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thörichten Englandhaß“. Von entgegengesetter Seite ist in der Sigung geklagt worden: in den officiösen Zeitungen sei gedroht worden, Graf Bülow würde die Aldeutschen mit dem Thorshammer zerschmettern", wovon er jezt schweige. Diese Alldeutschen halten eben zu Rußland, weil sie hoffen, daß das Czarthum in seinem Vorschreiten über den nahen Orient zur Auftheilung Desterreichs schreiten und so die Vergrößerung des deutschen Reichs herbeiführen werde. Daher rührt der Grundsaß der alten Großdeutschen: Rußland ist der Feind! Voller Zorn erinnert sich das Blatt der Alldeutschen: „Das Centrum ist schon in Windthorst's Tagen immer für eine Politik an der Seite Englands gewesen, es hat immer die deutsch-russische Sicherungs- und Rückversicherungspolitik bekämpft“.1)

„Der Draht nach Rußland darf ja nicht zerschnitten werden“: hat der Abgeordnete Dr. Schädler im Reichstag gesagt. Dieses Wort hat dem Reichskanzler Bülow sehr gut gefallen, obwohl der russische Finanzminister in seiner „Handels- und Industriezeitung" furz vorher mit geballter Faust dem Deutschen Reiche den Zollkrieg im Falle der Erhöhung der Getreidezölle ankündigte. Ueberhaupt nimmt die Deutschen-Heße der populären Presse Rußlands immer mehr zu. Wie die Russen in China mit ihren deutschen Verbündeten verfahren, wird auch immer auffälliger. Bezüglich der Mandschurei haben sie ihre Verpflichtung, keinen Landbesiz zu beabsichtigen, ohne weiteres gebrochen; ihre Truppen haben sie schon vor Monaten zurückgezogen, unter den Verbündeten" steht jezt Deutschland mit England, höchstens noch mit einigen Desterreichern und Italienern, allein. Besonders mußte es den deutschen Kaiser tief verstimmen, welche Erfahrungen Graf Waldersee, den er in Petersburg zum Generalissimus der verbündeten Truppen

1) Aus der „Kölnischen Volkszeitung“ vom 26. Febr. d. Js.

in China dringend empfohlen hatte, erleben mußte. Ein Berliner Blatt hat das Alles bereits rechtzeitig vorausgesagt:

„Wenn es nach dem Wunsche der russischen Machthaber geht, kann Graf Waldersee in den fünf Wagen, die er mitgenommen hat, in Tientsin spazieren fahren und sich im KakhiAnzuge und allen möglichen anderen Uniformen photographiren und malen lassen, aber keine internationalen Truppen und am wenigsten Russen zum Kampfe gegen die Chinesen führen. Rußland will sich mit China gut verhalten, will Frieden schließen, will das Protektorat über das Himmlische Reich, wenn nicht ausdrücklich, so doch thatsächlich gewinnen, und in diesem Streben kommt es ihm nicht darauf an, den deutschen Kaiser zu verstimmen und der deutschen Politik entgegenzuwirken. Man mag über dieses Verhalten denken, wie man will, aber man soll der Wirklichkeit offen in's Auge sehen".1)

Am 16. Oktober v. Is. wurde nun die in aller Heimlichkeit verhandelte deutsch-englische Vereinbarung über die Chinapolitik abgeschlossen. Dieselbe betraf zunächst den großartigen Schiffs- und Handelsverkehr in dem Yangtsee - Gebiet, ver bürgte aber auch das Zusammengehen beider Mächte in den kommenden Verwicklungen mit dem „Reich der Mitte". Als das Abkommen bekannt wurde, erklärte das conservative Hauptblatt in Berlin: Daß diese Verständigung gerade mit England getroffen worden ist, erklärt sich wohl durch die mit großer Emphase von der russischen Presse wiederholte Erklärung, daß Rußlands Interessen mit denen Europa's nicht identisch seien. Da bleibt eben nichts übrig, als daß diejenigen, die gleiche Interessen haben, sich zusammenthun; für unsere Stellung in China aber ist nichts wichtiger, als die bisher nie ganz vorhandene Uebereinstimmung unserer Politik mit der Englands“.2) Warum also der Heidenspektakel

1) Aus der „Vossischen Zeitung“ s. Wiener „Neue freie Presse“ vom 7. September 1900.

2) Berliner „Kreuzzeitung“ vom 20. Oktober 1900.

über eine Annäherung mit der Macht über dem Kana l? Troß der unglücklichen deutschen Stellungnahme für Rußland in dem Kriege gegen Japan und dem übereilten KaiserTelegramm an den Buren-Führe in Pretoria vom Januar 1896, waren die englischen Minister stets bereit, die deutschen Interessen in China als mit den englischen absolut identisch anzuerkennen.1) Dagegen schrieb vor Kurzem noch inmitten der journalistischen Deutschenheze der bekannte Czarenfreund Fürst Uchtomski in seinem Blatte:

