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der öffentlichen Meinung, und an Principien", dies zu rechtfertigen, fehlt es ja nie.

Eine Reihe anderer Ursachen ist schon zum Theil ewähnt worden. Die glaubenslose Volksschule, welche immer noch viele Kinder von katholischen Eltern besuchen, hat der Kirche schwere Wunden geschlagen. In der Unmasse von geheimen. Gesellschaften werden eine große Menge von Familienvätern der Kirche entfremdet. Die Presse und das Theater üben einen Einfluß aus, der dem katholischen Leben im höchsten Grade ungünstig ist. Die gemischten Ehen sind feruer ein wichtiger Faktor bei den Verlusten der Kirche. Die katholische Kirche hat sich stets gegen solche Verbindungen gesträubt, sie sind aber in Amerila bei der so gemischten Bevölkerung jehr häufig. Ihre Früchte sind überall dieselben: Abschwächung des Glaubens beim katholischen Theil, Gleich gültigkeit oder Abfall vom wahren Glauben bei den Kindern. Wenn die Mischehen bei uns in Deutschland, bei einer verhältnißmäßig gut geordneten Seelsorge so viel Kinder der Kirche entziehen, wie viel mehr wird das in Amerika der Fall sein, wo die Seelsorge bei weitem noch nicht in dem Maße organisirt ist? Denn, und dies ist ein anderer Grund, welcher den Untergang so vieler Katholiken erklärt, der Klerus in den Vereinigten Staaten genügt noch lange nicht den Bedürfnissen. Auf die 10 oder 12 Millionen Katholiken kommen im Ganzen 11,000 Welt- und Ordenspriester,1) also ungefähr ein Priester auf je 1000 Seelen.

1) Hoffmann's Catholic Directory (1900) gibt die Zahl der Priester auf 11,636 an. Unter diesen sind 8,660 Weltpriester und 2,976 Ordenspriester. Die Zahl der Katholiken beträgt nach derselben Quelle 10,129,677. Diese Zahl erhält man aus den statistischen Angaben der Pfarrämter und bischöflichen Ordinariate. Weil aber viele Katholiken mit feiner Pfarrei in Verbindung stehen, so sind sie in den derartigen Statistiken nicht inbegriffen. Viele meinen daher, die Katholiken seien viel zahlreicher als gewöhnlich angegeben wird, zum mindesten seien es 12 Millionen

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Das wäre hinreichend, wenn die Gläubigen in Pfarreien gruppirt zusammen lebten. Aber diese 10-12 Millionen sind auf einen Flächenraum zerstreut, welcher dem von ganz Europa beinahe gleichkommt. Die Seelsorgekräfte sind also gar zu sehr zersplittert. Im Allgemeinen kann man die Beobachtung machen, daß die Wirksamkeit des katholischen Klerus in der Union sich nicht über das Weichbild der Städte hinaus ausdehnt, das offene Land ist fast vollständig von einer einigermaßen geordneten Seelsorge entblößt. Katholiken, welche sich fern von einem katholischen Centrum niederlassen, laufen deshalb die größte Gefahr, ihren Glauben einzubüßen. So eifrig die Priester auch sein mögen, so ist es ihnen doch unmöglich, allen diesen Schäflein nachzugehen. Wohnen mehrere Familien beisammen, so besucht sie in langen Zwischenräumen ein Priester, vereinzelt wohnende Familien gehen aber für die Kirche in der Regel unrettbar zu Grunde. Darum ermahnt man die Auswanderer, stets sich da niederzulassen, wo für ihre geistlichen Bedürfnisse gesorgt ist, aber solche Ermahnungen fruchten doch nur bei solchen, welche die himmlischen Güter so hoch achten, daß sie ihnen zuliebe auch auf einen bedeutenden irdischen Vortheil verzichten. Dem amerikanischen Weltklerus kann man diesen Uebelstand nicht zur Last legen, er steht hier ohnmächtig vor einer Riesenaufgabe, zu deren Bewältigung wohl die doppelte Zahl an Geistlichen und viel größere materielle Mittel von Nöthen wären. Den Orden steht hier ein weiter Wirkungskreis offen, sie wetteifern auch in diesem schwierigen Missionsleben mit dem Weltklerus an Opfergeist und Heldenmuth. Aber auch sie haben nicht hinreichende Kräfte und sind für ihren Zuwachs fast noch mehr als der Weltflerus auf das Ausland an= gewiesen. Die in den legten Jahren in manchen katholischen Kreisen Nordamerifas verbreiteten Theorien über das Ordensleben, welches als veraltet und den heutigen Bedürfnissen der Kirche nicht entsprechend hingestellt wurde, waren nicht gerade geeignet, Begeisterung für dasselbe zu erwecken.

Das ist Gegenwart. Wie steht es mit der Zukunft? Die Mißstände, welche hier angeführt worden sind, sind zum Theil sehr tief eingewurzelt und werden noch auf lange Zeit hinaus wirksam sein. Würde aus irgend einem Grunde der Strom der Einwanderung gehemmt oder anderswohin gelenkt, so würde die Zahl der Katholiken gleich aufhören zu steigen. Würde sie nicht etwa fallen? Würden die angesichts der schlimmen Wirksamkeit der Staatsschulen, der Zerstreuung der Katholiken und der Unzulänglichkeit des Klerus unvermeidlichen Verluste durch eine genügende Anzahl von Conversionen und durch die natürliche Vermehrung aufgehoben werden?

