ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[blocks in formation]

er wird in alle Kniffe eingeweiht. Natürlich muss er schweres Lehrgeld bezahlen und gerät dabei vielleicht tief in Schulden. Nachher kann er, wenn er geschickt ist, bei der Ausübung seines Gewerbes sich schadlos halten. Die einzelnen Fetische haben ihre besondern Sprecher oder Propheten, welche auf die dem Volke wohlbekannte Stimme des betreffenden Geistes es gibt männliche und weibliche Fetische

-

sich einüben müssen.

Eine eigentümliche Erscheinung, die sich nach dem Gesagten leicht aus einer Zunft von Fetischmännern hervorbilden konnte, sind die häufigen und mächtigen Geheimbünde. Man hat schon früher vom Purrabund, von der Semogesellschaft und dem. Egboorden in Kalabar u. a. gehört1). Näheres ist neuerdings namentlich über den Jevhe-Bund im Togolande bekannt geworden 2). Der politische und soziale Einfluss desselben ist um SO grösser, da die Evhe, das grösste der Togovölker es zu keiner Staatenbildung gebracht haben. In ähnlichen Verhältnissen werden. solche Bünde ähnlich wirtschaften. Ein Kenner sagt: „Die heidnische Bevölkerung Afrika's liegt fast ohne Ausnahme in den Banden ränkevoller Priester und Priesterbünde, deren Zweck es ist, die armen Schwarzen in abergläubischer Furcht zu erhalten, um sie desto bequemer ausbeuten zu können. Als angebliche Vermittler zwischen der Menschen- und Geisterwelt wissen diese schlauen Betrüger auf die ängstlichen Negergemüter eine für uns kaum verständliche Macht auszuüben. Sie tyrannisieren Hoch und Niedrig, Arm und Reich. Selbst Häuptlinge und Könige sind von ihren Launen abhängig und müssen sich oft die drückendsten Vorschriften gefallen lassen."

Die wichtigste Quelle, aus der man speziell den Jevhebund kennen lernte, ist ein in der Evhe-Sprache verfasstes Manuscript, das der ehemalige Jevhepriester Stephan Giob Kawadso verfasst und der eingeborene Lehrer Andreas Aku in Lome, der Hauptstadt Togo's, ins Deutsche übersetzt hat. In den religiösen Gepflogenheiten des Ordens, wenn wir diese hierarchisch abgestufte Gesellschaft so nennen sollen, sind Kulte verschiedener Gottheiten vereinigt. Der Hauptgott ist der Blitzgott, Khe bioso, der dem germanischen Donnergott ähnlich, im Blitze axtförmige Donnerkeile oder So-Steine schleudert, welche die Bäume spalten und alles Lebende töten. Das Wort Jevhe hingegen erklärt Kawadso mit Schlauheitsgraben", weil der Dienst der Jevhegottheiten ein fein künstlicher Graben ist". Das Haupt des Ordens heisst Hubono. Ihm müssen alle Glieder des Bundes, Männer und Frauen, unbedingt gehorchen. Der aufzunehmende Adept verspricht, vor ihm

[ocr errors]
[ocr errors]

1) Waitz a. a. O. II, 135 f. Über den Egbo-Orden s. Näheres bei W. Schneider a. a. O. S. 117; über einen weiblichen Geheimbund ebenda S. 129. Vgl. auch A. Réville a. a. O. S. 110 ff.

2) Siehe H. Seidel in der Deutschen Kolonialzeitung vom 10. März 1898: Der Jevhebund und seine Anhänger.

