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gute Uebersetzungen, und wer anderen Theils außer conversationsmäßig gründlichem, weit mehr nothwendigem Lateinstudium noch die übrigen unabweisbaren Fächer treibe, habe kaum noch Zeit für viel Griechisch. Die Wichtigkeit des Griechischen für Gebildete verkenne er deshalb nicht. Christianisirte man das Gymnasial-Griechisch gehörig, so vermöchte Förster demselben freundlicher entgegenzukommen. Altgriechischen Klassicismus nach Willmann's Auffassung ließe er sich auch schon gefallen. Und nun empfiehlt er auf Grund vielfacher lobender Zeugnisse Griechen Agapetos, Athanasius, Basilius, Chrysostomus, Georgius Pisides, Gregor von Nazianz, Isidor von Pelusium, Kasia, Romanos, Sokrates, Theodoret, von Lateinern Ambrosius, Augustin, Cyprian, Eucherius, Hieronymus, Leo den Großen, Minucius Felix, Lactantius, Orientius, Paulinus von Nola, Prudentius, Sedulius, Sulpicius Severus, vom eigentlichen Mittelalter Boetius, Isidor. Gregor den Großen, Adam von St. Victor, Bernwards von Hildesheim Leben, Bonaventura, Christian von StabloMalmedy, Ekkehard von Aura, Hrotsuit, Lambert von Hersfeld, Otto von Freising und Rahewin, Regino von Prüm, Sedulius, Wandalbert von Prüm, Wipo, aus der Neuzeit der Neuzeit 3. B. Balde und Sarbiewski. Der Sonderprüfung läßt Förster nun die allgemeine Würdigung christlich-altsprachlichen Schriftthums in inhaltlicher und formaler Hinsicht an der Hand von allerlei Zeugen folgen und geht dann zur zusammenfassenden literaturkritischen Einzelwürdigung über. Er preist die christliche Briefliteratur, der das Alterthum nichts an die Seite zu sehen habe, stellt die christlichen Geschichtsschreiber über die antiken, die christliche Beredsamkeit über die heidnische in Ziel und Mittel, ebenso die christliche Dichtkunst über die antike. Auf Grund dieser Ausführungen denkt sich Förster das Verhältniß christlicher zu heidnischen Klassikern auf einem freichristlichen z. B. bischöflichen Gymnasium so: 2/9 Christen, 1/3 Heiden; das Mindestmaß für christliche Literatur wäre die Hälfte.

II.

Sollen wir zu der Schrift Förster's Stellung nehmen, so erkennen wir vor allem als wohlthuend die Entschiedenheit an, mit der er für christliche Erziehung der Jugend eintritt. Man sieht, Förster ist ein ganzer Mann und kein Freund von Halbheit und charakterlosen Compromissen. Wir zollen ferner aufrichtige Anerkennung der großartigen Belesenheit Förster's, die er in den Dienst seiner Idee zu stellen weiß. Auch dem Unternehmen Förster's, die antiken Klassiker einmal weniger mit den Augen des Bewunderers, als vielmehr mit dem Blick des kritischen Beobachters zu betrachten, stehen wir sympathisch gegenüber. Es ist wahrlich nicht alles, was unter den antiken Autoren als Klassiker gilt, klassisch, manches wirklich langweilig, ja bedenklich im Jugendunterrichte. Schließlich möchten wir den Gedanken Förster's nicht verwerfen, das eine oder andere Stück von christlichen Klassikern, 3. B. in Chrestomathien oder Anthologien in den Jugendunterricht einzuführen. Aber in der Hauptsache müssen wir doch Försters Schrift als eine Verirrung ablehnen. Förster schüttet das Kind mit dem Bade aus. Seine Versuche, den antiken Klassikern die Klassicität abzusprechen, ist doch ganz und gar tendenziös und gibt ein Zerrbild von diesen Autoren. Das Gute wird als bekannt vorausgesezt, d. h. gar nicht erwähnt, während alle möglichen wirklichen und vermeintlichen Mängel an den Klassikern aufgespürt und zusammengetragen werden. Es kommen nur die Verkleinerer zu Worte, deren Urtheile werden ohne weiteres hingenommen. Der Verfasser, sonst so kritisch gegen die Klassiker, wird völlig kritiklos gegenüber den Tadlern.

Was würde Förster dazu sagen, wenn sich jemand über seine Persönlichkeit ein Urtheil bilden wollte lediglich nach den Aussagen seiner Feinde und Gegner? Er würde das Urtheil einseitig, ungerecht, gehässig schelten. Genau so einseitig, ungerecht und unobjektiv urtheilt Förster über die antifen Autoren. Uebrigens Mängel bei den alten Klassikern zugegeben nur Voreingenommenheit wird sie in Abrede stellen, verliert dadurch ein Autor wirklich das Prädikat eines „Klassikers"? Keineswegs. Nichts ist vollkommen. Auch

