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GENERAL

Druck der Stuttgarter Vereins-Buchdruckerei.

5186 WS

Vorwort zu der zweiten Auflage.

Die freundliche Aufnahme, welche die erste Auflage dieses Handbuchs gefunden, hat den Verfasser ermutigt, den seitherigen Forschungen auf dem Gebiet der Religionsgeschichte nachzugehen, um sie zur Berichtigung und Bereicherung des Gegebenen zu verwerten. Nach Berichten von Missionaren wurde namentlich über die Religionen in Togo, Kamerun, Sumatra und China manches beigefügt. Von Werken über das ganze Gebiet der Religionsgeschichte ist seitdem Tieles Kompendium neu bearbeitet und wesentlich verbessert worden von Söderblom, und von Chantepie de la Saussayes Lehrbuch die dritte Bearbeitung erschienen. Der Abschnitt über die Religionen der unkultivierten Völker ist auch in dieser dritten Bearbeitung zum Teil unklar und ungenügend, da Th. Achelis die Missionsliteratur zu wenig zu Rate gezogen hat. Dagegen wurde die neue Bearbeitung der babylonisch-assyrischen Religion durch Fr. Jeremias in diesem Lehrbuch dankbar benüßt, sowie die der chinesischen durch de Groot und der japanischen durch R. Lange. In der griechischen Religion wurde den Mysterien ein besonderer Abschnitt gewidmet, in der römischen ein Abschnitt über die Mithrasmysterien beigefügt, nach dem trefflichen großen Werk von Cumont. Im Buddhismus wurde namentlich der chinesische und der japanische Zweig eingehender behandelt, und im Islam die Wirksamkeit der Derwische. Auch sonst sind da und dort Berichtigungen und Erweiterungen angebracht worden. Was bei Chantepie de la Saussaye auch in der neuen Bearbeitung troß dem großen Umfang fehlt, das sind zusammenhängendere Auszüge aus den Quellen, welche den Leser zu einem selbständigeren Urteil befähigten. Er steht darin hinter v. Orelli entschieden zurück, den er nicht nach Gebühr würdigt.

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Manche Leser finden vielleicht die Darstellung des Islam zu wenig freundlich für denselben. Allein Houtsmas Rechtfertigung dieser Religion in Chantepie de la Saussayes Religionsgeschichte wird nicht nur in Missionskreisen widerlegt, die mit dem Islam in persönliche Berührung gekommen sind, sondern auch durch das jetzige Verfahren der niederländischen Regierung, die früher im indischen Archipel mit äußerster Anerkennung den Mohammedanern entgegengekommen war, aber durch Schaden flug geworden ist.

Es ist heutzutage die Ansicht sehr verbreitet, daß alle halbwegs ähnlichen religiösen Anschauungen, Gebräuche und Erzählungen voneinander entlehnt sein müssen. Der Verfasser tritt nicht nur im Interesse der Originalität des Christentums dieser Ansicht entgegen, und man sollte denken, auch Leute, welche die Religion bloß für ein natürliches Erzeugnis des menschlichen Geistes halten, sollten sich die Möglichkeit vorstellen, daß Menschen in den verschiedensten Gegenden ganz unabhängig voneinander auf ähnliche Anschauungen und Religionsformen kommen können. Das Christentum hat religiöse Parallelen niemals gescheut. Schon die alten Kirchenväter haben die Samenkörner des Wortes" in den Schriften der Heiden aufgesucht. Aber damit ist über die Originalität und den Offenbarungscharakter des Christentums gar nichts entschieden. Trozdem werden über „Buddha und Christus“, „Jesus und Gilgamesch“, „Abendmahl und Mithrasmysterien" u. dgl. allerlei angeblich wissenschaftliche Resultate, die das Christentum herabseßen sollen, einem Publikum vorgelegt, das über die Richtigkeit der Angaben unmöglich urteilen kann. Darum dürften vielleicht nicht bloß Theologen, sondern auch Leser aus andern Ständen nach einem nicht zu umfangreichen Buche greifen, das gesicherte Resultate und Hypothesen unterscheidet. Das glaubt der Verfasser bieten zu können, und er hofft, daß bei der Vergleichung mit den andern Religionen das Christentum in den Augen der Leser nicht etwa in seinem Wert sinken, sondern vielmehr als die von aller menschlichen Weisheit unerreichte und unerreichbare Religion sich erweisen werde.

Calw im Juni 1907.

Paul Wurm,

Dekan a. D.

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