„Es gibt eine gewisse Sorte. Denker, welche glauben, daß England als Weltmacht, die in allen Welttheilen Besitzungen und Interessen hat, deßhalb uns überall im Wege stehen muß, und daß deßhalb das Schicksal Rußland die unvermeidliche Rolle eines Rivalen Englands aufnöthigt, so lange England nicht gebrochen und zu einer Macht zweiten Ranges herabgedrückt ist. Das Falsche und Unlogische solcher Betrachtungen liegt auf der Hand. Da England einmal in allen Welttheilen zerstreut ist, so ist es klar, daß es seine Interessen überall, wo es solche hat, schüßen muß. Dasselbe unbestreitbare Recht steht auch Rußland zu. Folglich müssen überall, wo die englischen und russischen Interessen sich berühren, sowohl England als Rußland sie in Einklang zu bringen, auszusöhnen, womöglich zu vereinigen suchen, aber durchaus vermeiden, daß fie collidiren". 3)

Möge es dem neuen Reichskanzler gelingen, in den verhängnißvollen Wechselfällen der Zeit daran festzuhalten, was altdeutsch, und nicht neupreußisch-russisch, ist.

1) Vgl. Berliner „Kreuzzeitung“ v. 3. Juli 1895 u. 10. April 1898. 2) Aus der „Wjedomostie“ s. „Kölnische Volkszeitung" vom 6. Februar d. Js.

XLIV.

Zur Geschichte des Visthums Bamberg."

Die Geschichtsforschung wirst sich heute und schon eine

gute Zeit vom vorigen Jahrhundert mit Macht auf die Specialgeschichte. Dies gilt ebenso für die Profan- als für die Kirchenhistorie. Und sie thut nicht schlecht daran. Der Gewinn kommt dem Ganzen zu gute. Wie man ein Land nicht kennt ohne Erforschung seiner Provinzen, und wie man einen Strom und sein Stromgebiet nur dann richtig beschreiben kann, wenn man sich über seine Nebenflüsse und deren Thäler und Gelände unterrichtet hat, ebenso wird die Ueberschau über die Weltbegebenheiten im Großen und die Erkenntniß vom Wirken des göttlichen Geistes in der Kirche Christi nach ihrem ganzen Umfange ohne Zweifel mächtig gefördert, bereinigt,

1886.

1) Die Geschichte des Bisthums Bamberg. Nach den Quellen bearbeitet von Johann Looshorn. Erster Band: Gründung und I. Jahrhundert des Visthums Bamberg oder: Die heiligen Kaiser Heinrich und Kunigunda. München, Zipperer (Thoma) Zweiter Band: Das Bisthum Bamberg von 1102 1303. Zugleich Festschrift zum 700 jährigen Jubiläum des heiligen Bischof Otto. München, Zipperer 1888. — Dritter Band: Das Bisthum Bamberg von 1303-1399. München, Zipperer 1891. Vierter Band: Das Bisthum Bamberg von 1400-1556. 1. Lieferung, München, Zipperer 1900. 2. u. 3. Lieferung, Bamberg, Handelsdruckerei 1900.

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erweitert und geklärt durch Detailschilderungen, vorausgesezt daß sie im richtigen Geiste gezeichnet sind. Die Üniversalgeschichte begnügt sich und muß sich damit begnügen, die wichtigsten, weittragendsten, in ihre Zeit einschneidendsten, Aller Augen bemerkbaren und sich aufdrängenden Ereignisse und Personen, die Führer und Häupter, Regenten, die Träger ihrer Zeitrichtungen, sozusagen die hochragenden Berggipfel in den jeweiligen Perioden der Geschichte vorzuführen. Von den zu Füßen jener Gebirge in weite Ferne hinaus sich erstreckenden ebenen Landen und Niederungen lernen wir in der Regel nur wenig und nur dann ausnahmsweise mehr kennen, wenn sie vielleicht zufällig der Schauplaß welterschütternder Evolutionen waren. Daß übrigens Specialgeschichten, abgesehen von diesem Nußen für das Ganze und Allgemeine, für die speziell Betheiligten, eine Bisthumsgeschichte z. B. also für die Angehörigen jener Diöcese; von hohem Interesse sind, versteht sich von selbst. Erfahrungsgemäß ist man ja oft genug von und in seiner eigenen Heimat recht dürftig orientirt. Man schweift in die Ferne und bleibt dem Schönen, welches so nahe liegt, fremd. Das Herz erweitert sich und die Liebe zur Heimat und die Lust darin zu wohnen, erwacht aufs neue, wenn uns die kundige Hand eines erfahrenen Führers die alten Schäße darin erschließt und aufzeigt, und wenn sich dasjenige als historische Wahrheit gleichsam im Tageslicht erweist, wovon uns nicht selten nur nebelhafte Umrisse in legendärer Form von Jugend auf vorschwebten.

Von diesem Gesichtspunkte betrachtet, würden historische Veröffentlichungen von noch detaillirterer Natur, wie die Geschichte der Pfarreien einer Diöcese, oder die Schilderung eines speciellen Zweiges kirchlicher Amtsthätigkeit, wie des Predigtamtes u. dergl. nicht als unnüße sondern dankenswerthe Leistungen angesehen werden können. Freilich müßten sie von erfahrener Hand und mit Benußung nicht nur einer, sondern aller erreichbaren Quellen, also wahrhaft gründlich gearbeitet. sein, etwa so wie die jüngst erschienene „Geschichte der Predigt in Westfalen" in Mitte und Ausgang des 16. Jahrhunderts von Fl. Landmann. Dieser Autor hat zu seiner Musterschrift

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