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natürlich sehr primitiv gedacht. Allein sie hatte doch auch ethischen Charakter. Es ist ungemein beachtenswert, dass auf Gott noch immer das Gute und namentlich auch die gerechte Vergeltung von Gutem und Bösem zurückgeführt wird 1), während der Fetischdienst in seiner letzten Entwicklung keine Spur von ethischem Charakter aufweist, sondern die Forderungen, die derselbe stellt, aus sittlich wertlosen Ceremonien und namentlich aus materiellen Leistungen an die Fetischdiener bestehen. Es gilt von den Negern ganz besonders, was Paulus von den heidnischen Menschen im allgemeinen sagt, dass Gott, weil sie ihn nicht dankbar ehrten, obwohl sie ihn kannten, sie in Verfinsterung des Sinnes und unwürdigen Götzendienst dahingegeben hat. Die Fetische galten immer mehr, während sie bei einem Fortschreiten nach oben vor dem erhabenen Gott hätten weichen müssen. In dieser Versinnlichung und Zersplitterung des Göttlichen ist die Negerreligion immer tiefer gesunken und an ihrem Wahn unheilbar zu Grunde gegangen. Um den Neger zu einer höheren Auffassung Gottes zu bringen, mussten von aussen Islam und Christentum auf ihn einwirken, die zwar an seine halb erblichene Gottesvorstellung anknüpfen, aber gegen seine ganze gegenwärtige Religion sich nur ablehnend verhalten konnten, was allerdings vom Islam nicht durchaus gesagt werden kann, der sich nur zu sehr der niedrigen Stufe der von ihm bekehrten Negervölker anbequemt hat.

Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts sind bekanntlich afrikanische Neger massenhaft nach Amerika eingeführt worden, wo sie besonders in den südlichen Staaten der Union und in Brasilien einen ansehnlichen Teil der Bevölkerung bilden 2). Die Sklaverei, in welcher sie dort lebten, wurde für das Gebiet der Vereinigten Staaten nach dem Sezessionskrieg von 1865 aufgehoben. Auch in denjenigen europäischen Kolonieen, wo sie noch bestand, ist seitdem derselbe Schritt erfolgt. Die amerikanischen Neger haben seit dieser Emanzipation Gelegenheit gehabt, sich am modernen Kulturleben zu beteiligen und sich dabei als durchaus bildungsfähig bewiesen. In religiöser Hinsicht sind sie schon vorher dem Christentum, als der Religion ihrer Gebieter, zugefallen.

1) Nimmt sich ein kinderloses Ehepar eines verlassenen Kindleins an und erhält dann nach langem Warten selbst ein Kind, so sagt der Volksmund immer: „Gott hat ihnen ihr Wohlthun an dem armen Kind belohnt." Hat einen als ungerecht Bekannten Unglück getroffen, so sagt derselbe: „Gott hat ihn für seine Ungerechtigkeit bestraft." Nie aber wird Gottes Eingreifen mit dem Verhalten zu den oft lächerlichen, jedenfalls sittlich wertlosen Satzungen des Fetisches in Zusammenhang gebracht. (Bohner, BMM. 1888, S. £67 f.)

2) Man rechnet auf Amerika etwa 12 Millionen Neger, wovon etwa 612 Millionen auf die Union, 4 Millionen auf Brasilien fallen.

In Afrika selbst blieben sie merkwürdig lang von der civilisierten Welt abgeschlossen, welcher dieser Erdteil doch seit dem grauen Altertum bekannt war. Wohl gab es an verschiedenen Küsten europäische Niederlassungen. Ja, die Portugiesen hatten schon am Ende des 15. Jahrh. ein Reich am Kongo gegründet und dessen Bewohnern das katholische Bekenntnis äusserlich beliebt. Allein dieses Reich fiel bald wieder zusammen und mit ihm die oberflächlich gebaute Kirche. Die Holländer richteten um die Mitte des 17. Jahrh. (1652) am Kap der guten Hoffnung eine Kolonie ein; aber ein energisches Vordringen nach dem Innern des Weltteils erfolgte von jener Seite erst, als zu Anfang des 19. Jahrh. die Engländer das Kapland in Besitz genommen hatten und die holländischen Boers nach Norden drängten. Auch jetzt freilich kümmerten sich die Letztern nur um ihre Landwirtschaft. Allein zahlreiche Forscher verschiedener Nationalität wagten sich in diesem Jahrhundert tief in das bisher zum grossen Teil unaufgeklärte Innere und stellten die Flussgebiete und die Existenz und Gestalt der grossen Süsswasserseen im Innern fest. Auch die christliche Mission, die schon früher ihre Arbeit begonnen hatte, setzte in diesem Jahrhundert mit ungleich bedeutenderen Kräften ein. Allein dem Einfluss des Christentums war unterdessen ein anderer zuvorgekommen, der diesem nicht geringen Widerstand bereitet: der Islam ist von der Ostküste Afrikas wo arabische Händler überall ihr Wesen treiben, immer mehr nach Westen vorgedrungen. Wir sahen oben, dass er unter den sog. hamitischen Völkern sehr stark verbreitet ist. Aber er drang auch durch die ganze Breite des Erdteils bis nach der Westküste vor, die Hausa z. B. und andere Sudanstämme sind Muhammedaner. Und selbst an der Goldküste verkauft man jetzt arabische Koranverse um schweres Geld als Amulette, welche vor Feuersgefahr, Krankheit, Nachstellung u. dgl. schützen sollen, also einfach an die Stelle der alten Fetischamulette treten. Man hat oft zu grossen Ruhm dem Einfluss des Islam auf die Negerstämme gespendet. Soviel ist richtig, dass die Neger verhältnismässig leicht zur Religion Muhammeds übergehen. dies wird ihnen auch gar zu leicht gemacht. Statt der bisherigen Übungen hat der Neger zu gewissen Stunden sein Gebet an Allah zu verrichten und jene Koransprüche statt der Fetische als Gegenzauber zu gebrauchen, so ist er ein guter Muslim. Aber der heidnische Geisterglaube wuchert dabei üppig weiter, es gibt sogar muhammedanisierte Wongtschä, die sich nur um so interessanter machen. Wie wenig aber der Islam zur sittlichen Hebung der Neger dient, geht schon daraus hervor, dass die Sklavenhändler regelmässig Muhammedaner sind. Die starke Ausbreitung des