knieend, für Jevhe alles herzugeben und alles zu thun, auch Menschen zu rauben. Dann zeigt man ihm die Jevhe-Sachen: ein von Leinen umhülltes Eisen, das den Gott darstellen soll, eine zweischneidige Axt, ein Widderhorn, einen durchlöcherten Stein, den So-Stein und die steinerne Jevhe-Axt. Bei Todesstrafe wird ihm eingeschärft, nichts mitzuteilen, was er im Jevhe-Gehöfte gesehen und gehört habe. Durch Trinken von geweihtem Wasser nimmt er dann den Gott in sich auf. Auch erhält er einen neuen Namen; der alte darf bei strenger Strafe nicht mehr gebraucht werden. Das Leben in diesem seltsamen Kloster ist ein zügelloses. Verbrecher entlaufen dorthin und entziehen sich so der Strafe, leichtfertige Weiber, um ein unthätiges, liederliches Leben zu führen. Auch muss jeder Adept versprechen, neue Mitglieder zu gewinnen, sei es durch Überredung oder durch Gewalt. Die ausgesandten Hundeo (Spione) überfallen meist Frauen und Mädchen und bringen sie in das Jevhe-Gehöft, wo man sie unfreiwillig in die Geheimnisse einweiht und auch im Gebrauch der Gifte unterrichtet, da dieses häufig zur Beseitigung unbequemer Personen Verwendung findet. Später entlässt man ein solches eingelerntes Mädchen auch wieder nach Haus; aber sie muss jedem Winke des Hubono gehorchen und an den Tänzen teilnehmen. Kommt eine solche Anhängerin des Jevhe in Konflikt mit ihren Angehörigen oder andern Leuten, so fängt sie an zu rasen, zerstört alles um sich her und läuft ins Feld. Dann erklären die Jevhediener, die Alaga (Rasende) werde sich in einen Leoparden verwandeln. Um dies zu verhüten, muss der Beleidiger schweren Tribut bezahlen. Oder sie behaupten, jene sei ins Meer gesprungen und halte sich im Meeresgrunde auf. Ein eingeweihter Fischer zieht sie bald darauf wirklich mit seinem Netz ans Land, worauf die, welche ihren Unwillen erregt haben, ebenfalls grosse Bussen zahlen müssen. Feinde des Ordens oder solche, welchen man diese Gesinnung zutraut, oder die sonst unbequem sind, werden durch seine Glieder oft ins freie Feld gelockt und dort erschlagen. Dann heisst es, der Gott habe es gethan. Z. B. wurde im April 1894 ein junger Mann von ihnen getötet, der von christlichen Negern beim Diebstahl abgefasst, im Verhör bekennen musste, es gebe gar keinen Jevhegott, sondern die Jevheleute machten alles selber. Ebenso zünden sie beim Gewitter Häuser von Gegnern an und behaupten, der Blitzgott habe es gethan, suchen auch in den Trümmern des Hauses die So- oder Blitzsteine und finden solche ohne Zweifel.

Eine besondere Einnahmequelle sind für den Bund die JevheEide. Wer sich für angethane Unbill rächen will, wirft dem Beleidiger mit einer Eidesformel einen Kranz aus Ölpalmblättern und Laub des Anja- oder Blitzkrautes wie eine Schlinge über den Kopf. Dieser, der wissen möchte, was diese gefährliche Handlung bedeute, wendet sich in seiner Angst an einen Jevhemann, welcher mit Vergnügen den Anlass ergreift, um die Sache vor das Tribunal seines Ordens zu ziehen. Die Richter sprechen natürlich ein Ur

Geisterglaube bei den Bantuvölkern.

759

teil aus, das ihnen viel einträgt. Der Betreffende, auf welchen der Eid geschworen worden, hat fast immer ein hohes Lösegeld zu bezahlen, um sich von dem bösen, ihm angethanen Zauber zu lösen und sein Unrecht zu sühnen. Auch Gläubiger wenden sich an den Orden, um ihr Geld zu erhalten. Denn seine Leute wissen die Schuldner so zu ängstigen, dass sie bezahlen. Auch bei Todesfällen brandschatzen sie die Angehörigen, wenn der Verstorbene ein Ordensglied war. Denn in diesem Fall dürfen nur die Jevheleute den Leichnam berühren und bestatten, was sie natürlich nur gegen hohe Bezahlung thun. Bei solcher unheimlichen Macht des Jevhebundes ist begreiflich, dass die Neger ihn fürchten und z. B. bei Festen seinen Leuten unterwürfig begegnen. Seidel schliesst seine Schilderung: „So wirft der Jevhebund seine Fangnetze über alle Kreise unseres Togolandes. Er macht die Mächtigen zu seinen Helfershelfern, die Armen zu seinen Sklaven. Er begünstigt Mord, Vergiftung, Lug und Trug. Er zerstört mit frecher Hand die engsten Familienbande, verlockt Männer und Frauen zu träger Schlemmerei und entwöhnt sie von nützlicher Arbeit. Aushorchen und Spionieren ist fortan ihr Zweck, Verführung und Verrat ihre Freude; selbst vor den finstersten Verbrechen scheuen sie nicht zurück und vergiessen leichten Herzens unschuldiges Blut. Der Jevhedienst ist in Wahrheit was sein Name sagt: ein „Schlauheitsgraben", und wehe dem Menschen, der darein fällt!"

