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privaten Leben als bedeutsam angesehen werden, desgleichen zauberkräftige Bilder, die man roh genug in Ähnlichkeit von Menschen und Tieren anfertigte. Man sieht, die Ideenassoziationen sind hier dieselben wie in Afrika. Man könnte auch in Amerika von Fetischismus“ sprechen, wenn das Wort nicht missverständlich wäre. Dass übrigens das Gewerbe der Zauberei einträglich war, geht daraus hervor, dass man in jedem Dorf zwanzig oder mehr solcher Medizinmänner und -frauen finden konnte 1).

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Was das Leben nach dem Tode anlangt, so sind die Vorstellungen davon unter sich widersprechend. Das Fortleben der Abgeschiedenen selbst aber steht ausser allem Zweifel. Die am häufigsten begegnende Vorstellung ist die, dass im Jenseits in wenig verbesserter Auflage das diesseitige Leben fortspielt. Jagd und Kampf wiederholen sich dort. Bei der Bestattung gibt man Waffen, Vorräte, Tabakspfeife, Farben zum Bemalen mit ins Grab2). Dem Häuptling werden auch Weiber und Sklaven zur Bedienung geschlachtet. Dem Freund hängt man einen frischen Skalp aufs Grab, da der Getötete ihm daun drüben dienen muss. Man stellt auch dem Begrabenen noch längere Zeit Speisen aufs Grab, bis dieselben unberührt liegen bleiben. Dann nimmt man an, er habe drüben reiche Jagdgründe gefunden. Die Seelen befinden sich zunächst noch in unmittelbarer Nähe des Leichnams; die Irokesen lassen sogar ein kleines Loch im Grabe offen, damit die Seele einen Ausgang habe. Dann glaubt man, dass sie eine beschwerliche Wanderung nach den glücklicheren Gefilden zu machen habe. Der Weg geht über eine Schlange oder über einen Fluss, über welchen ein altes Weib in Gestalt eines Walfisches die Toten hinüberschifft, während ein zweites Zoll fordert und denen, die nichts geben, ein Auge aussticht. Wer von der Schlange oder einer schwankenden Brücke herunterfällt, hat drüben ein elendes Dasein. Auch gibt es allerlei feindliche Geister und Ungeheuer, welche die Seelen anfechten. Vor solchen Schrecknissen kehren diese nicht selten wieder um das sind die Scheintoten 3). Auch Seelen wirklich Verstorbener kommen etwa zurück zum Schrecken der Überlebenden, gierig nach Speise und Blut. Als Ziel, wohin die Toten wandern, erscheinen oft auch die Gestirne; die Milchstrasse ist dann ihr Weg. Wir sahen schon, dass die Amerikaner himmlische Wesen in Tiergestalt kennen und solche auch in den Sternbildern Man konnte sich die Seligen in solcher Weise denken.

blicken.

1) Waitz III, 213.

2) Vgl. Schillers Totenlied des Nadowessiers.

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3) Auch beim Traume verlässt die Seele den Leib. Was sie dabei schaut, ist von grösster Wichtigkeit. Der Indianer glaubt bestimmt an das Schicksal, das er geträumt hat.

Die Mexikaner.

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II. Die Mexikaner.

Einleitung 1).