Islam erklärt sich zum Teil aus dem Eifer seiner Bekenner. Ist doch jeder Gläubige verpflichtet, diesen Glauben auszubreiten, und viele haben dabei auch materielle Interessen. Dazu kommt, dass, wie schon bemerkt, das Bekenntnis zu Muhammed ein bequemes ist, und endlich, dass der Neger dem Araber nicht dasselbe Miss

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trauen entgegen bringt, wie den überall die Herrschaft an sich reissenden Weissen; er sieht ihn vielmehr eher als Verbündeten gegen diese an. Daher ist ihm auch dessen Religion von vornherein genehmer als die der Weissen. So ist der Islam im allgemeinen dem Christentum hier zuvorgekommen.

Nichtsdestoweniger macht dieses auf keinem Gebiete der Mission seit Jahren so starke Fortschritte wie in Afrika. Bezeichnend ist z. B., dass in letzter Zeit manche Schwarze an der Goldküste aus eigenem Antrieb ihre bisher hochgefeierten Fetischgötzen den Missionaren ausgeliefert haben! Und da der Weltteil jetzt rings von europäischen Kolonieen umspannt ist und auch das Innere mehr und mehr den christlichen Kulturvölkern sich aufgeschlossen hat (Kongostaat), so darf man hoffen, dass endlich diese heruntergekommene Bevölkerung sich wieder zu einem menschenwürdigen Dasein erheben werde. Schon der Umstand, dass der schwunghafte Sklavenhandel mit allem was daran hängt, jetzt nahezu unterdrückt ist, erfüllt mit Genugthuung, nicht weniger aber die Unterwerfung solcher Blutreiche wie Dahomey, Aschantiland, Benin, die gezwungen wurden ihre grausen Unsitten abzulegen. Was immer auch die Interessen der Europäer bei diesen Okkupationen sein mögen es lässt sich zuversichtlich hoffen, dass sie im Dienst einer höheren Macht dazu helfen müssen, das Land von dem Fluche zu befreien, der ungezählte Jahrhunderte hindurch auf ihm gelastet hat. Die europäische Kultur an sich freilich wird die Neger nicht innerlich veredeln; zeigt sich doch bereits, wie grosse Gefahren. sie für dieselben bringt (Branntwein). Aber das Evangelium Christi wird auch solche Stämme, deren menschliche Natur allen Ernstes bestritten worden ist, zu wahren Menschen umwandeln.

Orelli, Religionsgeschichte.

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F. Amerikanische Gruppe.

I. Die wilden Indianer. 1)

Einleitung.

Die von den Europäern in Amerika vorgefundenen Völker sind noch immer nicht in überzeugender Weise nach ihrem genealogischen Zusammenhang mit der übrigen Menschheit heimgewiesen worden, so wahrscheinlich es auch ist, dass ein solcher besteht. Auch die Einheit der amerikanischen Völker unter sich ist sehr fraglich. Wenigstens die den äussersten Norden einnehmenden Eskimos und Grönländer sind als ein besonderer, von den eigentlichen Amerikanern zu unterscheidender Schlag anerkannt. Man hat diesen „arktischen Volksstamm", wie er wohl genannt wurde, mit dem turanischen kombiniert 2). Die eigentlichen Amerikaner sind namentlich mit den Malajen oder mit den Turaniern in Zusammenhang gebracht worden, nicht zu reden von den Hypothesen, welche in ihnen Kelten oder Phönizier oder gar

1) Eine Hauptquelle für die Kenntnis der wilden Indianer sind die Werke von Schoolcraft, bes. Information resp. the history, condition and prospects of the Indian tribes, Philad. 1851 ff. - Th. Waitz, Anthr. der Naturv. III (Leipz. 1862). Siehe dort die gesamte ältere Litteratur S. XIX-XXXII. J. G. Müller, Geschichte der Amerikanischen Urreligionen, 2. Aufl., Basel 1867. H. H. Bancroft, Native Races of the Pacific States of North America, 5 voll. 1875. A. Réville, Les religions des peuples non-civilisés, Paris 1883, I, S. 191 ff.

