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der hochwürdigste Herr Verfasser allen Einwürfen ins Auge sieht; wie fein, mild und geduldig er des Irrthums zu überführen versteht.

Bei der Fülle des Inhalts, die sich stets auf gleicher Höhe hält, erscheint es unthunlich Einzelnes herauszugreifen. Wir möchten noch auf einen allgemeinen Vorzug des Werkes hinweisen, um dessentwillen es, wie schon mehrfach gesagt wurde, besonders Priestern, Religionslehrern, die mit moderner Jugend, Seelsorgern, die mit moderner Welt zu thun haben, nicht genugsam empfohlen werden kann.

Sich auf dem Gebiete der Literatur über religionslose Moral auszukennen, ist für viele ebenso nothwendig als unmöglich; lezteres schon wegen der schreckhaften Masse mit religionsloser Moral bedruckten Papiers: Werke und Werkchen, Zeitschriften in allen Sprachen, Fachzeitschriften und immer neue Unterhaltungszeitschriften, ohne daß des Segens ein Ende abzusehen wäre; dazu Dramen, Romane, und nochmals Romane und immer noch Romane und Lorik von heute und morgen - das will alles beachtet werden. Bei derartigem Ueberflußz an Reichthum ist es für viele nicht bloß schwierig, sondern geradezu unmöglich, das ungeheure Flußgebiet auch nur dieser Zeitströmung zu überblicken. In solcher Nothlage gewährt die umfassende Erudition des Werkes, die staunenswerthe Bes lesenheit des hochwürdigsten Herrn Verfassers den Einen die nöthigen Kenntnisse, Anderen dazu noch schäßbare Wegweiser. Denn auch diese liebenswürdige Eigenschaft eiguet dem werthvollen Buch, daß es voll ist von fruchtbaren Anregungen. Man darf also hoffen, daß es nicht bloß in den Kreisen denkender Leser, sondern auch auf selbständige Denker nachhaltigen. Einfluß gewinnen werde.

Feldkirch im Vorarlberg.

Robert v. Nostiß-Rienec S. J.

XXXVII.

Die teleologische und praktisch-politische Tendenz der preußischen Geschichtschreibung.

Die merkwürdigen zwei ersten Kapitel von Hans Prup's Preußischer Geschichte1) haben in den katholischen Kreisen Süddeutschlands die Beachtung, die sie so reichlich beanspruchen dürfen, nicht gefunden; wir glauben daher den Dank unserer Leser durch einige Auszüge aus diesem Werke zu verdienen. Pruz schreibt so klar, sein Stil ist so packend, daß ein Commentar die Beweiskraft seiner Säße nur abschwächen würde.

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„Seit die Jahre 1866 und 1870/71 den deutschen Staat unter Preußens Führung verwirklichten, gilt manchen als vornehmste Aufgabe der preußischen Geschichtschreibung, in der Entwicklung Preußens die zeitig einsehende Vorbereitung auf die künftige Bildung dieses deutschen Staates nachzuweisen". (S. 1). Preußen erscheint als der vorzugsweise deutsche Staat und von jeher berufen, zu der Stellung aufzusteigen, in der wir es heute erblicken." „Bereits in dem Brandenburg der ersten Hohenzollern sieht Droysen rücksichtlich ihres Verhält nisses zu Deutschland und in ihrer Bedeutung für Deutschland das verkleinerte Vorbild des Preußen, das an die Spize Deutschlands zu treten berufen war. In Friedrich I. und Albrecht Achilles zeichnet er Fürsten, die ihren Beruf, wenn auch nicht zur Einigung, so doch zur Leitung Deutschlands in ähnlichem Maße erkannt und zu erfüllen gesucht hätten, wie das ihre lezten

1) Preußische Geschichte von Hans Pruz. Stuttgart, Cotta. 1900.

Nachkommen erst wirthschaftlich, dann militärisch, schließlich politisch gethan haben“ (S. 6).

Bei v. Treitschke's Darstellung wandeln auch den gut preußisch gesinnten Leser gelegentlich Zweifel an, ob die Entwicklung Deutschlands und Preußens nicht allzu sehr von dem ausschließlich preußischen Standpunkt aus gesehen und dargestellt st, als ob Preußen eben zu allem berufen, zu allem befähigt und zu allem berechtigt gewesen sei. Das zu erklären, reicht die Einseitigkeit des vornehmlich benußten archivalischen Materials nicht aus. Daß ein Autor, der die neueste Geschichte Deutschlands und Preußens auf Grund preußischer Staatspapiere schreibt, alles mit den Augen seiner preußischen Gewährsmänner sieht, sich mit ihrem Gedankengang völlig identificirt und so schließlich unbewußt ein Parteigänger Preußens wird das wird sich nach der Natur der Menschen und der Dinge kaum vermeiden lassen. Aber v. Treitschke geht nicht selten auch noch darüber hinaus. Auch in der „Deutschen Geschichte im 19. Jahrh.“ (1879) steht er ganz auf dem Standpunkt, den er in den sechziger Jahren in den heißen Kämpfen um die Lösung der deutschen Frage einnahm. Weniger als Historiker, denn als Politiker, weniger, um eine klare Erkenntniß und gerechte Würdigung der jüngsten deutschen Entwicklung anzubahnen, als um die Berech= tigung und Nothwendigkeit des Jahres 1866 zu erweisen, schreibt er die deutsche Geschichte. Daher kommt bei ihm allzu oft statt des unparteiischen Lehrers der Mit- und Nachwelt der gewaltige Agitator zu Wort. Durchdrungen von der Unfehlbarkeit seiner These, stürmt er in hinreißender Rede kampffroh einher, und indem er die Gegner bald mit den scharfen Pfeilen feines nie fehlenden Sarkasmus, bald mit wuchtigen Keulenschlägen niederstreckt, entwirft er von der deutschen Geschichte in unserem Jahrhundert ein Bild, das sie als eine fortlaufende Offenbarung des infalliblen Preußenthums erscheinen läßt" (.9—10).

