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über den Ablaß.

Auch der famose, dem ungeübten Auge anstößige, und doch in sich recht harmlose Ausdruck,,indulgentia a pena et culpa" empfängt eingehende Würdigung.

Dem höchst belehrenden Inhalt entspricht die prächtige Ausstattung des Werkes, welches den Zwecken erleuchteter Frömmigkeit in demselben Maße, wie denen eines gründlichen Wissens dient.

XIV.

Ein neues Bibelwerk.

Tie herrlichen Worte, welche Leo XIII. in der Encyclica Providentissimus Deus vom 18. November 1893 über das Studium und die Lektüre der heiligen Schrift an den katholischen. Erdkreis richtete, haben ein Unternehmen hervorgerufen, für welches man der österreichischen Leo-Gesellschaft nicht dankbar genug sein kann: es ist ein Commentar in deutscher Sprache zu sämmtlichen Büchern des alten Testamentes. Ein solches Werk, das auf der Höe wissenschaftlicher Erklärung stünde, existirt in deutscher Sprache nicht. Der von den Jesuiten in Paris edirte Commentar ist bekanntlich lateinisch.

Es sind zwölf Bände hiefür in Aussicht genommen. Der ganze Arbeitsplan ist fest entworfen, für die einzelnen Bücher sind Bearbeiter von bestem Namen gefunden. Deutsche Gelehrte aus dem Norden und dem Süden, aus Deutschland und Desterreich, Säkular- und Regularklerifer, Professoren aller theologischen Fakultäten und Lehranstalten haben sich zu dem Werk zusammengethan. Um dem Commentar mehr Play zu schaffen, wird auf einen Abdruck des hebräischen oder griechischen Textes, der als zu Händen des Lesers vorausgesezt wird, verzichtet, dagegen soll eine genaue deutsche Uebersezung des Vulgatatertes sowohl als des Urtextes in Nebeneinanderstellung

und dadurch zugleich dem ganzen Bibelwerk ein Vorzug gegeben werden, der ihm allein eigen ist. Besondere Aufmerksamkeit wird der kurzen, aber präguanten Angabe des Gedankenganges und des inneren Zusammenhanges gewidmet, nicht als trockenes Gerippe, sondern als lebensvolle, abgerundete Darstellung in fließender Form. Vollständigkeit, Klarheit, Kürze soll dem Commentar eignen, aber er muß auch auf der Höhe wissenschaftlicher Erklärung und Forschung stehen, die gesicherten Resultate der historischen und archäologischen Forschung der Gegenwart bieten. Das ganze Werk wird geleitet von Professor Dr. Bernhard Schäfer in Wien.

Es sind sehr hohe Ziele hier gesteckt und gewiß begleiten die Wünsche und das lebhafteste Interesse der deutschen und österreichischen Katholiken, wie der gelehrten Welt, das schöne und große Unternehmen. Der Leiter desselben war in der Lage, mit dem ausgegebenen Prospekt zugleich ein Specimen zu geben, das den Gedanken im Ganzen und im Einzelnen zu erläutern vermag. Eines der schwierigsten und erhabensten Bücher der heiligen Schrift, der Prophet Ezechiel, bearbeitet von Professor Dr. P. Schmalzl in Eichstätt, liegt als erste Frucht des Unternehmens vor. Besser hätte sich dasselbe kaum einführen können. Das wird man wohl gestehen müssen: das Programm ist, was dieses Buch anlangt, vollständig erfüllt. Das ist ein wirklicher Commentar, er durchdringt geistig den ganzen Stoff, legt präcis und in vollendeter Darstellung die hohen Gedanken vor, während in den Noten eine Summe gelehrter textkritischer und philologischer Bemerkungen niedergelegt ist.

Dem Verfasser und dem ganzen Unternehmen ist Glück zu wünschen zu diesem ersten Wurf. Vivant sequentes!

XVII.

Zur Lage der Katholiken in den Vereinigten Staaten.

In der Geschichte der katholischen Kirche unserer Zeit gibt es wenig Thatsachen, die geeignet sind, so allgemeines Interesse zu erregen, wie das rasche Aufblühen der katholischen Religion in der nordamerikanischen Union. Im Jahre 1789 wurde durch die Bulle Pius VI. Ex hac apostolicae servitutis specula das erste Bisthum in den Vereinigten Staaten mit dem Siz in Baltimore errichtet und John Caroll zum ersten Bischof ernannt. Nach einem Bericht, den dieser eifrige Missionsbischof wenige Jahre vorher an die Propaganda in Rom geschickt hatte,1) bestand die ihm anvertraute Heerde aus 30,000 Katholiken, welche über Maryland, Pennsylvania, Virginien und New-York zerstreut waren. 24 Missionäre unterstüßten den Bischof in der harten Missionsarbeit. Und heute! Heute leben unter dem Sternenbanner gegen 10 Millionen Kinder der katholischen Kirche; die katholische Hierarchie umfaßt über 90 Erzbischöfe und Bischöfe, der Welt- und Ordensklerus zählt über 11,000 Mitglieder. Statt der armseligen Missionskapellen ragen jezt mächtige Dome zum Himmel empor, gegen 10,000 Kirchen und Kapellen hat der fromme Sinn der Gläubigen erbaut. Neben den Kirchen wurden, oft mit den

1) Der Bericht ist abgedruckt bei Shea: Life and times of J. Caroll. New-York, 1888, p. 557-561.