2) Die Eskimos (der Name bedeutet „Esser von rohem Fleisch" und ist ihnen von den Rothäuten gegeben) haben äusserlich gewisse Ähnlichkeiten mit den Turaniern. An diese erinnert auch manches in ihrer Religion. Sie verehren den guten Gott des Himmels (Torngarsuk) und fürchten sich vor dessen Mutter oder Grossmutter, der harten Göttin der Erde. Dabei haben sie viel Geisterkultus, der sich an die Elemente (Wasser, Feuer, Berge, Luft) anschliesst und Schamanismus. Ihre Schamanen heissen Angekok. In ihrer Lebensanschauung und ihren Gebräuchen erinnert aber auch manches an die Rothäute.

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Israeliten zu erkennen meinten. Dass die Normannen ums Jahr 1000 v. Chr. von Island aus wiederholt Fahrten nach Amerika unternahmen, Grönland wie Labrador entdeckten und sich auf amerikanischem Boden niederliessen, ist zwar sicher bezeugt, hat aber mit der Frage nach der Abstammung der Amerikaner nichts zu thun.

Wir fassen in diesem Abschnitt die unkultivierten Eingeborenen Amerikas zusammen, bei welchen immerhin zwischen den nördlichen und südlichen ein grosser Unterschied nicht zu verkennen ist. Nordamerika war zur Zeit, wo der Weltteil von Columbus neu entdeckt wurde, von den sog. Rothäuten bewohnt. Sie heissen so nach der Hautfarbe, die gewöhnlich als kupferrot bezeichnet wird, nach Waitz genauer als lohfarbig oder zimmtbraun zu bestimmen ist, da der Übergang ins Kupferrote mehr durch Einreiben von Farbe aber auch vom Schmutz verursacht sei. Natürlich gibt es auch hier eine ganze Skala von verschiedenen Schattierungen. Runder Schädel, abgeplatteter Hinterkopf, vorspringende Backenknochen, aber wohl gerundete Wangen, grosse Augenhöhlen und Nasenlöcher, starker Unterkiefer, meist senkrechte Stellung der Zähne, gut ausgebildete, gebogene, zuweilen adlerartige Nase, schwarze Augen, wenig Bartwuchs gehören zum Typus des Indianers, der übrigens als eine stattliche und sympathische Erscheinung sich sehr vorteilhaft z. B. vom Neger unterscheidet. Diese Rothäute hatten sich über ganz Nordamerika ausgebreitet und lebten hier in den weiten Prairien und Wäldern von Jagd und Fischfang. Dieses Jägerleben hat ihnen eine noch grössere Wildheit aufgeprägt als den mehr sesshaften Afrikanern. Nicht nur fehlte der angestrengte Landbau, man begnügte sich die reifen Früchte zu pflücken; sondern es mangelte auch den Indianern die Viehzucht, welche bei den asiatischen Nomaden das gewöhnliche ist und als eine an mildere Sitten gewöhnende Beschäftigung den Übergang zur eigentlichen Kultur zu bilden pflegt. Planlos beutet der Wilde den Reichtum des Reviers aus, schiesst mehr Wild zusammen als er verzehren kann und sorgt nicht für die Zukunft. Nach Süden hin wohnten freilich Stämme, die schon frühe zum Ackerbau übergegangen waren. Aber der Mangel an rationeller Arbeit war im allgemeinen der Hauptgrund, warum sich diese keineswegs unbegabte Rasse nicht behaupten konnte, wie die einsichtigsten Indianer selbst gefühlt haben1).

1) Ein solcher sagte schon am Ende des vorigen Jahrhunderts zu einem Europäer: „Siehst du nicht, dass die Weissen von Körnern, wir aber von Fleisch leben? Dass dieses Fleisch mehr als 30 Monden braucht um heranzuwachsen und oft selten ist? Dass jedes jener wunderbaren Körner, welche sie in die Erde streuen, ihnen mehr als hundert zurückgibt? Dass das Fleisch, von welchem wir leben, vier Beine zum Fortlaufen hat und wir deren nur zwei um es zu erhaschen, die Körner aber da, wo die Weissen sie hinstreuen, bleiben und wachsen? Darum haben sie so viele Kinder und leben länger als wir. Ich sage also jedem, der

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