Sei dem, wie es will, Eines aber fann man als feststehend betrachten: Der Zustand der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten ist kein so blühender, wie man es manchmal darstellt, das Verhältniß, welches dort zwischen Kirche und Staat herrscht, ist bei weitem nicht das Ideal. Auch dort wogt der große Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Christus und Belial. Die Kirche ist auch dort die streitende, es werden ihr oft blutige Wunden geschlagen, aber hoffen wir, daß sie auch dort siegreich aus dem Kampfe hervorgehen werde. Der Sieg liegt aber, nach menschlichem Ermessen wenigstens, in noch grauer Zukunft. Sache der Katholiken Amerika's aber ist es, anstatt sich in Lobeserhebungen über amerikanische Freiheit und Wachsthum der katholischen Kirche in Amerika zu ergehen, die bestehenden Schäden anzuerkennen, an ihrer Entfernung zu arbeiten, und so bessere Zeiten herbeizuführen.

Hünfeld.

J. Pietsch O. M. J.

XXVII.

Die letzten Reichsrathswahlen und die Lehrerschaft

in Oesterreich.

Aus Desterreich, Ende Januar.

Die Wahlen für den Reichsrath des cisleithanischen Oesterreichs sind, Gott sei Dank, vorüber; die 25 Parteigruppen, mit denen wir Desterreicher beglückt sind, schließen ihre Gewinn oder Verlustliste und harren des Augenblicks, da sie nach Wien wandern zur Aufnahme ihrer parlamentarischen Thätigkeit.

Kluge Männer freilich wollen wissen, daß die Neuwahlen pro nihilo gewesen seien, daß das neue Parlament den Stempel der Arbeitsunfähigkeit in noch ausgeprägteren Zügen an sich trage, als das alte, und daß die Regierung erst recht auf dem Trockenen size. Wir wollen und können nicht widersprechen. Schon das eine, daß die prosessionsmäßige Radaupartei eines Schönerer, statt mit sechs, nunmehr mit einundzwanzig Mitgliedern in's neue Parlament einzicht, ist ein schlimmes Omen, und raubt gleich vorn herein jegliche Hoffnung auf eine gedeihliche parlamentarische Arbeit. Ministerpräsident von Körber hätte sich's übrigens an den Fingern abzählen können, daß es so kommen werde. Daß er es trozdem auf Neuwahlen ankommen ließ, ist nur verständlich bei der Annahme, daß er sich mit eigenen Plänen trägt. Ob er auf seine Rechnung gekommen ist, wird die nächste Zukunft zeigen.

Demnach möchte es fast scheinen, als wäre es etwas jehr Ueberflüssiges, mit unseren lezten Reichsrathswahlen und mit dem aus denselben entsprungenen neuen Parlamente in einer ernsten Zeitschrift sich viel zu beschäftigen, und als fönnte man füglich bezügliche Raisonnements den stoffhungerigen und zankgierigen Tagesblättern überlaffen. Wir haben auch gar nicht vor, über das Wiener Parlament, seine Parteigruppirungen, seine eventuelle Majoritätsbildung, seine Thätigkeit oder Nichtthätigkeit, hier viel zu philosophiren Aber lohnend und speciell für die Kenntniß der österreichischen Zeitgeschichte förderlich dürfte es sein, wenn gewisse Erscheinungen, welche das schäumende Wahlengewoge an die Oberfläche geworfen hat, nicht unbeachtet bleiben und scharf in's Auge gefaßt und im Auge behalten werden. Zu diesen Erscheinungen rechnen wir in erster Linie die rührige Antheilnahme der Lehrerschaft an den Wahlen im Sinne der radikalen Parteien.

Es ist bekannt, daß der größte Theil unserer Lehrerschaft auf dem Gebiete der Schule und der Erziehung Anschauungen huldigt, welche mit den Anschauungen der christlichen Pädagogik in diametralem Widerspruche stehen. Diesen Jugendbildnern sind ein Rousseau, ein Pestalozzi, ein Diesterweg, ein Dittes, und wie die Lehrer der „modernen" Pädagogik alle heißen mögen, unfehlbare Führer und hell leuchtende Vorbilder. Auf dem berüchtigten Lehrertage zu Brünn (1898) haben sich die Herren, bescheiden wie sie sind, das Recht vindicirt, in Schulsachen allein gehört und als competente „Fachleute“ angesehen zu werden, und haben die Zeit für gekommen erachtet, die Forderung aufzustellen: Keine Religion mehr in der Schule! Eine freie Schule, so deklamirten sie, kann feinen Religionsunterricht brauchen; denn so lange in einer Schule Religionsunterricht gegeben werden muß, steht diese Schule auch dem Klerus offen; so lange aber noch ein Priester die Schule betreten darf, ist sie nicht frei; und frei soll sie sein, darum fort mit der Religion aus der Schule!

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