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ihnen über die nachapostolische Zeit bis auf Luther. Hierin erhalten sie nun einen feurigen Bundesgenossen an dem Socialdemokraten Bebel, nur mit dem Unterschiede, daß letterer richtig die apostolische Zeit von der folgenden nicht scheidet, da er schreibt: „In diesem Geiste predigten die Apostel und die Kirchenväter, in diesem Geiste wirkte die Kirche das ganze Mittelalter hindurch, indem sie die Klöster schuf und das Cölibat der Priester einführte, und noch heute wirkt sie in diesem Geiste" (S. 43). Was Bebel die Kirchenväter ohne Quellenangabe sagen läßt, steht nun freilich mit der Wahrheit auf gespanntem Fuße. Sein luthergläubiger Gegner Germanicus aber denkt nicht daran, die Entstellung der Väterzeugnisse durch Bebel nachzuweisen. Zur Widerlegung schreibt er nur: „Wenn die Kirchenväter und die katholische Kirche sich auch in diesem Stücke gründlich vom Christenthum verloren haben was kann der silberklare

Quell dafür, daß er getrübt wird?" Im zweiten Jahr hundert findet Germanicus „z. B. noch bei dem Kirchenvater Ignatius die evangelische Besonnenheit. Allein schon seit der Mitte des Jahrhunderts macht sich eine allmählige Steigerung und eine immer mehr zunehmende Ueberschäßung der Askese als einer höheren Stufe der Sittlichkeit mit Ansprüchen auf besondere Verdienstlichkeit geltend“. - Sein Mitstreiter Dr. Baur dagegen nimmt auch Ignatius nicht aus: „Vom zweiten Jahrhundert an wird bereits die Geringschätzung der Ehe durch so ehrwürdige Namen wie Hermas und Ignatius, Justin und Tertullian, 1) Cyprian und Clemens von Alexandrien gestüßt".

Was nun die protestantische Polemik und Geschichtsfälschung in der Gegenwart leistet, um die christliche Ehe

1) Tertullian, der in Folge seines Rigorismus mit der Kirche zerfiel, wird protestantischerseits mit einer gewissen Vorliebe zu den Kirchenvätern" gerechnet.

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und das Klosterleben von der Zeit der Väter bis auf Luther zu dem Zwecke herabzusehen, damit Luthers Ehe als rettende That erscheine, sollte jeden ehrlichen und unterrichteten Protestanten mit Entrüstung erfüllen. Den Höhepunkt hierin dürfte der oftgenannte Gegner Bebels, Germanicus erreicht haben. Was in seinem Buche: „Der Socialismus und die Frau“ von Seite 56 bis 59 geleistet ist, spottet der Vorstellung. Von der Erwähnung Benedikts von Nursia, dem neun Zeilen gewidmet sind, geht er in derselben Zeile auf die Zeit des avignonesischen Exils über, um ohne nähere Quellenangabe einige grauenhafte Einzelnheiten zu erwähnen. Clugny mit seiner Blüthezeit, die Heldengestalten eines Bernhard, Franzikus von Assisi, Dominikus u. s. w. werden nicht erwähnt, dafür aber ein Besuch des Verfassers in einem schismatischen Mönchskloster auf Korsu mit ausführlichen Reflexionen beschrieben. Hiernach hat der Verfasser kein Recht, seinen Gegner Bebel als „diesen Jongleur auf dem Seile der Wahrheit“ (S. 11) zu bezeichnen. Die Geschichtschreibung Bebels ist, wie die Histor.polit. Blätter Bd. 95, S. 683 f. gezeigt haben, allerdings eine Ungeheuerlichfeit. Allein der Leistung des Germanicus gegenüber kann Bebel immerhin sagen: Da sind wir doch noch bessere Menschen. Bezeichnend für diese Art von Geschichtschreibung ist, daß auch Waldemar Kawerau (Die Reformation und die Ehe, S. 32) für die Citate aus den Kirchenvätern nicht auf die Quellen sondern auf Theiners Pamphlet: „Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit“ verweist. Anständiger und wahrheitsliebender hat Dr. Baur in dem Abschnitt: „Die deutsche Frau vor der Reformation") die Geschichte vor Luther behandelt. Die deutschen Christenfrauen stellen sich ihm hauptsächlich in der dreifachen Gestalt der flösterlichen, der fürstlichen und der prophetischen Frau entgegen,

1) Das deutsche evangelische Pfarrhaus 25-56.

