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Anschauungen haben, welche nämlich auf Erfahrung beruhen.') Nur die Anschauungen von Zeit und Raum sollen „reine" Anschauungen, d. h. rein subjektiver Natur ohne Erfahrungs, grundlage sein. Gegen diesen Subjektivismus oder Apriorismus wendet sich W. mit aller Entschiedenheit. Nicht minder dagegen, daß „Herr Professor Kant sich wider allen Sprachgebrauch, da wo von dem Subjekt unserer Erkenntniß die Rede ist, sich des Ausdrucks Gemüth bedient; " dann aber sofort S. 21 sensualistisch den äußeren Sinn als eine Eigenschaft des Gemüthes bezeichnet. Dies zieht eine große Verwirrung nach sich, sagt W. mit Recht: „Ich kann gar nicht einsehen, warum man hier den Sprachgebrauch ohne alle Noth so offenbar verlassen will". Auf der einen Seite also stüßt Kant seine „Anschauungen“ auf Erfahrung auf der anderen lehrt er das Gegentheil. „Laßt uns durch die Worte nicht täuschen, laßt uns den Sinn dieser Worte sammt dem Zusammenhang mit den Grundsäßen erforschen!"

Kant concedirt Anschauungen, welche Erfahrungen zur Grundlage haben also empirisch sind. Gut.

Nun sind aber nach K. die Erscheinungen selbst im Sinne Berkeley's etwas ganz Subjektives (S. 12), wir haben keine objektive Gewißheit, daß die Dinge, welche uns erscheinen, wirklich außer einander sind - es sind bloße Vorstellungen unseres Gemüthes (S. 13 Citat aus der Nr. d. r. Vernunft).

„Die Gegenstände unserer Anschauungen, die An= schauungen selbst und mit diesen die Grundlage unserer

1) Ueber den Mißbrauch der Begriffe „Vorstellung“ und die Zweideutigkeit Kant's vgl. die soeben erschienene Schrift von Robert Steininger, Wien, 1900, S. 56 u. a. K. Fischer, Kritik der Kant'schen Philosophie, S. 566. Willmann, Geschichte des Idealismus, III, 422, bes. 420.

ganzen Erkenntniß sind ganz subjektiv“ (S. 24). Das Kant'sche System wird deutlich als Skepticismus charakterisirt — weil es auf grundlosen Subjektivismus (Nominalismus in extremiter Form) hinausführt (S. 24).

Sodann geht W. zur Polemik gegen den Phänomenalismus Kant's über, der alle Objekte in Erscheinungen auflöst.

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Später im Zusammenhang mit der Kantpolemik erichien von W. die Schrift: „Ueber die Lehre von den Gründen und Ursachen aller Dinge." Regensburg 1794. Darin wird über die Einheit des Verstandes, die „dunklen Vorstellungen der Seele“, über die Einheit der Vernunft, über Nothwendigkeit und Zufälligkeit, über den Sah des zureichenden Grundes des Breiten verhandelt. Auch hier ist mancher Abschnitt von mehr als historischem Werth.

Ausdrücklich wird auf David Hume, den Skeptiker und „stärksten aller Zweifler" eingegangen (S. 174). So der Bersuch, den Begriff der logischen Nothwendigkeit, der Causalität und und damit die gesammte Metaphysik auf jubjektive Gewöhnung“ zurückzuführen. Alle unsere Vorstellungen — so W. — scheinen den H.'schen Gründen zufolge nur zufälliger Weise mit einer vorstellenden Kraft, als einer bloß scheinbaren Ursache verbunden zu sein. Oder vielmehr, es gibt keine vorstellende Kraft. Diese selber ist nichts weiter als ein Name und ein Kind dieser Fertigkeit und Angewöhnung. Denn wir können ebensowenig begreifen, wie Vorstellungen nothwendig werden durch eine vorstellende Kraft, als wir begreifen, wie die Körper durch ihre Schwere fallen. Es ist, nach diesen Wortsägen zu schließen, ebenso möglich, daß es eine Erkenntniß gebe ohne ein Wesen, welches erkennt, dessen Wirkung unsere Erkenntniß ist. Dieses Wesen ja sogar wir selbst sind ebenso unerweisliche Dinge, Dinge, welche eine Kraft usurpirt, die bei genauerer Untersuchung Niemands Kraft ist. Unsere ganze Erkenntniß hat somit weder einen objektiven noch subjektiven, noch gemischten Grund. Ihre Entstehung und

ihr Dasein müssen aus Nichts erklärt werden. Hume muß somit auf alle Beweise und Untersuchungen über die Natur und Entstehung unserer Begriffe Verzicht thun.

Dadurch, daß diese Philosophen Beweise suchen, daß sie den Grund der Vorstellungen erforschen, seßen sie voraus, was sie suchen sie widersprechen sich auf auffallende Art (S. 183). Das Gesetz des Widerspruches führt zu der subjektiven Nothwendigkeit der Causalität, welche, da der menschliche Geist den Widerspruch nicht denken kann, eine bloße Angewöhnung ausschließt.