Im südlichsten Teil von Nordamerika und in Centralamerika haben sich, wie schon angedeutet wurde, die Indianer zu mehr oder weniger Kultur erhoben. Es bildeten sich da Staaten mit Königtum und Priesterschaft, Ackerbau und Gewerbe, Städten und Tempeln mit reichem Kultus. Am bekanntesten ist das sehr civilisierte mexikanische Reich geworden, das Ferdinand Cortez auf der Höhe seiner Macht antraf und in einem kühnen Feldzug mit einer Handvoll Leute eroberte. Dieses Reich war aber das Ergebnis einer langen Geschichte und der Erbe alter Kultur, die schon vor Jahrhunderten auf centralamerikanischem Boden geblüht hatte. Das damals in Mexiko herrschende Volk der Azteken, welches die Hauptstadt dieses Namens gegründet hatte, war sich wohl bewusst, von Norden, genauer Nordwesten, eingedrungen zu sein. Es war ein ungeschlachteres, kriegerisches Indianervolk, das sich in dem schönen Lande um die mexikanischen Seen festgesetzt und die höhere Bildung des unterworfenen Volkes sich angeeignet hatte. Der Name Tolteken, welchen die früher herrschenden Landesbewohner trugen, war eben deshalb kein verachteter, sondern man huldigte dem Genie jener Vorgänger, indem man damit den Begriff feiner Bildung und guten Geschmacks verband. Diese Tolteken, die vielleicht von ihrer Hauptstadt Tula, Tulla diesen Namen führten, waren übrigens schon vor der Erhebung der Azteken in ihrem Regiment gestört worden durch die Chichimeken (d. i. „Hunde"), welche wohl weniger als ein bestimmter Stamm zu denken sind, sondern vielmehr die früher botmässige Indianerbevölkerung darstellen, die sich an die Stelle einer herrschenden Minderheit gesetzt hat. Auch die Chichimeken wussten sich übrigens hohes Ansehen zu erwerben, ehe sie von den Azteken verdrängt wurden. Die letztern verliehen dem Reiche einen kriegerischen Charakter. Dieses mexikanische Reich ist nicht streng einheitlich zu denken. Noch zuletzt war es eine Bundesgenossenschaft zwischen dem Aztekenkönig und den Königen von Tezkuko und Tlakopan, unter welchen der erstere allerdings den Vorrang hatte. Die Mexikaner hatten die Kunde ihrer Vergangen

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1) Vgl. besonders Theodor Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. IV, Leipz. 1864, S. 1 ff. J. G. Müller, Am. Urrel. S. 441 ff. A. Réville, Les Religions du Mexique etc., Paris 1885. Ferner das oben S. 770 genannte Werk von Bancroft und vgl. bei Wuttke, Gesch. des Heidentums I, S. 251 ff.

heit nicht ohne Sorgfalt überliefert. Zwar ihre Bilderschrift1) konnte nur zur Nachhilfe für das Gedächtnis, nicht zu genauer Fortpflanzung des Inhalts dienlich sein. Aber man prägte der Jugend die Geschichte ihres Volkes ein, und so ist eine gewisse Überlieferung davon auf die Europäer gekommen. Man kennt elf aztekische Herrscher, deren letzter der von den Spaniern entthronte Montezuma 2) war, während der erste in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. regierte. Vor 1350 waren die Chichimeken an der Herrschaft, welchen man etwa 300 Jahre glaubt zuweisen zu können, obwohl die Chronologie für diese frühere Zeit ganz unsicher ist. Die Azteken wanderten unter deren Regiment ins Land, etwa seit dem 11. Jahrhundert und gründeten 1325 ihre Hauptstadt, die später den Namen Mexiko erhielt. Nur allmählich wuchsen sie zur ersten Macht heran. Die Tolteken hatten ihre Kultur von dem Maja-Geschlecht, d. h. einer Bevölkerung, die im Süden der Halbinsel Jukatan um die Städte Chiapa und Palenque wohnte. Ohne vom politischen Leben dieser Bevölkerung etwas zu wissen, muss man hier den Herd annehmen, von welchem eine mächtige Kultur nach Norden vordrang. Man glaubt die Blütezeit derselben schon am Anfang unserer Zeitrechnung ansetzen zu können, ja schon einige Jahrhunderte vor derselben ihren Bestand voraussetzen zu sollen.