Hiftor polit. Blätter CXXVII 3. (1901.)

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größten Cpfern, eigene katholische Schulen für den höheren wie für den Elementarunterricht gegründet. Das Ordensleben ist zu ungeahnter Blüthe gelangt; flösterliche Niederlassungen erhoben sich aller Orten und förderten hier wie überall echtes praktisches Christenthum. Die christliche Charitas hat eine Thätigkeit großartigsten Maßstabes entfaltet und Wunder der Aufopferung gewirkt. Die Lehren und Gnadenmittel der Kirche haben auf die großen Massen einen Einfluß ausgeübt und ein christliches Leben geschaffen, wie das die protestantischen Sekten auch nicht im entferntesten aufweisen können. Dies alles ist geeignet jeden Katholiken mit Freude und Stolz zu erfüllen.

Frägt man nun nach den Ursachen dieses wirklich außerordentlichen Wachsthums, so erhält man oft, besonders von amerikanischen Katholiken, die Antwort, ein Hauptgrund sei die Stellung der Kirche der Regierung gegenüber. Wie bekannt steht die Regierung der Vereinigten Staaten verfassungsgemäß auf dem Standpunkt der weitgehendsten Toleranz, sie fümmert sich um keine Religion, sondern überläßt jedem der religiösen Bekenntnisse die selbständige Regelung seiner Angelegenheiten. Man ist nun soweit gegangen, diese Confessions- oder vielmehr Religionslosigkeit des Staates als ein Muster aufzustellen, welches auch von Seiten anderer Staaten Nachahmung verdiene. Es ist gar

nichts Seltenes, wenn die Katholiken jenseits des Ozeans, angesichts der bureaukratischen Bevormunduug, unter welcher die Kirche in sogenannt katholischen Ländern steht, hinweisen auf die goldene Freiheit, welche dieselbe Kirche bei ihnen genießt. Sie lehren nicht nur, daß Trennung von Kirche und Staat unter den gegenwärtigen Umständen in Nordamerika von absoluter Nothwendigkeit sei, was ja wahr ist, sondern auch, daß andere Länder, welche dies Verhältniß noch nicht kennen, veralteten Ansichten huldigen. Daß der Staat alle Religionen, die wahre und die falschen auf gleichen Fuß stellt, ist in ihren Augen nicht nur ein System, welches

hier und da tolerirt werden kann, um eben größere Uebel zu vermeiden, nein man verkündet es als das Ideal. In Wahrheit ist dies nur eine Aufwärmung von liberalen Ansichten, die in diesem Jahrhundert schon öfters bei einigen Katholiken in Frankreich und Belgien aufgetreten waren und gegen welche sich schon Pius IX. ausgesprochen hat. In seiner Encyclica Longinqua Oceani vom 6. Januar 1895 sah sich Leo XIII. veranlaßt, von neuem diesen Saz als Irrthum zu bezeichnen, und zwar geschah dies mit besonderer Bezugnahme auf Nordamerika. Die Sache ist leicht begreiflich: das ideale Verhältniß zwischen Kirche und Staat erfordert nicht nur Toleranz oder Freiheit, nein, auch der Staat als solcher soll religiös sein. Er soll der wahren Kirche nicht nur Freiheit gewähren, sondern sie auch in der Erfüllung ihrer Aufgabe stüßen, ihre Rechte vertheidigen, kurz, zum Wohle der Menschheit mit ihr Hand in Hand gehen.

Was einige Katholiken Amerikas zu dieser irrigen Ansicht über das Verhältniß zwischen Kirche und Staat verleitete, war die hohe Vieinung, welche sie von der günstigen Lage des Katholicismus in Amerika hegten. In den Vereinigten Staaten, so behauptet man, habe die katholische Kirche endlich ihre wahre Heimstätte gefunden. The United states is the church's home schrieb die Catholic World (Februar 1885, S.713). Unter dem Sternenbanner finde die Kirche zu ihrer Entwickelung einen ganz besonders günstigen Boden, sie ist dort zu Hause, dort findet sie alles, was die englische Eprache mit dem Begriff home verbindet. Auf Widerstand stoße sie selten und Hindernisse würden ihr nicht in den Weg gelegt, oder höchstens so viel als es bedarf, um sie wach zu halten. Mehr wie jede andere begünstige die bestehende Regierungsform die Ausübung aller jener Tugenden, - ohne die sich das religiöse Leben des Menschen nicht entwickeln kann. Was Wunder, wenn die Kirche unter solchen Umständen ein so außerordentliches Wachsthum zeige?

Während also die Kirche sich so energisch gegen die

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