dieser Sprachen vorkommt. Die Kaffern nennen sich selbst bantu, „die Leute". 2) Dies ein von den Portugiesen ihnen gegebener Spottname.

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