Eigentümlich ist nun im Reiche Montezuma's die Mischung feiner Civilisation und barbarischer Rohheit, welche sich aus der eben angedeuteten Völkermischung erklärt, sowie daraus, dass die Maja von keinem asiatischen oder europäischen Kulturlande befruchtet worden sind. Davon ist das merkwürdigste Anzeichen, dass noch die Mexikaner keine Bearbeitung des Eisens kannten, sondern mit Steinäxten u. dgl. kämpften. Auch ist echt indianisch die Ungeschicklichkeit in der Verwendung der Tiere, die sie nicht zum Ziehen und Tragen abrichteten. Anderseits hatte man nicht bloss den Landbau (bes. Maisbau) schon zur Zeit der Maja eifrig betrieben; auch die Baukunst war von alters her gepflegt worden, wie aus voraztekischer Zeit stammende Ruinen beweisen. Man baute Strassen, Brücken, Tempel mannigfacher Art. Die Hauptstadt, in welcher Strassenreinigung und -beleuchtung nicht fehlten, machte einen grossartigen Eindruck. Das Handwerk, besonders das Kunstgewerbe des Goldschmieds und Juweliers, florierte, der Handel wurde von den Azteken eifrig betrieben. Verwaltung und Kriegswesen waren wohlgeordnet, Erziehung und Schulung der Jugend bildete ein ernstes Anliegen bei allen Vornehmern. Auch die Religion bietet, wie wir sehen werden, eine seltsame Mischung von ernsten, erhabenen Ideen und grausamer Roheit dar.

Zuvor seien noch die Haupt quellen angegeben, auf welche man bei deren Erforschung angewiesen ist. Durch die Spanier be

1) Siehe über diese Waitz IV, 1 ff.

2) Montezuma, der zweite dieses Namens, regierte 1503-1519.

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kehrt, haben einige Mexikaner selber, denen ihre nationalen Überlieferungen vertraut waren, Schriften darüber verfasst, so Pimentel Ixtiloxochitl, aus der königlichen Familie von Tezkuko, hat eine Geschichte der Chichimeken u. a. geschrieben, Magnoz Camargo aus Tlaskala eine Geschichte dieses Freistaats, Pomar aus Tezkuko historische Aufzeichnungen über seine Vaterstadt. Viel reichlicher aber ist das Material, das die erobernden Spanier hinterlassen haben, welchen man, ob sie auch manches nicht verstanden haben, zugestehen muss, dass sie sich für die Merkwürdigkeiten dieses Volkes lebhaft interessierten. Namentlich ist ihr Bericht da von Wert, wo sie als Augenzeugen reden 1). Fernando Cortez selbst hat Berichte über seine Expeditionen hinterlassen. Sein Hauskaplan Franzisko Lopez de Gomara hat wohl mit Benützung der Papiere desselben eine „Chronik von Neu-Spanien" geschrieben. Wichtiger ist des Bernal Diaz del Castillo 2) "Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Neu-Spanien". Der warme Freund der Indianer de Las Casas schrieb zu ihren Gunsten ein „Memoriale", worin er ihre Sitten und religiösen Gebräuche wenig kritisch in das beste Licht zu rücken suchte. Auch der Franziskaner P. Bernardino de Sahagun, welcher sich seit 1529 im Lande aufhielt und das Volk gründlich studierte, ist geneigt, dessen Religion im christlichen Sinn zu idealisieren. Er schrieb eine immerhin sehr wertvolle Geschichte der Dinge von Neu-Spanien". Wichtig ist auch des Jesuiten Joseph Acosta Historia natural y moral de las Indias occidentales, welche ausser der mexikanischen auch die peruanische Religionsgeschichte umfasst und auf einer ältern Schrift eines Ordensbruders Juan de Tobar fusst. Frühere Quellen benützte auch der 50 Jahre in Mexiko lebende Juan de Torquemada zu seiner Monarchia Indiana, 1614. Unter den Spätern sind namentlich zu nennen Herrera, der königliche Historiograph Philipps II. und der gewesene Jesuit Clavigero, Verfasser einer „Alten Geschichte von Mexiko", deren Verdienstlichkeit A. v. Humboldt wieder ans Licht gezogen hat, der überhaupt wieder Teilnahme für die amerikanischen Studien weckte.

Die Religion der Mexikaner.