und er weiß mit deutschem Patriotismus die schönsten Erscheinungen hervorzuheben. Mit Unrecht indeß hat er die Frau aus dem Volke bezw. die bürgerliche Frau des Hauses unerwähnt gelassen. Wo es solche Frauen an den höchsten Stellen gab, da kann man schließen, daß sie zahlreich in allen Klassen waren. Die beste Gelegenheit hierzu bot die Erwähnung der heiligen Elisabeth von Thüringen. Bei dieser Perle des deutschen Volkes hat aber der Verfasser noch etwas anderes vergessen: die Schilderung des echt christlichen Ehelebens, das Elisabeth mit ihrem Gemahl führte. Hier findet sich thatsächlich die herrlichste Verklärung der Gattenliebe durch die Liebe Christi zu seiner Kirche. Nicht bloß das deutsche Volk, sondern alle christlichen Nationen des Mittelalters hatten unter der Pflege der Kirche sold Ehen gedeihen sehen. Allein bei dieser wahrheitsgetreuen Schilderung des ehelichen Glückes St. Elisabeths, das in der christlichen Askese gegründet war und schließlich der Liebe zu Christus zum Opfer gebracht wurde, hätte um Luthers Familienleben nicht der Glanz der Neuheit erstrahlen fönnen. Im Gegentheil, der etwaige Glanz wäre starf erblichen, wenn die ehemalige Braut Christi, Katharina von Bora, mit Elisabeth in Parallele gestellt und wenn der ehemalige Mönch, der behuss weltlicher Ehe die möglichste Gleichförmigkeit mit Christus verläßt, mit dem fürstlichen Ludwig, der als Kreuzfahrer seiner jungen Gattin Lebewohl jagt, zusammengestellt worden wäre.

Eine andere größere Schwierigkeit aber gegen den ganzen genannten Abschnitt in dem Baur'schen Buche ist dieje. Alle die erwähnten flösterlichen, prophetischen und fürstlichen Frauen sind auf dem Boden der katholischen Anschauung über Ehe und gottgeweihte Jungfräulichkeit gewachsen, den Luther verlassen hat. Was haben sie also mit Luther zu thun? Die Frage wird am peinlichsten dadurch, daß am Schlusse dieses Abschnittes die Nürnberger Familie Pirkheimer und damit die edle, hochgebildete Acbtissin Charitas Pirk

heimer in Erinnerung gebracht wird. Einen schärferen Gegensaß als diese Nonne, die ihre Mitschwestern heldenmüthig zu einem wahren Martyrium für den katholischen Glauben und die gottgelobte Jungfräulichkeit führte, und zwischen Luther fann es einfach nicht geben. Luthers Lehre gegen die Nachfolge Christi in freierwählter Ehelosigkeit war es, die den Vandalismus gegen das Klarenkloster in Nürnberg heraufbeschworen hat. Ein unauslöschlicher Schandfleck der sogen. Reformation als solcher wird die rohe Vernichtung dieses Klosters stets in der Geschichte bleiben. Wie man aber auf die Erwähnung der Aebtiffin Charitas Luthers Heimführung der gelübdebrüchigen Nonne folgen lassen kann, das gehört zu den Räthseln, die das 19. Jahrhundert dem 20. zur Lösung hinterlassen hat. Freilich ist dasselbe nicht schwerer als das andere, wie Luthers Ehe bezw. das Evangelium der Reformation die Lage des weiblichen Geschlechtes verbessert hat und demgemäß die Kraft besigen muß, die Frauenfrage der Gegenwart zu lösen. Dies nöthigt uns von Luthers Ehe aus den Blick auf die heutige Frauenbewegung und die Bemühungen des heutigen Protestantismus zur Lösung der Frauenfrage zu werfen.

Siftor polit Bräter CXXVII 6. (1901).

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XLI.

Eine französische Festgabe zur Jahrhundertwende.

Wie sehr es wünschenswerth gewesen wäre, in Deutschland auch von katholischer Seite dem scheidenden Jahrhundert eine literarische Würdigung zu Theil werden zu lassen, das zeigt die mehr als einseitige Beurtheilung katholischen Wesens und Denkens in Theobald Ziegler's Buch über „die geistigen und socialen Strömungen des 19. Jahrhunderts".) An Mitarbeitern hätte es sicher nicht gefehlt. In Frankreich, wo die Behandlung zeitgemäßer Fragen stets ein dankbares Publikum findet, erkannte man das Bedürfniß, auch vom katholischen Standpunkt den Entwickelungsgang der Menschheit in der Zeit von 1800 bis 1900 zu zeichnen und zu beleuchten, und man kam diesem Bedürfniß durch ein Werk entgegen, das wegen seines gediegenen Gehaltes auch außerhalb Frankreichs die Aufmerksamkeit gebildeter Kreise vollauf verdient.2)

1) Erschienen als Bestandtheil der großen Publikation: Das 19. Jahrhundert in Deutschlands Entwickelung. Berlin 1899.

2) Un Siècle. Mouvement du monde de 1800 à 1900. Publié par les soins d'un comité, sous la présidence de Monseigneur Péchenard. Paris, Oudin. 1900. gr. 8°. XXVI, 914 S. (Fr. 7,50.)

Von demselben Werke erschien bei Goupil in Paris eine illustrirte Ausgabe, 3 Bände, kl. 4o, in drei verschiedenen Ausstattungen. Das mit 100 Lichtbildern illustrirte Prachtwerf tostet, je nach der Ausstattung, 100, 160 oder 300 Franken.

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