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ohne Rücksicht auf den Klassenunterschied. Demgemäß befür, worten die socialdemokratischen Abgeordneten ebenso die unbeschränkte Eröffnung der Universitäten für die Frauen wie manche bürgerliche und aristokratische Mitglieder der liberalen Fortschrittspartei. Grundsäglich ist auch der Katholik nicht `gehindert, für die möglichste Förderung der wissenschaftlichen Frauenbildung einzutreten; im Gegentheil drängen ihn die vom Christenthum beherrschten Perioden der Culturgeschichte dazu. Hiernach ist dieser von den Zielen der Frauenbewegung hergenommene Eintheilungsgrund dem ersteren entschieden vorzuziehen. Es kommt dazu, daß kein anderer so wie dieser zu einer geordneten Uebersicht über das Gebiet der Frauenbestrebungen verhilft. Gleichwohl lassen wir auch diesen Weg bei unserem Gange durch das genannte Gebiet beiseite, weil es uns vorzüglich um einen Einblick in die Entstehung der Bewegung und um ein Urtheil über die Grenze zwischen berechtigten und unberechtigten Forderungen zu thun ist. Das legte hiermit innig verbundene Ziel unserer Untersuchung aber liegt in der richtigen Erkenntniß der Mittel, wodurch die thatsächlich vorhandene Nothlage des Weibes beseitigt werden. kann. Dazu haben wir einen anderen Eintheilungsgrund nöthig, woran uns das wahre Wort Proudhon's erinnert: „Es ist auffallend, daß wir im Hintergrunde unserer Politik immer wieder die Theologie finden." Donoso Cortes hat dieses Wort zum Ausgangspunkte seiner berühmten Abhandlung über den Katholicismus, den Liberalismus und den Socialismus genommen. Die Frauenfrage hat nun nicht bloß eine socialpolitische Seite; sie stellt vielmehr derart den innersten Kern der socialpolitischen Probleme dar, daß mit Recht die sociale Frage überhaupt eine Frauenfrage" genannt worden ist. Die Theologie wird daher auch auf die Frauenfrage die legte Antwort geben müssen. Ein etwaiger Zweifel an dieser theoretischen Behauptung würde durch einen Blick auf die Geschichte behoben. Es ist handgreifliche Thatsache, daß die gesellschaftliche Stellung des Weibes im innigsten

Zusammenhang mit der religiösen Ueberzeugung eines Volkes steht. Läßt sich die religiös-sittliche Seite der socialen Frage überhaupt unmöglich umgehen, wie namentlich die vergeblichen Bemühungen Prof. Sombarts, die Sociologie von der Ethik zu trennen, klar gezeigt haben, so ist die Frauenfrage ohne den religiösen Hintergrund am wenigsten denkbar. Demgemäß soll auch die folgende Behandlung der Frauenbewegung vom religiösen Gesichtspunkte ausgehen. Die Abgrenzung der Parteien in Deutschland zunächst wird danach folgendermaßen ausfallen: Auf den linken Flügel stellen wir jene Frauen, die bei ihren Bestrebungen von jedem bestimmten religiösen Bekenntnisse absehen. Viele derselben würden sich dagegen verwahren, als irreligiös angesehen zu werden. Mehr oder minder indeß suchen sie alle die socialdemokratische Losung: „Religion ist Privatsache“ praktisch durchzuführen und sich eine besondere religiöse Meinung als ihre Religion zu bilden. Die Führerinen der proletarischen Frauen: Klara Zetkin, Lily Braun u. s. w. werden in dieser Beziehung sich von den bürgerlichen Frauen der radikalen wie der gemäßigten Richtung, von Frau Minna Cauer, Frl. Augspurg, Frl. Helene Lange u. s. w. faum unterscheiden. Die Humanität erseht ihnen das positive Christenthum oder ist in ihren Augen mit demselben identisch. Lessings Nathan der Weise und Goethe's Faust haben für sie mindestens denselben Werth wie die canonischen Evangelien.

Den geraden Gegensaß hierzu bildet der rechte Flügel, den wir durch die katholischen Frauen vertreten lassen. Selbstverständlich genügt uns nicht die Eintragung in das katholische Taufbuch, um eine Frau auf diesem Flügel zu suchen. Dagegen bildet der zufällige Rangunterschied in der bürgerlichen Gesellschaft kein Hinderniß für die Zugehörigkeit zu diesen Frauen. Die Prinzessin und die Fürstin ist mit der Frau des Handwerkers und der Fabrikarbeiterin durch das Bekenntniß des katholischen Glaubens, schwesterlich verbunden, das im Princip auch die Antwort auf die Frauenfrage

enthält. Selbstverständlich läßt die Anwendung dieser Prin cipien auf die einzelnen Fragen zumal wirthschaftlicher Natur Meinungsverschiedenheiten zu.

Als Mittelpartei bezeichnen wir drittens die Frauen, welche den Protestantismus in irgend einer Form bekennen. Die tiefgreifenden Differenzen im Glaubensbekenntnisse der Protestanten bringen es mit sich, daß es recht verschiedene Grade der Gläubigkeit und des Bekenntnisses in dieser Partei gibt. Gleicherweise hängt damit zusammen, daß am wenigsten Folgerichtigkeit in den Bestrebungen dieser Mittelpartei gefunden wird. In feiner Partei ist auch so wenig Aussicht und Möglichkeit geboten, die Stellung der Frau in der socialen Nothlage der Gegenwart durchgreifend zu beffern, wie in dieser. Mit der Kritik der protestantischen Frauenparteien wollen wir daher beginnen.

