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90.

Wann der Mensch in diesen Zustand des größten Elends gerathen ist, auch dann verzweifele er nicht an Gott und seiner eigenen Kraft. Er thue Buße, mache sich ernstlich auf zur Rückkehr (Teschuba), und Gott wird ihn in Gnaden wieder aufnehmen. Die ächte Buße besteht in vier Dingen: in der Neue im Herzen, im Aussprechen des begangenen Fehlers (Sündenbekenntniß), in guten Vorsägen, und endlich in der thatsächlichen Besserung oder Wiedergutmachung des begangenen Frevels.

Werfet von euch alle Frevel, die ihr begangen, und machet euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Warum wollt ihr sterben, Haus Israel? Hab' ich ja kein Wohlgefallen am Tode des Sterbenden, spricht Gott, der Herr, darum bekehret euch und lebet. (Ezech. 18, 31. 32.)

91.

Das erste Mittel, um der Sünde zu entgehen, Herr unserer Fehler und bösen Neigungen zu werden, heißt:

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Wir sollen nämlich unser Herz erforschen, seine Schwächen kennen lernen, unsere Tugenden nicht vergrößern, unsere Mängel nicht verkleinern. - Diese heilige Pflicht übe der Mensch, sobald er zum selbstständigen Denken herangereift ist, damit er, namentlich in der Jugend, das Unkraut aus dem Garten seiner Seele frühzeitig hinwegschaffe, so lange es noch mit der Wurzel zu fassen ist.

,,Damit du ja nicht am Ende seufzest, wenn dein Fleisch und Blut dahin ist, und sprechest: ach, warum hab' ich Zucht gehaffet, warum verwarf mein Herz Unterweisung? nicht merkte ich auf meiner Führer Stimme, meinen Lehrern gab ich kein Gehör!

Fast gerieth ich in alles Elend, in der Mitte der Versammlung und Gemeinde." (Spr. 5. 11-14. Das Confirmandenjahr.) „Jezer hatobh und Jezer harah.“

92.

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Doch noch ein heiligeres, ja, das vorzüglichste Mittel, der Sünde zu entgehen, ist: die Erkenntniß Gottes.

Gott ist des Menschen Vorbild.

In Aehnlichkeit mit Ihm geschaffen zu sein, das ist unsere Menschenwürde; ihm immer ähnlicher zu werden, das ist unsere Menschen bestimmung. Je reiner daher unsere Anschauung von Gott ist, desto reiner wird in unserem Leben sein erhabenes Wesen sich wiederspiegeln.

Dem Ewigen eurem Gotte follet ihr nachwandeln, ihn ehrfürch, ten, seine Gebote bewahren, seiner Stimme gehorchen, ihm dienen, und an ihn euch anschließen. (5. B. M. 13, 5.)

Ich halte den Ewigen mir stets vor Augen; steht er zu meiner Rechten, so wanke ich nicht. (Ps. 16, 8.)

Und du, mein Sohn Salomo, erkenne den Gott deines Vaters, und diene ihm mit ganzem Herzen und williger Seele; denn alle Herzen erforschet der Ewige, und alles Sinnen und Denken ergründet er. Wenn du ihn suchest, wird er sich von dir finden lassen; doch wenn du ihn verlässeft, wird er dich verwerfen auf immer. (1. B. Chron. 28, 9.)

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Zu 91. Fast gerieth ich zc. Die Kindheit, theilweise auch die Jugend, werden noch wenig beachtet —während sich doch schon in ihren Herzen die Tugenden oder Fehler ausbilden, um derentwillen fie später geachtet oder verachtet werden. Darum ist die Confirmationsfeier so wichtig, weil dieselbe, unsere Kinder,,in die Mitte der Versammlung und Gemeinde“ einführend, ihnen zuruft:,,sehet, das ist die Gemeinde, welche einst über euren Wandel richten wird!"

3u 92. Jede falsche Vorstellung von Gott entstellt nothwendig unfer eigenes Lebensbild, wenn wir ihm nachahmen. Deßhalb heißt es in ber Agada: Dy der Unwissende kann nicht wahrhaft fromm sein", weil er Gott nicht wahrhaft erkennt, den Allheiligen zu fich herabzieht, anstatt sich zu ihm zu erheben.

93.

Wir sollen uns daher die Eigenschaften Gottes stets vor Augen stellen, damit wir in allem Guten stets vorwärts kommen. Es lehre uns daher:

die Einheit Gottes, Gott allein anzubeten und als unser höchstes Ideal zu verehren;

die Ewigkeit Gottes, das Ewige über das Zeitliche und Vergängliche zu seßen;

die Allmacht Gottes, unser Vermögen und unsere Kräfte nie zu mißbrauchen;

die Allweisheit

Gottes,

die Allgegenwart Gottes,

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die Vernunft als des Menschen Krone zu betrachten;

die Erde als einen Tempel Gottes heilig zu halten;

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„Wie kann der Mensch der Gottheit nach wandeln? Antwort: halte dich an Gottes Eigenschaften; wie er barmherzig ist, so sei auch du barmherzig; wie er langmüthig ist, so sei auch du langmüthig; wie er die Nackten kleidet, die Trauernden tröstet, so übe auch du deßgleichen!" Deshalb heißen diese Wege: die Wege Gottes, weil er sie dem Menschen vorgezeichnet, um darauf feinem höchsten Vorbilde nachzufolgen!" (Agada. Maimonid. v. d. Sitten 1, 6.) – 3u 93. Gott allein anzubeten. - Im Gebete feiert die Seele ihre innigste Verbindung mit ihrem himmlischen Urbilde. Bei dieser herzlichen Besprechung des Kindes mit dem Vater darf kein Dritter sich eindrängen; auch bedarf das Kind keines Fürsprechers und keiner Anmeldung, um beim Vater einzutreten. Das Judenthum duldet daher keinen Mittler zwischen uns und Gott. Unser Verhältniß zu Gott ist ein unmittelbares also wahrhaft kindliches.

