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XXIX.

England und die Burenrepubliken.

Der an Wechselfällen und Ueberraschungen so reiche Kampf der Buren gegen den Koloß England ist noch nicht ausgekämpft. Als ob die Buren zeigen wollten, daß das Spielen mit dem Feinde aufgehört, daß es ihnen bitterer Ernst sei, lassen sie den Feind in Transvaal und dem Oranje Freistaat nicht zur Ruhe kommen und durchstreifen in fleinen Banden Natal und die Kapkolonie, reißen die Eisenbahnschienen auf, zerstören die Brücken, schneiden die Telegraphendrähte ab, nehmen den Engländern die mit Munition und Lebensmitteln gefüllten Eisenbahnwagen weg, heben die kleineren Besaßungen auf und ziehen überall die Afrikander an sich. Marschall Roberts, dessen Feldzugsplan von seinen Landsleuten so sehr bewundert wurde, hat sich gründlich verrechnet. Durch Beseßung von Bloemfontein und Pretoria glaubte er den Widerstand gänzlich brechen und die Buren, die unter Waffen standen, zu Paaren treiben zu fönnen. Es kam ganz anders, er hatte nußlos sein Heer zersplittert, die Besehung von Pretoria, Bloemfontein, Johannesburg verminderte die Armee, mit der er operiren sollte, derart, daß Kitchener sich auf die Defensive beschränkt sieht und von Glück zu sagen hat, wenn er einige fleine Vortheile erringt. Wie enttäuscht ist doch Lord Kitchener, der sich in der falschen Hoffnung gewiegt, de Wet, den besten Burengeneral, abzufangen. Er machte zwar außerordentliche Austrengungen, er schonte weder die Pferde, noch die Mannschaften, er stellte an seine Truppen die allerhöchsten Anforderungen, aber alles umjonst, wenn er dem Ziele sich nabe glaubte, da war der Bogel entwicht, an Stelle der Trebjago auf die Buren ist eine andere Jagd getreten; die

Verfolgten treiben die Verfolger vor sich her, fangen sie ab. plündern sie aus und lassen sie dann laufen. Die Engländer sind zu schwach ihre Eisenbahnwagen, ihre Eisenbahnstationen zu beschüßen und fühlen sich nur in bedeutenden Städten und Knotenpunkten sicher. Der Mann, der Alles, was unter unseren Augen in Südafrika sich abspielt, vorausgesagt hätte, wäre als ein Narr verlacht worden. Ob die vielen taktischen Fehler des englischen Operationsplanes Lord Roberts oder Lord Kitchener beizumessen sind, entzieht sich unserer Kenntniß, jedenfalls hat es letterer versäumt seinen Kriegsplan zeitig abzuändern. Möglich wäre es freilich, daß dem englischen General durch das War Office. das bereits so viel Uebel gestiftet hat, die Hände gebunden waren.

Wie dem auch sein mag, für das Sengen und Brennen, für die von der Armee begangenen Grausamkeiten, für die gegen das Völkerrecht verstoßende Deportation der gefangenen Buren ist Kitchener hauptsächlich verantwortlich. Als geborener Jre hätte Kitchener wissen können, daß Ausrottungsfriege in Europa wenigstens nie zum Ziele führen, daß Nationen ein viel zäheres Leben, ein treueres Gedächtniß haben als Individuen, daß ihr Groll unversöhnlich ist, daß sie jede Gelegenheit benüßen, das verhaßte Joch abzuschütteln. Die Buren Südafrikas haben in einem Jahrhundert sich nicht so viele Unbilden, Verfolgungen, Plackereien seitens der Engländer gefallen lassen müssen, als die Iren in acht Jahrhunderten; aber ein volles gerütteltes Maß ist auch ihnen zu Theil geworden, so daß man billig erstaunt ist, daß der Haß der Buren gegen die Engländer nicht weit größer ist. Der Hauptgrund ist wohl der, die Buren waren nicht immer der Amboß, sondern in vielen Fällen der Hammer, wie in dem gegenwärtigen Kriege. Wird das barbarische System der Verpflanzung der Gefangenen fortgeseßt, werden Frauen und Kinder mißhandelt, dann werden die Buren Repressalien üben und die gefangenen Engländer niederhauen, und gleich den Engländern in Feindesland sengen und brennen. Bis ezt haben die Buren or from System, die Gefangenen

ihrer Waffen zu berauben und freizulassen, große Vortheile gezogen, denn nichts hat die militärische Zucht in demselben Make gelockert, das militärische Ehrgefühl so abgeschwächt, als die Bereitwilligkeit ganzer Abtheilungen, sich zu ergeben, obgleich sie gute Aussichten hatten, sich durchzuschlagen. Nachdem so viele in Gefangenschaft gerathen, können die Gefühle der Scham und des Unwillens über die eigene Feigheit nicht sehr groß sein. Die Truppen sind jedenfalls des an Kämpfen und Entbehrungen so reichen, an Erfolgen so armen Krieges müde und zeigen nicht länger die stürmische Tapferkeit von ehemals. Die Generale French und KellyKenny haben früher viel von sich reden gemacht, jetzt sind ihre Namen fast verschollen, die Zeit für kühne Handstreiche, Gewaltmärsche, Ueberraschungen des Feindes sind vorüber, infolge des Mangels an tüchtigen disponiblen Soldaten; von allen Seiten liefen Hiobsposten ein, das Unglück heftete sich an die Fersen der Engländer.