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Die Schrift: Ueber Wahrheit und sittliche Vollkommenheit" ist 1793 in Regensburg erschienen in zwei Bänden. Sie beweist die außerordentliche Fruchtbarkeit Weishaupt's.

Betrachten wir noch: „Die Leuchte des Diogenes, Prüfung unserer heutigen Moralität und Aufklärung“ 1804. Erschütternd sind hier die Worte S. 328: „Auf mir ruht der Geist einer zentnerschweren Verleumdung, welchen, ungeachtet meines wiederholten öffentlichen Flehens, kein Richterstuhl der Erde durch eine gesetzmäßige Untersuchung vernichten will. Dieser Geist der Verleumdung legt mir zur Last, daß ich die Religion sowohl, als die oberste Gewalt und das Wohl der Staaten mit dem Untergang bedroht habe. Ich habe nichts von dem Allen gewollt. Ich habe nicht seit heute erst, sondern so lange ich lebe, die oberste Gewalt und Religion als wesentliche, unabänderliche Bedürfnisse des Menschen betrachtet. . . aber ich habe zu einer Zeit, wo des Spielens und Mißbrauchens an geheimen Gesellschaften kein Ende war, gewollt, daß diese Schwäche des Menschen zu reellen und würdigen Absichten, zum Wohle der Menschen benußt werde. . . Ich habe gewollt, was die Vorsteher der kirchlichen und weltlichen

Gewalt kraft ihres Amtes thun wollen und follen – und habe es gewollt, weil diese es unterlassen" (S. 337). „Die positiven Religionen sind daher für den König, wie für den Bettler sie allein sind vielleicht im Stande, da wo die Vernunft schweigt, der Willkür der Großen sowohl, wie der Anarchie des Pöbels, wirksame Schranken zu sehen."

Erwähnung verdienen noch die Schriften W.'s:

„Materialien zur Beförderung der Welt- und MenschenKunde." Eine Zeitschrift, Gotha 1810.

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Ueber die Selbsterkenntniß, ihre Hindernisse und Vortheile." Regensburg 1794.

Wir können der in's Breite gehenden Erörterung nur soweit folgen, als W. sich auf die Nouveaux essays sur l'entendement humain eines Leibniz (S. 199)

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rekapitulirend beruft und die Nothwendigkeit objektiver Thatsachen als Grundlage aller dunklen Vorstellungen" darthut. Ohne Metaphysik keine Logik ist der Grundgedanke (S. 200). Gerade die Aufgabe des Verstandes ist es aber, statt aller aprioristischen und materialistischen Willkürlichkeit die dunklen Vorstellungen" auf ihren objektiven Gehalt zu prüfen. Der Vorwurf, daß Weishaupt die Kant'sche Lehre gar nicht verstehe, wird zurückgewiesen und der „transcendente Raum" Kant's als eine Fiktion dargethan.

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In der Schrift: „Zweifel über die Kant'schen Begriffe von Zeit und Raum", werden namentlich die Selbstwidersprüche Kant's (S. 113) nicht verschont, nicht minder auf die Vieldeutigkeit, wonach Anschauung mit Empfindung als gleichbedeutend gebraucht ist, hingewiesen, wodurch dann selbstverständlich dem Senjualismus der Locke'schen Schule einerseits, aber auch dem Subjektivismus und Apriorismus, dem anderen Extrem, die Spize abgebrochen ist. Beide aber verknüpft Kant als membra disjecti.

Hiftor..polit. Blätter CXXVII. 2. (1961).

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Zum Schluß dieser freilich nur skizzenhaften Bemerkungen soll namentlich betont werden, daß die Stylistik Weishaupt's gegen die eines Kant sich durch Klarheit, Einfachheit des Gedankens, durch Vermeidung all' jener zweideutigen Wörter, in denen ein ganzes Labyrinth von Mißverständnissen und verhängnißvollen Irrthümern bei dem „Kritiker“ Kant stecken, auszeichnet.

Als eine Pflicht literarischer Gerechtigkeit erachten wir es darnach, das audiatur et altera pars geltend zu machen, den Philosophen Adam Weishaupt zu den Kant-Kritikern der ersten Periode zu zählen.

München, 3./XI. 1900.

XI.

Kreuz- und Querzüge durch die neuere katholische Poesie.

IX. Martin Greif's Naturlyrit.

„Fledermäuse“ hat sie einst ihr Meister genannt, Fledermäuse, denen „die Sonne seiner Weisheit“ die Augen ausgestochen, da sie ihre Lust sein wollte, alle die „ach! vielzu Vielen“, die nun, ein ganzes, großes Deutsches Reich voll, jenseits von Schön und Häßlich im Nobelmenschenthum vom Göttersize des Individualismus herab gottschöpferisch ihren Kosmos gestalten, sprühend von „Weltanschauungen“. Fledermäuse, und sie beherrschen den Schönheitsmarkt. Jeder „auch Einer“, und soviel Recensenten als Leser, jedes Schlagwort ein Berechtigungsschein zur „psychologischen Analyse“. Va banque heute en vogue, morgen gezählt, gewogen und getheilt, übermorgen wieder Gunst des Schicksals! „entdeckt“ und „gerettet". „Nous n'avons plus de principes,"

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