Merkwürdig ist, dass der oben beschriebene üppige Fetischaberglauben sich bei den Bantuvölkern, die in mancher Hinsicht das ursprünglichere erhalten zu haben scheinen, im allgemeinen nicht findet. Geisterglaube ist freilich auch hier das vorherrschende, und zwar sind diese Geister abgeschiedene Menschen, die man sich in Menschengestalt denkt, die aber auch die Gestalt von Schlangen und andern Tieren annehmen können. Aber dieselben verkörpern sich nicht in leblosen Gegenständen. Amulette werden

viele gebraucht, aber sie gelten nicht als Wohnsitz der Geister. An Zauberern, Regenmachern, Exorzisten, Medizin männern und Wahrsagern fehlt es auch hier nicht. Dagegen sind berufsmässige Priester selten. In der Regel opfert der Familienvater, bezw. das Haupt der Familie. Man opfert den Ahnengeistern, damit sie nicht schädlich werden; denn auch sie sind mehr gefürchtet als geliebt.

3. Kultus und religiöser Brauch.

Vom Kultus der Neger ergibt sich das wichtigste schon aus dem bisherigen. Er dient hauptsächlich dazu, die gefährlichen Geister (Fetische) zu befriedigen, günstig zu stimmen und zu versöhnen. Dem Hausfetisch wie dem Dorf- und Stadtfetisch werden Opfergaben hingestellt, besonders Früchte und Maismehl, mit Palmöl angemengt. Der Fetisch soll solches essen. Man stösst

sich nicht daran, wenn die Gabe liegen bleibt; er verzehrt eben nur das Seelische oder Geistige an den dargebrachten Dingen. Das hingelegte Muschelgeld findet von selbst Liebhaber. Bei wichtigeren und festlichen Anlässen gibts Tieropfer. Namentlich Hühner, Schafe, Ziegen oder gar Ochsen werden geopfert und dabei wird eine Festmahlzeit veranstaltet. Dem Götzen überlässt man die Eingeweide. Eine besondere Rolle spielt auch hier das Blut, als das sühnende Mittel, das umhergesprengt und womit die Pfosten und Schwellen der Häuser bestrichen werden. Der Gedanke, dass ein Fluch (musu) soll weggewischt werden, liegt dem Neger bei allen Opfern, auch den unblutigen, nahe. Merkwürdigerweise wird in einer Stadt der Landschaft Akim jährlich ein Schafbock als Träger der Schuld in den Wald gejagt, wie im alten Israel am Versöhnungstag. Wie die nördlichen ihrem Fetisch, bringen die südlichen Neger ihren Ahnengeistern Speise dar, und zwar als vornehmste Gabe einen Ochsen, statt dessen aber in der Regel ein Hahn, eine Henne u. dgl. genügt. Auch bei ihrer Darbringung von Opfern spielt das Blut eine besondere Rolle. Eigentümlich ist ihnen der Brauch, ein wenig davon zwischen die Lippen zu nehmen und mit dem Laute tsu! auszuspeien, welche Geberde auch bei der Oblation anderer Flüssigkeiten vorkommt1). tsu! hat für sie geradezu sakramentale Bedeutung 2).

So

Die vornehmsten Opfer aber, mit denen man am sichersten die Gunst der Geister zu gewinnen oder ihre Feindschaft abzuwenden hofft, sind die Menschenopfer). Diese finden sich bei allen Negervölkern, welche nicht muhammedanisch geworden sind, doch mehr bei den nördlichen als bei den südlichen. Neuerdings hat freilich in manchen Gegenden die europäische Oberhoheit diesen Gräueln ein Ende gemacht, so endlich auch in den berüchtigtesten Blutreichen Dahomey und Aschantiland. Die Hauptstadt des letztern, Kumase, führte mit vollem Recht den Namen „Nie bluttrocken". Nicht bloss Verbrecher wurden in der unmenschlichsten Weise zu Tode gemartert 4). Die Lust am Blutvergiessen war so gross, dass man dieses Schauspiel nie satt bekam. Nicht nur schlachtete man gefangene Feinde in Menge zur Sühne für die in der Schlacht gefallenen Stammesgenossen. Bei jedem Freudenfest, namentlich auch bei dem im Dezember stattfindenden grossen Jams- oder Erntefest gab es dort Menschenopfer. Am meisten Blut aber floss am Tage der Totenfeier in Bantama, dem Begräbnisort der Aschantikönige, wo der regierende

1) Siehe oben S. 747.