Auch die bestdisciplinirte und bestgeführte Armee könnte eine solche übermäßige Anspannung aller Kräfte nicht auf die Länge ertragen, wie viel weniger die englische, wo die Offiziere das Vertrauen ihrer Soldaten durch ihre Unwissenheit und ihr Ungeschick verscherzt haben; England müßte, um den Krieg mit Erfolg zu führen eine frische Armee nach Südafrika schicken und fähige subalterne Offiziere zu den höhern Stellen befördern, und so lange wechseln, bis die tüchtigen Männer gefunden werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Engländer das im großen amerikanischen Bürgerkrieg befolgte System sich aneignen und alle Amateurs und Paradeoffiziere ausscheiden, und doch ist es höchste Zeit, wenn England seine Machtstellung behaupten will.

Die wahren Freunde Englands sind der Ansicht, daß England sobald als möglich mit den Burenrepubliken Frieden schließen und den alten Gegnern das Recht der freien Bewegung gewähren müsse. Von einer großen Conföderation der Provinzen Südafrikas unter englischem Protektorat fann nicht die Rede sein, dadurch würde nur die Saat der Zwietracht

ausgesäet, beide Parteien würden die Periode des Schein friedens nur benügen, um ihre Rüstungen zum Kriege desto eifriger zu betreiben und sich nach Bundesgenossen umzusehen. Könnte England sofort eine neue Armee auf die Beine stellen, oder die indischen Truppen in Südafrika verwenden, so wäre eine Fortsetzung des Krieges nicht von vorneherein abzuweisen da aber beides unmöglich ist, bleibt den Engländern nichts anderes übrig, als in der zwölften Stunde das zu thun, was schon früher hätte geschehen müssen. An die Sendung der indischen Truppen nach Südafrika haben nur wenige gedacht, weil ein solcher Truppenwechsel mit ungeheuren Kosten verknüpft wäre, und den Buren die Eroberung der ihrer Bertheidiger entblößten Kapkolonie erleichtern würde.

So mächtig die imperialistische Strömung, dank der englischen Presse, auch sein mag, so ist sie doch nicht in die Tiefe gedrungen, so hat sie doch die Volksjeele nicht derart ergriffen, daß höhere und niedere Stände um die Wette sich herandrängen und die größten Opfer zur Rettung des Vaterlandes zu bringen bereit sind. Die Gründe hierfür find mannigfach, das Volk ist sich der kritischen Lage, in welcher sich der Staat befindet, gar nicht bewußt, die Kundigen wagen ihren Befürchtungen feinen Ausdruck zu geben und jegen ihr Vertrauen auf das sprichwörtliche Glüd, das bisher den Staat aus den drohendsten Gefahren errettet hat. Die Ultras unter den Imperialisten ergingen sich mit allgemeinen Vorschlägen von Heeresreform und einem neuen Refrutirungssystem, um ihre Freunde nicht vor den Kopi zu stoßen. Die Friedenspartei, die von Anfang an den Krieg mit den Buren als ebenso ungerecht als thöricht bezeichnete, hat in Folge der Niederlagen an Ansehen gewonnen und vielen, die sich über die Machtstellung Englands ganz verkehrte Vorstellungen gebildet hatten, die Augen geöffnet. Lord Rosebery gab den Gefühlen dieser Partei Ausdruc durch die Worte: Die Erwerbung neuer Territorien sei so kostspielig, daß man fürderhin alle Eroberungsgedanken aufgeben müsse. So lange die Eroberungen in Asien und

Afrika sich leicht bewerkstelligen ließen und die Gefahr eines Confliktes mit den europäischen Mächten in weiter Ferne lag, konnten die Liberalen troß ihrer Ansichten von einem ewigen Frieden, von der Nothwendigkeit der Conzentrirung der englischen Kräfte, der Versuchung, Nachbarländer zu annektiren, ebensowenig widerstehen als die Conservativen; aber jetzt hat man die schmerzliche Erfahrung gemacht, daß die Macht des den ganzen Organismus zusammenhaltenden und belebenden Princips gewaltig überschäßt worden war, daß eine Zusammenziehung, Sammlung vor allem noth thue, daß ein baldiger Friede der einzige Weg sei, um aus der Klemme herauszukommen.

Die englische Königin hatte, obgleich sie von Anfang an den Krieg mißbilligte, manche ungerechte und bittere Angriffe erdulden müssen, jegt aber, nachdem der wahre Thatbestand ermittelt worden ist, hat sich ihr die allgemeine Sympathie zugewandt. Ihre friedliebende Gesinnung schien in der That das beste Unterpfand des Friedens zu sein. Die beste Lösung der schwierigen Frage wäre jedenfalls die Uebernahme des Ministeriums des Auswärtigen durch den Grafen Rosebery und die Bildung eines Coalitionsministeriums. Die Conservativen würden dem fähigsten, auswärtigen Minister, den England in der lezten Zeit gehabt hat, sich gern unterwerfen, die Liberalen aber hätten Gelegenheit sich wieder zu einigen.

Ein Blick auf Irland könnte ihnen als Fingerzeig dienen und die englischen Diplomaten zu weitgehenden Zugeständnissen an die Buren vermögen. Weil die Iren immer nur Abschlagszahlungen erhalten haben und troß ihrer Klagen über bestehende Mißbräuche auf die Zukunft vertröstet worden sind, haben sie ganz geflissentlich ihre Sympathien mit den Buren an den Tag gelegt, für ihren Erfolg gebetet. Irland, das früher England seine besten Truppen geliefert, ist falt und gleichgültig; für das irische Garderegiment, das man in Irland ausheben wollte, meldeten sich nur 35 Mann, für die in England lebenden Iren fehlen uns nähere Angaben ;

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