Schiller und Goethe haben ihre Mängel. Deshalb bleiben fie doch die größten Klassiker der deutschen Nation. Nennen wir vielleicht einen wohlgestalteten menschlichen Körper nicht schön wegen einiger unbedeutenden Male? Im Großen und Ganzen dürfen wir sagen, die Geschichte ist auch über Klassicität und Nichtklassicität eines Autors eine gerechte Richterin gewesen, der Ruhm der bisherigen Klassiker wird durch Förster's tendenziösen Angriff nicht erschüttert. Seine Ablehnung des Griechischen als obligaten Lehrgegenstandes bedauern wir aufrichtig. Gerade die griechischen Klassiker sind die Klassiker in eminentem Maße. Aber kommt nicht das Christenthum der Jugend zu Schaden durch die heidnischen Klassiker und wäre nicht die Einführung christlicher Klassiker eine bedeutende Förderung christlicher Jugenderziehung?

fürchten weder das eine, noch glauben wir das andere. Es kommt alles auf die Behandlung seitens der Lehrer an. Ein christlich gesinnter, kenntnißreicher Lehrer wird auch bei Erklärung der heidnischen Klassiker in geeigneter Weise den. ungeheuren Fortschritt der christlichen Weltanschauung gegenüber der antiken hervorzuheben wissen und so indirekt christlich erziehen. Die Behandlung christlicher Autoren in der Schule. könnte leicht gerade die entgegengesezte Wirkung haben, nämlich durch die alltägliche Beschäftigung mit Christlichem abstumpfen oder Ueberdruß erzeugen. Wenn aber jemand etwa auf die betrübende Thatsache hinweisen wollte, daß schon viele Gymnasialschüler religiös völlig indifferent oder gar ungläubig seien, so suche man die Schuld daran nicht in der Lektüre antiker Klassiker. Die Schuld liegt anderswo. Sie liegt in dem skeptischen Geiste der Zeit und des öffentlichen Lebens, sie liegt in den religiös gleichgiltigen oder atheistischen Lehrern. Der tiefste Grund dieses Uebelstandes aber ist an den Hochschulen zu suchen. Und wir werden so lange religionsfeindliche oder religiös gleichgiltige Mittelschullehrer haben, so lange Regierungen und Volksvertretungen kurzsichtig eine Parität des Atheismus anerkennen oder gar dem Atheismus das Monopol gestatten. Außerdem stellt sich der Einführung christlicher Klassiker in die Schullektüre der Umstand hinderlich entgegen, daß unsere Mittelschulen sämmtlich paritätisch, d. h. von

Katholiken, Protestanten, Isrealiten, Dissidenten besucht werden..

Wenn Förster schließlich eine gewisse menschenwürdige Bildung ohne Griechen und Römer für wirklich und möglich hält und den Grund unserer Bildung und Gesittung wesentlich im Christenthum sucht, so geben wir ihm zu: Gewiß, gab und gibt es Bildung ohne Kenntniß von Latein und Griechisch. Sonst müßte man ja unseren Frauen Bildung absprechen, müßte den größten Theil unseres Volkes für ungebildet erklären. So eingebildet sind nur Dummköpfe. Aber wir unterscheiden zwischen Bildung und gelehrter Bildung. Leztere ist ohne Latein und Griechisch nicht möglich. Sie ist aber dringend nöthig im Interesse der Erfassung des Zusammenhanges unserer Cultur mit der Antike. Darum können wir Latein und Griechisch nicht entbehren.

So können wir unter feinem Gesichtspunkte Förster's Vorschläge befürworten. Wir halten als ehemaliger Philologe, als Verehrer des Schönen und als Vertreter christlicher Welts anschauung an den klassischen Alterthumsstudien fest uud wünschen aufrichtig, daß diese Studien auch in Zukunft wie bisher in vollem Umfange, nicht geschmälert, nicht gekürzt, die Grundlage des höheren Jugendunterrichtes bilden mögen.

Würzburg.

Dr. Remigius Stölzle.

XX.

Zur Choralfrage.

Eine Frage, die nicht mit der abstrakten Idee des Stubengelehrten A oder B sich beschäftigt, deren Lösung vielmehr die Interessen des katholischen Volkes nahe berührt, wird in jüngster Zeit wieder viel discutirt: die alte, manchem Leser vielleicht unliebsam bekannte Choralfrage. Aus der Zahl jener Choraleditionen, welche seit etwa fünfzig Jahren, in Deutschland und Frankreich erschienen sind, streiten zwei Ausgaben um das Recht, in der kirchlichen Liturgie Verwendung zu finden: die eine im Großen und Ganzen ein Nachdruck des 1614-15 zu Rom vollendeten Graduale Romanum der medicäischen Offizin, von der Congregation der heiligen Riten 1868 bei Pustet neu herausgegeben und dann mit dem Titel „offizielle Chorbücher der römischen Kirche" ausgezeichnet, die andere, die sogenannte Benediktinerausgabe von Solesmes. Die Melodien der offiziellen Bücher sind absichtlich gekürzt und nach dem Geschmacke des 17. Jahrhunderts reformirt. Der Choral von Solesmes repräsentirt jene Version, welche wenigstens seit dem 11. Jahrhundert in den Handschriften übereinstimmend erhalten ist und aus ihnen mit Sicherheit entnommen werden kann.

Beide Ausgaben erfreuen sich einer weiten Verbreitung: die offiziellen Bücher in Folge wiederholter Empfehlung seitens der römischen Congregation, jene von Solesmes mehr

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