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Gott als unser höchstes Ideal zu verehren. Es ist dieß ein hoher Vorzug der mosaischen Lehre, daß sie ein heiliges Wesen dem Menschen als Ürbild offenbart. Der Heide, der tugendhaft sein wollte, mußte nothwendig besser sein, als seine Götter, die nichts als bevorrechtete Sünder waren. Gott ist unser unbedingtes Vorbild. Menschen dürfen wir nur bedingungsweise zu unserem Vorbilde nehmen. So wie wir einen Menschen als Ideal aufstellen, so wird leicht ein Gott aus ihm, und seine Verehrung thut derjenigen des einzigen Gottes Eintrag.

die Allwissenheit vor den Augen Gottes nie Böses zu thun. (der sterbende Rabbi);

Gottes,

die Allgerechtigkeit Gerechtigkeit zum Urgrund unserer Frömmigkeit zu machen;

Gottes,

die Allgüte Gottes,

die Allheiligkeit

Gottes,

in die Güte des Herzens die größte Herrlichkeit zu sehen; (s. ob. S. 14.) uns mit Selbstüberwindung über das Böse zu erheben;

die Allvollkommen - täglich im Guten zu wachsen, um

heit Gottes,

dem Allheiligen immer näher zu

fommen.

Der Weg des Lebens geht aufwärts für den Vernünftigen, damit er entkomme dem tiefen Abgrund. (Spr. 15, 24.)

94.

Je mehr sich der Mensch in der Beherrschung seiner selbst und in der Erhebung über das Böse übt, desto leich

Der sterbende Rabbi. Als R. Jochanan b. Sakkai seinem Dahinscheiden nahe war, baten seine Schüler weinend um seinen Segen. Da sprach der Meister: "Möchtet ihr euch vor Gott so sehr fürchten, wie vor den Menschen!" Die Schüler fragten staunend: nicht mehr?" da antwortete Jener: „ich meine, in derselben Weise! Wenn ihr etwas Böses thun wollet, gewiß sehet ihr euch vor, ob kein Mensch es fehe, also denket auch, ob Gott euch sehe? und nie werdet ihr fündigen.

Gerechtigkeit, Urgrund der Frömmigkeit. Die Moses= lehre will den Menschen vor Allem gerecht wissen. Denn Liebe und Güte find leerer Schall, wenn sie nicht in der Gerechtigkeit ihre Bewährung haben. Darum bezeichnet das Judenthum selbst das Wohlthun an unferem Nächsten mit dem Worte „Zedoko" (von par gerecht sein,) weil in dieser Auffassung die Wohlthat in solcher Weise erscheint, daß der Nächste einen Anspruch darauf hat, und wir uns derselben nicht als einer That freiwilliger Liebe entziehen können.

"

3u 90. Der Mensch übe sich in den guten Dingen ein-, zweis und dreimal, bis sie ihm leicht werden, keine Mühe mehr verursachen und die Sitten sich tief in seine Seele eingeprägt haben." (Maimonid. v. d. Sitten, 1, 7.)

מצוה מצוה)

ter wird ihm der Kampf, desto mehr wird ihm das Gute zur zweiten, heilvollen Natur. Tugend ist der Tugend Lohn MYD MY ). Der Mensch steigt dann vier Stufen aufwärts. Von der sinnlichen Willkühr zur Freiheit, von der Freiheit zur Tugendhaftigkeit, von dieser zur Heiligkeit. Diese ist der Himmel auf Erden, denn der Mensch befindet sich dann in der Nähe Gottes.

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Heilig follt ihr fein; denn heilig bin ich der Ewige,
euer Gott."
(3. B. M. 19, 2.)

Die sich von dir entfernen, sind dem Untergang verfallen; du vernichtest alle, die von dir abschweifen; ich aber die Nähe Gottes ist meine Seligkeit. (Psalm 73, 27. 28.)

Das Einken und Steigen des Menschen können wir uns im Bilde eines Kreises also vorstellen:

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In der Neigung befißt der Mensch noch seine aufrechte Stellung, er fühlt sich nur zu Etwas hingeneigt, hingebeugt, das außer ihm liegt; je mehr er sich aber von ihr beherrschen läßt, desto mehr verliert er seine aufrechte Gestalt, bis er unter der Last des Lasters völlig erliegt. (Vergl. Anmerk. zu 89). Die Willkühr dagegen haftet noch in dem niedrigeren Theile des Menschenwesens, woraus er sich in der Freiheit mit Kampf emporarbeitet. Hat er dann in der Bestegung seiner niedrigen Natur eine Uebung erlangt, dann ist er tugendhaft; denn Lu

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