Die Religion des Aztekenreiches wird obenhin als Polytheismus bezeichnet. Allein auch hier ergibt sich bei näherer Prüfung, dass das bunte Pantheon, welches die Europäer in der That in diesem Lande vorgefunden haben, nicht das ursprüngliche Bild der Volksreligion bietet, sondern das Ergebnis einer geschichtlichen

1) Siehe näheres über diese Quellen bei J. G. Müller, S. 442 ff. und bei Réville S. 11 ff.

2) Derselbe war ein Offizier in der Umgebung des Cortez. Orelli, Religionsgeschichte.

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Ineinanderschiebung verschiedener Nationalreligionen war. Das Ursprüngliche ist auch hier das Einfache, eine einheitlichere Fassung der Gottheit. Und es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die Gottheit anfänglich als überirdische, himmlische aufgefasst und in nächster Beziehung zur Sonne gedacht wurde. Es war auch hier nicht die physische Sonne als solche gemeint. Man hatte ein von dieser unabhängiges Wort für Gott, nämlich Teotl1), und Erleuchtetere geben an, diese Gottheit (Teotl schlechthin) sei unsichtbar und Urheber aller Dinge. Allein für das Volksgemüt war die Sonne der Träger dieser allesbeherrschenden Gottesmacht oder doch ihre Manifestation, wozu sich dann als Nebenfigur von selbst der Mond gesellte. Dieser Sonnenkultus war die breite Grundlage der central- und südamerikanischen Religionen. Die Hauptgötter der Azteken sind, wie Réville wohl mit Recht annimmt, nähere nationale Bestimmungen des ursprünglichen Sonnengottes. Jedenfalls schimmert dieser noch in der späten mexikanischen Religion als das ursprüngliche durch. Sonnenscheiben von Gold waren verbreitet 2), riesige Gesichter, oft mit ausgestreckter Zunge, um das Sprechen und Lebendigsein des Sonnengottes darzustellen. Ebensolche Abbildungen finden sich auf den Ruinen bei Palenque. Obwohl die Sonne selbst bei den Azteken nicht mehr besonderer Tempel und eines eigenen Kultus sich erfreute, so nannten sich doch dieselben noch mit Stolz „Söhne der Sonne", sie hiessen die Sonne Ometekutli, „den zweimal Herrn", den Mond Omeciuatl, „die zweimal Herrin", welche Formen an Ägypten erinnern. Sie begrüssten täglich die aufgehende Sonne mit Posaunenstössen und Opfern von Vögeln. Und unter den kleinen Hausgöttern und Amuletten 3) gab es sehr viele kleine Sonnenscheiben. Die neugeborenen Kinder wurden zuerst diesen uralten Gottheiten geweiht, wie wir sehen werden.

An Ägypten erinnert aber auch die beachtenswerte Wahrnehmung, dass bei den althergebrachten schönen Weihereden, die etwa bei der Thronbesteigung gewechselt wurden 4), ebenso bei den von Geschlecht zu Geschlecht. vererbten Mahnreden, die Vater und Mutter an Sohn oder Tochter hielten 5), fast gar nicht auf eine Mehrheit von Göttern, sondern stetsfort auf die Gottheit schlechthin, oder auf unsern Gott", den Schöpfer von Allem, hingewiesen wird, welchem eine hohe sittliche Würde und ein bestimmter Wille in betreff des Verhaltens der Menschen beigelegt

1) Teot klingt mit den indogermanischen Gottesnamen zufällig ganz zusammen, denn tl ist als mexikanische Endung abzulösen. Das Wort ist Appellativ geworden. In vielen Götternamen ist es enthalten, ebenso in Teokalli, Gotteshaus, Tempel u. s. f.

2) Cortez sandte zwei kostbare Scheiben dieser Art an Karl V., Sonne von massivem Gold, der Mond von Silber.

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3) Diese mexikanischen Hausgöttchen wurden Tepitoton genannt. 4) Siehe solche bei Waitz IV, 68 ff.

5) Siehe ebenda IV, 124 ff.

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