Mit Recht ist namentlich von Süddeutschland her dagegen Einsprache erhoben worden. Rechten Erfolg kann aber diese doch erst haben, wenn nun auch von jener Seite die Archive crschlossen und aktenmäßige Darlegungen der controversen Punkte gegeben werden. Denn je länger v. Treitschkes Darstellung,

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deren formaler Reiz und fachliches Verdienst zusammen mit ihrem begeisterten Preußenthum weite Leserkreise fesselt, in diesen Dingen unwidersprochen bleibt und ihre Uebertreibungen zu Gunsten Preußens nicht auf das richtige Maß zurückgeführt werden, um so mehr steht zu befürchten, daß sie vollends die Herrschaft gewinne und das Urtheil mancher auch in den Fragen der Gegenwart befange" (S. 10). Bei Treitschke kommt diese Richtung am stärksten zur Geltung. Denn er kämpft auch hier noch den Kampf gegen die deutsche Kleinstaaterei, dessen muthige Aufnahme ihm einen Ehrenplay gesichert hat unter den literarischen Bahnbrechern der deutschen Einheit unter Preußens Führung. Dieser Kampf aber ist ausgekämpft und die Leidenschaften, die er entfesseln durfte und entfesseln mußte, wenn er anders glücklich ausgehen sollte, haben ihr Recht verloren und sollen beruhigt sein und bleiben. Am wenigsten der Geschichtschreibung steht es an, sie wieder wach zu rufen. Dazu aber gehört vor allem, daß sie auch dem unterlegenen Theile gerecht werde, auch sein relatives Recht anerkenne, bei ihm nicht schlechtere Motive vorausseße als bei dem Sieger und ihm namentlich nicht die Befugniß abstreite, für seine ehrliche Ueberzeugung auch seine Mittel und Kräfte einzusehen... Erschwert aber wird das, wenn der Theil, zu dessen Gunsten die geschichtliche Entwicklung ausging, darin noch nachträglich eine Art von Gottesgericht sieht und die Vergangenheit so beleuchtet, daß sein Sieg gleichsam als das Vernunftgemäße erscheint, alles aber, was ihn hindern sollte, wie eine Auflehnung gegen den Willen des Schicksals betrachtet wird" (S 11). Die preußische Geschichte scheint von jeher gerichtet auf Einigung Deutschlands durch Preußen als ihr notwendiges Ergebniß, so daß die preußische Politik nie ein anderes Ziel im Auge gehabt hätte, als die Wohlfahrt Gesammtdeutschlands... Ja, selbst die Zeiten, wo Preußen erwiesenermaßen eine entschieden undeutsche Politik verfolgte, werden mit diesem teleologischen System in Einklang gebracht, indem man sie zu Lehrzeiten macht, durch die Preußen hindurchgehen mußte, um durch Schaden klug und seines Berufes für Deutschland vollends bewußt zu werden. Diese Betrachtungsweise verschiebt den Standpunkt der historisch-politischen Beurtheilung, da sie wichtige Entscheidungen nicht aus der nüchternen Erwägung von

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Preußens Vortheil herzuleiten liebt, sondern aus der vermeintlichen Sorge für Deutschlands Zukunft, die jenen Zeiten und Personen fremd war (S. 12). Wenn dem gegenüber besonders bei den Stämmen des Südens, welche die Entwicklung Deutschlands getragen haben, lange bevor auch nur Elemente des späteren preußischen Staates zusammengefügt waren, gelegentlich eine gewisse Empfindlichkeit laut wurde und sich zu einer antipreußischen Stimmung verdichtete, so war das doch nur eine natürliche Reaktion gegen die Art, wie jener Glaube an den besonderen Beruf, den Vorzug und das Vorrecht des Preußenthums von anderer Seite als ein Moment sogar der praktischpolitischen Argumentation geltend gemacht wurde. Von der populären Geschichte in allen Tonarten variirt, schlug dieser Glaube zum Theil im preußischen Volke selbst Wurzel, wurde für Manche sogar ein Dogma, das sie mit dem Gewichte eines solchen in den politischen Controversen geltend machten. Daß dadurch hier und da gegen Preußen herrschende Antipathien nicht überwunden wurden, liegt auf der Hand, man liefert ihnen damit nur neue Waffen“ (S. 13).

Neuerdings ist in dieser Richtung ein bedenklicher Schritt vorwärts gethan. „Die teleologische Behandlungsweise der Geschichte ist auf dem Wege zu allgemeiner Herrschaft, seit die Autorität des preußischen Staates für sie eintritt . . . Die antihumanistische Reform des höheren Schulwesens läuft darauf aus, schon das heranwachsende Geschlecht mit jener unhistorischen Auffassung der preußischen Geschichte zu durchdringen, nach der diese nichts sein soll, als die Evolution einer dem preußischen Staate immanenten Bestimmung, und mit dem Glauben an den darin liegenden Vorzug zu erfüllen. Dazu wird entgegen dem Wesen der Geschichte und der ersten Prinzipien aller geschichte lichen Erkenntniß der geschichtliche Unterricht mit der Gegenwart begonnen... Wit der Frage, wie und durch wen denn alles das Große geworden, wird der neumodische Krebsgang der geschichtlichen Betrachtung angetreten. Für die Geschichte der Gegenwart und der Vergangenheit werden vorzugsweise die Momente zur Geltung gebracht, die jene conventionelle Auffassung der preußischen Geschichte als zutreffend erweisen. Bei einem solchen Verfahren leistet man Verzicht auf das höchste

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