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Mongolisch-tatarische und finnische Religion.

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Grab. Die Mandschu steckten am Grabe einen Weidenstrunk in ein hohles Holz und hingen Papierstreifen daran, welches in der Form von Geld geschnitten war, wie denn überhaupt bei ihnen solche Papieropfer sehr häufig zur Verwendung kommen.

Dass die mongolische Rasse tieferes religiöses Gefühl beweise, lässt sich eben nicht sagen. Es ist nicht zufällig, dass ihre grossen Eroberer von Sendboten aller möglichen Religionsgenossenschaften, Buddhisten, Christen, Muslims, Parsi u. s. w. umworben, sich im allgemeinen kühl und vornehm zu allen diesen Bekenntnissen verhielten, da sie für ihre Staatskunst einer ausgesprochenen Religion überhaupt nicht zu bedürfen meinten, während ihre Unterthanen leicht ihre bisherige, ziemlich kümmerliche Weise der Gottesverehrung mit einer andern vertauschten. Die Türken wurden eifrige Muhammedaner, die Mongolen wandten sich grösstenteils dem Buddhismus zu. Selbstverständlich hörten die alten Anschauungen und Gebräuche dabei nicht mit einem Schlage auf. Es finden sich Erben der Schamanenkunst selbst bei islamischen Stämmen. Und vielfach liefen Verehrung des altturanischen Himmelsgottes und der alten Ahnengeister neben dem Buddhismus her. Dem letztern muss übrigens zugestanden werden, dass er auf die wilden, zu Unmenschlichkeit geneigten Mongolen einen bezähmenden, mildernden Einfluss ausgeübt hat. Die altturanische Religion mit ihrem Schamanenwesen hat sich bis heute bei den Tungusen erhalten, von welchen nur ein Stamm, die Mandschu, durch den chinesischen Einfluss der dortigen Staatsreligion zugeführt worden ist. Aber auch unter den Mongolen und anderswo findet man noch Überreste des Schamanismus.

2. Die Finnische Religion 1).

Die Finnen bilden nur einen Zweig der mongolisch-tatarischen Gruppe; näher gehören sie zu der ugrofinnischen Abteilung, von welcher oben die Rede war2). Wenn sie hier noch besonders berücksichtigt werden, so geschieht dies, weil über ihre Religion etwas mehr bekannt ist und dieselbe auch eine reichere Entfaltung aufweist als die der verwandten Stämme. Die Finnen haben, obwohl sie um das Ende des 12. Jahrhunderts zum Christentum von Schweden aus bekehrt wurden, manches Heidnische bewahrt. Die Hauptquelle aber ist das aus verschiedenen Rhapsodieen (Runen) zusammengesetzte alte Nationalepos Kalewala) = Land des

1) Christian Erici Lencqvist, De superstitione veterum Fennorum theoretica et practica, Åbo 1782. Christfrid Ganander, Mythologia Fennica, Åbo 1789. Alexander Castrén, Vorlesungen über die Finnische Mythologie, herausgegeben von A. Schiefner, St. Petersburg 1853. A. Réville, Les Rel. des peuples non-civilisés II, 203 ff.

2) Seite 87 f.

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3) Deutsche Ausgaben von A. Schiefner, Helsingf. 1852 und Domenico Comparetti, Der Kalewala, Halle 1892.

Orelli, Religionsgeschichte.

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Kâlewa: so heisst der Hauptheld. Die Magie ist darin die Haupthandlung. Die Helden sind Götter und Halbgötter.

Aber auch hier fehlt nicht der Hauptgott, das höchste Wesen, Jumala genannt. Dieser Name findet sich in Variationen bei den Lappen (Jubmel), Esthen (Jummal), Tscheremissen (Juma), Samojeden (Num) und bedeutet bei denselben den Himmel. Dies ist gewiss auch der ursprüngliche Sinn des finnischen Jumala, und weil der Himmelsgott ursprünglich der Gott schlechthin war, so wurde dieses Wort dann appellative Bezeichnung für Gott, Gottheit, wie es oft in den Runen steht. Auch für den christlichen Gott wurde es adoptiert, wie das mongolische tengri drei Bedeutungen hat, indem es den materiellen Himmel, den Himmelsgott, und endlich jeden Gott bezeichnet.

Je mehr aber Jumala abstrakt und appellativ gebraucht wurde, desto mehr wurde der Name Ukko für den Himmelsgott, besonders den Donnerer, gebräuchlich. Dieser Ukko = Grossvater, Greis, ist ursprünglich nur ein Epithet jenes höchsten Himmelsgottes. Er ist der gefürchtete Alte, der Blitz und Donner handhabt, aber zugleich als Patriarch der Götter verehrt. Er ist Wolkensender und spendet den wohlthätigen Regen. Um diese Gabe wird er im Kalewala 1) angerufen:

Ukko, Du, o Gott dort oben,
Du, o Vater in dem Himmel,
Der Du in den Wolken waltest
Und die Wölklein alle lenkest,
Halte Rat Du in der Wolke,
Guten Rat Du in den Lüften.
Schick aus Osten eine Wolke,
Lass aus Nordost sie erscheinen.
Sende andre her aus Westen,
Schneller welche aus dem Süden,
Sende Regen von dem Himmel,
Lass die Wolken Honig träufeln,

Dass die Saaten munter rauschen!

Der Regenbogen ist Ukkos Bogen. Sein Flammenschwert wirkt befreiend gegen böse Zaubergeister, welche Krankheiten u. dgl. bewirken. Den Feinden wünscht man, dass sie von Ukkos feurigen Kupferpfeilen oder Steinen (Donnerkeilen) oder von seinem Hammer getroffen werden. Da er der mächtigste Gott ist, ruft man ihn bei allerlei Unternehmungen um Beistand an. Geht doch seine Machtsphäre weit über das himmlische Gebiet hinaus. Doch treten auch hier Sonne, Mond, Sterne als selbständige Mächte mit begrenzterem Machtgebiet auf. Am meisten Verehrung geniesst von diesen die Sonne wie bei den Tungusen, welche sie mit ihrem höchsten Gott Buga identifizieren. Sie ist dann die Manifestation des Himmelsgottes selbst.

Ukko hat sein weibliches Gegenbild in Akka, der alten

1) Kalewala R. 2, Vs. 317-330.

Finnische Wassergottheiten.

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Mutter", welche ursprünglich Erdgöttin gewesen sein mag, aber bei ihm im Himmel wohnt. Wie die griechische Hera liebt sie den Widerspruch gegen ihren Gemahl. Sie lässt Regenschauer kommen, während die Sonne scheint und erzeugt Gegenströmungen in den Strömen.

Nach den himmlischen Gottheiten werden die des Wassers am meisten verehrt. Den Wassergott Ahti denken sich die Finnen als alten, ehrwürdigen Mann mit Grasbart und Schaumgewand. Seine Gemahlin ist Wella mo, eine ernste, aber gute, gabenfreundliche, sorgsame Wirtin mit blauer Mütze, einem Binsenhemd und einem schäumenden Gewand. Ahti und Wellamo werden besonders beim Fischfang und Fahrten zur See oder über Stromschnellen angerufen. Ein Fischerlied1) an ihn lautet:

Ahto, Wirt Du in den Fluten,

Herrscher Du von hundert Gruben,
Nimm den Pfahl von fünf der Klafter,
Nimm die Siebenklafterstange,

Um das Meer ganz durchzusuchen,
Um den Boden durchzuwühlen,

Scheuch hervor die grätgen Scharen,
Treibe Du der Fische Herde,
Wo wir dieses Netz erheben
Seine hundert Flossen ziehen
Aus den fischereichen Buchten,
Aus den lachserfüllten Schluchten,
Aus des Meeres grossen Wirbeln,
Aus der Fluten finstrer Tiefe,

Wo die Sonne nimmer scheinet,
Wärme nie der Sand empfindet!

Auch die Erde wird verehrt als die Mutter alles Daseins, besonders der Vegetation, namentlich auch die Gönnerin des LandSo wird sie im Kalewala 2) angerufen:

baues.

Alte, die Du unten weilest,
Erdenmutter, Erdenwirtin,

Bring den Rasen Du zum Treiben,
Bring die Erde Du zum Wachsen!
Nimmer fehlts an Kraft der Erde,
Nie, so lang die Zeiten dauern,
Wenn die Geberinnen Gnade,

Huld der Schöpfung Töchter leihen.
Steig, o Erde, auf vom Schlafe,

Von dem Schlummer, Flur des Schöpfers,
Lass die Halme dicker werden,

Höher Du die Stengel wachsen,
Tausendfach die Ahren steigen,
Hundertfach die Äste schiessen

Durch mein Ackern, durch mein Säen,

Durch die Mühe, die ich habe.

Bei den Esthen heisst die Erdgöttin Ma a cmma und ist Gemahlin des Donnergottes. Sie verleiht auch den Weibern Frucht

1) Kalewala R. 48, Vs. 135-150.
2) Kalewala R. 2, Vs. 301–316.

barkeit. Während diese Erdgöttinnen bei dem geringen Ertrag, den die Erde in diesem nordischen Land zu bieten hatte, nicht zu grosser Bedeutung gelangten, machte man sich mehr mit den Waldgöttern oder geistern zu schaffen, an deren Spitze Tapio stand mit langem Hals und dunkelbraunem Barte. Seine Gattin ist Miellikki, welche als freundliche Wirtin den wilden Honig bereitet und das Bier, das sie dem müden Jäger reicht. Nur zeigt sie ein verschiedenes Gesicht, jenachdem die Jagd glücklich ausfällt oder nicht. Im erstern Fall erscheint sie schön gekleidet und geschmückt, im andern als hässliches Weib. Tapio hütet mit seiner Gattin die wilden Tiere, aber auch das zahme Vich. Ihnen helfen dabei als Hirtinnen Töchter und Mägde, Waldjungfrauen. Auch die Bäume pflegen sie. Aber auch gefährliche Wesen gibts im Walde so gut wie im Wasser.

Auch Götter der Unterwelt fehlen bei den Finnen nicht. Die Fortdauer der Seelen nach dem Tod war auch bei ihnen so selbstverständlich, dass man ihnen Nahrung und Kleider, Äxte, Messer wie Kessel und Feuerzeug und Speere, auch Schlitten auf dem Grabe niederlegte, als bedürften sie alles dessen noch. Die Schamanen können sich bei ihnen Mitteilungen und Ratschläge holen. Sie sehen die umherfahrenden Geister, welche dem Blick gewöhnlicher Sterblicher unsichtbar sind. Doch scheut man sich vor solchen Geistern, da sie den Lebenden leicht schaden können. Am meisten gefürchtet werden die Seelen gewesener Schamanen, da man denen nichts gutes zutraut. Der eigentliche Wohnsitz der Toten ist unter der Erde, welche Vorstellung sich an das Grab anschliesst. Die Gottheit der Gräber und ihrer Insassen heisst Kalma, was jetzt „Leichengeruch" bedeutet, ein böses Wesen. Aber der Beherrscher der Unterwelt ist Tuoni1) oder Mana. Die Unterwelt heisst ebenso, gewöhnlicher aber Tuonela. Da ein Held des Kalewala, Wäinämoinen, in diese Unterwelt hinabsteigt, wie Odysseus in der Odyssee, Äneas in der Äneide, so kennt man das Bild, das man sich davon machte: Es ist eine düstere Gegend mit schwarzen Wäldern, wilden Tieren, reissenden Flüssen und gefährlichen Wasserfällen. Auch der Gott der Unterwelt hat seine Gattin: Tuonen Akka, ein altes Weib mit hakenförmigen Fingern und verzerrtem Kinn. Mit diesen seinen Eltern bewacht ihr Sohn, Tuonen poika, die Toten aufs strengste. Nach Tuonela tauchen die Schamanen hinab, um verborgene Dinge zu vernehmen. Das Schamanenwesen war bei den Finnen so ausgebildet, dass die verwandten Stämme jeden Finnen für einen Zauberer hielten, während diese selbst die Lappen als die Meister in dieser Kunst betrachteten und ihre Lehrlinge dorthin schickten, um sie zu lernen.

Von den eigentlichen Göttern werden ziemlich bestimmt unterschieden die zahllosen Geister, welche teils die Natur

1) Auch bei den Lappen heisst der Todesgott Tuon oder Tuona.

Finnischer Geisterglaube und Kultus.

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durchwalten, teils von Verstorbenen herrühren. Jeder Naturgegenstand hat wie jeder Mensch seinen Schutzgeist, Haltia. Man geht nicht auf die Jagd oder Wanderung, ohne seinen Schutzgeist, der in Höhlen, Steinen, Bäumen wohnt, herbeizurufen 1). Eine grosse Rolle spielen aber auch die bösen Geister, welche Krankheiten hervorrufen. Zu ihnen gehört z. B. Koi, der Fingerwurm, Hammas mato, der Zahnwurm u. s. f. Andere haben Menschengestalt, so das Seitenstechen, die Gicht, Kolik, Pest, der Dämon der Geschwüre u. a. Von solchen Geistern ist die Natur voll, sie können überallher kommen. Ein eigentümliches Zauberwesen heisst Para oder Paara (bei den Schweden Bjäran oder Bare), das man dadurch in Bewegung setzte und sich dienstbar machte, dass man sich in den kleinen Finger der linken Hand schnitt. Der, offenbar schon christlich gefärbte, Zauberspruch lautete dabei:

Auf Erden sollst du für mich laufen,

In Blåkulla werd ich für dich brennen.

oder:

Butter und Käse sollst Du mir bringen,

Und dafür (soll ich) in der Hölle brennen.

Vom Kultus ist hier wesentlich dasselbe zu sagen wie bei den ugrofinnischen und tatarischen Stämmen überhaupt. Die skandinavischen Sagen wissen von einem an den Ufern der Dwina errichteten prächtigen Jumala-Bild. In menschlicher sitzender Gestalt war der Gott dargestellt, mit Gold, Silber und Edelsteinen geschmückt, eine goldene oder silberne Schale auf den Knieen haltend, in die man das geopferte Geld warf. Auch die Lappen hatten Bilder, welche sie im Freien aufstellten, aber auch in die Erde vergruben, um sie den unterirdischen Göttern zu weihen, oder an Bäumen aufhingen für die himmlischen. Ebenso hatten Bilder ihrer Götter die Esthen, Ostjaken, Wotjaken und Tscheremissen. Letztere stellten eine männlich gekleidete Puppe in einer Birkenschachtel in einen Winkel ihrer Wohnung und setzten ihr von Zeit zu Zeit einen Kuchen vor: sie stellte den dort am meisten gefürchteten Donnergott dar. Sonst aber ist wenig Kultus bei diesen Stämmen zu finden.

Fassen wir zusammen, so zeigt diese Religion wie die der verwandten Völker das Bewusstsein von einem höchsten Gott, der den Himmel innehat, daneben eine phantastische Belebung der Natur durch Geister und den Glauben, dass zwischen den Lebenden und Abgeschiedenen ein Verkehr möglich ist, der freilich mehr schädlich als wohlthuend wirkt. Den Verkehr mit der Geisterwelt vermitteln die Zauberkundigen, die Magie ist dabei mächtig, ohne dass das ethische Moment in der Religion fehlt. Der beste Kenner, Castrén, bestreitet die Richtigkeit der Behauptung Georgi's (Be

1) Castrén a. a. O. S. 172 f.

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