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Auffassung vom menschlichen Leibe, welche ihn unweigerlich dem Zwange der Naturgeseze überantwortet und ihn als ein Schweres zur Erde zurückkehren läßt, wie die Seele auf ihren Stern. Mit dieser Anschauung über Leib und Seele hänge jene andere zusammen, welche im Körper nichts anderes sehe, als den Kerker und das Grab der büßenden Seele.1)

Einen Irrthum geradezu thierischer Art nennt er sodann die Annahme des Pythagoras, eines der führenden Geister der heidnischen Philosophie (inter primos duces hujus traditionis), über die Seelenwanderung. Indem er die Grundzüge dieser Theorie angibt, ruft er seinem Gegner in oratorischem Affekte zu: „Sieh, worauf nun jene hohe Betrachtung hinausläuft, und welch ein Schicksal Pythagoras in der Thorheit seines Herzens jenem Geschöpfe anzukündigen sich nicht scheut, das nach dem Bilde und Gleichnisse des Schöpfers von allem gemacht ist! Sag' doch, wenn du selbst von dieser Ansicht nicht abweichst, was für eine menschenwürdige Hoffnung du dir noch machen kannst!"

Manegold schließt mit einer leidenschaftlichen persönlichen Bemerkung, welche uns in seinem Gegner Wolfhelm zugleich einen politischen Widersacher erkennen läßt.2) Es hat den

1) Corpus namque ex elementis compactum arbitrantes, quod ipsius ponderosum erat, opinabantur in terram inevitabili necessitate redire, ut spiritu ad stellam comparem redeunte, singula ex quibus concretum corpus constiterat, in matrices essentias retenerentur; unde nihil aliud corpus, quam carcerem et sepulchrum poenitentis animae aestimabant. Ib. c. 22, Migne 155, 170 C D. Vergl. Macrobius, Comment. in somn. Scipionis 1, 22, ed. Eyssenhardt, Leipzig 1893, 578 ff.

2) Hoc enim sensu philosophico fit, ut tu et caeteri complices tui in regno Teutonico constituti, qui ab apostolica sede et obedientia sancti papae Gregorii dissensistis, et ob innumera flagitia damnationis sententiam excepistis, a praesenti corpore separati in futurum saeculum corpus turpius subintretis,

Anschein, als ob in jener Zeit des erbitterten Kampfes zwischen der päpstlichen und kaiserlichen Partei der politische Standpunkt des Einzelnen nicht ohne Einfluß auf seine allgemeine wissenschaftliche Richtung war. Hervorragende Vertreter der päpstlichen Partei treffen wir nicht selten auf der Seite der Verächter weltlicher Wissenschaft.

Von Pythagoras wendet sich Manegold zu Plato. Jene zulezt besprochene „grausame" Doktrin des Pythagoras sei nicht einmal von den nachfolgenden heidnischen Philosophen gebilligt worden. Indeß sezten diese doch nur gelindere Thorheiten an ihre Stelle. Plato habe zwar scharfsinniger als alle übrigen die Uranfänge der Dinge erforscht, aber seine Lehre von der Zusammenseßung der Seele durch schwere Verirrungen verdunkelt mit der Behauptung, daß sie aus einem untheilbaren und theilbaren Wesen, und einer sich gleichen und einer verschiedenen Natur bestehe, und so die Himmels- und Erdkörper belebe.1) Insbesondere verurtheilt Manegold auch die platonische Zahlensymbolik in ihrer Anwendung auf die Seele.

Bezüglich des Wesens der Seele zählt er die sämmtlichen Anschauungen alter Philosophen auf, die sich bei Macrobius2) zusammengetragen finden. Von der platonischen, die Seele sei ein sich selbst bewegendes Wesen, bemerkt

quod cum rursus ferina contagione pollueritis per infinitas species animandorum corporum praecipitati, ad ultimum in visceribus terrae ac sordidis locis conclusi aeterna salute in perpetuum careatis. Opusc. contra Wolf. c. 1, Migne 155, 153 B.

1) Plato acutius caeteris rerum primordia perscrutatus com

positionem animae quibusdam involucris praegravavit et ex individua et dividua essentia, natura eadem et diversa eam constare affirmans, sic coelestia et terrestria corpora per ipsam vivificari commentatus est. Ib. c. 2, Migne 155, 153 C. Vgl. Macrobius 1. c. 1,9 p. 531.

2) Macrobius l. c. 1, 14 p. 543.

er ausdrücklich, daß sie der Wahrheit am nächsten zu kommen. scheine.) Im übrigen ist seine Absicht lediglich, zu zeigen, welch verschiedene und gegensäßliche Bestimmungen über das Wesen der Seele sich in der alten Philosophie finden und wie wenig sie sich mit der christlichen Hoffnung auf ein jenseitiges Reich Gottes vereinigen lassen.

