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Dann ist Feder's Schrift genau gleichzeitig mit der zweiten Ausgabe der „Kritik“, nämlich 1787 Ostern, erschienen. Die im folgenden Jahre gegen Kant gerichteten Schriften W.'s geben keinen Anhaltspunkt, daß die beiden Schriften vor der Drucklegung zur Kenntniß W.'s gekommen sind.

Sicher hätte aber W. bei seiner sonstigen literarischen Gewissenhaftigkeit jene Stelleu in der zweiten Auflage der „Kritik“ berücksichtigt, in welchen Kant selbst sich gegen den Vorwurf des reinen Intellektualismus, des Subjektivismus zu vertheidigen sucht; ferner hätte W. ebenso sich des Zeugnisses eines so bewährten Mannes wie Prof. Feder in Göttingen versichert.

Nun gibt W. genau darüber Aufschluß, daß er zu seiner Kantkritik gerade durch einen begeisterten Anhänger Kant's, Ewald, veranlaßt wurde. Auch der Streit zwischen Jacobi und Mendelssohn hatte auf W. feinen bemerkbaren Einfluß. Dazu kommt noch, daß die allgemeine Aufmerksamkeit der Gelehrten und Denker erst mit dem Jahre 1788 auf die „Kritik" gelenkt wurde, und zwar durch den damaligen Geheimsekretär Reinhold in Weimar, später Professor der Philosophie in Jena.

Wenn es allerdings ein Nachtheil ist, daß W. die zweite Auflage der Kritik nicht vorlag, als er seine drei Gegenschriften verfaßte, so mag das Zeugniß Kant's in der zweiten Auflage als Gegengewicht citirt werden, daß im Wesentlichen in der zweiten Auflage nichts Neues geboten werde. Schon im Jahre 1786 fand es ein Herausgeber des Grundrisses der Kritik" für nothwendig, derselben ein eigenes Wörterbuch der Kantphilosophie beizugeben. Einer der Hauptgegner Kant's, Professor Feder in Göttingen, bemerkt in seiner Gegenschrift gegen die Kritik", daß dieselbe gerade an dem laborire, was sie bekämpft, nämlich an abstrusem Dogmatismus. Auch andere Kantgegner, wie Hamann, Jacobi, Stattler u. s. w., machen auf dieselbe abstruse Art aufmerksam, in welcher die deutsche Sprache vergewaltigt wird.

Dasselbe thut, unabhängig von den Genannten, Weishaupt. In der Schrift: Ueber die Gründe und Gewißheit der menschlichen Erkenntniß wird Stellung zu Hume's Zersegung des Causalbegriffs genommen (S. 12), welcher „in seiner Abhandlung über die menschliche Natur nicht bloß die Realität der Objekte unserer Erkenntniß, sondern auch überdies das Dasein eines erkennenden Subjekts leugnet." Da= gegen fragt W. S. 13: „Warum forschen wir denn so ängstlich nach den Gründen, wenn es deren feine gibt? Warum gelingt es uns so häufig, diese Gründe wirklich zu finden? Was sind diese Gründe, wenn sie selbst keinen leyten Grund haben?" u. j. w.

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Ohne Causalbegriff läßt sich, bemerkt W., weder denken noch seine Gedanken mittheilen, denn es würde ja gerade das fehlen, was den Zusammenhang der Rede und die Verbindung der Begriffe zu Urtheilen ausmacht die Nothwendigkeit. „Wenn unsere ganze Erkenntniß bloß subjektiv wäre, so träumen wir, statt zu erkennen; denn unsere Erkennt niß hat keinen Gegenstand außer ihr, dem sie entspricht.“ Haben die Erscheinungen keinen Grund, so ist etwas, was selbst keinen Grund hat (S. 20), der Grund unserer Erfenntniß.

W. appellirt an das Gesez des Widerspruchs, um aus dem Labyrinth des Skepticismus herauszukommen (S. 22). Aller Skepticismus so wird an der Hand der Geschichte der Philosophie gezeigt - ruht auf einer Uebertreibung der Kritik der Erfahrung und der Giltigkeit der Wahrheit.

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Der Skepticismus," bemerkt W., „so arg und ausgedehnt, als er noch zu keiner Zeit war, scheint an die Stelle des vormaligen Dogmatismus getreten, alle Grundsäße des menschlichen Wissens in Anspruch zu nehmen und über unsere ganze Erkenntniß eine ganz quälende Ungewißheit zu ver breiten. Es ist nicht mehr wie vordem die Rede von der Gewißheit und Ungewißheit einzelner Säße und W ssenschaften,

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Es gilt die Grundwahrheiten unserer Erkenntniß zu zerstören, das Dasein der Dinge außer uns, den Saß des Widerspruchs, den Sag des zureichenden Grundes, die objektive Giltigkeit der höchsten und obersten metaphysischen Säße, welche bei allen Theilen des menschlichen Wissens so sehr zum Grunde liegen, daß ohne sie unser Wissen entweder unmöglich oder nichts weiter als ein Traum ist. Es ist um nichts weniger zu thun, als den gemeinschaftlichen unumstößlichen Grund unserer ganzen Erkenntniß zu finden und zu beweisen, ob unsere ganze Erkenntniß etwas mehr als ein Traum ist, ob wir im Stande sind, den Schein von der Sache zu unter: scheiden? Was sodann Schein, was Sache ist. . . . Kurz, es wird gefragt, ob unser Wissen einen oder keinen Grund habe, eine Frage, welche an Wichtigkeit alle möglichen Aufgaben so sehr übertrifft, daß alle jene Aufgaben Thorheiten sind, solange diese unentschieden ist. Es wird gefragt, welches dieser Grund sei? Wie groß die Gewißheit unserer Erkenntniß sei, ob die mathematischen Wissenschaften in dem ausschließlichen Besit der Gewißheit und Wahrheit sind. ob nicht Metaphysik, Physik, Moral, Politik und Menschenfenntniß eines ähnlichen Grades von Gewißheit fähig sind? u. j. w. . . . Ob ich zu einem solchen Sprecher berufen bin, ob ich die dazu nöthigen Kenntnisse habe, kann nur allein die Folge beweisen. Genug, daß ich den Willen habe, für die Wahrheit alles zu unternehmen“.