XXXIII.

Zur Choralfrage.

Zweiter (Schluß-) Artikel.

Bis gegen 1600 fannte die abendländische Kirche, wenn wir von dem mozarabischen und ambrosianischen Ritus absehen, nur einen offiziellen Choral: den traditionell gre gorianischen. Er war der einzige nicht in dem Sinne, als seien die Bücher sämmtlicher Diöcesen immer Note für Note in llebereinstimmung gewesen. Versionen hatten sich eben mit der Zeit auch hier und wir möchten sagen naturgemäß gebildet. Zudem besaßen die verschiedenen Kirchen besonders seit dem 12. und 13. Jahrhundert für lokale Gebräuche und Feste ihre Propria in Text und Melodie. Der gemeinsame

Grundstock der Gesänge blieb jedoch allgemein derselbe, so daß die Einheit im Gesange wohl eben so sehr, vielleicht noch mehr als jene in Brevier und Missale in den Kirchen aufrecht erhalten wurde.

Der traditionelle Choral war früher auch der offizielle. Es gab eine Zeit, da ein Papst unter Androhung der Excommunikation den ausschließlichen Gebrauch desselben vorschrieb. Diese Strenge wich nach und nach einer freieren Anschauung. Doch verlor der römische Choral nichts von der Verehrung, mit der er herkömmlicherweise ausgezeichnet ward. Er blieb der eigentliche Gesang der Kirche, nachdem die langsam aufblühende Polyphonie im Chore sich ihm beigesellt, ihn später da und dort verdrängt oder in die Ecke geschoben hatte. Die geistlichen Behörden eiferten für seine Erhaltung und Pflege. Dies zeigt die Geschichte der Partifularsynoden vor und nach dem Concile von Trient. Das hohe Alter galt als ein besonderer Vorzug dieser Melodien. Alte Traditionen dürfen ja immer auf Verständniß und Achtung seitens der Kirche rechnen. Und diese ehrt nur sich selbst, wenn sie Einrichtungen der älteren Liturgie und Werke altchristlicher Kunst hochhält und bewahrt. Der langjährige Bestand solcher Institutionen und Monumente bezeugt nicht nur eine außerordentliche Lebenskraft der in ihnen verkörperten Ideen, sondern repräsentirt auch realen Werth. Die Katholicität spricht sich darin aus, und der Einheit zulieb, welche spätere Geschlechter durch diese Riten und ihre künftlerische Umkleidung mit der Vergangenheit verknüpft, hat sich die Kirche oft genug zum Verzichte auf eine absolute Conformität unter all' ihren Gliedern bereit erklärt.

Nach 1600 begann für den Choral eine schlimme Zeit. Er mußte jenes Mißgeschick an sich erfahren, das über 100 Jahre vorher über Brevier und Meßbuch ergangen und erst durch den Conservativismus Pius' V. wieder gut gemacht worden war. Aber selbst die einzelnen Reformen, welche um jene Zeit versucht wurden, geschahen großentheils

nur in der Absicht, vermeintliche Neuerungen aus den Melodien zu entfernen. In Wirklichkeit drang das schneidende Messer wohl tiefer. Aber es ist immerhin bezeichnend, daß eine wenn auch schlecht berathene Liebe zum Alten Veranlassung zu diesen Correkturen im 17. und 18. Jahrhundert gab. Dabei wirkten allerdings andere Motive und verkehrte Vorstellungen mit. Es war eben die traurig öde Periode des Zerfalles, welche nicht nur für den Choral, sondern für die Kirchenmusik überhaupt mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts sich anmeldete, an deren Schwelle Viadana klagte: chi fa alla peggio, par che faccia meglio. Diese Zeit, die einem beklagenswerthen Ruine der kirchlichen Kunst entgegen eilte, trug auch die Werke der großen Polyphonisten zu Grabe, nachdem sich dieses kaum über der irdischen Hülle dieser gefeierten Meister geschlossen hatte.

Sollten wir uns wundern, wenn, wie neuerdings ver sichert wird, in Rom, als der Plan einer Choralreform um 1868 sestere Gestaltung annahm, der endliche Entschluß zum Nachdrucke der Medicaea nicht zulezt durch die Meinung herbeigeführt wurde, es handle sich bei Verbreitung diejes Buches nur um Erhaltung und Verbreitung des altrömischen, offiziellen Chorals?1) Man ließ sich damals, wie es scheint, in dem Glauben bestärken, die Medicaea von 1614 sei, weil älter als die jüngsten Choralausgaben nach 1850, besser als diese und entspräche auch mehr der früheren Tradition. In der That hatte das Buch, wenn nur das Datum, welches sein Titelblatt trug, befragt wurde, einen zeitlichen Vorsprung von nahezu 250 Jahren. Dieser Umstand mochte um so eher ins Gewicht fallen, als man in Rom der Ueberzeugung lebte,

1) Osservatore cattolico, 27.-28. Dezember 1900 mit Berufung auf S. C. R. vom 14. August 1871 und Brev. Leos XIII. vom 6. April 1885: pertinere ad divini cultus dignitatem videbatur, ut sacrorum concentuum forma ad veteris numeri rationem revocaretur. Vergl. Decreta authentica S. C. R vol. III, S. 268. No. 5.

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