Sehr bedenklich erscheinen ihm sodann gewisse bei Macrobius aufgeführte Meinungen astronomischer und geographischer Art, so die Annahme von vier gegeneinander unzugänglichen Menschenwohnsigen, die Annahme von Gegenfüßlern.2) Wie soll, so ist sein Gedanke, der Glaube der Kirche wahr sein, daß der Erlöser für das ganze Menschengeschlecht erschienen ist, wenn die drei außerhalb unseres Erdtheils lebenden Menschengeschlechter davon ausgenommen werden müssen. Wie soll sich die Verkündigung erfüllen, daß alle Theile der Erde das Heil unseres Gottes schauen werden, wenn es von Menschen bewohnte Bezirke gibt, zu denen die Stimme unserer Propheten und Apostel nicht zu dringen vermag, da die Natur durch unüberschreitbare Zwischenräume von Wasser, Kälte oder Hize daran hindert.3)

Weiterhin kommt Manegold auf die Stelle zu sprechen, wo Macrobius im Anschluß an die alten Gottesgelehrten (secundum theologos) den Ursprung des vous und der

1) Quorum Plato, quod ad verum satis videtur accedere, animam definivit essentiam se moventem. Opusc. contra Wolf. c. 3. Migne 155, 154 A.

2) Quod autem. . de quatuor habitabilibus maculis in circuitu terreni puncti secundum fidem tui Macrobii constitutis et de antipodis seu antoecis per eas incommeabiliter dispositis affirmatur, in quantum periculum talia dicantur, parum mihi attendisse videris. Ib. c. 4, Migne 155, 154 C. cf. Macrobius 1. c. 2, 5 p. 605 ss.

3) si aliqui fines terrae sunt ab hominibus inhabitati, ad quos sonus prophetarum et apostolorum nostrorum natura per inaccessibiles aquarum, frigorum calorumve distantias transire nequivit? Opusc. c. Wolf. c. 4, Migne 155, 154 D.

Seele erörtert. „Gott, so führt Macrobius aus, welcher die erste Ursache ist und so genannt wird, ist allein Anfang und Ursprung von allem, was da ist und zu sein scheint. Dieser erschuf in der überquellenden Fruchtbarkeit seiner Erhabenheit aus sich den Geist. Der Geist, welcher vous genannt wird, bewahrt, sofern er dem Vater zugewendet ist, die volle Aehnlichkeit seines Urhebers, schafft aber aus sich die Seele, auf das Nachfolgende blickend. Die Seele hinwiederum nimmt den Vater, sofern sie ihn schaut, an sich, entartet aber mit dem Zurücktreten jener Beziehung, wenn auch selbst unkörperlich bleibend, zum Aufbau der Körper“. 1)

Hieße nicht, so fragt Manegold, derartigen Gedanken zustimmen, die zahlreichen bereits durch die Väter überwundenen Irrthümer wieder aufleben lassen, so den eines Arius von der Ungleichheit der Personen in der Gottheit oder eines Manichäus, welcher sich den Teufel als einen entarteten Theil der Gottheit und als Schöpfer der schlechten Creaturen dachte ?2) In ähnliche philosophische Fallstricke sei dereinst der große Origenes gerathen. Von Anfang an den weltlichen Lehren der Griechen zu sehr ergeben, habe er es versucht, die unerfaßbare Tiefe der Weisheit und Wissenschaft Gottes mit jenen Anschauungen zu vermischen und sei so zum warnenden Beispiele für die Nachwelt von seiner Höhe herabgesunken. 3)

(Schluß folgt.)

1) Macrobius 1. c. 1, 14 p. 539. Der Text der Manegold'schen Schrift bei Migne stimmt nicht ganz mit dem der citirten Ausgabe des Macrobius von Eyssenhardt überein.

2) Es ist wohl kaum anzunehmen, daß Manegold mit lepterer Bemerkung an ein thatsächliches Bestehen des Manichäismus in Deutschland (vgl. Michael, Gesch. des deutschen Volkes vom 13. Jahrh. b. 3. Ausgang des MA., Freiburg 1899, 2, 271) erinnern wollte.

3) Opusc. contra Wolf. c. 6, Migne 155, 155 f.

XL.

Die Frauenfrage.

II. Der Protestantismus und die Frauen.

Schwerlich kann eine Lage mißlicher sein als die, welche dem Kirchenthum der sog. Reformatoren, insbesondere dem Luthers, durch die Forderung der Frauen bereitet wird, mit den protestantischen Grundsäßen Ernst zu machen oder die selben mit der Lehre des neuen Testaments über die Stellung des Weibes und mit der Geschichte des Christenthums in Einklang zu bringen. Die in der legten Zeit erschienene diesbezügliche Literatur protestantischerseits liefert den Beleg hierfür. Die luthergläubigen männlichen Schriftsteller über diesen Gegenstand suchen die empfindlichen Schwächen des Protestantismus mit derart fragwürdigen Hüllen von Schriftauslegung und Geschichtsentstellung zu verdecken, daß dem wahrheitsliebenden Deutschen darüber die Schamröthe ins Gesicht steigen muß. Indeß lassen sich nicht alle protestantischen Frauen durch diese Vermäntelung der Wahrheit beruhigen. Weiblicherseits werden nämlich Stimmen laut, die, gestüßt auf die moderne protestantische Ansicht von der Bibel oder auf Luther's Principien, eine folgerichtige entschiedene Wendung entweder nach links oder nach rechts fordern.

Indem wir nach beiden Seiten hin einen Blick in die literarischen Erscheinungen der Gegenwart werfen, werden wir als Resultat der verschiedenen, theilweise einander wider

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