2) H. Junod a. a. O. S. 396.

3) Diese lagen den Negervölkern um so näher, da der Kannibalismus, d. h. das Essen von Menschenfleisch, bei ihnen nicht so selten und das Trinken von Menschenblut sogar häufig vorkommt. Diesen Genuss verschaffte man auch den Fetischen.

4) Ramseyer und Kühne2 S. 119.

Menschenopfer. Zauberei.

761

König die mit Golddraht zusammengeflochtenen Skelette seiner Vorfahren mit Menschenblut zu waschen pflegte.

Schon erwähnt wurde, dass ausserdem beim Begräbnis eines Königs oder Häuptlings zu seinen Ehren und zu seinem Dienst jenseits des Todes überall Menschenopfer üblich sind, die mancherorts eine ungeheure Ausdehnung angenommen haben. Vielen, die lebendig mit dem Könige begraben werden, schlachtet man eine Menge auf dem Grabe, damit ihr Blut dasselbe durchnässe. Von Dahomey gibt Girard de Rialle an, dass beim Tod eines Königs zuerst hundert Soldaten getötet wurden, um ihm eine Garde zu verschaffen. Dann opferte man ihm acht Tänzerinnen aus seinem Harem und fünfzig Träger von Vorräten. Während drei Tagen blieb die Gruft offen und manche gingen freiwillig hinein. Achtzehn Monate später bei der Krönung des Nachfolgers ging das Gemetzel von neuem an. Männer wurden auf öffentlichem Platze, Frauen im Harem hingeschlachtet, jeder Vornehme tötete einige Sklaven. Alle diese Geopferten mussten den verstorbenen König einholen, um ihm zu zeigen, wie hoch man ihn ehre; auch späterhin liess man ihm wichtige Ereignisse durch solche Boten melden. Ebenso wurden bei den Aschanti beim Tod eines Königs drei Monate lang jede Woche die Trauerfeierlichkeiten wiederholt und jedesmal viele Sklaven geopfert. In beschränkterem Mass geschieht dasselbe überall, wo die Neger noch sich selbst und ihrem grausamen Wahn überlassen sind. Dem Menschenblut wird die stärkste Sühnkraft und Heilskraft zugeschrieben, daher nicht nur die Fetischtrommeln und Blasinstrumente, sondern auch der Königssessel mit Blut bestrichen wird. Der ganze Kultus trägt einen wilden, sinnlichen Charakter an sich. Durch Trommellärm und betäubendes Geschrei wird die Aufregung vermehrt, welche die grausamen Opferhandlungen hervorrufen, nicht am wenigsten aber durch den Branntwein, der die Afrikaner im Flug erobert hat und bei ihren Kultushandlungen unentbehrlich geworden ist. Denn mitten unter diesen Schrecknissen gibt sich der Neger gerne der wilden Lust und Völlerei hin.

Im eigentlichen Kultus erschöpft sich hier das religiöse Handeln nicht, da auch ausser demselben ein wirkungsvolles Eingreifen auf die Geister und durch sie auf das Leben angenommen wird. Die Zauberei ist es, in welcher dieser ungeordnete und sittlicher Würde entbehrende Geisterglaube recht eigentlich sein Wesen treibt. Wilson nennt den Hexenwahn den schwersten Fluch, der auf dem umnachteten Afrika liege; und Tylor meinte sogar versichern zu können, dieser Wahn habe in Westafrika mehr Menschenleben gekostet als der Sklavenhandel. In der That ist er nicht nur die Quelle unsäglicher Thorheit, wie denn z. B. die Meinung herrscht, die Zauberer könnten sich zeitweilig in Tiere verwandeln u. dgl., sondern er pflanzt auch einen furchtbaren Argwohn in die Herzen, der sie nie aus der Angst herauskommen lässt. Auch die Amulette, welche man um schweres Geld von den Fetischmännern kauft,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »