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Zehntes Capitel.

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Ueber Anzug, Anreden, und
Benehmen, 3.

Unser Grundsaß in Ansehung der Kleidertracht.Schriftstellen, welche denselben unterstüßen.-Beantwor tung eines Einwurfes.-Nichtgleichstellung der Welt muß mit der Sinnesänderung vergesellschaftet seyn.-Unsere Eigenthümlichkeit im Benehmen, wird von der Vernunft, Schicklichkeit und Religion unterstüßt.-Ueber Unterlas sung des Hutabnehmens.-Der Gewohnheit ist über das Betragen der Christen zu viel Macht eingeräumt worden.

In

Ansehung des ersten dieser Gegenstände ist unser Grundsaß der, daß Anständigkeit, Nußbarkeit und Einfachheit uns vorzüglich dabey leiten müsse, und daß wir uns nicht nach den veränderlichen Moden einer eiteln und unbeständigen Welt richten dürfen; wiewohl wir jedoch gelegentlich Veränderungen machen oder annehmen können, die in der Bequemlichkeit und Nußbarkeit gegrün

det sind. Die Richtigkeit dieses Grundfahes wird, nach meinem Erachten, niemand leug nen; allein es ist auch leicht einzusehen, daß eine solche Regel denen, die sie befolgen, ein son derbares Aeußeres geben müsse. Indessen geschie het es nicht der Sonderbarkeit wegen, daß wir in unserer Tracht von andern abweichen, ob wir gleich Ursache haben zu glauben, daß selbst dieses Son derbare nicht ohne Nußen ist. Es dienet uns in mancher Hinsicht, wie eine Hecke, die, ob sie gleich den Boden, den sie einschließt, nicht fruchtbar macht, doch jenes Eindringen verhindert, wodurch die Arbeit des Landmannes oft beschädiget oder zerstöret wird.

Das Betragen, welches wir in dieser Hinsicht beobachten, gründet sich auf verschiedene Stellen in der heiligen Schrift. "Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch, durch Erneue: rung eures Sinnes,"* war der Rath des Apostels an die Christen zu Rom, dem Siße der Größe und des Lurus, und zwar zu einer Zeit, wo diese Pract und Heppigkeit vielleicht ihren höchsten Punkt er: reicht hatte. Da man dem weiblichen Geschlechte gewöhnlich einen größern Hang zu Uebertreibun gen dieser Art zugeschrieben hat, so haben die Apoftel ihre Ermahnungen über diesen Gegenstand vorzüglich an dasselbe gerichtet. Es sagt nämlich der

* Róm. 12, 2.

Apostel Paulus: "So will ich nun, daß die Weiber in zierlichen (anständigen) Kleidern mit Scham und Zucht sich schmücken; nicht mit Haarzöpfen, oder Gold, oder Perlen, oder köstlichem Gewande; sondern wie es den Weibern, welche Gottseligkeit beweisen, geziemet, mit guten Werken."* Folgendes ist ein Auszug aus des Apostels Petrus Ermahnung an die christlichen Weiber. "Deren Schmuck soll nicht äußerlich seyn, mit Haarflechten und Goldumhängen, oder Kleideranlegen; sondern der verborgene Mensch des Herzens, unver rückt, mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott."+

Man hat uns vorgeworfen, daß wir die Religion zu sehr mit der Kleidung verbånden. Dieser Vorwurf entspringt, nach meinem Erachten, aus einer Mißdeutung unserer Grundsätze. Wir betrachten Einfachheit in der Kleidertracht und Nichtübereinstimmung mit den eiteln Moden als eine moralische Tugend, und zwar eben so, obgleich nicht in demselben Grade von Wichtigkeit, als wir Mäßigkeit und Nüchternheit betrachten. Es ist möglich, daß jemand in diesen Stücken sehr eremplarisch leben, und doch mit wahrer Religion unbekannt seyn kann. Weil nun aber einem Menschen das mangelt, was die Triebfeder aller unserer guten Handlungen seyn sollte, und weil er vielleicht in einigen andern * 1 Tim. 2, 9. 10. † 1 Petr. 3, 3. 4.

Stücken seines Lebenswandels sogar moralisch sch lerhaft ist, so wird dennoch gewiß niemand ihm deswegen rathen, auch diejenigen Stücke des mo ralischen Betragens abzulegen, in deren Ausübung er sich bereits befindet. So verhält es sich mit un ferer Kliedertracht. Wir brauchen das, was als ein Theil unsers Betragens recht ist, darum nicht abzulegen, weil andere, oder wir selbst uns nicht in allen Stücken richtig finden. Man sollte die Anfprüche, die jemand auf Reliziosität oder Tugend machen kann, eben so wenig nach seiner einfachen Klei: dung und äußern Gestalt, als nach irgend einer an dern moralischen Tugend beurtheilen, die er viel leicht besißet, und wozu wahre Religion ihn ohne Zweifel leiten würde.

Es ist indessen eine Sache von hoher Wichtigkeit für uns, etwas mehr, als die bloße Form der Gottseligkeit zu besißen, und indem wir die Gleichstellung der Welt vermeiden, ernstlich nach dem Einflusse jener göttlichen Kraft zu ringen, die allein uns fähig machen kann, den zweyten Theil der apostolischen Ermahnung in Ausübung zu brin: gen: "Verändert euch, durch Erneuerung eures Sinnes; damit ihr prüfen möget, welches der gute, der wohlgefällige, und der vollkommene Wille Gottes sey.”* Sind unsere Gemüther und unser Betragen auf diese Art richtig geordnet, so werden * Röm. 12, 4.

vir auch einer andern wichtigen Ermahnung des Apostels nachkommen: "Schaffet, daß euer Schaß euer Gutes) nicht verlästert werde."*

Auch in unsern Anreden, in dem Umgange mit anpern, und in unserer übrigen Sitte finden sich Eigenseiten, deren Erklärung dienlich seyn wird; z. B. unser Gebrauch, einzelne Personen in der einfachen Zahl anzureden; unsere Unterlassung der Titel: Herr, Frau, sc. als ein schmeichelhaftes Compliz nent für diejenigen, die nicht in diesen Verhältnis en zu uns stehen; unsere Benennung der Monate ind Tage nach der Zahlenordnung, und nicht nach den von heidnischen Gottheiten abgeleiteten Namen, u. s. w. Von diesen und andern irrigen und verderbten Gebräuchen leitete der Geist der Wahr heit, an welchen wir zu glauben bekenmen, und der in alle Wahrheit leitet, unsere Vorgänger in der Religion ab; und wir glauben, daß derselbe uns noch eben so leitet, wenn wir ihm getreu fol. gen. Dann ist auch unser Betragen in diesen Stücken nicht nur mit der in der Heiligen Schrift beschriebenen Sitte der Gläubigen voriger Zeiten übereinstimmend, sondern auch in der Einfachheit und Vernunftmäßigkeit der Dinge selbst so wohl gegründet, daß, nach meinem Erachten, niemand die Schicklichkeit und Nüßlichkeit dieser Grundfäße ✅ verkennen wird, wenn man gleich ihre Nothwendigkeit nicht zugestehen sollte.

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