W. sagt hier, daß er es ernst nimmt mit der Wahrheit, daß ihm das Herz blutet“. „Mich foltert die Ungewißheit, um so mehr die Ungewißheit meiner ganzen Erkenntniß, zu sehr, als daß ich mich darüber freuen sollte." Doch meint er, daß er durch diese Krisis unendlich viel gewonnen habe.

Schon in einigen weiteren Sägen erörtert W.: „Das Kant'sche System jührt zu einer totalen Subjektivität unserer gesammten Erkenntniß." „Ich gehe noch weiter," fährt er

.99 fort: „Ich behaupte, daß nicht bloß eine totale

Subjektivität, und folglich der psychische Egoismus (Nießsche) Die Folge dieser Lehre sei u. s. w. Das K.'sche System führt zum öden Phänomenalismus ohne auf den Grund der Erscheinungen gründlich einzugehen“. S. 100: „Ihm ist es genug, daß unsere Erkenntniß einen Grund hat, der nach diesem System in den Erscheinungen liegt. Aber ich frage: Was ist dieser Grund? u. s. w. Ohne darauf einzugehen, führt die Philosophie nothwendig zum Skepticismus und das Kant'sche System ist unleugbar ein skeptisches System, das für die totale Subjektivität ebenso geneigt als abgeneigt ist.“ Diese leugnet aber das Dasein der Dinge außer uns.

W. führt nun eine Reihe von Beweisen an, daß das Kant'sche System auf reinen Subjektivismus hinausführe, (S. 117 ff.), so daß für Kant die Erfahrung selbst rein subjektive Bedeutung habe. Daran schließt sich eine eingehende Schilderung des subjektivistischen Individualismus überhaupt an (S. 201), dessen Wurzel der Skepticismus aus der Gegensäglichkeit der Individualität sich von selbst ergibt. Wenn alle unsere Erkenntniß bloß subjektiver Natur ist, so gibt es nur eine einzige Subjektivität, und diese ist meine eigene alle übrigen Subjektivitäten sind sodann meine bloßen Gedanken, weil alle übrigen Menschen selbst nichts weiter sind. . . . Haben alle Menschen eine durchaus ähnliche Subjektivität? Das ist wider die Erfahrung. Diese beweist unwiderleglich, daß sich jede vorstellende Kraft die Dinge und die Welt nach ihrer Art vorstellt. Das Lezte ist also der Kampf aller gegen alle!!

Außerordentlich scharf geht W. der Kant'schen Definition vom Raume und der Zeit als rein subjektiven Denkformen zu Leibe.

Schon in der Einleitung zu der Schrift: „Ueber die Kantischen Anschauungen und Erscheinungen" kommt er auf den Kant'schen Anschauungsbegriff, welcher „der Kant'schen Schule ganz allein eigen" ist, zu sprechen. Schon hier,

ein ganzes Sophisma

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In der

sagt W., liegt eine Schlinge ebenso in dem Kant'schen Wort „Gemüth“, das K. da und dort statt Seele, Geist sezt; ebenso oft aber auch statt Sinnlichkeit, Sinnesempfindung gebraucht. Dann versäumt W. nicht durch diese Art Kant's, die Erscheinungen der Erfahrungswelt auf „Anschauungen“ zu reduciren die Gefahr des subjektiven Skepticismus darzuthun. Unflarheit und Zweideutigkeit, womit Kant neue Worte einführt, ohne ihren Sinn scharf abzugrenzen, oder nur in einer und derselben Schrift beizubehalten - in diesem eklatanten Widerspruch gegen das erste Gesetz der Logik sieht W. eine Gefahr für die Philosophie überhaupt. Man weiß nie recht, wann Kant von reinen Anschauungen oder von gemischten Anschauungen spricht. Die ersteren sind aber bereits Erzeugnisse des reinen Subjektivismus Kant's.

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W. weiß recht wohl das positive Moment des Kriticismus zu würdigen

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er findet es aber für sicherer, den alten Weg

der Erfahrung zu gehen.

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Davon, daß es Anschauungen und Begriffe gibt, welche von aller Erfahrung unabhängig sind", fann sich W. nicht überzeugen. sind“, Der Kant'sche Apriorismus gilt ihm als unfaßbar, weil überflüssig, sobald man wirklich Erfahrung im echten Sinne der alten Philosophie versteht. „Ich glaube nicht, daß der Verstand sowohl als die Sinnlichkeit gewisse (aprioristische) Formen und Bedingungen haben. Ich kann mich nicht überzeugen, daß die Form der lezteren Zeit und Raum seien; daß es eine absolute Zeit, einen absoluten Raum gebe; daß wir diese beiden Vorstellungen unabhängig von aller Erfahrung haben“ (S. 8), sagt er in seiner Schrift: „Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum“. Und in der Einleitung zu der Schrift: „Ueber die Kantischen Anschauungen und Erscheinungen“ fragt er: „Was sind Anschauungen nach dem Kantischen System ?“

Kant jelber gibt zu, daß wir eine Reihe von „gemischten“

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